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[[Datei:Roessler Astrid Glockner Oeko Fonds 2013.jpg|thumb|LH-Stv. Dr. Astrid Rössler]]
 
[[Datei:Roessler Astrid Glockner Oeko Fonds 2013.jpg|thumb|LH-Stv. Dr. Astrid Rössler]]
 
[[Datei: Glockner_Fonds 2013.jpg|thumb| von links:  Dr. [[Johannes Hörl]] (Vorstand der [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]]), [[Landeshauptmann|LH]]-Stv. Dr. [[Astrid Rössler]], die beiden Preisträger Dr. [[Johannes Neumayer]] und Tobias Schernhammer]]
 
[[Datei: Glockner_Fonds 2013.jpg|thumb| von links:  Dr. [[Johannes Hörl]] (Vorstand der [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]]), [[Landeshauptmann|LH]]-Stv. Dr. [[Astrid Rössler]], die beiden Preisträger Dr. [[Johannes Neumayer]] und Tobias Schernhammer]]
[[Datei:Winding Norbert.jpg|thumb|Dr. Norber Winding, Haus der Natur]]
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[[Datei:Winding Norbert.jpg|thumb|Dr. Norbert Winding, Haus der Natur]]
 
[[Datei:Stueber Eberhard Glockner oeko Fonds 2013.jpg|thumb|DDr. Eberhard Stüber]]
 
[[Datei:Stueber Eberhard Glockner oeko Fonds 2013.jpg|thumb|DDr. Eberhard Stüber]]
 
Im Jahr [[1993]] wurde der '''Glockner-Öko-Fonds''' auf Initiative des damaligen [[Großglockner Hochalpenstraßen AG|GROHAG]]-Vorstandes DDr. [[Karl Gollegger]] und Prof. DDr. [[Eberhard Stüber]], der in der Folge auch über viele Jahre den Vorsitz in der Jury führte, ins Leben gerufen.
 
Im Jahr [[1993]] wurde der '''Glockner-Öko-Fonds''' auf Initiative des damaligen [[Großglockner Hochalpenstraßen AG|GROHAG]]-Vorstandes DDr. [[Karl Gollegger]] und Prof. DDr. [[Eberhard Stüber]], der in der Folge auch über viele Jahre den Vorsitz in der Jury führte, ins Leben gerufen.
    
== Allgemeines ==
 
== Allgemeines ==
Die Eröffnung des [[Dr.-Wilfried-Haslauer-Haus|Hauses "Alpine Naturschau"]] auf knapp 2 300 [[m ü. A.]] an der [[Großglockner Hochalpenstraße]], das seit 1989 auch eine alpine Forschungsstation beherbergt, war damals Anlass, die Forschung im [[Nationalpark Hohe Tauern]], insbesondere im Umfeld der Großglockner Hochalpenstraße, durch diesen Fonds zu unterstützen. Gerade kleinere Forschungsprojekte von Studierenden oder jungen Wissenschafterinnen und Wissenschaftern sollten so ermöglicht werden.
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Die Eröffnung des [[Dr.-Wilfried-Haslauer-Haus|Hauses "Alpine Naturschau"]] auf knapp 2 300 [[m ü. A.]] an der [[Großglockner Hochalpenstraße]], das seit 1989 auch eine alpine Forschungsstation beherbergt, war damals Anlass, die Forschung im [[Nationalpark Hohe Tauern]], insbesondere im Umfeld der Großglockner Hochalpenstraße, durch diesen Fonds zu unterstützen. Gerade kleinere Forschungsprojekte von Studierenden oder jungen Wissenschaftern sollten so ermöglicht werden.
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Eine Jury, bestehend aus Vertretern der Wissenschaft, von Naturschutz-Organisationen und dem Nationalpark Hohe Tauern, beurteilt jährlich die eingereichten Projekte. Prof. Roman Türk, Mitglied und Präsident des Österreichischen Naturschutzbundes würdigte die besondere Bedeutung des Glockner-Öko-Fonds, insbesondere für junge Wissenschafter.
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Eine Jury, bestehend aus Vertretern der Wissenschaft, von [[Naturschutz]]-Organisationen und dem Nationalpark Hohe Tauern, beurteilt jährlich die eingereichten Projekte. Prof. Roman Türk, Mitglied und Präsident des Österreichischen Naturschutzbundes würdigte die besondere Bedeutung des Glockner-Öko-Fonds, insbesondere für junge Wissenschafter.
    
