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==Leben==
 
==Leben==
Johann Mathoi wurde als Sohn des Johann und der Therese Mathoi, geborene Dorninger, in Wien geboren. Die Schulzeit verbrachte er in Bozen und in Meran. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] erlitt er durch einen Granatsplitter eine schwere Schädel- und Hirnverletzung und wurde in die Versehrtenstufe III gereiht. [[1923]] verzog Mathoi nach Innsbruck. Er arbeitete als gelernter Maschinenschlosser ab [[1926]] bei den [[Österreichische Bundesbahnen|Österreichischen Bundesbahnen]]. Er war zu dieser Zeit mit Marion, geborene Moser, verheiratet und bekam [[1924]] einen Sohn, der nach seiner Scheidung beim Vater verblieb.
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Johann Mathoi wurde als Sohn des Johann und der Therese Mathoi, geborene Dorninger, in Wien geboren. Die Schulzeit verbrachte er in Bozen und in Meran. Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] erlitt er durch einen Granatsplitter eine schwere Schädel- und Hirnverletzung und wurde in die Versehrtenstufe III gereiht. [[1923]] verzog Mathoi nach Innsbruck. Er arbeitete als gelernter Maschinenschlosser ab [[1926]] bei den [[Österreichische Bundesbahnen|Österreichischen Bundesbahnen]]. Er war zu dieser Zeit mit Marion, geborene Moser, verheiratet und bekam [[1924]] einen Sohn, der nach seiner Scheidung beim Vater verblieb.
    
==Karriere als NSDAP- und SA-Angehöriger==
 
==Karriere als NSDAP- und SA-Angehöriger==
Als Bahnbediensteter war Mathoi auch im Bezirk Kitzbühel tätig. Hier begann auch seine Karriere als [[Nationalsozialisten|Nationalsozialist]]. Am [[20. Oktober]] [[1930]] trat er in die NSDAP und gleichzeitig auch in die SA ein. Seine Mitgliedsnummer war 361.384. Als Begründung für diesen Schritt gab er während seiner Hauptverhandlung im Jahr [[1948]] seine Unzufriedenheit mit den sozialen Verhältnissen in Österreich und seine persönliche Überzeugung an. [[1932]] wurde Mathoi zum SA-Scharführer ernannt und erhielt damit seinen ersten SA-Dienstgrad. Bereits Ende des Jahres wurde er SA-Truppführer und im darauffolgenden Frühjahr [[1933]] SA-Sturmführer. Er war in diesen Jahren federführend mit dem Aufbau von drei Ortsgruppen im Bezirk Kitzbühel befasst. Nach dem von ihm veranlassten illegalen Aufmarsch einer SA-Abteilung in St. Johann in Tirol verbüßte er eine kurze Haftstrafe in Innsbruck. In diesem Zusammenhang verwies man Mathoi behördlicherseits aus dem Bezirk. Seine Berufung dagegen wurde wegen Fristversäumnis abgewiesen. Mathoi verließ anschließend den Bezirk und verzog nach [[Saalfelden]].
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Als Bahnbediensteter war Mathoi auch im [[Bezirk Kitzbühel]] tätig. Hier begann auch seine Karriere als [[Nationalsozialisten|Nationalsozialist]]. Am [[20. Oktober]] [[1930]] trat er in die NSDAP und gleichzeitig auch in die SA ein. Seine Mitgliedsnummer war 361.384. Als Begründung für diesen Schritt gab er während seiner Hauptverhandlung im Jahr [[1948]] seine Unzufriedenheit mit den sozialen Verhältnissen in Österreich und seine persönliche Überzeugung an. [[1932]] wurde Mathoi zum SA-Scharführer ernannt und erhielt damit seinen ersten SA-Dienstgrad. Bereits Ende des Jahres wurde er SA-Truppführer und im darauffolgenden Frühjahr [[1933]] SA-Sturmführer. Er war in diesen Jahren federführend mit dem Aufbau von drei Ortsgruppen im Bezirk Kitzbühel befasst. Nach dem von ihm veranlassten illegalen Aufmarsch einer SA-Abteilung in [[St. Johann in Tirol]] verbüßte er eine kurze Haftstrafe in Innsbruck. In diesem Zusammenhang verwies man Mathoi behördlicherseits aus dem Bezirk. Seine Berufung dagegen wurde wegen Fristversäumnis abgewiesen. Mathoi verließ anschließend den Bezirk und verzog nach [[Saalfelden]].
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Mathoi arbeitete weiterhin für die Bundesbahnen, wurde jedoch im August oder September 1933 endgültig aus seinem Dienstverhältnis entlassen, da er sich weigerte, gegenüber der damaligen österreichischen Bundesregierung eine Treueerklärung abzugeben. Am [[10. August]] 1933 wurde Mathoi trotz seines Aufenthaltsverbotes in Kitzbühel gesichtet. Mathoi leugnete gegenüber dem die Angelegenheit untersuchenden Rayonsinspektor Josef Kleinlercher zuerst seine Identität. Nach der Aufforderung, sich auszuweisen, zogen Mathoi und der ihn begleitende Georg Fuchslechner anstelle ihrer Papiere Pistolen und bedrohten den [[Gendarmerie|Gendarmen]]. Dieser ging in Deckung und die beiden Männer konnten fliehen. Nach beiden wurde nachfolgend gefahndet.
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Mathoi arbeitete weiterhin für die Bundesbahnen, wurde jedoch im August oder September 1933 endgültig aus seinem Dienstverhältnis entlassen, da er sich weigerte, gegenüber der damaligen österreichischen Bundesregierung eine Treueerklärung abzugeben. Am [[10. August]] 1933 wurde Mathoi trotz seines Aufenthaltsverbotes in [[Kitzbühel]] gesichtet. Mathoi leugnete gegenüber dem die Angelegenheit untersuchenden Rayonsinspektor Josef Kleinlercher zuerst seine Identität. Nach der Aufforderung, sich auszuweisen, zogen Mathoi und der ihn begleitende Georg Fuchslechner anstelle ihrer Papiere Pistolen und bedrohten den [[Gendarmerie|Gendarmen]]. Dieser ging in Deckung und die beiden Männer konnten fliehen. Nach beiden wurde nachfolgend gefahndet.
 
