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| | ===Rechte und Aufgaben=== | | ===Rechte und Aufgaben=== |
| − | Gurk war und blieb eine von der Fläche her kleine Diözese mit begrenzten Rechten. Wie auch bei den Bischöfen [[Bischöfe von Chiemsee|von Chiemsee]], von [[Bischof von Seckau|Seckau]] und [[Bischof von Lavant|Lavant]] war die Hauptaufgabe des Bischofs von Gurk die Vertretung des Erzbischofs. Während die anderen Bischöfe das Recht auf Vertretung nur im Sprengel ihres Bistums hatten, hatte der Bischof von Gurk das Vorrecht, den Erzbischof in der gesamten [[Erzdiözese]] zu vertreten. Anlässlich der Gründung des [[Bistum Chiemsee|Bistums von Chiemsee]] bestätigte Papst Innozenz III. ausdrücklich das Recht des Gurker Bischofs als „''vicarius''“ des Erzbischofs und untersagte dem Bischof von Chiemsee jede Einmischung. | + | Gurk war und blieb eine von der Fläche her kleine Diözese mit begrenzten Rechten. Wie auch bei den Bischöfen [[Bischöfe von Chiemsee|von Chiemsee]], von [[Bischof von Seckau|Seckau]] und [[Bischof von Lavant|Lavant]] war die Hauptaufgabe des Bischofs von Gurk die Vertretung des Erzbischofs. Während die anderen Bischöfe das Recht auf Vertretung nur im Sprengel ihres Bistums hatten, hatte der Bischof von Gurk das Vorrecht, den Erzbischof in der gesamten [[Erzdiözese]] zu vertreten. Anlässlich der Gründung des [[Bistum Chiemsee|Bistums von Chiemsee]] bestätigte Papst Innozenz III. ausdrücklich das Recht des Gurker Bischofs als "''vicarius''“ des Erzbischofs und untersagte dem Bischof von Chiemsee jede Einmischung. |
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| | Da den Herzögen von Kärnten als Landesfürsten die Vogtei über das Bistum Gurk zukam, unterstand der Gurker Bischof in weltlichen Angelegenheiten dessen Gericht. | | Da den Herzögen von Kärnten als Landesfürsten die Vogtei über das Bistum Gurk zukam, unterstand der Gurker Bischof in weltlichen Angelegenheiten dessen Gericht. |
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| | ==== Das Wiener Konkordat ==== | | ==== Das Wiener Konkordat ==== |
| − | Im Wiener Konkordat, das König [[Friedrich III.]] im Jahr [[1448]] als [[Reich]]<nowiki>soberhaupt</nowiki> der „Deutschen Nation“ mit Papst Nikolaus V. schloss, wurde dem König das Recht auf die Besetzung von sechs Bistümern zugesprochen. Neben dem Salzburger Suffraganbistum [[Bistum Brixen|Brixen]] fiel darunter auch das Salzburger Eigenbistum Gurk. Dadurch wurde auch die Stellung des damaligen Fürsterzbischofs [[Friedrich IV. Truchseß von Emmerberg]] empfindlich geschwächt. | + | Im Wiener Konkordat, das König [[Friedrich III.]] im Jahr [[1448]] als [[Reich]]<nowiki>soberhaupt</nowiki> der "Deutschen Nation“ mit Papst Nikolaus V. schloss, wurde dem König das Recht auf die Besetzung von sechs Bistümern zugesprochen. Neben dem Salzburger Suffraganbistum [[Bistum Brixen|Brixen]] fiel darunter auch das Salzburger Eigenbistum Gurk. Dadurch wurde auch die Stellung des damaligen Fürsterzbischofs [[Friedrich IV. Truchseß von Emmerberg]] empfindlich geschwächt. |
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| | ==== Weitere Wechselfälle ==== | | ==== Weitere Wechselfälle ==== |
| − | [[1453]] wurde der Kandidat Friedrichs III. (der mittlerweile Kaiser war), [[Ulrich Sonnenberger]], vom Papst ernannt.<ref>Vgl. den Wikipedia-Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Sonnenberger ''„Ulrich Sonnenberger“''.]</ref> | + | [[1453]] wurde der Kandidat Friedrichs III. (der mittlerweile Kaiser war), [[Ulrich Sonnenberger]], vom Papst ernannt.<ref>Vgl. den Wikipedia-Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Ulrich_Sonnenberger ''"Ulrich Sonnenberger“''.]</ref> |
