Bayrisches Platzl: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 6. November 2018, 15:01 Uhr
Das Bayrische Platzl war eine Stelle in der heutigen Salzburger Elisabeth-Vorstadt, die zur Zeit der Fürsterzbischöfe eine (angebliche) Freistätte der Bayernherzöge (und deren Gesandte) war.
Geschichte
Gemäß einer im Braunau'schen Ehehaftbuch vom Jahre 1595 enthaltenen Urkunde aus dem Jahre 1594 handelte es sich dabei (bei entsprechender Interpretation) um eine Freistätte der Bayernherzöge oder deren Gesandten.
Diese damals noch öde Stätte befindet sich heute in dicht verbautem Stadtgebiet. Sie wird von der Kreuzung Plainstraße – Bayrisch-Platzl-Straße eingenommen und ist von der in der Mitte stehenden Säule gekennzeichnet, die einen Bildstock mit dem Gnadenbild Maria Trost aus der Wallfahrtskirche Maria Plain trägt. Noch im 18. Jahrhundert war an dieser Säule ein drehbarer Ring angebracht, woran ein schlagender Gaul gebunden werden sollte.
Der Platz war angeblich so groß, dass auf ihm 72 gerüstete Pferde Raum fanden. Die Bayernherzöge beanspruchten auf dieser Grundlage das Recht, mit 72 Reitern vor die Stadttore von Salzburg zu ziehen, um die Auslieferung eines aus Bayern geflohenen "malefizischen" (= todeswürdigen) Person zu verlangen, welche sodann auf dem Bayrischen Platzl übergeben werden musste, sowie das Recht dem Flüchtling eine Meile in der Runde mit 72 Reitern nachjagen zu lassen. Der Fleck trug noch 1694 die Bezeichnung "Herzogschranne". Rechtshandlungen sind allerdings nicht belegt.
Dieses, aus einem Missverstehen der Urkunde entstandene Verständnis wurde allerdings von dem Salzburger Rechtsgelehrten und Archivar Johann Franz Thaddäus von Kleimayrn in seiner 1770 erschienenen Schrift „Unparteiische Abhandlung von dem Staate des hohen Erzstiftes Salzburg und dessen Grundverfassung zur rechtlich und geschichtsmäßigen Prüfung des sogenannten „juris regii der Herzoge in Bayern“ weitgehend widerlegt und als „kecke Verletzung der salzburgischen Souveränitätsrechte“ bezeichnet.
Mit dem Umbruch der Jahre 1803 bis 1809 wurde diese Kontroverse gegenstandslos.
Quellen
- „Im Namen ihrer Majestät“, in Salzburger StadtAnzeiger 24.2.1999 S. 12.
- Ritschel, Karl Heinz: Von Salzburg und Salzburgern, Artikel „Rechtsgelehrter und Staatsmann“. Verlag Alfred Winter, Salzburg 1984, ISBN 3-85380-045-9, S. 154 ff. [156]
- Fundstelle in Kurioses über Grenzen hinweg, Ausgabe Mehr Salzburger Grenzfälle, in Schriftenreihe des Landesmedienzentrums, Sonderpublikation Nr. 249, S. 62 f, erschienen im Dezember 2013, ISBN 978-3-85015-275-4
- maps.stadt-salzburg.at, digitaler Stadtplan von Salzburg, unter Suche erscheinende Lage und Verlauf mit dortiger Beschreibung des Salzburger Stadtarchivs