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| | [[Datei:Hagenau-Wappen Sm.png|thumb|hochkant|Stammwappen der Herren von Hagenau, Helmzier der österreichischen Linien]] | | [[Datei:Hagenau-Wappen Sm.png|thumb|hochkant|Stammwappen der Herren von Hagenau, Helmzier der österreichischen Linien]] |
| − | Die '''Hagenauer''' sind ein altes ursprünglich bairisches edelfreies Geschlecht, das im Jahr [[994]] mit dem Freisinger Bischof ''"Gottschalcus ex stirpe nobilium de Hagenau"'' erstmals urkundlich erwähnt wurde. Sie stammen aus der Gegend um Freising in [[Bayern]]; ihr Stammsitz bei Schrobenhausen (nordwestlich von Freising) war der Forst und Edelsitz Hagenau, von dem sich ihr Namen ableitet. | + | Die '''Hagenauer''' sind ein altes, ursprünglich bairisches edelfreies Geschlecht, das im Jahr [[994]] mit dem Freisinger Bischof ''"Gottschalcus ex stirpe nobilium de Hagenau"'' erstmals urkundlich erwähnt wurde. Sie stammen aus der Gegend um Freising in [[Bayern]]; ihr Stammsitz bei Schrobenhausen (nordwestlich von Freising) war der Forst und Edelsitz Hagenau, von dem sich ihr Name ableitet. |
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| | == Herkunft == | | == Herkunft == |
| | :''Hauptartikel: [[Hagenauer - ihre Herkunft]]'' | | :''Hauptartikel: [[Hagenauer - ihre Herkunft]]'' |
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| − | Die Geschichte der Hagenauer haben Historiker in den Freisinger Urkunden an Hand von Leitnamen und nach der Lage von Erbgütern bis ins Jahr 763 zurückverfolgt. Die Abstammung der Herren von Hagenau vermutet man als Seitenlinie aus der Sippe der Huosi, einem mächtigen [[Mittelalter|frühmittelalterlichen]] Adelsgeschlecht aus [[Oberbayern]] (635 im Lex Baiuvariorum erwähnt). 763 wurden ein Abt Reginbert (Reginperht) mit dessen Bruder Irmenfried als Gründer des Klosters Scharnitz urkundlich genannt. In den Freisinger Urkunden tauchten in nachfolgenden Generationen ein Erchenwert, Hartwich, nochmals ein Reginbert, Radolt, wiederum ein Reginbert, bis hin zu Rapoto und Fridericus auf, der 963 mit seinen Kindern erwähnt wurde. | + | Die Geschichte der Hagenauer haben Historiker in den Freisinger Urkunden an Hand von Leitnamen und nach der Lage von Erbgütern bis in das Jahr 763 zurückverfolgt. Die Abstammung der Herren von Hagenau vermutet man als Seitenlinie aus der Sippe der Huosi, einem mächtigen [[Mittelalter|frühmittelalterlichen]] Adelsgeschlecht aus [[Oberbayern]] (635 im Lex Baiuvariorum erwähnt). 763 wurden ein Abt Reginbert (Reginperht) und sein Bruder Irmenfried als Gründer des Klosters Scharnitz urkundlich genannt. In den Freisinger Urkunden tauchten in nachfolgenden Generationen ein Erchenwert, Hartwich, nochmals ein Reginbert, Radolt, wiederum ein Reginbert, ein Rapoto und ein Fridericus auf, der - letzterer - 963 mit seinen Kindern erwähnt wurde. |
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| − | Die Herren von Hagenau begannen sich dann nach ihrem Edelsitz und Forst Hagenau zu nennen, der bei Schrobenhausen lag, nordwestlich von Freising in Bayern. | + | Die Herren von Hagenau begannen sich dann nach ihrem Edelsitz und Forst Hagenau zu nennen, der bei Schrobenhausen nordwestlich von Freising in Bayern lag. |
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| − | [[Datei:Ostarrichi-Urkunde.jpg|thumb|hochkant|Gottschalk von Hagenau, Bischof von Freising, Ostarrichi-Urkunde 996]] Der erste als "Hagenauer" genannte aus diesem Geschlecht war der Freisinger Bischof Gottschalk von Hagenau, der erstmals [[994]] urkundlich aufscheint. Zwischen 1006 und 1036 wurde mehrmals ein Guntpolt (von Hagenau?) in den Freisinger Urkunden erwähnt. Seit der Erblichkeit der Lehen im Jahr 1037 scheinen die Herren von Hagenau einen festen Familiennamen geführt zu haben, um ihre Erbansprüche geltend machen zu können. Als Stammvater der Hagenauer wird jedoch der 1068 in