   
 
   
 
Später sollte sich Mathoi im Rahmen der gerichtlichen Hauptverhandlung (1948) für seine illegale Rückkehr in den Bezirk Kitzbühel damit rechtfertigen, dass er auf Grund der kurzen Zeit, die ihm nach der Ausweisung bis zum Verlassen des Bezirkes blieb, keine Möglichkeit hatte, seine Besitztümer mitzunehmen. Dies sei der Grund für seine Rückkehr gewesen. Auch gab er damals an, dass nur Fuchslechner seine Pistole gezogen und er selbst zu keiner Zeit den Gendarmen bedroht habe. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Fuchslechner zu dieser Zeit das [[Ingolstädter Haus]] im Auftrag des Eigentümers [[Alpenverein]] bewirtschaftet hat. Das Ingolstädter Haus liegt in den [[Berchtesgadener Alpen]] im [[Steinernes Meer|Steinernen Meer]] nahe der deutsch-österreichischen Grenze.
 
Später sollte sich Mathoi im Rahmen der gerichtlichen Hauptverhandlung (1948) für seine illegale Rückkehr in den Bezirk Kitzbühel damit rechtfertigen, dass er auf Grund der kurzen Zeit, die ihm nach der Ausweisung bis zum Verlassen des Bezirkes blieb, keine Möglichkeit hatte, seine Besitztümer mitzunehmen. Dies sei der Grund für seine Rückkehr gewesen. Auch gab er damals an, dass nur Fuchslechner seine Pistole gezogen und er selbst zu keiner Zeit den Gendarmen bedroht habe. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Fuchslechner zu dieser Zeit das [[Ingolstädter Haus]] im Auftrag des Eigentümers [[Alpenverein]] bewirtschaftet hat. Das Ingolstädter Haus liegt in den [[Berchtesgadener Alpen]] im [[Steinernes Meer|Steinernen Meer]] nahe der deutsch-österreichischen Grenze.
Es wurde im Jahr 1928/29 auf 2 119 [[M ü. A.|m Höhe]] erbaut, befindet sich an der deutsch-österreichischen Grenze und ermöglichte damit Mathoi (und vielen anderen, Anmerkung) den häufigen illegalen Übertritt der Grenze nach Deutschland. Fuchslechner gab Mathoi aber auch Unterkunft in seiner Wohnung in Saalfelden.
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Es wurde im Jahr 1928/29 auf 2 119 [[M ü. A.|m Höhe]] erbaut, etwa 800 Meter westliche der deutsch-österreichischen Grenze auf Salzburger Gebiet und ermöglichte damit Mathoi (und vielen anderen, Anmerkung) den häufigen illegalen Übertritt der Grenze nach Deutschland. Fuchslechner gab Mathoi aber auch Unterkunft in seiner Wohnung in Saalfelden.
    
