Schule im Nationalsozialismus
Schule im Nationalsozialismus zeigt Aspekte nationalsozialistischer Bildungspolitik in Salzburg.
Allgemeines
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich 1938 kam es zu einer Umgestaltung des Schulsystems und der Lehrinhalte im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie. Insbesonders Rassenkunde und -hygiene wurden bereits den Kleinsten eingetrichtert. Daneben gehörten absoluter Gehorsam, Disziplin, Loyalität dem Staat und dem Führer gegenüber, Pflichtbewusstsein, kritikloses Ein-und Unterordnen, Treue und Opferbereitschaft zu den Grundprinzipien. Im Lehrplan nahm die Körperertüchtigung einen zentralen Platz ein, weshalb die Turnstunden einen besonders hohen Anteil am Stundenplan ausmachten.
Salzburg
In Salzburg ging die Umgestaltung schnell vor sich. Die Neuorganisation lag in den Händen von Karl Springenschmid. Nach dem Anschlusss wurde er Leiter dem Gau-Schulungsamts und des Gauamts für Erziehung, er war Vorsitzender des Nationalsozialistischen Lehrerbundsund und bis 1940 Landesrat für Erziehung. Diese Ämterhäufung gab ihm eine einflussreiche und bestimmende Position im Schulwesen und im Kulturleben Salzburgs
Er sah die Implementierung der NS-Ideologie als seine Hauptaufgabe. Allen Schulen wurde die Durchführung einer Anschlussfeier angeordnet, "in der den Schülern die Bedeutung dieser für Österreichs Zukunft entscheidenden Tage klarvermittelt werden sollte." [1] Ebenso wurde die "Säuberung" der Salzburger Lehrerschaft in Angriff genommen. Von etwa 1 400 Planstellen wurden 226 neu besetzt, da es sich sehr oft um Leiterstellen handelte, waren für Nationalsozialisten und deren Symphatisanten Aufstiegsmöglichkeiten geschaffen. Für Leher/innen wurden Schulungslager eingerichtet, die zur "Pflege der weltanschaulichen Ausrichtung" dienten.
Auch die Zurückdrängung des katholischen Einflusses im Schulwesen wurde von ihm vorangetrieben. Katholische Feste, wie Taufen und Beerdigungen, sollten von einer nationalsozialistischen Fest-und Feierkultur abgelöst werden. Die Anordnung zur Entfernung der Kruzifixe aus den Schulklassen war eine der Maßnahmen, die aber vor allem bei der ländlichen Bevölkerung zu Protesten führte. [2]
Die Umgestaltung des Schulwesens im nationalsozialistischen Sinn hatte vor allem bei den, zum Großteil katholischen, Privatschulen sofortige Auswirkungen. Das Fürsterzbischöfliche Knabenseminar Borromäum erhielt bereits im Mai 1938 als erste konfessionelle Schule einen Räumungsbefehl, wobei Raumbedarf nationalsozialistischer Behörden als Grund angegeben wurde. Die Schüler wurden ins Missions-Privatgymnasium St. Rupert am Kreuzberg in Bischofshofen übersiedelt. Im Oktober 1938 wurde das Privatgymnasium Borromäum in St. Rupert in eine staatliche Einrichtung der Nationalsozialisten.
Die "Gleichschaltung" im Schulwesen wurde in Österreich innerhalb kürzester Zeit durchgezogen. Durch den Zugriff der NSDAP auf die Schule änderte sich der Umgangston, Kollegen und Kolleginnen wurden als Kameraden und Kameradinnen bezeichnet, die Kinder als deutsche Jungen und deutsche Mädel.Gedenkfeiern, Appelle, Ansprachen wurden oft durchgeführt und sollten ein Instrumentzur Verfestigung der Ideologie sein. Die Schulleitung funktionierte nach dem autoritären Führerprinzip. Alle Entscheidungen lagen in den Händen der Direktion, auch der Aufstieg in die nächste Klasse konnte von der Schulleitung festgelegt werden. Das Verhältnis zwiscchen Schule und den NS-Jugendorganisationen war von Konkurrenz geprägt. Die Schule musste die Forderung der HJ, vor allem was Raum und Zeit betraf, berücksichtigen. Schüler/-innen, die in einer Führungsposition bei Jungvolk,HJ und BDM tätig waren, mussten bevorzugt behandelt werden. So durften Führer der HJ im Unterricht nicht getadelt werden , um ihre Autorität nicht zu untergraben, auch erhielten HJ-Führer Unterrichtsbefreiungen für Schulungen. Da dadurch oft bis zu 30 Prozent der Schüler dem Unterricht fern blieben, musste Lasndesrat Springenschmied die Beurlaubungen reduzieren.