In den 20 Jahren konnten so 32 Projekte entweder dadurch, dass sie damit zur Gänze finanziert wurden oder dadurch, dass zumindest eine erste Startförderung gegeben wurde, umgesetzt werden. Insgesamt wurde somit ein Gesamtförderbeitrag von über 150.000 Euro an die prämierten Förderungswerberinnen und -werber ausgeschüttet. Insgesamt hat die Jury über 100 Forschungsprojekte beurteilt.
 
In den 20 Jahren konnten so 32 Projekte entweder dadurch, dass sie damit zur Gänze finanziert wurden oder dadurch, dass zumindest eine erste Startförderung gegeben wurde, umgesetzt werden. Insgesamt wurde somit ein Gesamtförderbeitrag von über 150.000 Euro an die prämierten Förderungswerberinnen und -werber ausgeschüttet. Insgesamt hat die Jury über 100 Forschungsprojekte beurteilt.
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== Förderbetrag auf 20.000 Euro verdoppelt ==
 
== Förderbetrag auf 20.000 Euro verdoppelt ==
Für das 20. Bestandsjubiläum 2013 wird der Förderbeitrag verdoppelt, so dass heuer 20.000 Euro an Projekte vergeben werden können. Die Festschrift, die einen Rückblick über 20 Jahre Glockner-Öko-Fonds gibt, wurde mit heutigem Tag den interessierten Gästen und Experten - darunter auch die 2. [[Landtagspräsident]]in [[Gudrun Mosler-Törnström]], LDir [[Roland Brunhofer]], die [[Bezirkshauptmann|Bezirkshauptleute]] [[Hofrat|Hofrätin]] Dr. [[Rosmarie Drexler]] aus [[Zell am See]] und [[Harald Wimmer]] aus [[St. Johann im Pongau]], Dekanin Prof. [[Ulrike Berninger]] von der [[Universität Salzburg]], Vorsitzende [[Brigitte Slupetzky]] des [[Oesterreichischer Alpenverein|Oesterreichischen Alpenvereins]], Sektion Salzburg, Präs. Johannes Bauer vom Österreichischen Alpenclub, Präs. Hannes Minich vom Naturschutzbund Wien, LPDir [[Franz Ruf]], Rot-Kreuz-Geschäftsführerin [[Sabine Kornberger-Scheuch]], [[Nationalpark Hohe Tauern|Nationalpark-Hohe-Tauern]]-Dir. [[Wolfgang Urban]] aus [[Mittersill]], Biosphärenpark-Dir. Dietmar Rossmann aus Ebene Reichenau/Kärnten, Naturschutzbund-Geschäftsführer Hannes Augustin, SLT-Geschäftsführer [[Leo Bauernberger]], [[Flughafen Salzburg|Flughafen]]-Geschäftsführer [[Roland Hermann]], [[Zoo Salzburg]]-Geschäftsführerin [[Sabine Grebner]] und etliche Bürgermeister und Wissenschafter - übergeben.
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Für das 20. Bestandsjubiläum 2013 wird der Förderbeitrag verdoppelt, so dass heuer 20.000 Euro an Projekte vergeben werden können. Die Festschrift, die einen Rückblick über 20 Jahre Glockner-Öko-Fonds gibt, wurde mit heutigem Tag den interessierten Gästen und Experten - darunter auch die 2. [[Landtagspräsident]]in [[Gudrun Mosler-Törnström]], LDir [[Roland Brunhofer]], die [[Bezirkshauptmann|Bezirkshauptleute]] [[Hofrat|Hofrätin]] Dr. [[Rosmarie Drexler]] aus [[Zell am See]] und [[Harald Wimmer]] aus [[St. Johann im Pongau]], Dekanin Prof. [[Ulrike Berninger]] von der [[Universität Salzburg]], Vorsitzende [[Brigitte Slupetzky]] des [[Oesterreichischer Alpenverein|Oesterreichischen Alpenvereins]], Sektion Salzburg, Präs. Johannes Bauer vom Österreichischen Alpenclub, Präs. Hannes Minich vom Naturschutzbund Wien, LPDir [[Franz Ruf]], Rot-Kreuz-Geschäftsführerin [[Sabine Kornberger-Scheuch]], [[Nationalpark Hohe Tauern|Nationalpark-Hohe-Tauern]]-Dir. [[Wolfgang Urban]] aus [[Mittersill]], Biosphärenpark-Dir. Dietmar Rossmann aus Ebene Reichenau/Kärnten, Naturschutzbund-Geschäftsführer Hannes Augustin, SLT-Geschäftsführer [[Leo Bauernberger]], [[Flughafen Salzburg|Flughafen]]-Geschäftsführer [[Roland Hermann]], [[Zoo Salzburg]]-Geschäftsführerin [[Sabine Grebner]] und etliche [[Bürgermeister]] und Wissenschafter - übergeben.
    
