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[[Bild:Casino_2.jpg|thumb|[[Schloss Kleßheim]]]][[Bild:Universitaetskirche_1.jpg|thumb|[[Kollegienkirche]]]]Erzbischof [[Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]] ([[1697]] - [[1709]]) berief [[Fischer von Erlach|Johann Bernhard Fischer von Erlach]] nach Salzburg und vollzog damit den Übergang vom bis dahin dominierenden "italienischen" zum "österreichischen" Barock. Fischer schuf in Salzburg die [[Dreifaltigkeitskirche]], die [[Ursulinenkirche]], die [[Kollegienkirche]], das [[St. Johanns-Spital]] samt Kirche, das [[Schloss Kleßheim|Lustschloss Kleßheim]] und die Pläne für den prachtvollen [[Mirabellgarten]].  
 
[[Bild:Casino_2.jpg|thumb|[[Schloss Kleßheim]]]][[Bild:Universitaetskirche_1.jpg|thumb|[[Kollegienkirche]]]]Erzbischof [[Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein]] ([[1697]] - [[1709]]) berief [[Fischer von Erlach|Johann Bernhard Fischer von Erlach]] nach Salzburg und vollzog damit den Übergang vom bis dahin dominierenden "italienischen" zum "österreichischen" Barock. Fischer schuf in Salzburg die [[Dreifaltigkeitskirche]], die [[Ursulinenkirche]], die [[Kollegienkirche]], das [[St. Johanns-Spital]] samt Kirche, das [[Schloss Kleßheim|Lustschloss Kleßheim]] und die Pläne für den prachtvollen [[Mirabellgarten]].  
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Das [[Schloss Mirabell]] hat sein größter Konkurrent, [[Lukas von Hildebrandt]], gebaut. Mit dem [[1740]] vollendeten [[Schloss Leopoldskron]] wurde der Kreis von Lustschlössern rund um die Stadt Salzburg vollendet. Der Name des Bauherrn, Erzbischof [[Leopold Anton Freiherr von Firmian]], ist jedoch durch die tragische Maßnahme der [[Protestantenvertreibung|Protestantenausweisung]] [[1731]]/[[1732|32]] verdunkelt. Um die Einheit des Glaubens wiederherzustellen, mussten über 20.000 Protestanten aus den Gebirgsgauen innerhalb kürzester Zeit ihre Heimat verlassen. Sie fanden vor allem im entvölkerten Ostpreußen (Regierungsbezirk [[Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen|Gumbinnen]]) Aufnahme, wo sie als Kolonisten sehr geschätzt waren. Andere Gruppen von Emigranten gelangten in die Niederlande und sogar bis nach Ebenezer im Staate Georgia (USA).
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Das [[Schloss Mirabell]] hat sein größter Konkurrent, [[Lukas von Hildebrandt]], gebaut. Mit dem [[1740]] vollendeten [[Schloss Leopoldskron]] wurde der Kreis von Lustschlössern rund um die Stadt Salzburg vollendet. Der Name des Bauherrn, Erzbischof [[Leopold Anton Freiherr von Firmian]], ist jedoch durch die tragische [[Protestantenvertreibung|Protestantenausweisung]] [[1731]]/[[1732|32]] verdunkelt. Um in Salzburg "Einheit des Glaubens" wiederherzustellen, mussten über 20.000 Protestanten aus den Gebirgsgauen innerhalb kürzester Zeit ihre Heimat verlassen. Sie fanden vor allem im entvölkerten Ostpreußen (Regierungsbezirk [[Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen|Gumbinnen]]) Aufnahme, wo sie als Kolonisten sehr geschätzt waren. Andere Gruppen von Emigranten gelangten in die Niederlande und sogar bis nach Ebenezer im Staate Georgia (USA).
    
===Mozart geht enttäuscht===
 
===Mozart geht enttäuscht===
 
Unter dem letzten regierenden Fürsterzbischof, [[Hieronymus Graf Colloredo]] ([[1772]] - [[1803]]), wurde Salzburg zum Zentrum der Aufklärung in Süddeutschland. Wissenschaft, Literatur und Medienwesen blühten, das Schulwesen wurde gründlich reformiert. [[Lorenz Hübner]] gab seine „Oberdeutsche allgemeine Literaturzeitung“ in Salzburg heraus und der Ruf des Naturwissenschafters [[Carl Ehrenbert Freiherr von Moll]] war so groß, dass [[Alexander von Humboldt]] sich einen ganzen Winter lang seiner Bibliothek widmete.  
 
