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| | ===Jüdische Geschäfte verwüstet=== | | ===Jüdische Geschäfte verwüstet=== |
| − | Anfangs schienen sich die großen Hoffnungen der Salzburger Bevölkerung auch zu erfüllen. Autobahnbau ([[Reichsautobahn]], [[Tauernautobahn]] bis [[Anif]]–[[Grödig]]), Rüstungsindustrie ([[Grill-Werke]] in [[Hallein]]) und Kraftwerksbau (Tauernkraftwerke Kaprun) sorgten für Vollbeschäftigung. Aber bald zeigten sich auch die negativen Auswirkungen: in der so genannten [[Reichskristallnacht]] vom [[9. November|9.]] zum [[10. November]] 1938 wurden jüdische Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der [[Synagoge]] zerstört. [[Zwangsarbeit|Kriegsgefangene]], die zum Bau von Straßen und Brücken eingesetzt wurden, starben zu Tausenden. | + | Anfangs schienen sich die großen Hoffnungen der Salzburger Bevölkerung auch zu erfüllen. Autobahnbau ([[Reichsautobahn]], [[Tauern Autobahn]] bis [[Anif]]–[[Grödig]]), Rüstungsindustrie ([[Grill-Werke]] in [[Hallein]]) und Kraftwerksbau (Tauernkraftwerke Kaprun) sorgten für Vollbeschäftigung. Aber bald zeigten sich auch die negativen Auswirkungen: in der so genannten [[Reichskristallnacht]] vom [[9. November|9.]] zum [[10. November]] 1938 wurden jüdische Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der [[Synagoge]] zerstört. [[Zwangsarbeit|Kriegsgefangene]], die zum Bau von Straßen und Brücken eingesetzt wurden, starben zu Tausenden. |
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| | Besonders hart traf es russische Bürger im [[Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau"]], wie [[St. Johann im Pongau]] in der Zeit des NS-Regimes hieß. Für die Zigeuner gab es in Salzburg-[[Maxglan]] ein Lager ([[Zigeunerlager Maxglan]]), in dem viele ihr Leben ließen. Insgesamt 13 000 oppositionell gesinnte Personen wurden zwischen 1938 und [[1945]] verhaftet, darunter prominente Politiker wie der langjährige Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl. [[1942]] wurden acht Eisenbahner, die der Widerstandsbewegung angehörten, hingerichtet. | | Besonders hart traf es russische Bürger im [[Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau"]], wie [[St. Johann im Pongau]] in der Zeit des NS-Regimes hieß. Für die Zigeuner gab es in Salzburg-[[Maxglan]] ein Lager ([[Zigeunerlager Maxglan]]), in dem viele ihr Leben ließen. Insgesamt 13 000 oppositionell gesinnte Personen wurden zwischen 1938 und [[1945]] verhaftet, darunter prominente Politiker wie der langjährige Landeshauptmann Dr. Franz Rehrl. [[1942]] wurden acht Eisenbahner, die der Widerstandsbewegung angehörten, hingerichtet. |
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| | === Beständiger Aufschwung beginnt=== | | === Beständiger Aufschwung beginnt=== |
| − | Die Jahrzehnte der Zugehörigkeit zur Zweiten Republik zeigen seit den von Hunger und Entbehrung gezeichneten ersten Nachkriegsjahren das Bild eines beständigen, ungehemmten Aufschwungs. Die langen Regierungszeiten der Landeshauptleute [[Josef Klaus|Klaus]] ([[1949]]–[[1961]]), DDr. [[Hans Lechner|Lechner]] ([[1961]]–[[1977]]), [[Wilfried Haslauer senior|Haslauer]] ([[1977]]–[[1989]]) und [[Hans Katschthaler|Katschthaler]] ([[1989]]–[[1996]]) garantierten die Kontinuität der Landespolitik. Als wirtschaftliche und kulturelle Akzente in dieser Entwicklung sind die Fertigstellung der Tauernkraftwerke Kaprun, der Bau der [[Tauernautobahn]], die Gründung der [[Osterfestspiele]], der Bau des [[Großes Festspielhaus|Großen Festspielhauses]], die Wiedererrichtung der [[Universität Salzburg|Universität]] und die Erhebung des [[Universität Mozarteum|Mozarteums]] zur Hochschule hervorzuheben. | + | Die Jahrzehnte der Zugehörigkeit zur Zweiten Republik zeigen seit den von Hunger und Entbehrung gezeichneten ersten Nachkriegsjahren das Bild eines beständigen, ungehemmten Aufschwungs. Die langen Regierungszeiten der Landeshauptleute [[Josef Klaus|Klaus]] ([[1949]]–[[1961]]), DDr. [[Hans Lechner|Lechner]] ([[1961]]–[[1977]]), [[Wilfried Haslauer senior|Haslauer]] ([[1977]]–[[1989]]) und [[Hans Katschthaler|Katschthaler]] ([[1989]]–[[1996]]) garantierten die Kontinuität der Landespolitik. Als wirtschaftliche und kulturelle Akzente in dieser Entwicklung sind die Fertigstellung der Tauernkraftwerke Kaprun, der Bau der [[Tauern Autobahn]], die Gründung der [[Osterfestspiele]], der Bau des [[Großes Festspielhaus|Großen Festspielhauses]], die Wiedererrichtung der [[Universität Salzburg|Universität]] und die Erhebung des [[Universität Mozarteum|Mozarteums]] zur Hochschule hervorzuheben. |