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| − | Als im Jahr [[1470]] der Bischofsstuhl neuerlich vakant war, ernannte Fürsterzbischof [[Bernhard von Rohr]] zum Bischof seinen Neffen [[Sixtus von Tannberg]], der auch die päpstliche Bestätigung erhielt. Friedrich III. hingegen legte sich auf den Gurker Propst Lorenz von Freiberg fest. Schließlich verzichtete Sixtus, nachdem er das [[Bistum Freising]] erhalten hatte, und machte den Weg frei für Lorenz von Freiberg.<ref>Vgl. den Wikipedia-Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Sixtus_von_Tannberg ''„Sixtus von Tannberg“''.]</ref> In dessen Amtszeit fiel der sogenannte [[Ungarischer Krieg|Ungarische Krieg]] zwischen Friedrich III. und dem Ungarnkönig Mathias Corvinus, bei dem die [[Ausländische Herrschaften|Salzburger Besitzungen]] in [[Kärnten]] und der [[Steiermark]] im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen standen. | + | Als im Jahr [[1470]] der Bischofsstuhl neuerlich vakant war, ernannte Fürsterzbischof [[Bernhard von Rohr]] zum Bischof seinen Neffen [[Sixtus von Tannberg]], der auch die päpstliche Bestätigung erhielt. Friedrich III. hingegen legte sich auf den Gurker Propst Lorenz von Freiberg fest. Schließlich verzichtete Sixtus, nachdem er das [[Bistum Freising]] erhalten hatte, und machte den Weg frei für Lorenz von Freiberg.<ref>Vgl. den Wikipedia-Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Sixtus_von_Tannberg ''"Sixtus von Tannberg“''.]</ref> In dessen Amtszeit fiel der sogenannte [[Ungarischer Krieg|Ungarische Krieg]] zwischen Friedrich III. und dem Ungarnkönig Mathias Corvinus, bei dem die [[Ausländische Herrschaften|Salzburger Besitzungen]] in [[Kärnten]] und der [[Steiermark]] im Mittelpunkt der Auseinandersetzungen standen. |
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| | [[1490]] wiederholte sich die Meinungsverschiedenheit zwischen Fürsterzbischof und Kaiser; Friedrich drang schließlich mit seinem Kandidaten [[Raimund Peraudi]] durch. Diesem folgte [[1505]] [[Matthäus Lang von Wellenburg]], der [[1519]] [[Erzbischof als Landesherr oder Grundherr|Fürsterzbischof von Salzburg]] wurde. | | [[1490]] wiederholte sich die Meinungsverschiedenheit zwischen Fürsterzbischof und Kaiser; Friedrich drang schließlich mit seinem Kandidaten [[Raimund Peraudi]] durch. Diesem folgte [[1505]] [[Matthäus Lang von Wellenburg]], der [[1519]] [[Erzbischof als Landesherr oder Grundherr|Fürsterzbischof von Salzburg]] wurde. |
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| | ==== Der Vergleich von 1535 ==== | | ==== Der Vergleich von 1535 ==== |
| − | Am [[23. September]] [[1535]] kam zwischen dem Salzburger Fürsterzbischof Matthäus Lang von Wellenburg und [[Ferdinand I.]], dem damaligen Römischen König und Erzherzog von Österreich sowie insbesondere Herzog von Kärnten, ein Vergleich über die strittige Frage zustande: Das Präsentationsrecht für einen neuen Bischof von Gurk kam hinfort jedes dritte Mal dem [[Erzbischof als Landesherr oder Grundherr|Fürsterzbischof von Salzburg]], ansonsten aber dem Landesfürsten zu.<ref>[http://www.mom-ca.uni-koeln.de/mom/AT-HHStA/SbgE/AUR_1535_X_25.1/charter Vergleich vom 23. September 1535.]</ref> Diese Regelung des Präsentationsrechts blieb bis zum Ende der Monarchie ([[1918]]) wirksam.<ref>Wikipedia-Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Antonius_Salamanca-Hoyos ''„Antonius Salamanca Hoyos“''] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Schönburg ''„Johann von Schönburg“''.]