den Freisinger Urkunden genannte Guntpold von Hagenau gesehen. Ende des 11. Jahrhunderts siedelten sich Mitglieder des Geschlechts in [[Oberösterreich]] (Hartwicus von Hagenau 1088) und [[Niederösterreich]] (Reimprecht von Hagenau 1098) an und errichteten dort zwei weitere Sitze. Somit besaßen die in drei Linien (Stämme) verzweigten Hagenauer im [[12. Jahrhundert]] gleichzeitig drei Stammsitze; den ursprünglichen Edelsitz bei Schrobenhausen in Bayern, den Stammsitz bei [[Braunau am Inn]] in Oberösterreich, und den Stammsitz bei Böheimkirchen in Niederösterreich. Die Burg Hagenau in Oberösterreich wurde zusammen mit mehreren Lehen [[1239]] eingezogen und (wahrscheinlich) bereits im selben Jahrhundert erlosch diese Braunauer Linie. Der Stammsitz bei Böheimkirchen in Niederösterreich wurde im Jahr [[1347]] aufgegeben und im [[15. Jahrhundert]] erlosch auch der Böheimkirchner Stamm. Der Edelsitz Hagenau bei Schrobenhausen der bayrischen Linie wurde nach Verwüstungen verlassen und [[1364]] geschliffen, der neue Stammsitz befand sich dann bei Allershausen (nordwestlich von Freising). Allershausen verblieb bis [[1484]] im Familienbesitz und wurde von Stephan Hagenauer zu Allershausen verkauft. Das letzte Gut bei Allershausen in Bayern wurde um 1530 von Stephans Verwandten Georg Hagenauer aufgegeben. Um 1550 ließ sich dessen Sohn Sebastian Hagenauer de Allershausen im [[Erzbistum Salzburg]] bei [[Piding]] nieder. Sein Sohn Georg, Begründer der noch heute blühenden Salzburger Linie (als [[Wien]]er und [[Friaul-Julisch Venetien|Triester]] Zweig), wurde [[1568]] in einer Salzburger Urkunde mit seinem Gut am [[Högl (Berg)|Högl]] genannt. Später waren sie in [[Ainring]] und der Stadt Salzburg beheimatet, bevor sich ein Zweig in Triest und ein anderer Zweig in Wien niederließ. | + | [[Datei:Ostarrichi-Urkunde.jpg|thumb|hochkant|Gottschalk von Hagenau, Bischof von Freising, Ostarrichi-Urkunde 996]] Der erste als "Hagenauer" genannte aus diesem Geschlecht war der Freisinger Bischof Gottschalk von Hagenau, der erstmals [[994]] urkundlich aufscheint. Zwischen 1006 und 1036 wurde mehrmals ein Guntpolt (von Hagenau?) in den Freisinger Urkunden erwähnt. Seit der Erblichkeit der Lehen im Jahr 1037 scheinen die Herren von Hagenau einen festen Familiennamen geführt zu haben, um ihre Erbansprüche geltend machen zu können. Als Stammvater der Hagenauer wird jedoch der 1068 in den Freisinger Urkunden genannte Guntpold von Hagenau gesehen. Ende des 11. Jahrhunderts siedelten sich Mitglieder des Geschlechts in [[Oberösterreich]] (Hartwicus von Hagenau 1088) und in [[Niederösterreich]] (Reimprecht von Hagenau 1098) an und errichteten dort zwei weitere Familiensitze. Somit besaßen die in drei Linien (Stämme) verzweigten Hagenauer im [[12. Jahrhundert]] gleichzeitig drei Stammsitze; den ursprünglichen Edelsitz bei Schrobenhausen in Bayern, den Stammsitz bei [[Braunau am Inn]] in Oberösterreich und den Stammsitz bei Böheimkirchen in Niederösterreich. Die Burg Hagenau in Oberösterreich wurde gemeinsam mit mehreren Lehen [[1239]] eingezogen, und (wahrscheinlich) erlosch bereits im selben Jahrhundert die Braunauer Linie. Der Stammsitz bei Böheimkirchen in Niederösterreich wurde im Jahr [[1347]] aufgegeben, im [[15. Jahrhundert]] erlosch auch der Böheimkirchner Stamm. Der Edelsitz Hagenau bei Schrobenhausen der bayrischen Linie wurde nach Verwüstungen verlassen und [[1364]] geschliffen, der neue Stammsitz entstand dann bei Allershausen (nordwestlich von Freising). Allershausen verblieb bis [[1484]] im Familienbesitz und wurde von Stephan Hagenauer zu Allershausen verkauft. Das letzte Gut bei Allershausen in Bayern wurde um 1530 von Stephans Verwandten Georg Hagenauer aufgegeben. Um 1550 ließ sich dessen Sohn Sebastian Hagenauer de Allershausen im [[Erzbistum Salzburg]] bei [[Piding]] nieder. Sein Sohn Georg, Begründer der noch heute blühenden Salzburger Linie (als [[Wien]]er und [[Friaul-Julisch Venetien|Triester]] Zweig), wurde [[1568]] in einer Salzburger Urkunde mit seinem Gut am [[Högl (Berg)|Högl]] genannt. Später waren sie in [[Ainring]] und in der Stadt Salzburg beheimatet, bevor sich ein Zweig in Triest und ein anderer Zweig in Wien niederließ. |