Unter dem letzten regierenden Fürsterzbischof, [[Hieronymus Graf Colloredo]] ([[1772]] - [[1803]]), wurde Salzburg zum Zentrum der Aufklärung in Süddeutschland. Wissenschaft, Literatur und Medienwesen blühten, das Schulwesen wurde gründlich reformiert. [[Lorenz Hübner]] gab seine „Oberdeutsche allgemeine Literaturzeitung“ in Salzburg heraus und der Ruf des Naturwissenschafters [[Carl Ehrenbert Freiherr von Moll]] war so groß, dass [[Alexander von Humboldt]] sich einen ganzen Winter lang seiner Bibliothek widmete.  
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Die von [[Johann Franz Thaddäus von Kleimayrn]] verfasste „Iuvavia“ leitete die moderne Geschichtsschreibung ein. Mit der traditionsreichen [[Hofmusik]] ging der durchaus musikalische aber sparsame Erzbischof Colloredo deutlich strenger um als sein Vorgänger [[Sigismund Christoph Graf Schrattenbach|Schrattenbach]]. [[Wolfgang Amadeus Mozart]] verließ enttäuscht seine Heimatstadt, um in Wien Karriere zu machen.  
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Die von [[Johann Franz Thaddäus von Kleimayrn]] verfasste „Iuvavia“ leitete die moderne Geschichtsschreibung ein. Mit der traditionsreichen [[Hofmusik]] ging der durchaus musikalische aber sparsame Erzbischof Colloredo deutlich strenger um als sein Vorgänger [[Sigismund Christoph Graf Schrattenbach|Schrattenbach]]. [[Wolfgang Amadeus Mozart]], der in Salzburg repräsentative Opern kaum aufführen konnte, vrließ enttäuscht seine Heimatstadt, um in Wien Karriere zu machen.  
    
Die französischen Revolutionskriege machten die als veraltet und überholt angesehenen geistlichen Staaten zum Entschädigungsobjekt der Großmächte. Schon drei Jahre bevor im Reichsdeputationshauptschluss von Regensburg [[1803]] die [[Säkularisation]] Salzburgs verfügt wurde, war Colloredo aus seiner Residenzstadt geflohen. Er hat durch die beharrliche Verweigerung seines Rücktritts zwar den Fortbestand des Erzbistums Salzburg als geistlicher Institution erreicht, im Wiener Exil jedoch für das schwere Schicksal seiner früheren Untertanen kaum Verständnis gezeigt.
 
Die französischen Revolutionskriege machten die als veraltet und überholt angesehenen geistlichen Staaten zum Entschädigungsobjekt der Großmächte. Schon drei Jahre bevor im Reichsdeputationshauptschluss von Regensburg [[1803]] die [[Säkularisation]] Salzburgs verfügt wurde, war Colloredo aus seiner Residenzstadt geflohen. Er hat durch die beharrliche Verweigerung seines Rücktritts zwar den Fortbestand des Erzbistums Salzburg als geistlicher Institution erreicht, im Wiener Exil jedoch für das schwere Schicksal seiner früheren Untertanen kaum Verständnis gezeigt.
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Nach Jahrhunderten einer konstanten geistlichen Herrschaft wurde Salzburg zu einem Spielball der europäischen Politik. Zwischen [[12. Dezember|12.]] und [[14. Dezember]] [[1800]] kam es zum ersten großen Gefecht der Österreicher mit den Franzosen auf Salzburger Boden - die [[Schlacht am Walserfeld]].  
 
Nach Jahrhunderten einer konstanten geistlichen Herrschaft wurde Salzburg zu einem Spielball der europäischen Politik. Zwischen [[12. Dezember|12.]] und [[14. Dezember]] [[1800]] kam es zum ersten großen Gefecht der Österreicher mit den Franzosen auf Salzburger Boden - die [[Schlacht am Walserfeld]].  
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Dann bildete Salzburg zunächst mit Passau, Eichstätt und [[Berchtesgaden]] ein Kurfürstentum, mit dem Großherzog [[Ferdinand III. von Toskana]], der Bruder von Kaiser Franz II., für den Verlust der Toskana entschädigt wurde. Aber [[1804]] standen erneut die Franzosen in Salzburg.  
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Dann bildete Salzburg zunächst mit Passau, Eichstätt und [[Berchtesgaden]] ein Kurfürstentum, mit dem Großherzog [[Ferdinand III. von Toskana]], der Bruder von Kaiser Franz II., für den Verlust der Toskana entschädigt wurde. Aber schon [[1804]] standen erneut die Franzosen in Salzburg.  
    
Nach positiven Anfängen der neuen Regierung, die zur Errichtung einer medizinischen Fakultät führten, fiel Salzburg schon drei Jahre später, [[1806]], an Österreich. Nur die exponierte Lage an der Grenze zu Bayern, einem Verbündeten Napoleons, sicherte damals den Fortbestand des Landes.  
 