</ref> | + | Am [[23. September]] [[1535]] kam zwischen dem Salzburger Fürsterzbischof Matthäus Lang von Wellenburg und [[Ferdinand I.]], dem damaligen Römischen König und Erzherzog von Österreich sowie insbesondere Herzog von Kärnten, ein Vergleich über die strittige Frage zustande: Das Präsentationsrecht für einen neuen Bischof von Gurk kam hinfort jedes dritte Mal dem [[Erzbischof als Landesherr oder Grundherr|Fürsterzbischof von Salzburg]], ansonsten aber dem Landesfürsten zu.<ref>[http://www.mom-ca.uni-koeln.de/mom/AT-HHStA/SbgE/AUR_1535_X_25.1/charter Vergleich vom 23. September 1535.]</ref> Diese Regelung des Präsentationsrechts blieb bis zum Ende der Monarchie ([[1918]]) wirksam.<ref>Wikipedia-Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Antonius_Salamanca-Hoyos ''"Antonius Salamanca Hoyos“''] und [http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_von_Schönburg ''"Johann von Schönburg“''.]</ref> |
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| | ===Bedeutende Bischöfe=== | | ===Bedeutende Bischöfe=== |
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| | Der Kardinal und Bischof von Gurk, Matthäus Lang von Wellenburg, der einer der bedeutendsten kaiserlichen Diplomaten war, wurde auf Betreiben Kaiser Maximilians I. vom Salzburger [[Domkapitel]] [[1514]] zum Koadjutor des Fürsterzbischofs [[Leonhard von Keutschach]] mit Nachfolgerecht gewählt. Er wurde im Jahr [[1519]] - nach Leonhards Tod - Salzburger Fürsterzbischof und regierte bis zum Jahr [[1540]]. | | Der Kardinal und Bischof von Gurk, Matthäus Lang von Wellenburg, der einer der bedeutendsten kaiserlichen Diplomaten war, wurde auf Betreiben Kaiser Maximilians I. vom Salzburger [[Domkapitel]] [[1514]] zum Koadjutor des Fürsterzbischofs [[Leonhard von Keutschach]] mit Nachfolgerecht gewählt. Er wurde im Jahr [[1519]] - nach Leonhards Tod - Salzburger Fürsterzbischof und regierte bis zum Jahr [[1540]]. |
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| − | Nach dem Ableben von Fürsterzbischof [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach]] wurde der Fürstbischof von Gurk [[Hieronymus Graf Colloredo]] zum Salzburger Erzbischof gewählt. Colloredo war ein bedeutender Vertreter der Aufklärung in Süddeutschland. Er veranlasste umfassende Reformen im Bereich der Kirchen-, Kultur-, Schul- und Sozialpolitik. In seine Zeit fiel aber auch die „Josefinische Diözesanregulierung“, die für Gurk entscheidende Folgen hatte. | + | Nach dem Ableben von Fürsterzbischof [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach]] wurde der Fürstbischof von Gurk [[Hieronymus Graf Colloredo]] zum Salzburger Erzbischof gewählt. Colloredo war ein bedeutender Vertreter der Aufklärung in Süddeutschland. Er veranlasste umfassende Reformen im Bereich der Kirchen-, Kultur-, Schul- und Sozialpolitik. In seine Zeit fiel aber auch die "Josefinische Diözesanregulierung“, die für Gurk entscheidende Folgen hatte. |
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| | ===Auflösung=== | | ===Auflösung=== |
| − | Im Zuge der „Josefinischen Diözesanregulierung“ wurde anstelle des Eigenbistums Gurk unter Kaiser [[Joseph II.]] neben Graz (Seckau) auch Gurk-Klagenfurt als neue Landesbistümer errichtet, was die Abtretung der davon betroffenen Salzburger Diözesangebiete und damit das Ende der Salzburger Eigenbistümer bedeutete. | + | Im Zuge der "Josefinischen Diözesanregulierung“ wurde anstelle des Eigenbistums Gurk unter Kaiser [[Joseph II.]] neben Graz (Seckau) auch Gurk-Klagenfurt als neue Landesbistümer errichtet, was die Abtretung der davon betroffenen Salzburger Diözesangebiete und damit das Ende der Salzburger Eigenbistümer bedeutete. |
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| | === 2018 === | | === 2018 === |