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Karl Reinthaler, [[1913]] in Villach geboren, erlebte bereits als Kind die grausamen Auswirkungen des Krieges: Sein Vater, ein begeisterter Bergsteiger, verlor während des 1. Weltkrieges nach nur wenigen Wochen Fronteinsatz beide Beine. Und die im Krieg nicht ausgeheilte Ruhrerkrankung forderte bald darauf ihren Tribut: Reinthaler, gerade neun Jahre alt, verlor 1922 seinen Vater. Als Vermächtnis hinterließ er seinem Sohn jenen Satz, der ihn ein Leben lang begleiten sollte: "''Ich kann mein Schicksal mit der Gewissheit ertragen, dass er nie mehr in einen Krieg ziehen muss!''"
 
Karl Reinthaler, [[1913]] in Villach geboren, erlebte bereits als Kind die grausamen Auswirkungen des Krieges: Sein Vater, ein begeisterter Bergsteiger, verlor während des 1. Weltkrieges nach nur wenigen Wochen Fronteinsatz beide Beine. Und die im Krieg nicht ausgeheilte Ruhrerkrankung forderte bald darauf ihren Tribut: Reinthaler, gerade neun Jahre alt, verlor 1922 seinen Vater. Als Vermächtnis hinterließ er seinem Sohn jenen Satz, der ihn ein Leben lang begleiten sollte: "''Ich kann mein Schicksal mit der Gewissheit ertragen, dass er nie mehr in einen Krieg ziehen muss!''"
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Der Verlust seines Vaters brachte nicht nur seelische Entbehrungen mit sich. Denn seine Mutter, selbst schwer an TBC erkrankt, musste mit einer kleinen Invalidenpension fünf Kinder ernähren. [[1927]] bestand der erst 14jährige Reinthaler die Aufnahmeprüfung für die Lehrwerkstätte der Hauptwerkstatt St. Pölten und absolvierte dort eine Lehre zum Maschinenschlosser. Das Ende seiner Lehrzeit im Jahr [[1931]] bedeutete für ihn aber nicht die Übernahme in den aktiven Dienst der Eisenbahn, sondern drei Jahre Arbeitslosigkeit, in denen er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten musste. In dieser Zeit knüpfte er erste Verbindungen zur [[SPÖ|Sozialistischen Partei Österreichs]], zunächst über die Kinderfreunde und anschließend über die sozialistische Gewerkschaftsbewegung. Zudem besuchte er die Werkmeisterschule für Maschinenbau und Elektrotechnik in Wien, um sich in seinem Beruf weiterzubilden.
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Der Verlust seines Vaters brachte nicht nur seelische Entbehrungen mit sich. Denn seine Mutter, selbst schwer an TBC erkrankt, musste mit einer kleinen Invalidenpension fünf Kinder ernähren. [[1927]] bestand der erst 14jährige Reinthaler die Aufnahmeprüfung für die Lehrwerkstätte der Hauptwerkstatt St. Pölten und absolvierte dort eine Lehre zum Maschinenschlosser. Das Ende seiner Lehrzeit im Jahr [[1931]] bedeutete für ihn aber nicht die Übernahme in den aktiven Dienst der Eisenbahn, sondern drei Jahre Arbeitslosigkeit, in denen er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten musste. In dieser Zeit knüpfte er erste Verbindungen zur [[SPÖ|Sozialistischen Partei Österreichs]], zunächst über die [[Kinderfreunde]] und anschließend über die sozialistische Gewerkschaftsbewegung. Zudem besuchte er die Werkmeisterschule für Maschinenbau und Elektrotechnik in Wien, um sich in seinem Beruf weiterzubilden.
    
Die politischen Veränderungen der Dreißiger Jahre fanden in der Ausschaltung des Nationalrates am [[4. März]] [[1933]] und mit dem Verbot der Sozialdemokratie im [[Februar]] [[1934]] zwei ihrer undemokratischen Höhepunkte. Der autoritäre Ständestaat brachte auch für die Bediensteten der Eisenbahnen gewaltige Veränderungen der Arbeitsbedingungen mit sich: Massive Entlassungen, Herabsetzung der Eisenbahnerpensionen, Auszahlung der Gehälter in drei Raten, Aufhebung der Versammlungs- und Pressefreiheit, Dienstrechtsänderungen ohne Rücksprache mit der Personalvertretung, um nur einige Beispiele zu nennen; mit dem faschistischen System verbundene Funktionäre durchdrangen dabei typische Arbeiterorganisationen wie die Eisenbahn. Bewerber mussten sich als Mitglieder von Wehrformationen (z.B. Heimwehr) ausweisen - Ausnahmen wurden nur selten geduldet.  
 
Die politischen Veränderungen der Dreißiger Jahre fanden in der Ausschaltung des Nationalrates am [[4. März]] [[1933]] und mit dem Verbot der Sozialdemokratie im [[Februar]] [[1934]] zwei ihrer undemokratischen Höhepunkte. Der autoritäre Ständestaat brachte auch für die Bediensteten der Eisenbahnen gewaltige Veränderungen der Arbeitsbedingungen mit sich: Massive Entlassungen, Herabsetzung der Eisenbahnerpensionen, Auszahlung der Gehälter in drei Raten, Aufhebung der Versammlungs- und Pressefreiheit, Dienstrechtsänderungen ohne Rücksprache mit der Personalvertretung, um nur einige Beispiele zu nennen; mit dem faschistischen System verbundene Funktionäre durchdrangen dabei typische Arbeiterorganisationen wie die Eisenbahn. Bewerber mussten sich als Mitglieder von Wehrformationen (z.B. Heimwehr) ausweisen - Ausnahmen wurden nur selten geduldet.