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| | Dank der Grenzlage kam es zur Niederlassung zahlreicher ausländischer, vor allem deutscher Firmen und Handelsgesellschaften. Damit blieb der Stadt Salzburg eine stärkere Industrialisierung erspart. In strukturschwachen Regionen wie dem [[Lungau]] und dem [[Pinzgau]] sorgten gezielte Förderungsmaßnahmen und der Ausbau der Verkehrsverbindungen für die Schaffung von Arbeitsplätzen und bessere Lebensqualität. | | Dank der Grenzlage kam es zur Niederlassung zahlreicher ausländischer, vor allem deutscher Firmen und Handelsgesellschaften. Damit blieb der Stadt Salzburg eine stärkere Industrialisierung erspart. In strukturschwachen Regionen wie dem [[Lungau]] und dem [[Pinzgau]] sorgten gezielte Förderungsmaßnahmen und der Ausbau der Verkehrsverbindungen für die Schaffung von Arbeitsplätzen und bessere Lebensqualität. |
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| | === Grünlandgürtel wird festgelegt === | | === Grünlandgürtel wird festgelegt === |
| − | Die negativen Auswirkungen des "Wirtschaftswunders" und des übersteigerten [[Fremdenverkehr]]s wurden vor allem in der Stadt Salzburg rechtzeitig erkannt. Ein vorbildliches [[Altstadterhaltungsgesetz]] bewahrte den alten Stadtkern vor der Verunstaltung durch Hochhäuser und stillose Geschäftsbauten. Die grüne Bewegung, die sich in der Salzburger [[Bürgerliste]] rasch und schlagkräftig formierte, setzte die Sicherung eines breiten [[Grünlanddeklaration|Grünlandgürtels]] im Süden der Stadt durch. Auch auf dem Land formierten sich Protestbewegungen, die [[1988]] den Bau der zweiten Tunnelröhren der [[Tauernautobahn]] und damit ein Überhandnehmen des Durchzugsverkehrs zunächst verhinderten. Diese kritische Einstellung der Bevölkerung sorgte dafür, dass es auch nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Gemeinschaft zunächst zu keinem Ausverkauf Salzburger Grund und Boden kam. | + | Die negativen Auswirkungen des "Wirtschaftswunders" und des übersteigerten [[Fremdenverkehr]]s wurden vor allem in der Stadt Salzburg rechtzeitig erkannt. Ein vorbildliches [[Altstadterhaltungsgesetz]] bewahrte den alten Stadtkern vor der Verunstaltung durch Hochhäuser und stillose Geschäftsbauten. Die grüne Bewegung, die sich in der Salzburger [[Bürgerliste]] rasch und schlagkräftig formierte, setzte die Sicherung eines breiten [[Grünlanddeklaration|Grünlandgürtels]] im Süden der Stadt durch. Auch auf dem Land formierten sich Protestbewegungen, die [[1988]] den Bau der zweiten Tunnelröhren der [[Tauern Autobahn]] und damit ein Überhandnehmen des Durchzugsverkehrs zunächst verhinderten. Diese kritische Einstellung der Bevölkerung sorgte dafür, dass es auch nach dem Beitritt Österreichs zur Europäischen Gemeinschaft zunächst zu keinem Ausverkauf Salzburger Grund und Boden kam. |
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| | == Salzburg im 21. Jahrhundert == | | == Salzburg im 21. Jahrhundert == |
| | === Salzburg wird "rot" === | | === Salzburg wird "rot" === |