Nach positiven Anfängen der neuen Regierung, die zur Errichtung einer medizinischen Fakultät führten, fiel Salzburg schon drei Jahre später, [[1806]], an Österreich. Nur die exponierte Lage an der Grenze zu Bayern, einem Verbündeten Napoleons, sicherte damals den Fortbestand des Landes.  
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Nach dem Scheitern des Freiheitskampfes erpresste die französische Verwaltung unter Marschall Lefèbvre enorme Kontributionszahlungen aus dem völlig verarmten und verschuldeten Land.
 
Nach dem Scheitern des Freiheitskampfes erpresste die französische Verwaltung unter Marschall Lefèbvre enorme Kontributionszahlungen aus dem völlig verarmten und verschuldeten Land.
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===Bayern verschleppten Wertgegenstände===
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===Salzburg als Teil Bayerns===
 
:''Hauptartikel: [[Salzburg Teil des Königreichs Bayern]]''
 
:''Hauptartikel: [[Salzburg Teil des Königreichs Bayern]]''
Die Machtergreifung durch den bayerischen König Max I. Joseph wurde [[1810]] in Salzburg freudig begrüßt. Kronprinz Ludwig von Bayern (der spätere [[Ludwig I. von Bayern]]) residierte als Generalgouverneur des Inn- und [[Salzachkreis]]es im [[Schloss Mirabell]], wo sein Sohn Otto, der spätere König von Griechenland geboren wurde.  
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Die Machtergreifung durch den bayerischen König Max I. Joseph wurde [[1810]] in Salzburg freudig begrüßt. Kronprinz Ludwig von Bayern (der spätere [[Ludwig I. von Bayern]]) residierte als Generalgouverneur des Inn- und [[Salzachkreis]]es im [[Schloss Mirabell]], wo auch sein Sohn Otto, der spätere König von Griechenland geboren wurde.  
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Die zentralistischen Reformen des Grafen Montgelas, die auch in Salzburg rücksichtslos durchgezogen wurden und [[1810]] zur Aufhebung der [[Universität Salzburg|Universität]] führten, stießen jedoch auf wenig Gegenliebe. Als sich nach den Vereinbarungen von Ried im Innkreis ([[1813]]) für Bayern der Verlust Salzburgs abzeichnete, trachtete die Regierung noch rasch soviel wie möglich aus dem Land heraus zu pressen.
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Die zentralistischen Reformen des Grafen Montgelas, die auch in Salzburg rücksichtslos durchgezogen wurden und [[1810]] zur Aufhebung der [[Universität Salzburg|Universität]] führten, stießen jedoch auf wenig Gegenliebe.
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Nachdem schon Kurfürst Ferdinand III. von Toskana, die Franzosen und die Österreicher Kunstgegenstände, Bibliotheken und Archivalien aus Salzburg verschleppt hatten, führten die Bayern die letzten Bestände fort. Öffentliche Gebäude wurden verschleudert und wertvolle Liegenschaften wie die [[Hofbräu Kaltenhausen|Hofbrauerei in Kaltenhausen]] und die [[Marmor]]steinbrüche am [[Untersberg]], teilweise durch vordatierte Urkunden, in den Besitz der Wittelsbacher übertragen. Die Epoche der bayerischen Herrschaft hinterließ deshalb trotz ihres hoffnungsvollen Beginns in Salzburg einen bitteren Nachgeschmack.
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Nachdem die französische Besatzungsmacht, Kurfürst Ferdinand III. von Toskana, und die Österreicher Kunstgegenstände, Bibliotheken und Archivalien aus Salzburg verschleppt hatten, führten auch die Bayern letzte Bestände fort.
    
===Der oberösterreichischen Regierung unterstellt===
 
===Der oberösterreichischen Regierung unterstellt===
 
:''Hauptartikel: [[Herzogtum Salzburg]]''
 
:''Hauptartikel: [[Herzogtum Salzburg]]''
[[Bild:Schloss_mirabell.jpg|thumb|[[Schloss Mirabell]]]]Auf dem Wiener Kongress war [[1816]] der Übergang Salzburgs an Österreich beschlossen worden. Mit dem [[Rupertiwinkel]] am linken Ufer der [[Salzach]] musste jedoch das wirtschaftlich wertvollste Gebiet an Bayern abgetreten werden. Das Gericht Itter mit dem Markt Hopfgarten, das [[Zillertal]] und Windischmatrei (heute [[Matrei in Osttirol]]) wurden zu Tirol geschlagen.  
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[[Bild:Schloss_mirabell.jpg|thumb|[[Schloss Mirabell]]]]Auf dem Wiener Kongress war [[1816]] der Übergang Salzburgs an Österreich beschlossen worden. Mit dem [[Rupertiwinkel]] am linken Ufer der [[Salzach]] verbleib jedoch das wirtschaftlich wertvollste Gebiet bei Bayern. Das Gericht Itter mit dem Markt Hopfgarten, das [[Zillertal]] und Windischmatrei (heute [[Matrei in Osttirol]]) wurden zu Tirol geschlagen.  
    
