Dienstbote: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Die Seite wurde neu angelegt)
 
Zeile 9: Zeile 9:
  
 
=====Fensterln=====
 
=====Fensterln=====
  wird noch ergänzt
+
Unter '''Fensterln''' verstand man am Land früher nächtliche Freierbesuche beim Schlafzimmerfenster der Mädchen im heiratsfähigen Alter. Für gewöhnlich befand sich das Schlafgemach der Bauerntöchter oder auch der Mägde in ersten Stock und vielfach waren gerade die in Frage kommende Fenster vergittert. Manchmal erkannte man das richtige Fenster, weil die Fensterkreuze verbogen waren.
  
Rund 300.000 Dienstboten gab es in den [[1930er]] Jahren noch Österreich.
+
Das Auskundschaften des richtigen Fensters erforderte einige Erfahrung, denn wenn man das falsche Fenster erwischte, konnte es schon passieren, dass man von einer heftigen Schimpfkanonadade des Bauern oder der Bäuerin empfangen wurde.
 +
 
 +
Es gab aber auch Bauersleute, die sich insgeheim sehr erhofften, dass sich für die To(ö)chter oder Mägde bei deren Fenster Bewerber einfanden (vor allem, wenn es jemand war, der auch den  Bauersleute recht war).
 +
 
 +
Oft war zum Besuch eine Leiter notwendig und es galt, eine solche am Hof nächtens zu finden. Das Fenserln  begann mit einem leisen Klopfen an das Kammerfenster und einem möglichst zärtlichen aber leisen Ruf des betreffenden Mädchennamens. Hatte das Mädchen am Kontakt kein Interesse, so stellten es sich meistens schlafend. Nicht selten wurden aber solche Treffen schon bei früheren Zusammenkünften, wie oder Hochzeiten, Wallfahrten ausgemacht.
 +
 
 +
Es ergab sich ab und zu, dass sich während des Fensterns ein weiterer "Bewerber" einfand. Im Flachgau war es üblich, dass nach dreimaligen Ausspruch "Platz"  die Leiter frei gegeben wurde. Oder es kam zu einer Rauferei, bei der eben der Stärkere das Recht erzwang, weiterhin auf der Leiter bleiben zu können.
 +
 
 +
Die Gespräche am Kammerfenster zweifellos oft überaus reizvoll und beglückend, eben so schön, wie es in der Liebe ablaufen kann. Und es erforderte von den Burschen einigen Mut, Fenstern zu gehen. 
 +
Bösartige oder enttäuschte Freier ließen ab und zu die Leiter beim Kammerfenster angelehnt, denn es es galt als Schande, wenn am Morgen noch eine Leiter beim Kammerfenster lehnte. Man konnte ja auch vermuten, dass sich der Bursch noch in der Mädchenkammer befand.
 +
 
 +
Erst später, wenn die Beziehung schon offizielleren Charakter hatte, wurde das Haus durch die Haustüre betreten.
 +
 
 +
Als mit dem Beginn der allgemeinen Motorisierung auch vielfach auch schon die Burschen Autos hatten, hat sich das Kennenlernen sehr rasch in gemeinsame Besuche von Kinos oder Discos u. sonstige Veranstaltungen verlagert. 
 +
 
 +
 
 +
 
 +
 
 +
 
 +
wird noch ergänzt
 +
 
 +
Rund 300.000 Dienstboten gab es in den [[1930er]] Jahren noch Österreich.
  
 
==Quelle==
 
==Quelle==

Version vom 1. August 2009, 11:21 Uhr

Dienstboten waren einst, vor allem am Land, besitzlose Knechte und Mägde.

Geschichte

Franz Innerhofer, Sohn einer Magd in Krimml im Oberpinzgau, schildert in seinen Büchern den harten und trostlosen Alltag von Dienstboten im Salzburger Land, wie man ihn noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erleben konnte.