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| | == Historischer Überblick == | | == Historischer Überblick == |
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| − | Die Hagenauer tauchten im [[10. Jahrhundert]] in Bayern bei Freising auf und teilten sich im [[11. Jahrhundert]] in die Freisinger, die Braunauer und die Böheimkirch´ner Linie. Die Braunauer Linie erlosch im [[13. Jahrhundert]], die Böheimkirchner Linie im 15. Jahrhundert. Die älteste Linie (Freisinger) setzte sich im 16. Jahrhundert im Erzbistum Salzburg als Salzburger (Ainringer) Ast fort. Aus diesem Salzburger Ast gingen Ende des [[18. Jahrhundert]]s ein Triester Zweig und Mitte des 19. Jahrhunderts ein Wiener Zweig hervor. Der letzte in Salzburg geborene und dort lebende Hagenauer starb Mitte des [[19. Jahrhundert]]s. Nachkommen dieses Geschlechts leben heute in Wien und in Florenz. | + | Die Hagenauer tauchten im [[10. Jahrhundert]] in Bayern bei Freising auf und teilten sich im [[11. Jahrhundert]] in die Freisinger, die Braunauer und die Böheimkirchner Linie. Die Braunauer Linie erlosch im [[13. Jahrhundert]], die Böheimkirchner Linie im 15. Jahrhundert. Die Mitglieder der ältesten Freisinger Linie setzten sich im 16. Jahrhundert im Erzbistum Salzburg als Salzburger (Ainringer) Ast fort. Aus diesem Salzburger Ast gingen Ende des [[18. Jahrhundert]]s ein Triester Zweig und Mitte des 19. Jahrhunderts ein Wiener Zweig hervor. Der letzte in Salzburg geborene und dort lebende Hagenauer starb Mitte des [[19. Jahrhundert]]s. Nachkommen dieses Geschlechts leben heute in Wien und in Florenz. |
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| | === Der Freisinger, Braunauer und Böheimkirchner Stamm === | | === Der Freisinger, Braunauer und Böheimkirchner Stamm === |
| | : ''Hauptartikel: [[Hagenauer - der Freisinger, Braunauer und Böheimkirchner Stamm]]'' | | : ''Hauptartikel: [[Hagenauer - der Freisinger, Braunauer und Böheimkirchner Stamm]]'' |
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| − | [[Datei:Urkunde Bischof Reginbert von Hagenau.jpg|miniatur|hochkant|Urkunde des Reginbert von Hagenau, Bischof von Passau, 1147]] Im Jahr [[994]] wird in einer Urkunde "''Gottschalcus ex stirpe nobilium de Hagenau''" (Gottschalk aus dem edlen Geschlecht von Hagenau) und somit erstmals das Geschlecht der Hagenauer genannt. Mit diesem Freisinger Bischof Gottschalk von Hagenau (992 - 1005) begann der einstweilige Aufstieg des Geschlechts. Im Zuge der Missionierung, Erschließung und Rodung neuer Territorien des altbayrischen Stammesgebietes siedelten im 11. Jahrhundert einige edelfreie Herren von Hagenau in Richtung südöstlicher Grenze. Dort bekleideten sie Ämter der [[Salzburger Kirchenprovinz|Suffraganbistümer]] Salzburgs als Vögte des Hochstiftes Freising, des Hochstiftes Regensburg und zumeist des Hochstiftes [[Passau]]. Die Hagenauer von Hagenau hatten sich Ende des 11. Jahrhunderts in drei Linien verzweigt und besaßen neben ihren drei Stammsitzen (bei Freising in Bayern, bei Braunau am Inn in Oberösterreich und bei Böheimkirchen in Niederösterreich) eine große Anzahl von Lehen. Im 13. Jahrhundert begann, bedingt durch die Veränderung der sozialen Strukturen, durch den Niedergang des Hochstiftes Freising und durch den Aufstieg der Wittelsbacher, der Abstieg der Hagenauer. Unter den Urkunden des [[14. Jahrhundert|14.]] und 15. Jahrhunderts befanden sich viele Verkaufsurkunden sowie Urkunden über die Einziehung ihrer Güter. Etliche aus dem Geschlecht der Freien von Hagenau begaben sich in den Schutz aufstrebender Städte des