Die Vergaberichtlinien können jedes Jahr unter info@grossglockner.at angefordert werden. Einreichfrist jährlich bis 31. März.
 
Die Vergaberichtlinien können jedes Jahr unter info@grossglockner.at angefordert werden. Einreichfrist jährlich bis 31. März.
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Findet man im Hochgebirge wirklich noch unberührte Wildnis? Wo wird die Natur völlig sich selbst überlassen und wo erkennt man Einflüsse menschlichen Handelns? Forschungsarbeiten rund um die Auswirkungen menschlichen Tuns bringen wichtige Erkenntnisse, die eine Grundlage für zukünftige Schutzmaßnahmen bilden können: Über unerwünschte Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur informiert der Forschungsbericht.
 
Findet man im Hochgebirge wirklich noch unberührte Wildnis? Wo wird die Natur völlig sich selbst überlassen und wo erkennt man Einflüsse menschlichen Handelns? Forschungsarbeiten rund um die Auswirkungen menschlichen Tuns bringen wichtige Erkenntnisse, die eine Grundlage für zukünftige Schutzmaßnahmen bilden können: Über unerwünschte Wechselwirkungen zwischen Mensch und Natur informiert der Forschungsbericht.
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1994 versuchte die engagierte Pinzgauer Biotopschutzgruppe rund um [[Hans Kapeller]] den [[Stubachtaler Schlosserteich]] zu pachten, was mithilfe des Glockner-Öko-Fonds auch realisiert wurde. Der Teich wurde so zum wichtigsten Laichgewässer für Amphibien im gesamten Pinzgau. Seit 1990 betreibt die
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1994 versuchte die engagierte Pinzgauer Biotopschutzgruppe rund um [[Hans Kapeller]] den [[Stubachtaler Schlosserteich]] zu pachten, was mithilfe des Glockner-Öko-Fonds auch realisiert wurde. Der Teich wurde so zum wichtigsten Laichgewässer für [[Amphibien]]] im gesamten [[Pinzgau]]. Seit 1990 betreibt die Biotopschutzgruppe Naturschutz auf privater Basis. Durch das langfristige Pachten von Grundstücken konnten bereits viele Täler im Vorfeld des  Nationalparks Hohe Tauern vor Flurbereinigung oder Trockenlegung bewahrt werden.
Biotopschutzgruppe Naturschutz auf privater Basis. Durch das langfristige Pachten von Grundstücken konnten bereits viele Täler im Vorfeld des  Nationalparks Hohe Tauern vor Flurbereinigung oder Trockenlegung bewahrt werden.
      
=== 1996 ===
 
=== 1996 ===
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Gebirgslebensräume sind auch besonders sensibel gegenüber Veränderungen. Störungen – etwa durch dauerhaft steigende Temperaturen oder durch menschliches Eingreifen – haben daher große Auswirkungen. Die Kenntnis über ökologische Zusammenhänge dieser Lebensräume sind unbedingte Voraussetzung für ihren Schutz. So liefert jede einzelne Forschungsarbeit zu diesem Thema einen wertvollen Baustein für das Verständnis der komplexen Beziehungen dieser Ökosysteme und bildet so die Grundlage für zukünftige Schutzmaßnahmen.
 
