| − | ''Mein lieber Franz! Wie gern hätte ich heute früh gleich nach dem Empfang deiner Sendung meine Freude und meinen Dank ausgesprochen, allein ich hatte durchaus nicht Zeit zum Schreiben, und mußte mich begnügen, die Postkarte mit den wenigen Worten abzusenden, die hoffentlich in deine Hände kommt. So nun einen herzlichen Dank sowol für deinen lieben Brief als auch für das schöne Buch, womit du mich überraschtest. – Ich brauche dir wo[h]l nicht zu versichern, daß ich auch so daran gedacht habe, daß ich nun schon volle zwei Monate deine Braut bin, ebenso wenig wirst du zweifeln, daß ich große Freude mit deinem schönen Hute habe. Ich erinnere mich wol im Allgemeinen an jene Aufführung der Frithiofsage, doch ist mir das Werk in seinen Einzelheiten fremd geblieben. Ich werde bald mit der Lektüre beginnen, obwohl ich recht wenig Zeit zum Lesen habe. Neben den Arbeiten für die Ausstattung haben wir nun auch die Näherin, ich denke, du wirst seinerzeit auch einmal die Erfahrung machen, was das zu bedeuten hat. Die Anwesenheit der Näherin ist auch Ursache, daß ich unter Tags nicht zum Schreiben komme, sonst würde ich ganz gewiß heut Früh geschrieben haben damit die Verzögerung des Briefwechsels aufgehoben worden wäre, denn, wie du schon gesehen haben wirst, habe ich erst heute dein Paket erhalten, wo ich schon gestern [auf] einen Brief gehofft hatte. – Um nicht zu vergeßen, muß ich gleich jetzt einem Auftrag des Dr.Kanisch nachkommen. Er ersuchte mich nämlich bei Gelegenheit seines Abschiedsbesuches, dich von ihm freundlich zu grüßen, und dich zu ersuchen, du möchtest ihn wißen laßen, wann und wo er dich in Wien treffen könne, da er sehr wünscht, dich zu sehen. Er wird bis gegen Mitte Dezember in Wien bleiben, wenn du also im Laufe der nächsten Wochen einmal einen Tag in Wien zuzubringen gedenkest sei so freundlich etwa zwei Tage früher den Dr.Kanisch davon zu verständigen. Der betreffende Brief wäre an das allgemeine Krankenhaus zu adressiren. Dr.K: hat mir schon seine Fotografie gegeben, er wäre auch bereit gewesen, für dich ein Exemplar zu hinterlegen, doch dankte ich ihm dafür, ich meine wir sind mit dem einem Bild zufrieden, nicht wahr? – | + | ''Mein lieber Franz! Wie gern hätte ich heute früh gleich nach dem Empfang deiner Sendung meine Freude und meinen Dank ausgesprochen, allein ich hatte durchaus nicht Zeit zum Schreiben, und mußte mich begnügen, die Postkarte mit den wenigen Worten abzusenden, die hoffentlich in deine Hände kommt. So nun einen herzlichen Dank sowol für deinen lieben Brief als auch für das schöne Buch, womit du mich überraschtest. – Ich brauche dir wo[h]l nicht zu versichern, daß ich auch so daran gedacht habe, daß ich nun schon volle zwei Monate deine Braut bin, ebenso wenig wirst du zweifeln, daß ich große Freude mit deinem schönen Hute habe. Ich erinnere mich wol im Allgemeinen an jene Aufführung der Frithiofsage, doch ist mir das Werk in seinen Einzelheiten fremd geblieben. Ich werde bald mit der Lektüre beginnen, obwohl ich recht wenig Zeit zum Lesen habe. Neben den Arbeiten für die Ausstattung haben wir nun auch die Näherin, ich denke, du wirst seinerzeit auch einmal die Erfahrung machen, was das zu bedeuten hat. Die Anwesenheit der Näherin ist auch Ursache, daß ich unter Tags nicht zum Schreiben komme, sonst würde ich ganz gewiß heut Früh geschrieben haben damit die Verzögerung des Briefwechsels aufgehoben worden wäre, denn, wie du schon gesehen haben wirst, habe ich erst heute dein Paket erhalten, wo ich schon gestern'' [auf, Anm.] ''einen Brief gehofft hatte. – Um nicht zu