==Das Schussattentat in Saalfelden==
 
==Das Schussattentat in Saalfelden==
Zusammen mit Fuchslechner überfiel Mathoi am [[17. August]] 1933 eine Gruppe von [[Heimwehr]]angehörigen, die nach einer Übung von ihrem Exerzierplatz, der sich etwas außerhalb des Ortes bei der Saalfeldener [[Dillingermühle]] befand, unterwegs zurück nach Saalfelden waren. Sie wurden dabei von Fuchslechner und Mathoi aus dem Hinterhalt beschossen.  
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Zusammen mit Fuchslechner überfiel Mathoi am [[17. August]] 1933 eine Gruppe von [[Heimwehr]]angehörigen, die nach einer Übung von ihrem Exerzierplatz, der sich etwas außerhalb des Ortes bei der Saalfeldener [[Dillingermühle]] befand, unterwegs zurück nach Saalfelden waren. Sie wurden dabei von Fuchslechner und Mathoi aus dem Hinterhalt beschossen.  
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Heimwehr-Ortsgruppenführer Haymo Hilzensauer und der 18-jährige Josef Somvi wurden beide durch Pistolenschüsse an den Beinen verletzt. Im Schutz der Dunkelheit war es den angegriffenen Heimwehrmännern nicht möglich, die Attentäter auszumachen. Im Zuge der nachfolgenden Ermittlungen konnten die beiden jedoch als mutmaßliche Täter ausgeforscht werden. Fuchslechner verblieb in Salzburg, Mathoi setzte sich jedoch nach Bayern ab und trat dort der Österreichischen Legion bei.
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Heimwehr-Ortsgruppenführer Haymo Hilzensauer und der 18-jährige Josef Somvi wurden beide durch Pistolenschüsse an den Beinen verletzt. Im Schutz der Dunkelheit war es den angegriffenen Heimwehrmännern nicht möglich, die Attentäter auszumachen. Im Zuge der nachfolgenden Ermittlungen konnten die beiden jedoch als mutmaßliche Täter ausgeforscht werden. Fuchslechner verblieb in Salzburg, Mathoi setzte sich jedoch nach [[Bayern]] ab und trat dort der Österreichischen Legion bei.
    
==Militärische Ausbildung==
 
==Militärische Ausbildung==
Johann Mathoi erhielt nachfolgend seine militärische Ausbildung in verschiedenen Lagern wie Lechfel und Wöllersdorf. [[1938]] nahm er auch an einem Schulungslehrgang im Lager Aurach, [[Tirol]], teil. Obwohl er in der Legion seine Karriere in der SA neu beginnen musste, stieg er bis zum „[[Anschluss]]“ Österreichs in den Rang eines Obersturmbannführeres auf. Als Mitglied der Legion, die zusammen mit den deutschen Truppen Österreich besetzte, marschierte auch Mathoi in Österreich ein. Als die Legion in Wien aufgelöst wurde, zog Mathoi nach Innsbruck und arbeitete dort als Ausbildner für das Wehrsportabzeichen. Bereits Ende 1938 übernahm er das Kommando über die lokale SA-Standarte und verblieb in dieser Funktion bis zu seiner Einberufung in die Wehrmacht am [[27. August]] [[1939]].
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Johann Mathoi erhielt nachfolgend seine militärische Ausbildung in verschiedenen Lagern wie Lechfeld und Wöllersdorf. [[1938]] nahm er auch an einem Schulungslehrgang im Lager Aurach, [[Tirol]], teil. Obwohl er in der Legion seine Karriere in der SA neu beginnen musste, stieg er bis zum „[[Anschluss]]“ Österreichs in den Rang eines Obersturmbannführers auf. Als Mitglied der Legion, die zusammen mit den deutschen Truppen Österreich besetzte, marschierte auch Mathoi in Österreich ein. Als die Legion in Wien aufgelöst wurde, zog Mathoi nach Innsbruck und arbeitete dort als Ausbildner für das Wehrsportabzeichen. Bereits Ende 1938 übernahm er das Kommando über die lokale SA-Standarte und verblieb in dieser Funktion bis zu seiner Einberufung in die Wehrmacht am [[27. August]] [[1939]].
    
