Immerwährender Reichstag in Regensburg

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Immerwährender Reichstag

Der Immerwährende Reichstag war von 1663 bis 1806 die Bezeichnung für die Ständevertretung im Heiligen Römischen Reich. Er tagte in Regensburg.

Einleitung

Während der Reichstag zuvor in unregelmäßigen Abständen in verschiedenen Städten tagte, wurde er ab 1594 nur noch im Reichssaal des Regensburger Rathauses gehalten und 1663 schließlich nicht mehr aufgelöst, wonach er als Immerwährender Reichstag bezeichnet wurde.

Die letzte Tagung des Immerwährenden Reichstags fand im März 1803 mit der Annahme des Reichsdeputationshauptschlusses statt, der die Neuordnung des Reiches anordnete, bis 1806 die endgültige Auflösung des Reiches erfolgte.

Die Bedeutung Salzburger Fürsterzbischöfe beim Immerwährenden Reichstag

Warum in Regensburg der Salzburger und nicht der eigene Bischof in Kirchenfragen das letzte Wort hatte, wie ein Salzburger Erzbischof sich dort in der großen europäischen Politik einbrachte, warum über grün bezogene Sitzmöbel gestritten wurde, wo Salzburger Hundertschaften an Hofpersonal und Pferden unterkamen und warum sie für mitgeführten Proviant eine Zollbewilligung brauchten, verrät dieser Grenzfall.

Im alten Rathaus der bayerischen Stadt Regensburg hat sich bis zum heutigen Tag ein kleiner Rest an großer europäischer Politik erhalten. Museal aufbereitet ist dort das Reichstagsmuseum mit dem Beratungszimmer der Reichsstände zu besichtigen. Denn ab 1663 tagten Kurfürsten, Reichsfürsten und Städte im "Immerwährenden Reichstag" - bis 1806, als das Heilige Römische Reich und damit dieser Vorläufer eines gesamtdeutschen Parlaments ein Ende fanden. Von dieser Ständevertretung wurden grundlegende Fragen der Innen- und Außenpolitik im Reich verhandelt. Den Vorsitz führten traditionell die Erzbischöfe aus Salzburg, Guidobald Graf von Thun und Hohenstein (* 1616; † 1668) wurde vom Habsburger-Kaiser Leopold I. sogar als sein Prinzipalgesandter eingesetzt.

Die Salzburger Vorrangstellung überrascht nicht, immerhin war das Bistum Regensburg seit 798 Salzburg unterstellt – geistlich wohlgemerkt. Regensburg als ständiger Tagungsort war ursprünglich gar nicht vorgesehen, die Abhaltung wechselte ähnlich dem heutigen EU-Ratsvorsitz bis zum 16. Jahrhundert zwischen einer Bischofs- und einer Reichsstadt. 1663 kam Kaiser Leopold höchstpersönlich zum Reichstag nach Regensburg, um sich militärische und finanzielle Hilfe gegen die von Südosten heranrückenden Türken zu sichern. Mit dieser in der Tasche reiste er alsbald wieder ab und überließ die übrige Abstimmungsarbeit den Gesandten, ein Beispiel, dem sich auch viele andere Reichsfürsten anschlossen.

Heimatliche Genüsse im bayerischen Ausland

Zurück blieben jede Menge ungelöster Fragen und die Gesandten. Damit war aus dem Wanderkongress eine bleibende Einrichtung in Regensburg geworden. Für Fürsterzbischof Guidobald bedeutete dies eine mehrjährige Verlegung eines Teils seines Repräsentations- und Verwaltungsapparats in die Bischofsstadt an der nördlichsten Stelle der Donau. Quartier bezog die Salzburger Gesandtschaft in der Benediktinerabtei St. Emmeram. Das Vertrauen der Salzburger in Speis und Trank der Regensburger war offenbar begrenzt: Für die aus der Heimat mitgeführten Lebensmittel wurde erfolgreich um Zollfreiheit angesucht, denn in weltlichen Dingen bestimmten die Bayern.

Salzburger hielten Hof in Regensburg

Zuvor war der "Salzburger Hof" , seit 976 im Besitz der Erzbischöfe, bevorzugte Bleibe der Salzburger in Regensburg. Fürsterzbischof Bernhards Gefolge von 300 Mann - von Köchen, über Mundschenk bis hin zur Hofmusik und ebenso viele Pferde - wurde im Jahr 1471 auf die ganze Stadt verteilt. Fürsterzbischof Johann Jakob Kuen von Belasy brachte knapp ein Jahrhundert später eigene Auerhühner, geselchte Lachsforellen, damals äußerst rare Kartoffeln, Feigen und Honig mit. Das wussten auch der bayerische Herzog, der sächsische Kurfürst und Kaiser Maximilian II. zu schätzen – sie alle speisten beim Fürsterzbischof. Wolf Dietrich weilte zwanzig Jahre später mit 410 Personen und 324 Pferden in Regensburg, das Budget für einen geplanten Neubau des zur Stadtburg ausgebauten Vierkanthofs verschlang allerdings ein Salzach-Hochwasser.

Ehrenaufgabe ohne Bezahlung

Im Fall von Fürsterzbischof Guidobald, der als vom Kaiser eingesetzter Stellvertreter in Regensburg von 1663 bis 1668 tätig war, brachte die Aufgabe zwar Prestige und die Kardinalswürde, der Prinzipalkommissar aus Salzburg hatte jedoch 180.000 Gulden an Kosten aus eigener Tasche zu berappen. Neben der diplomatischen Vermittlerrolle durfte er sich auch mit protokollarischen Ärgernissen beschäftigen, etwa dass er an der kaiserlichen Tafel nicht den gleichen mit grünem Samt überzogenen Sessel wie der Mainzer Kurfürst erhielt. Im Regensburger Dom durfte er immerhin so wie der Kaiser unter einem Baldachin Platz nehmen.

Quelle