vergeßen, muß ich gleich jetzt einem Auftrag des Dr.Kanisch nachkommen. Er ersuchte mich nämlich bei Gelegenheit seines Abschiedsbesuches, dich von ihm freundlich zu grüßen, und dich zu ersuchen, du möchtest ihn wißen laßen, wann und wo er dich in Wien treffen könne, da er sehr wünscht, dich zu sehen. Er wird bis gegen Mitte Dezember in Wien bleiben, wenn du also im Laufe der nächsten Wochen einmal einen Tag in Wien zuzubringen gedenkest sei so freundlich etwa zwei Tage früher den Dr.Kanisch davon zu verständigen. Der betreffende Brief wäre an das allgemeine Krankenhaus zu adressiren. Dr.K: hat mir schon seine Fotografie gegeben, er wäre auch bereit gewesen, für dich ein Exemplar zu hinterlegen, doch dankte ich ihm dafür, ich meine wir sind mit dem einem Bild zufrieden, nicht wahr? – |
| − | ''Es ist gut, daß du mir jetzt schon sagst, daß du zu Weihnachten das "Wort der Frau" umzustoßen suchen willst, ich werde mich gefaßt machen, recht fest dabei stehen zu bleiben, schon um Standhaftigkeit zu beweisen. So lange ich zu Hause bin, wird meine Widerstandsfähigkeit größer sein, besonders wenn ich meine Großmutter als Verbündete weiß, aber später fürchte ich wird es mir manch liebes Mal gehen, wie bei der Affaire vom du sagen. Da mußte ich auch bald klein beigeben. – Ich stimme daneben durchaus für den April [für den Hochzeitstermin], länger möchte ich aber doch auch nicht warten. Wenn die Emma mich als Brautjungfrau will, muß sie sich schon beeilen. Frau Marie, denke ich, hat deine Aufträge an Emma entrichtet, sie hat auch mir gesagt von deinem Briefe. – Für morgen Nachmittag haben sich die Zellerischen bei uns angesagt. Wie oft denke ich an das nächste Weihnachten und freue mich, wenn wir wieder beisammen sein werden! Wie viel giebt es doch zu besprechen, wozu man auch bei noch häufigerem Briefverkehr nicht kommt. – Mit deiner guten Mutter kommen wir jetzt nicht häufig zusammen, sie ist ja viel in Anspruch genommen. Für heute aber "Gute Nacht, mein Lieber, morgen werde ich wol nur wenig noch schreiben können, dann es ist eben wieder die Näherin schuld. – Die Großmutter, welche dich grüßt, ist über das Befinden des Briefträgers nun auch beruhigt. – | + | ''Es ist gut, daß du mir jetzt schon sagst, daß du zu Weihnachten das "Wort der Frau" umzustoßen suchen willst, ich werde mich gefaßt machen, recht fest dabei stehen zu bleiben, schon um Standhaftigkeit zu beweisen. So lange ich zu Hause bin, wird meine Widerstandsfähigkeit größer sein, besonders wenn ich meine Großmutter als Verbündete weiß, aber später fürchte ich wird es mir manch liebes Mal gehen, wie bei der Affaire vom du sagen. Da mußte ich auch bald klein beigeben. – Ich stimme daneben durchaus für den April'' [für den Hochzeitstermin, Anm.] '', länger möchte ich aber doch auch nicht warten. Wenn die Emma mich als Brautjungfrau will, muß sie sich schon beeilen. Frau Marie, denke ich, hat deine Aufträge an Emma entrichtet, sie hat auch mir gesagt von deinem Briefe. – Für morgen Nachmittag haben sich die Zellerischen bei uns angesagt. Wie oft denke ich an das nächste Weihnachten und freue mich, wenn wir wieder beisammen sein werden! Wie viel giebt es doch zu besprechen, wozu man auch bei noch häufigerem Briefverkehr nicht kommt. – Mit deiner guten Mutter kommen wir jetzt nicht häufig zusammen, sie ist ja viel in Anspruch genommen. Für heute aber "Gute Nacht, mein Lieber, morgen werde ich wol nur wenig noch schreiben können, dann es ist eben wieder die Näherin schuld. – Die Großmutter, welche dich grüßt, ist über das Befinden des Briefträgers nun auch beruhigt. – |