Gebirgslebensräume sind auch besonders sensibel gegenüber Veränderungen. Störungen – etwa durch dauerhaft steigende Temperaturen oder durch menschliches Eingreifen – haben daher große Auswirkungen. Die Kenntnis über ökologische Zusammenhänge dieser Lebensräume sind unbedingte Voraussetzung für ihren Schutz. So liefert jede einzelne Forschungsarbeit zu diesem Thema einen wertvollen Baustein für das Verständnis der komplexen Beziehungen dieser Ökosysteme und bildet so die Grundlage für zukünftige Schutzmaßnahmen.
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Die Pockhorner Wiesen an der Großglockner Hochalpenstraße sind traditionell bewirtschaftete Bergmähder. Besucher der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe nehmen quasi im Vorüberfahren die üppige Blumenvielfalt wahr, malerisch eingerahmt von Großglockner und Pasterze. Aus der großen Vielfalt der Bergmähder
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Die Pockhorner Wiesen an der Großglockner Hochalpenstraße sind traditionell bewirtschaftete Bergmähder. Besucher der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe nehmen quasi im Vorüberfahren die üppige Blumenvielfalt wahr, malerisch eingerahmt von Großglockner und Pasterze. Aus der großen Vielfalt der Bergmähder resultieren ebenso vielfältige Wechselbeziehungen zwischen den Blütenpflanzen und den Insekten, die sie besuchen.
resultieren ebenso vielfältige Wechselbeziehungen zwischen den Blütenpflanzen und den Insekten, die sie besuchen.
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Das Projekt von [[Werner Kreisch]] aus dem Jahr 1996 befasste sich mit der Bestäubungsökologie der Pockhorner Wiesen und lieferte zugleich Daten für eine öffentlichkeitswirksame Darstellung der ökologischen Zusammenhänge. Als besonders interessant erwies sich die Bestäubungsstrategie des Holunder-
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Das Projekt von [[Werner Kreisch]] aus dem Jahr 1996 befasste sich mit der Bestäubungsökologie der Pockhorner Wiesen und lieferte zugleich Daten für eine öffentlichkeitswirksame Darstellung der ökologischen Zusammenhänge. Als besonders interessant erwies sich die Bestäubungsstrategie des [[Holunder-Knabenkraut]]es. Die nektarlose Täuschblume profitiert von ihrer Ähnlichkeit mit dem zeitgleich blühenden [[Blätter-Läusekraut]], das reichlich Nektar anbietet. Die Bestäuber, meist Wildbienen und Hummeln, verwechseln die Blüten einer Art so lange, bis sie gelernt haben, die beiden zu unterscheiden. Doch bis dahin bestäuben sie – ganz ohne Belohnung durch süßen Nektar – auch das Holunder-Knabenkraut.
Knabenkrautes. Die nektarlose Täuschblume profitiert von ihrer Ähnlichkeit mit dem zeitgleich blühenden Blätter-Läusekraut, das reichlich Nektar anbietet. Die Bestäuber, meist Wildbienen und Hummeln, verwechseln die Blüten einer Art so lange, bis sie gelernt haben, die beiden zu unterscheiden. Doch bis dahin bestäuben sie – ganz ohne Belohnung durch süßen Nektar – auch das Holunder-Knabenkraut.
      
=== 1997 ===  
 
=== 1997 ===  
Im Jahr 1997 waren die Entomologin [[Maria Schwarz Waubke]] und der Entomologe [[Johann Neumayer]] entlang der Großglockner Hochalpenstraße unterwegs, um die ökologischen Ansprüche von alpinen Tagfaltern zu untersuchen. Da die Populationen vieler Schmetterlingsarten zurückgehen und
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Im Jahr 1997 waren die Entomologin [[Maria Schwarz-Waubke]] und der Entomologe [[Johann Neumayer]] entlang der Großglockner Hochalpenstraße unterwegs, um die ökologischen Ansprüche von alpinen Tagfaltern zu untersuchen. Da die Populationen vieler [[Schmetterling]]sarten zurückgehen und
 
vielerorts gefährdet sind, bilden genaue Kenntnisse über ihre Lebensraumansprüche, die Nahrungspflanzen der Raupen und den Blütenbesuch der erwachsenen Falter die Grundlage für ihren Schutz.
 
vielerorts gefährdet sind, bilden genaue Kenntnisse über ihre Lebensraumansprüche, die Nahrungspflanzen der Raupen und den Blütenbesuch der erwachsenen Falter die Grundlage für ihren Schutz.
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=== 2000 ===
 