Das völlig verschuldete und ausgeblutete Land Salzburg zierte zwar als "Herzogtum" den Titel des österreichischen Kaisers, verlor aber seine Selbständigkeit und wurde als fünfter Kreis der obderennsischen (oberösterreichischen) Landesregierung in Linz unterstellt. Mit dem Verlust der Residenz wanderten die Hofbediensteten und Beamten ab, die Bevölkerung der Stadt ging von 16.000 Bewohnern auf weniger als 12.000 zurück. Lustschlösser und Paläste verödeten und [[1818]] legte ein [[Brände Stadt Salzburg|Brand]] den Stadtteil am rechten Salzachufer samt dem [[Schloss Mirabell]] in Schutt und Asche. Nach Missernten in den Jahren [[1814]] bis [[1816]] forderte eine große Hungersnot zahlreiche Todesopfer unter der Bevölkerung.
 
Das völlig verschuldete und ausgeblutete Land Salzburg zierte zwar als "Herzogtum" den Titel des österreichischen Kaisers, verlor aber seine Selbständigkeit und wurde als fünfter Kreis der obderennsischen (oberösterreichischen) Landesregierung in Linz unterstellt. Mit dem Verlust der Residenz wanderten die Hofbediensteten und Beamten ab, die Bevölkerung der Stadt ging von 16.000 Bewohnern auf weniger als 12.000 zurück. Lustschlösser und Paläste verödeten und [[1818]] legte ein [[Brände Stadt Salzburg|Brand]] den Stadtteil am rechten Salzachufer samt dem [[Schloss Mirabell]] in Schutt und Asche. Nach Missernten in den Jahren [[1814]] bis [[1816]] forderte eine große Hungersnot zahlreiche Todesopfer unter der Bevölkerung.
    
===Salzburg wird zum Betteldorf===
 
===Salzburg wird zum Betteldorf===
Der Beginn der österreichischen Herrschaft stand also unter keinem guten Stern. Die zentralistische Verwaltung des riesigen Kaiserstaates hatte ihrerseits für ein kleines Gebiet wie Salzburg kein Verständnis. Alle Bitten der Bürgerschaft um Wiederherstellung des Landes und der Landschaft, um Gewährung einer eigenen Landesregierung, um die Residenz eines kaiserlichen Prinzen in Salzburg und um Wiedererrichtung der [[Universität Salzburg|Universität]] verhallten ungehört, ebenso die Klagen, dass Salzburg "zu einem Betteldorf mit leeren Palästen herabgesunken" sei.  
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Der Beginn der österreichischen Herrschaft stand unter keinem guten Stern. Die zentralistische Verwaltung des riesigen Kaiserstaates hatte ihrerseits für ein kleines Gebiet wie Salzburg kein Verständnis. Der gesamte Grundbesitz im Eigentum des Landes Salzburgs wurden als "ärarisches Eigentum" der Monarchie übereignet. Alle Bitten der Bürgerschaft um Wiederherstellung des Landes und der Landschaft, um Gewährung einer eigenen Landesregierung, um die Residenz eines kaiserlichen Prinzen in Salzburg und um Wiedererrichtung der [[Universität Salzburg|Universität]] verhallten ungehört, ebenso die Klagen, dass Salzburg "zu einem Betteldorf mit leeren Palästen herabgesunken" sei.  
    
Die Armut der Bevölkerung nahm zu und die intensive polizeiliche Überwachung und Bespitzelung in der Zeit des Vormärz ([[1816]] - [[1848]]) unterdrückte alle politischen Regungen. Das Bürgertum zog sich ins biedermeierliche Privatleben zurück und die Bevölkerung in Stadt und Land versank in tiefe Apathie und Hoffnungslosigkeit.  
 
Die Armut der Bevölkerung nahm zu und die intensive polizeiliche Überwachung und Bespitzelung in der Zeit des Vormärz ([[1816]] - [[1848]]) unterdrückte alle politischen Regungen. Das Bürgertum zog sich ins biedermeierliche Privatleben zurück und die Bevölkerung in Stadt und Land versank in tiefe Apathie und Hoffnungslosigkeit.  
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