| − | [[Bild:Gabi_burgstaller.jpg|thumb|[[Gabriele Burgstaller]]]]Im Jahr [[2004]] kam es zu einem politischen Umschwung: Die [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|SPÖ]] errang erstmals bei einer [[Landtagswahl 2004|Landtagswahl]] die Mehrheit an Stimmen und Mandaten, Mag.<sup>a</sup><ref>{{Magistra}}</ref> [[Gabriele Burgstaller]] trat als Landeshauptfrau an die Stelle von Landeshauptmann Doz. Dr. [[Franz Schausberger]] ([[ÖVP]]). Es wurden eine Reihe von Großprojekten teils verwirklicht, teils in Angriff genommen: Das [[Mozartjahr 2006|Mozart-Jubiläum 2006]] brachte einen Rekord an Zuschauern und Einnahmen, das 'Kleine Festspielhaus' wurde umgestaltet und als [[Haus für Mozart]] neu eröffnet und das Salzburger [[Salzburger Museum Carolino-Augusteum]] bezog als ''Salzburg Museum'' mit der Ausstellung "Viva Mozart" seine neue Heimstätte in der [[Neue Residenz|Neuen Residzen]] am [[Residenzplatz]]. Nun wurde doch mit dem Bau der [[Katschberg-Tunnel|zweiten Tunnelröhre]] durch den [[Katschberg]] begonnen und während sich dieser Bau seinem Ende näherte, nahmen der Ausbau des [[Tauern-Tunnel (Tauernautobahn)|Tauern-Tunnels]] und die Fertigstellung des [[Pumpspeicherkraftwerk Limberg II]] noch einige Jahre in Anspruch. | + | [[Bild:Gabi_burgstaller.jpg|thumb|[[Gabriele Burgstaller]]]]Im Jahr [[2004]] kam es zu einem politischen Umschwung: Die [[Sozialdemokratische Partei Österreichs|SPÖ]] errang erstmals bei einer [[Landtagswahl 2004|Landtagswahl]] die Mehrheit an Stimmen und Mandaten, Mag.<sup>a</sup><ref>{{Magistra}}</ref> [[Gabriele Burgstaller]] trat als Landeshauptfrau an die Stelle von Landeshauptmann Doz. Dr. [[Franz Schausberger]] ([[ÖVP]]). Es wurden eine Reihe von Großprojekten teils verwirklicht, teils in Angriff genommen: Das [[Mozartjahr 2006|Mozart-Jubiläum 2006]] brachte einen Rekord an Zuschauern und Einnahmen, das 'Kleine Festspielhaus' wurde umgestaltet und als [[Haus für Mozart]] neu eröffnet und das Salzburger [[Salzburger Museum Carolino-Augusteum]] bezog als ''Salzburg Museum'' mit der Ausstellung "Viva Mozart" seine neue Heimstätte in der [[Neue Residenz|Neuen Residzen]] am [[Residenzplatz]]. Nun wurde doch mit dem Bau der [[Katschberg-Tunnel|zweiten Tunnelröhre]] durch den [[Katschberg]] begonnen und während sich dieser Bau seinem Ende näherte, nahmen der Ausbau des [[Tauern-Tunnel (Tauern Autobahn)|Tauern-Tunnels]] und die Fertigstellung des [[Pumpspeicherkraftwerk Limberg II]] noch einige Jahre in Anspruch. |
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| | In der Kunst gab es einige Aufreger. 2004 wurde das nicht unumstrittene [[Museum der Moderne Mönchsberg]] eröffnet. Die [[Salzburg Foundation]] erregte mit verschiedenen Skulpturen die Gemüter der Salzburger ([[Anselm Kiefer]] (2002) mit seinem ''wandernden Betonklotz'' mit dem Namen [[A.E.I.O.U. (Kunstwerk)|A.E.I.O.U.]] im [[Wilhelm-Furtwängler-Garten]], [[Markus Lüpertz]] (2005) mit seiner [[Hommage à Mozart|Mozart - Eine Hommage]]-Statue, die auch einmal geteert und gefedert wurde). Und [[2006]] legte das Kunstfestival [[Kontra.com]] einen Helicopter verkehrt auf den Residenzplatz. [[2010]] wurden die [[Osterfestspiele]] von einem [[Osterfestspiele Skandal 2010|Skandal]] erschüttert. Geschäftsführer [[Michael Dewitte]] und dem technischen Direktor der Salzburger Festspiele, Klaus Kretschmer, wurden Unregelmäßigkeiten vorgeworfen, die den Festspielen bis zu 1,5 Millionen Euro Schaden zugefügt haben sollen. | | In der Kunst gab es einige Aufreger. 2004 wurde das nicht unumstrittene [[Museum der Moderne Mönchsberg]] eröffnet. Die [[Salzburg Foundation]] erregte mit verschiedenen Skulpturen die Gemüter der Salzburger ([[Anselm Kiefer]] (2002) mit seinem ''wandernden Betonklotz'' mit dem Namen [[A.E.I.O.U. (Kunstwerk)|A.E.I.O.U.]] im [[Wilhelm-Furtwängler-Garten]], [[Markus Lüpertz]] (2005) mit seiner [[Hommage à Mozart|Mozart - Eine Hommage]]-Statue, die auch einmal geteert und gefedert wurde). Und [[2006]] legte das Kunstfestival [[Kontra.com]] einen Helicopter verkehrt auf den Residenzplatz. [[2010]] wurden die [[Osterfestspiele]] von einem [[Osterfestspiele Skandal 2010|Skandal]] erschüttert. Geschäftsführer [[Michael Dewitte]] und dem technischen Direktor der Salzburger Festspiele, Klaus Kretschmer, wurden Unregelmäßigkeiten vorgeworfen, die den Festspielen bis zu 1,5 Millionen Euro Schaden zugefügt haben sollen. |