Darin schreibt er u. a. dass Pfarrer von der Kanzler in ihren Predigten gegen vorehelichen Geschlechtsverkehr wetterten und dabei nur die Dienstboten anschauten. Selbst die Kirche betrachtete sie nicht als Christen in dem Sinne, denn sie gingen nur zur Messe, weil sie von ihren Dienstherren dazu gezwungen wurden. Kirchgangverweigerung hätte dazu geführt, dass der Bauern die Person verhungern hätte lassen oder sie am selben Tag noch vom Hof verjagt hätte.

Besonders die Frauen litten unter Rechtlosigkeit der Dienstboten. Mägde durften in den allermeisten Fälle nicht heiraten, weil sie als Arbeitskräfte notwendig waren. Nur heimlich konnten sie Liebschaften haben. Nahm beispielsweise eine Magd das Taschenmesser eines Knechts beim Jausnen, so konnte man davon ausgehen, dass der Knecht noch am selben Abend sie in ihrer Kammer besuchte.

Fensterln

Unter Fensterln verstand man am Land früher nächtliche Freierbesuche beim Schlafzimmerfenster der Mädchen im heiratsfähigen Alter. Für gewöhnlich befand sich das Schlafgemach der Bauerntöchter oder auch der Mägde in ersten Stock und vielfach waren gerade die in Frage kommende Fenster vergittert. Manchmal erkannte man das richtige Fenster, weil die Fensterkreuze verbogen waren.

Das Auskundschaften des richtigen Fensters erforderte einige Erfahrung, denn wenn man das falsche Fenster erwischte, konnte es schon passieren, dass man von einer heftigen Schimpfkanonadade des Bauern oder der Bäuerin empfangen wurde.

Es gab aber auch Bauersleute, die sich insgeheim sehr erhofften, dass sich für die To(ö)chter oder Mägde bei deren Fenster Bewerber einfanden (vor allem, wenn es jemand war, der auch den Bauersleute recht war).

Oft war zum Besuch eine Leiter notwendig und es galt, eine solche am Hof nächtens zu finden. Das Fenserln begann mit einem leisen Klopfen an das Kammerfenster und einem möglichst zärtlichen aber leisen Ruf des betreffenden Mädchennamens. Hatte das Mädchen am Kontakt kein Interesse, so stellten es sich meistens schlafend. Nicht selten wurden aber solche Treffen schon bei früheren Zusammenkünften, wie oder Hochzeiten, Wallfahrten ausgemacht.

Es ergab sich ab und zu, dass sich während des Fensterns ein weiterer "Bewerber" einfand. Im Flachgau war es üblich, dass nach dreimaligen Ausspruch "Platz" die Leiter frei gegeben wurde. Oder es kam zu einer Rauferei, bei der eben der Stärkere das Recht erzwang, weiterhin auf der Leiter bleiben zu können.

Die Gespräche am Kammerfenster zweifellos oft überaus reizvoll und beglückend, eben so schön, wie es in der Liebe ablaufen kann. Und es erforderte von den Burschen einigen Mut, Fenstern zu gehen. Bösartige oder enttäuschte Freier ließen ab und zu die Leiter beim Kammerfenster angelehnt, denn es es galt als Schande, wenn am Morgen noch eine Leiter beim Kammerfenster lehnte. Man konnte ja auch vermuten, dass sich der Bursch noch in der Mädchenkammer befand.

Erst später, wenn die Beziehung schon offizielleren Charakter hatte, wurde das Haus durch die Haustüre betreten.

Als mit dem Beginn der allgemeinen Motorisierung auch vielfach auch schon die Burschen Autos hatten, hat sich das Kennenlernen sehr rasch in gemeinsame Besuche von Kinos oder Discos u. sonstige Veranstaltungen verlagert.



wird noch ergänzt

Rund 300.000 Dienstboten gab es in den 1930er Jahren noch Österreich.

Quelle