=== 2000 ===
Im Jahr 2000 untersuchte [[Ulrich Hüttmeir]] die Annahme, dass [[Murmeltier]]e ihr Verhalten dem Tourismus angepasst haben.  Rund um die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe sind die scheinbar „zahmen“ Nagetiere eine bekannte Attraktion. Besonders beliebt bei Touristen ist es, die Murmeltiere zu füttern. Profi tieren die Murmeltiere etwa von den touristischen Aktivitäten? Um das herauszufinden, beobachtete der Zoologe fünf Murmeltierfamilien auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe sowie fünf weitere Familien in einem nahegelegenen Gebiet abseits der Straße. Um die zusätzliche Nahrungsquelle aus Menschenhand effizient nutzen zu können, sind die Murmeltiere auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe zur gleichen Zeit präsent, in der auch Touristen anwesend sind.
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Im Jahr 2000 untersuchte [[Ulrich Hüttmeir]] die Annahme, dass [[Murmeltier]]e ihr Verhalten dem [[Tourismus]] angepasst haben.  Rund um die Kaiser-Franz-Josefs-Höhe sind die scheinbar „zahmen“ Nagetiere eine bekannte Attraktion. Besonders beliebt bei Touristen ist es, die Murmeltiere zu füttern. Profitieren die Murmeltiere etwa von den touristischen Aktivitäten? Um das herauszufinden, beobachtete der Zoologe fünf Murmeltierfamilien auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe sowie fünf weitere Familien in einem nahegelegenen Gebiet abseits der Straße. Um die zusätzliche Nahrungsquelle aus Menschenhand effizient nutzen zu können, sind die Murmeltiere auf der Kaiser-Franz-Josefs-Höhe zur gleichen Zeit präsent, in der auch Touristen anwesend sind.
    
Sie verlegen daher ihren Rückzug in den vor Hitze schützenden Bau vom späten Vormittag auf den frühen Nachmittag. Es stellte sich aber auch heraus, dass sie nicht nur einen anderen Tagesablauf haben als die Tiere der Vergleichsgruppe, sie zeigen auch weniger Scheu vor dem Menschen. Daher können Touristen sehr nahe an die Murmeltiere heran kommen, bevor sie Alarmrufe ausstoßen oder in ihren Bau flüchten. Diese Fluchtdistanz ist bei der Vergleichsgruppe vier Mal größer!  
 
Sie verlegen daher ihren Rückzug in den vor Hitze schützenden Bau vom späten Vormittag auf den frühen Nachmittag. Es stellte sich aber auch heraus, dass sie nicht nur einen anderen Tagesablauf haben als die Tiere der Vergleichsgruppe, sie zeigen auch weniger Scheu vor dem Menschen. Daher können Touristen sehr nahe an die Murmeltiere heran kommen, bevor sie Alarmrufe ausstoßen oder in ihren Bau flüchten. Diese Fluchtdistanz ist bei der Vergleichsgruppe vier Mal größer!  
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In den Jahren 1998 und 2000 beschäftigten sich gleich zwei Studien um [[Gernot J. Bergthaler]] mit den Auswirkungen menschlicher Einflüsse auf die Mannigfaltigkeit alpiner Spinnentier- und Laufkäfergemeinschaften im Bereich der Großglockner Hochalpenstraße. Bergthaler untersuchte die Artenverteilung von veränderten Kleinlebensräumen und zog einen Vergleich mit ähnlichen, aber ursprünglichen Landschaftselementen.  
 
In den Jahren 1998 und 2000 beschäftigten sich gleich zwei Studien um [[Gernot J. Bergthaler]] mit den Auswirkungen menschlicher Einflüsse auf die Mannigfaltigkeit alpiner Spinnentier- und Laufkäfergemeinschaften im Bereich der Großglockner Hochalpenstraße. Bergthaler untersuchte die Artenverteilung von veränderten Kleinlebensräumen und zog einen Vergleich mit ähnlichen, aber ursprünglichen Landschaftselementen.  
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Das Ergebnis: In die anthropogen veränderten Lebensräume waren nicht bedeutend mehr Arten aus dem Tiefl and vorgedrungen – nach wie vor sind also die klimatischen Bedingungen ausschlaggebend für die Ausbreitung einer Art ins Hochgebirge.
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Das Ergebnis: In die anthropogen veränderten Lebensräume waren nicht bedeutend mehr Arten aus dem Tiefland vorgedrungen – nach wie vor sind also die klimatischen Bedingungen ausschlaggebend für die Ausbreitung einer Art ins Hochgebirge.
    