Zu den Grundpfeilern der nationalsozialistischen Erziehung gehörte Disziplin. An erster Stelle der Schulordnung (Hauptschule Bischofshofen) steht die "Forderung nach Zucht, Ordnung und Sauberkeit". Dazu heißt es weiter: "Während der Unterrichtstunden besteht un-bedingte Schweigepflicht. Hievon ist man nur enthoben, wenn man gefragt wird. Wird man gefragt, dann, Junge (Mädel) stehe stramm!"[3]
Der Beginn des Zweiten Weltkriegs war eine weitere Zäsur im Schulwesen. Eine erste Auswirkung war der Mangel an Lehrkräften. Die Schule wurde auch Ort der Kriegspropaganda. NS-Propagandafilme wurden in der Schule gezeigt, den Schülern sollte die Deutsche Wochenschau empfohlen werden, Soldaten kamen als Vortragende an die Schulen. Mit den Rationierungen wurde Sparen propagiert und Schüler zu intensiver Sammeltätigkeit angehalten. Gesammelt wurden: Altpapier, Alttextilien, Metalle, Folien, Korke und Knochen. Mit Fortdauer des Krieges stellte die Schule für die Nationalsozialisten auch einen Rekrutierungsplatz dar, wo die Schüler auf ihre ihre zukünftige Aufgabe als Soldat vorbereitet werden sollten.
Als der Krieg Salzburg direkt erreichte, mussten Schulen auf Anordnung für Flüchtlinge, für die Wehrmacht oder als Lazarett zur Verfügung gestellt werden. Durch die Fliegeralarme wurde der Unterricht stark beeinträchtigt. Es hing jedoch stark von den örtlichen Gegenebenheiten ab, während die Gebirgstäler nicht betroffen war, litt der Eisenbahnknotenpunkt Bischofshofen sdtark unter Fliegerangriffen. Ab Weihnachten 1944 war dort kein geregelter Unterricht mehr möglich. Wie eine Zeitzeugin berichtet, war der Unterricht fast täglich schon um 10 Uhr zu Ende.
Nach Kriegsende wurden am 1. Juli 1945 alle Lehrkräfte suspendiert, ihnen wurden Fragebögen übermittelt,falls sie der Überprüfung durch die Militärregierung entsprachen, erfolgte eine Wiedereinstellung.
Quelle
Anmerkungen
- ↑ Helmut UITZ, Die höheren Schulen Salzburgs 1934–1945. Bildung und Erziehung im Dienste der Macht, in: Sabine Veits-Falk / Ernst Hanisch, Hg., Herrschaft und Kultur. Instrumentalisierung –Anpassung –Resistenz, Salzburg 2013, 24–111.
- ↑ Ernst HANISCH, Die nationalsozialistische Herrschaft 1938–1945, in: Heinz Dopsch / Hans Spatzenegger, Hg., Geschichte Salzburgs. Stadt und Land, Band II/2, Salzburg 1988,1121–1170
- ↑ Chronik der Hauptschule Bischofshofen 1938/39, zitiert nach Robert KRIECHBAUMER, Zwischen Kruckenkreuz und Hakenkreuz. Schule im autoritären und totalitären Staat. Dargestellt am Beispiel Pongauer Schulchroniken, 1934–1945, Salzburg 1993. S. 105