Mittelalters, wie St. Pölten, Wien, Klosterneuburg oder München, wo sie als Patrizier und Bürger genannt wurden. Schließlich erlosch die oberösterreichische Linie der Hagenauer im 13. Jahrhundert, sowie die niederösterreichische Linie im 15. Jahrhundert, wobei die Freisinger Linie keine Besitzungen oder Lehen übernehmen konnte. Die Freisinger Linie war letztendlich verarmt (Stammsitz Allershausen 1484 verkauft), besaß nur mehr unbedeutende Höfe in der Umgebung von Allershausen und war auf den Bauernstand herabgesunken. Im Zuge des Schmalkaldischen Krieges (1546/47 unter Kaiser Karl V., Katholiken gegen Protestanten) zogen zehntausende Landsknechte plündernd und brandschatzend durch diese Gegend. So wanderte einer der letzten Hagenauer der bayrischen Linie in das Erzbistum Salzburg aus, wo er eine neue Linie begründete. Nach Salzburg bestanden ja bereits vor 1500 urkundlich belegte Kontakte zu alteingesessenen Patrizier-Familien, die hohe Stellungen (wie [[Erzbischof|Erzbischöfe]] oder [[Bürgermeister der Stadt Salzburg|Bürgermeister]]) in Salzburg inne hatten. | + | [[Datei:Urkunde Bischof Reginbert von Hagenau.jpg|miniatur|hochkant|Urkunde des Reginbert von Hagenau, Bischof von Passau, 1147]] Im Jahr [[994]] wird in einer Urkunde "''Gottschalcus ex stirpe nobilium de Hagenau''" (Gottschalk aus dem edlen Geschlecht von Hagenau) und somit erstmals das Geschlecht der Hagenauer genannt. Mit diesem Freisinger Bischof Gottschalk von Hagenau (992 - 1005) begann der einstweilige Aufstieg des Geschlechts. Im Zug der Missionierung, Erschließung und Rodung neuer Territorien des altbayrischen Stammesgebietes siedelten sich im 11. Jahrhundert einige edelfreie Herren von Hagenau in Richtung südöstlicher Grenze an. Dort bekleideten sie Ämter der [[Salzburger Kirchenprovinz|Suffraganbistümer]] Salzburgs als Vögte des Hochstiftes Freising, des Hochstiftes Regensburg und des Hochstiftes [[Passau]]. Die Hagenauer von Hagenau hatten sich Ende des 11. Jahrhunderts in drei Linien verzweigt und besaßen neben ihren drei Stammsitzen (bei Freising in Bayern, bei Braunau am Inn in Oberösterreich und bei Böheimkirchen in Niederösterreich) eine große Anzahl von Lehen. Im 13. Jahrhundert begann, bedingt durch Veränderung der sozialen Strukturen, durch den Niedergang des Hochstiftes Freising und durch den Aufstieg der Wittelsbacher, der Abstieg der Hagenauer. Unter den Urkunden des [[14. Jahrhundert|14.]] und 15. Jahrhunderts befanden sich viele Verkaufsurkunden sowie Urkunden über die Einziehung ihrer Güter. Etliche aus dem Geschlecht der Freien von Hagenau begaben sich in den Schutz aufstrebender Städte des Mittelalters, wie St. Pölten, Wien, Klosterneuburg oder München, wo sie als Patrizier und Bürger genannt wurden. Schließlich erlosch die oberösterreichische Linie der Hagenauer im 13. Jahrhundert, sowie die niederösterreichische Linie im 15. Jahrhundert, wobei die Mitglieder der,Freisinger Linie keine Besitzungen oder Lehen übernehmen konnten. Die Freisinger Linie war letztendlich verarmt (Stammsitz Allershausen 1484 verkauft), die Nachkommen besaßen nur noch unbedeutende Höfe in der Umgebung von Allershausen und waren auf den Bauernstand herabgesunken. Im Zuge des Schmalkaldischen Krieges (1546/47 unter Kaiser Karl V., Katholiken gegen Protestanten) zogen zehntausende Landsknechte plündernd und brandschatzend durch diese Gegend. So wanderte einer der letzten Hagenauer der bayrischen Linie in das Erzbistum Salzburg aus und wurde Begründer einer neue Linie. Nach Salzburg bestanden bereits vor 1500 urkundlich belegte Kontakte zu alteingesessenen Patrizier-Familien, von denen einige Mitglieder hohe Stellungen (wie [[Erzbischof|Erzbischöfe]] oder [[Bürgermeister der Stadt Salzburg|Bürgermeister]]) in Salzburg inne hatten. |
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| | === Die Salzburger Linie === | | === Die Salzburger Linie === |