=== 2000 ===
 
=== 2000 ===
Schneefinken sind typische Hochgebirgsvögel und gehören zu den charakteristischsten Singvogelarten der Hohen Tauern. Im Jahr 2000 wurde von [[Robert Lindner]] ein Projekt ins Leben gerufen, das in langfristigen Untersuchungen wertvolle Basisdaten zur Populationsbiologie dieser Hochgebirgsbewohner lieferte. Seit Beginn der Arbeiten wurden in einer Untersuchungsfläche entlang  der Großglockner Hochalpenstraße insgesamt 431 Schneefinken
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[[Schneefink]]en sind typische Hochgebirgsvögel und gehören zu den charakteristischsten Singvogelarten der Hohen Tauern. Im Jahr 2000 wurde von [[Robert Lindner]] ein Projekt ins Leben gerufen, das in langfristigen Untersuchungen wertvolle Basisdaten zur Populationsbiologie dieser Hochgebirgsbewohner lieferte. Seit Beginn der Arbeiten wurden in einer Untersuchungsfläche entlang  der Großglockner Hochalpenstraße insgesamt 431 Schneefinken
 
gefangen und beringt. Das individuelle Markieren mit farbigen Ringen ermöglicht es, die Tiere gewissermaßen persönlich kennen zu lernen. Die Schneefinken werden so zu Individuen mit einer unverwechselbaren Lebensgeschichte. Erst dieses Wissen bildet den Schlüssel zum Verständnis ihrer komplexen sozialen Beziehungen.
 
gefangen und beringt. Das individuelle Markieren mit farbigen Ringen ermöglicht es, die Tiere gewissermaßen persönlich kennen zu lernen. Die Schneefinken werden so zu Individuen mit einer unverwechselbaren Lebensgeschichte. Erst dieses Wissen bildet den Schlüssel zum Verständnis ihrer komplexen sozialen Beziehungen.
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=== 2005 ===
 
=== 2005 ===
Die Nematodenfauna eines Gletscherbaches stand im Jahr 2005 im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten von [[Ursula Eisendle]]. Nematoden sind Fadenwürmer. Sie haben die Fähigkeit, extreme Umweltbedingungen überdauern zu können und sind deshalb auch sehr artenreich im Sandersee und im Oberlauf der Möll zu finden. Eisendle konnte eine neue Art beschreiben, zwei Arten konnten erstmals für Europa nachgewiesen werden. Die Ergebnisse
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Die Nematodenfauna eines Gletscherbaches stand im Jahr 2005 im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten von [[Ursula Eisendle]]. Nematoden sind Fadenwürmer. Sie haben die Fähigkeit, extreme Umweltbedingungen zu überdauern, und sind deshalb auch sehr artenreich im Sandersee und im Oberlauf der Möll zu finden. Eisendle konnte eine neue Art beschreiben, zwei Arten konnten erstmals für Europa nachgewiesen werden. Die Ergebnisse
 
des Projektes wurden in zwei internationalen Fachzeitschriften publiziert.
 
des Projektes wurden in zwei internationalen Fachzeitschriften publiziert.
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Genetische Untersuchungen an drei Mohrenfalterarten prägten im Jahr 2006 die Forschungsarbeit von [[Patrick Gros]] und [[Thomas Schmitt]]. Sie sollten dazu beitragen, die evolutionäre Geschichte von alpinen Arten zu verstehen. Die letzten zwei Millionen Jahre der Erdgeschichte waren geprägt vom ständigen Wechsel wärmerer Perioden und kalter Phasen. Diese klimatische Dynamik hatte weltweit große Auswirkungen auf die Verbreitung
 