==Mathois Rolle im Novemberpogrom==
 
==Mathois Rolle im Novemberpogrom==
Mathoi folgte zusammen mit seinem Vorgesetzten Vinzenz Waidacher am späten Abend des 9. Novembers seiner Einberufung in die Gauleitung Innsbruck. Gauleiter [[Franz Hofer (Gauleiter)|Franz Hofer]], eben von einer Parteikundgebung aus München heimgekehrt, teilte den anwesenden Funktionären der [[SS]], der SA und des [[NSKK]] mit, dass der deutsche Botschaftsrat vom Rath seinen Verletzungen, die er durch ein Attentat des jüdischen Studenten Herschel Grynszpan erlitten hatte, erlegen war und es daher zu einer Vergeltungsmaßnahme an den im Reich lebenden [[Juden]] kommen müsse.  
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Mathoi folgte zusammen mit seinem Vorgesetzten Vinzenz Waidacher am späten Abend des 9. Novembers seiner Einberufung in die Gauleitung Innsbruck. Gauleiter [[Franz Hofer (Gauleiter)|Franz Hofer]], eben von einer Parteikundgebung aus München heimgekehrt, teilte den anwesenden Funktionären der [[SS]], der SA und des [[NSKK]] mit, dass der deutsche Botschaftsrat Ernst vom Rath seinen Verletzungen, die er durch ein Attentat des jüdischen Studenten Herschel Grynszpan erlitten hatte, erlegen war und es daher zu einer Vergeltungsmaßnahme an den im Reich lebenden [[Juden]] kommen müsse.  
    
Mathoi und Weidacher begaben sich anschließend in das SA-Lokal in der Innsbrucker Bürgerstraße 10, wo bereits 20 bis 30 SA-Angehörige versammelt waren. Ihnen wurden die Anweisungen Hofers vermittelt. Es gibt zwei gegensätzliche Aussagen, wer diese Anweisungen weitergegeben hat. Es war jedenfalls entweder Waidacher oder Mathoi selbst. Letzteres wurde im späteren Gerichtsverfahren von mehreren SA-Angehörigen bestätigt. Auf die Frage, ob man die Juden auch „kalt machen“ könne, soll Mathoi geantwortet haben, es könne jeder tun, wie er wolle. Mathoi soll damals dezidiert die Gewaltausübung gegen Juden gefordert haben. Die SA-Trupps wurden mit den Adressen der damals in Innsbruck lebenden Juden versehen.  
 
Mathoi und Weidacher begaben sich anschließend in das SA-Lokal in der Innsbrucker Bürgerstraße 10, wo bereits 20 bis 30 SA-Angehörige versammelt waren. Ihnen wurden die Anweisungen Hofers vermittelt. Es gibt zwei gegensätzliche Aussagen, wer diese Anweisungen weitergegeben hat. Es war jedenfalls entweder Waidacher oder Mathoi selbst. Letzteres wurde im späteren Gerichtsverfahren von mehreren SA-Angehörigen bestätigt. Auf die Frage, ob man die Juden auch „kalt machen“ könne, soll Mathoi geantwortet haben, es könne jeder tun, wie er wolle. Mathoi soll damals dezidiert die Gewaltausübung gegen Juden gefordert haben. Die SA-Trupps wurden mit den Adressen der damals in Innsbruck lebenden Juden versehen.  
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[[Kategorie:Saalfelden am Steinernen Meer]]
 
[[Kategorie:Saalfelden am Steinernen Meer]]
 
[[Kategorie:Pinzgau]]
 
[[Kategorie:Pinzgau]]
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[[Kategorie:Wien]]