Air Berlin

Air Berlin war eine deutsche Billigfluglinie, die den Salzburg Airport W. A. Mozart 16 Jahre lang bediente.
27. Oktober 2017, letzter Flug
Eine Ära geht zu Ende - 16 Jahre Air Berlin am Salzburg Airport - 15 760 durchgeführte Flüge ab Salzburg - knapp vier Millionen Passagiere in 16 Jahren - Lufthansa übernimmt Teile von Air Berlin - Bodenmannschaft verabschiedet sich bei letzter Air Berlin Crew, das waren die Schlagworte, die die Pressestelle des Salzburger Flughafens ihrer Presseaussendung am 28. Oktober 2017 voranstellte.
An die Flugnummer AB 8527 wird man sich in Salzburg noch lange erinnern! Es war die letzte Air Berlin-Flugnummer die man am Salzburg Airport auf den Anzeigetafeln lesen konnte. Am Freitagabend, den 27. Oktober 2017, um 20:50 Uhr, hieß es "Ade Air Berlin". Der letzte rot-weiße Air Berlin-Flieger verließ den größten Bundesländerflughafen Österreichs und verschwand am Himmel in den Wolken Richtung Düsseldorf. An diesem Freitag stellte die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin ihren eigenwirtschaftlichen Betrieb ein.
Noch etwas wird den Passagieren in Erinnerung bleiben – das rote Air Berlin-Schokoherz von Lindt, das freundliche Stewardessen mit einem Lächeln beim Ausstieg aus dem Flugzeug mit den Worten "Danke, dass Sie mit Air Berlin geflogen sind" verteilt hatten.
Mit der Insolvenz von Air Berlin geht ein Stück europäischer Luftfahrtgeschichte zu Ende. Für Salzburg war Air Berlin – gegründet von Joachim Hunold und Kim Lundgren im Jahr 1991 - seit dem 29. Oktober 2002 ein fixer Bestandteil am Luftfahrthimmel. In den 16 Jahren Air Berlin in Salzburg wurden bei 15 760 Flügen knapp vier Millionen Passagiere von und zum Salzburger Flughafen befördert.
"Wir wünschen allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen von Air Berlin – die uns lange Jahre in Freundschaft verbunden waren - viel Glück für die Zukunft. Ich denke, wir werden viele von Ihnen bald in einem anderen Cockpit – vielleicht bei Eurowings - in Salzburg wiedersehen. Für Eurowings – und die gesamte europäische Luftverkehrswirtschaft – wird es eine spannende und herausfordernde Zeit werden. Salzburg wird mit der zweiten Österreich-Eurowingsbasis ein Teil davon sein", so Flughafengeschäftsführer Roland Hermann.
Wehmütig winkten die beiden Stewardessen bevor sich die Türen zum letzten Air Berlin Flug in Richtung Düsseldorf hinter Ihnen schloss. Die letzten Worte, bevor die vierköpfige Crew im Nachthimmel verschwand: "Salzburg wird uns fehlen! Es war immer eine Art nach Hause kommen wenn wir in Salzburg landeten. Wir sind traurig, dass es jetzt mit Air Berlin ein Ende hat, aber man sieht sich immer zweimal im Leben".
Air Berlin – ein Rückblick
Unter Joachim Hunold entwickelte sich Air Berlin PLC & CO. Luftverkehrs KG von einem reinen Charterflugunternehmen zu einer Fluggesellschaft, die auch sogenannte "seat only" Angebote für den Markt entwickelte. 2001 hatte die Fluggesellschaft bereits 25 Maschinen vom Typ Boeing 737-800 in Betrieb und bot Ferienflüge von 14 deutschen Flughäfen aus an. Ab 2004 ging Hunold auf Einkaufstour, erwarb im selben Jahr von der österreichischen Flyniki 24 % der Anteile. Mit dem Erwerb der deutschen Fluggesellschaft dba[1] im Jahr 2006 – kolportiert wurde damals eine Kaufsumme von rund 120 Millionen Euro – wuchs das Passagieraufkommen auf knapp 19,7 Millionen Passagiere an.
Knapp ein Jahr später übernahm Hunold mit seiner Air Berlin das deutsche Traditionsunternehmen LTU und beteiligte sich mit 49 % an der Schweizer Fluggesellschaft Belair. Neben den Übernahmen der genannten Fluggesellschaften besiegelte Hunold verschiedene strategische Partnerschaften - unter anderem übernahm TUI Travel im Jahr 2009 einen Anteil von 9,9 % an Air Berlin und 2009 übernahm der türkische Industrielle Ali Sabanci 15,3 % der Air Berlin. Aus dieser Partnerschaft entwickelte sich 2011 Air Berlin Turkey, deren Betrieb allerdings 2013 eingestellt werden musste.