Genetische Untersuchungen an drei Mohrenfalterarten prägten im Jahr 2006 die Forschungsarbeit von [[Patrick Gros]] und [[Thomas Schmitt]]. Sie sollten dazu beitragen, die evolutionäre Geschichte von alpinen Arten zu verstehen. Die letzten zwei Millionen Jahre der Erdgeschichte waren geprägt vom ständigen Wechsel wärmerer Perioden und kalter Phasen. Diese klimatische Dynamik hatte weltweit große Auswirkungen auf die Verbreitung
von Tieren und Pfl anzen. Arktisch-alpine Arten beispielsweise waren während der kalten Perioden in ganz Europa weit verbreitet, während sie sich in den warmen Zwischeneiszeiten in die arktischen Regionen oder ins Hochgebirge zurückzogen, waren sie doch an kalte Lebensräume angepasst. Durch die Untersuchung der verwandtschaftlichen Beziehungen der Mohrenfalter konnten die Entomologen zeigen, wie sich die großen Klimaschwankungen auf die heutige Verbreitung alpiner Arten auswirkten. Zudem fanden sie heraus, dass die Populationen einer Art auf der Nord- und der Südseite des Tauernkammes genetisch unterschiedlich sind. Ihre Ansiedlung erfolgte aus unterschiedlichen Richtungen und über den [[Alpenhauptkamm|Tauernkamm]] hinweg gibt es wider Erwarten kaum Durchmischung.
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von Tieren und Pflanzen. Arktisch-alpine Arten beispielsweise waren während der kalten Perioden in ganz Europa weit verbreitet, während sie sich in den warmen Zwischeneiszeiten in die arktischen Regionen oder ins Hochgebirge zurückzogen, waren sie doch an kalte Lebensräume angepasst. Durch die Untersuchung der verwandtschaftlichen Beziehungen der Mohrenfalter konnten die Entomologen zeigen, wie sich die großen Klimaschwankungen auf die heutige Verbreitung alpiner Arten auswirkten. Zudem fanden sie heraus, dass die Populationen einer Art auf der Nord- und der Südseite des Tauernkammes genetisch unterschiedlich sind. Ihre Ansiedlung erfolgte aus unterschiedlichen Richtungen und über den [[Alpenhauptkamm|Tauernkamm]] hinweg gibt es wider Erwarten kaum Durchmischung.
    
=== 2007 und 2008 ===
 
=== 2007 und 2008 ===
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Klimawandels können erst mithilfe von Basisdaten aus langjährigen Beobachtungen verstanden werden.
 
Klimawandels können erst mithilfe von Basisdaten aus langjährigen Beobachtungen verstanden werden.
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Seit ihrer quantitativen und qualitativen Bestandsaufnahmen der Heuschrecken im Sonderschutzgebiet Piffkar im Jahr 1990 beobachtet [[Inge Illich]]  alljährlich die Entwicklung ihrer Populationen. Die Daten aus den inzwischen 23-jährigen Beobachtungen bilden die Grundlage für Interpretationen und
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Seit ihrer quantitativen und qualitativen Bestandsaufnahmen der [[Heuschrecken]] im Sonderschutzgebiet Piffkar im Jahr 1990 beobachtet [[Inge Illich]]  alljährlich die Entwicklung ihrer Populationen. Die Daten aus den inzwischen 23-jährigen Beobachtungen bilden die Grundlage für Interpretationen und
 
Prognosen – auch in Hinblick auf den Klimawandel. In den Jahren 2008 und 2009 wurde diese Arbeit vom Glockner-Öko-Fonds unterstützt. Auf insgesamt fünf Probeflächen untersuchte Illich die vier vertretenen Heuschreckenarten. Sie kam zu dem Schluss, dass bei den beobachteten Populationsschwankungen
 
Prognosen – auch in Hinblick auf den Klimawandel. In den Jahren 2008 und 2009 wurde diese Arbeit vom Glockner-Öko-Fonds unterstützt. Auf insgesamt fünf Probeflächen untersuchte Illich die vier vertretenen Heuschreckenarten. Sie kam zu dem Schluss, dass bei den beobachteten Populationsschwankungen
 
eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle spielt: das Bodenklima während des Eistadiums, die Feuchtigkeit während des Schlüpfens, eventuelle Schneebedeckung nach Schlechtwettereinbrüchen während der Larvalzeit sowie frühzeitiges Austrocknen der Vegetation bei extremer Hitze.
 
eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle spielt: das Bodenklima während des Eistadiums, die Feuchtigkeit während des Schlüpfens, eventuelle Schneebedeckung nach Schlechtwettereinbrüchen während der Larvalzeit sowie frühzeitiges Austrocknen der Vegetation bei extremer Hitze.
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== Die Projekte im Überblick ==
 
