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| | Von den Entbehrungen gezeichnet, kehrte Karl Reinthaler [[1945]] nach [[Saalfelden]] zurück. Der militärischen Kapitulation im Jahr 1945 folgte jedoch keineswegs die allgemein verbreitete Einsicht über den Irrweg des Nationalsozialismus. Die "Stunde Null", den vollständigen Bruch mit der NS-Vergangenheit, gab es auf der Ebene der Verfassung und der Ordnung der Institutionen, nicht aber bei den Mentalitäten und Einstellungen. Die tiefe und verbreitete Feindseligkeit der Österreicher gegenüber den Juden, die bereits im [[19. Jahrhundert]] durch Ausgrenzung und Argwohn sichtbar wurde, konnte nicht in einer kurzen Übergangszeit verschwinden. Ebenso war es nicht sofort möglich, die tiefen Gräben zwischen den jeweiligen parteipolitischen Lagern auszuräumen. Die Konflikte der 1. Republik und die bürgerkriegsähnlichen Zustände während des Ständestaates waren dafür noch zu greifbar. | | Von den Entbehrungen gezeichnet, kehrte Karl Reinthaler [[1945]] nach [[Saalfelden]] zurück. Der militärischen Kapitulation im Jahr 1945 folgte jedoch keineswegs die allgemein verbreitete Einsicht über den Irrweg des Nationalsozialismus. Die "Stunde Null", den vollständigen Bruch mit der NS-Vergangenheit, gab es auf der Ebene der Verfassung und der Ordnung der Institutionen, nicht aber bei den Mentalitäten und Einstellungen. Die tiefe und verbreitete Feindseligkeit der Österreicher gegenüber den Juden, die bereits im [[19. Jahrhundert]] durch Ausgrenzung und Argwohn sichtbar wurde, konnte nicht in einer kurzen Übergangszeit verschwinden. Ebenso war es nicht sofort möglich, die tiefen Gräben zwischen den jeweiligen parteipolitischen Lagern auszuräumen. Die Konflikte der 1. Republik und die bürgerkriegsähnlichen Zustände während des Ständestaates waren dafür noch zu greifbar. |
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| − | Und die Entnazifizierung bedeutete in Saalfelden keineswegs nur einen rein bürokratischen Vorgang: Opfer und Täter kannten sich dafür zu gut und waren zudem auch räumlich eng miteinander verbunden. Während rechtliche und politische Konsequenzen gezogen wurden, wurden die sozialen Auswirkungen zu ignorieren versucht und blieben oftmals ungeklärt. An seinem Entschluss, für die Allgemeinheit Positives bewirken zu wollen, hielt Reinthaler aber unbeirrt fest. [[1945]] wurde er in den Saalfeldener Gemeindevorstand sowie in den Salzburger Landtag gewählt. Schwerer Rheumatismus zwang ihn jedoch, [[1948]] seine Tätigkeit als Landtagsabgeordneter zurückzulegen. Es folgten 16 Jahre als Fraktionsobmann der [[SPÖ]] und acht Jahre als Vizebürgermeister, in denen er als Rechts- und Schulreferent auf sich aufmerksam machte. | + | Und die Entnazifizierung bedeutete in Saalfelden keineswegs nur einen rein bürokratischen Vorgang: Opfer und Täter kannten sich dafür zu gut und waren zudem auch räumlich eng miteinander verbunden. Während rechtliche und politische Konsequenzen gezogen wurden, wurden die sozialen Auswirkungen zu ignorieren versucht und blieben oftmals ungeklärt. An seinem Entschluss, für die Allgemeinheit Positives bewirken zu wollen, hielt Reinthaler aber unbeirrt fest. [[1945]] wurde er in den Saalfeldener Gemeindevorstand sowie in den Salzburger Landtag gewählt. Schwerer Rheumatismus zwang ihn jedoch, [[1948]] seine Tätigkeit als Landtagsabgeordneter zurückzulegen. Es folgten 16 Jahre als Fraktionsobmann der [[SPÖ]] und ab [[1965]] acht Jahre als Vizebürgermeister, in denen er als Rechts- und Schulreferent auf sich aufmerksam machte. |
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| − | [[1972]] folgte sein "dichtester Lebensabschnitt": Er folgte [[Adam Pichler]] in das Amt des [[Bürgermeister]]s nach. In seiner Amtszeit verzeichnete Saalfelden grundlegende Veränderungen, die sich auf alle Lebensbereiche erstreckten. Das Altersheim wurde ausgebaut, Schulen erweitert, ein Rehabilitationszentrum errichtet und der Reinhalteverband gegründet. Doch die mit Freude übernommene Belastung wurde zur Überlastung. Die Ärzte diagnostizierten Dickdarmkrebs und er musste nach fünfeinhalbjähriger Amtszeit als Bürgermeister zurücktreten. | + | [[1972]] folgte sein "dichtester Lebensabschnitt": Er folgte [[1973]] [[Adam Pichler]] in das Amt des [[Bürgermeister von Saalfelden|Bürgermeister]]s nach. In seiner Amtszeit verzeichnete Saalfelden grundlegende Veränderungen, die sich auf alle Lebensbereiche erstreckten. Das Altersheim wurde ausgebaut, Schulen erweitert, ein Rehabilitationszentrum errichtet und der Reinhalteverband gegründet. Doch die mit Freude übernommene Belastung wurde zur Überlastung. Die Ärzte diagnostizierten Dickdarmkrebs und er musste [[1978]] nach fünfeinhalbjähriger Amtszeit als Bürgermeister zurücktreten. |
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| | Nach seiner zwangsläufigen Pensionierung war es Karl Reinthaler ein großes Anliegen, bei besonderen Anlässen als Zeitzeuge aufzutreten. Er sprach zum 50. Jahrestag der Zweiten Republik, besuchte zahlreiche Schulen und diskutierte mit ehemaligen Wehrmachtssoldaten bei der Wehrmachtsausstellung [[1998]] in [[Salzburg]]. | | Nach seiner zwangsläufigen Pensionierung war es Karl Reinthaler ein großes Anliegen, bei besonderen Anlässen als Zeitzeuge aufzutreten. Er sprach zum 50. Jahrestag der Zweiten Republik, besuchte zahlreiche Schulen und diskutierte mit ehemaligen Wehrmachtssoldaten bei der Wehrmachtsausstellung [[1998]] in [[Salzburg]]. |