Die österreichische Flyniki, von der Hunold bereits 24 % besaß, stand als nächstes auf der Speisekarte des umtriebigen deutschen Airliners, der das volle Paket von Flyniki wollte. Im ersten Schritt erwarb er weitere 24,9 %, kurz danach folgten die übrigen 50,1 %. Das Jahr 2010 war nicht nur das Jahr, in dem Flyniki zu 100 % in den Besitz von Joachim Hunold und seiner Air Berlin wanderte, sondern auch das Jahr in dem Air Berlin der Oneworld Allianz (ein strategischer Zusammenschluss von Fluggesellschaften) beitrat. Vorbereitet hatte Air Berlin diesen Schritt durch Codeshare-Vereinbarungen mit American Airlines und Finnair und in weiterer Folge mit British Airways. Durch den Deal mit American Airlines erhielten Air Berlin-Passagiere den Zugang zum amerikanischen Markt und mit Finnair wurde speziell das Europaangebot erweitert. Mit dem englischen National Carrier British Airways konnten zusätzlich mehr als 40 Verbindungen auf den Europa-Strecken beider Gesellschaften angeboten werden.
Erste Anzeichen des Niedergangs der damals zweitgrößten deutschen Airline
Mit dem offiziellen Beitritt der Air Berlin zum Allianzen-Netz der Oneworld im Jahr 2012 erschloss sich Air Berlin-Kunden das globale Netzwerk von über 800 Zielen in 150 Ländern. Bereits ein Jahr zuvor (2011) wurde bekannt, dass sich Air Berlin Gründer Hunold, auf Grund von fortschreitenden Verlusten der Air Berlin, aus deren Leitung zurückziehen wollte. Das Ruder der damals zweitgrößten deutschen Airline übernahm Hartmut Mehdorn, der mit verschiedenen Restrukturierungsprogrammen versuchte, die Airline wieder auf Kurs zu bringen. Leider ohne Erfolg.
2012 wurden unter Mehdorn 70 % der Air Berlin an Etihad für 184 Millionen Euro verkauft. Danach folgte ein erneuter CEO-Wechsel bei Air Berlin, denn 2013 wurde der Österreicher Wolfgang Prock neuer Air Berlin-Chef. Unter seiner Leitung mussten 900 Arbeitsplätze aufgelöst, Gehaltsverzichte von der Belegschaft hingenommen und "Tafelsilber" veräußert werden. Mitte 2013 befanden sich nur noch zehn Flugzeuge im Eigentum, der Rest der Flotte wurde entweder geleast oder nach dem Sale-Lease-Backsystem betrieben. Der Luftfahrt-Allianz Etihad Airways Partners gelang es, 34 für den Winterflugplan 2014 geplante Codeshare-Verbindungen von Air Berlin und Etihad durch das Luftfahrt-Bundesamt genehmigen zu lassen. Das gelang zumindest für den Winterflugplan 2014/2015. Und bereits 2015 erfolgte der erneute Wechsel an der Spitze der ins Trudeln geratenen Airline. Der neue an der Spitze war Stefan Pichler. Bis zum Juli 2016 wurden auch die restlichen im Eigentum befindlichen Flugzeuge verkauft und die Flotte auf geleaste Airbus A320 Flugzeuge umgestellt. Pichler hielt sich nur knapp zwei Jahre auf dem Sessel des Air Berlin-CEO, bevor der heutige Air Berlin-Geschäftsführer, Thomas Winkelmann, übernahm.
Das Ende
Es kam wie es kommen musste und am 15. August 2017, nachdem Etihad Air Berlin jegliche weitere finanzielle Unterstützung aufkündigte, stellte Air Berlin den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung. Heute sind Thomas Winkelmann, Lucas Flöther, Sachwalter der Gläubiger, und der Generalbevollmächtigte Frank Kebekus bemüht, den Übergang Air Berlins zu den potentiellen neuen Eigentümern so reibungslos wie möglich zu gestalten.
Quelle
- Salzburger Flughafen GmbH, Pressestelle, Presseaussendung am 28. Oktober 2017
Weblinks
- www.sn.at, die Zerschlagung von airberlin