== Die Projekte im Überblick ==
* 1994: Zoologisch-ökologische Bestandsaufnahme im Bereich „Sonderschutzgebiet Großglockner-Pasterze-Gamsgrube“ und „Kaiser-Franz-Josef-Höhe“, Norber Winding
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* 1994: Zoologisch-ökologische Bestandsaufnahme im Bereich „Sonderschutzgebiet Großglockner-Pasterze-Gamsgrube“ und „Kaiser-Franz-Josef-Höhe“, Norbert Winding
 
* 1994: Pinzgauer Biotopschutzaktion. H. Kapeller
 
* 1994: Pinzgauer Biotopschutzaktion. H. Kapeller
 
* 1996: Blütenbesucher und Bestäubungsbiologie charakteristischer Pflanzenarten der Pockhorner Wiesen. W. Kreisch
 
* 1996: Blütenbesucher und Bestäubungsbiologie charakteristischer Pflanzenarten der Pockhorner Wiesen. W. Kreisch
* 1997: Alpine Tagfaltergemeinschaften (Lepidoptera; Rhopalocera und Hesperiidae) und Zygaenidae auf alpinen Flächen entlang der Großglockner Hochalpenstraße. M. Schwarz-Waubke, J. Neumayer
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* 1997: Alpine Tagfaltergemeinschaften ([[Lepidoptera]]; [[Rhopalocera]] und [[Hesperiidae]]) und [[Zygaenidae]] auf alpinen Flächen entlang der Großglockner Hochalpenstraße. M. Schwarz-Waubke, J. Neumayer
 
* 1997: Erfassung von Feuchtbiotopen und Einrichtung von Dauerbeobachtungsflächen entlang der Krimmler Ache. S. Krause
 
* 1997: Erfassung von Feuchtbiotopen und Einrichtung von Dauerbeobachtungsflächen entlang der Krimmler Ache. S. Krause
 
* 1998: Die Auswirkung Anthropogener Einflüsse auf die Mannigfaltigkeit Alpiner Spinnentier- und Laufkäferzönosen im Bereich der Großglockner Hochalpenstraße und die Bedeutung für die Fragmentierung von Gebirgsökosystemen. G. J. Bergthaler
 
* 1998: Die Auswirkung Anthropogener Einflüsse auf die Mannigfaltigkeit Alpiner Spinnentier- und Laufkäferzönosen im Bereich der Großglockner Hochalpenstraße und die Bedeutung für die Fragmentierung von Gebirgsökosystemen. G. J. Bergthaler
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* 2011:  Vergleichende hydrogeologische Untersuchung des Pasterzengletschers – Entwicklung des Abflussregimes zwischen 1979/80 und 2011. M. Laimer
 
* 2011:  Vergleichende hydrogeologische Untersuchung des Pasterzengletschers – Entwicklung des Abflussregimes zwischen 1979/80 und 2011. M. Laimer
 
* 2011:  Trophische Interaktionen der subalpinen und alpinen Bodenfauna und ihre Auswirkungen auf Ökosystemprozesse in einer sich ändernden Umwelt. M. Zimmer
 
* 2011:  Trophische Interaktionen der subalpinen und alpinen Bodenfauna und ihre Auswirkungen auf Ökosystemprozesse in einer sich ändernden Umwelt. M. Zimmer
*2012:  Roadside verges of the Glocknerstrasse: Man-made linear landscape structures or a functional ecological corridor for hoverfl ies (Diptera: Syrphidae) along an altitudinal gradient? J. R. Haslett
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*2012:  Roadside verges of the Glocknerstrasse: Man-made linear landscape structures or a functional ecological corridor for hoverflies (Diptera: Syrphidae) along an altitudinal gradient? J. R. Haslett
 
* 2013: Struktur des Blüten-Besuchernetzwerks alpiner Rasengesellschaften. J. Neumayer
 
* 2013: Struktur des Blüten-Besuchernetzwerks alpiner Rasengesellschaften. J. Neumayer
 
* 2013:  Perspektive Hochalpenstraße – nicht nur ein Weg für Menschen? T. Schernhammer
 
* 2013:  Perspektive Hochalpenstraße – nicht nur ein Weg für Menschen? T. Schernhammer

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