Vereinigte zu Tamsweg
Die Vereinigten zu Tamsweg (Veroanigten) sind die älteste Bruderschaft Österreichs.
Allgemeines
Die Geburtsstunde der Vereinigten zu Tamsweg datiert aus dem Jahr 1737: Drei Gewerbetreibende aus dem Lungauer Bezirkshauptort gründeten eine Handwerkervereinigung zur Umgehung des damals auf dem Land bestehenden Zunftverbotes. Gegenseitige Achtung und Hilfe wurden als zentrale Prämissen der Bruderschaft festgeschrieben; und ganz nach dem Motto "Bleib' treu den alten Sitten" versuchen die Mitglieder seit jeher, Streitigkeiten mit ihren "Mitbrüdern" zu vermeiden oder schon bestehende Differenzen im Vier-Augen-Gespräch beizulegen.
Höhepunkt im Leben der Bruderschaft ist die alljährliche Festwoche, die derzeit in der Regel in der zweiten Jännerhälfte stattfindet. Die so genannte "Veroanigten-Wochn" beinhaltet die "Bärenvesper", am Dienstag den Hohen Festtag mit Kirchgang, Bruderschaftsmahl und Vereinigten-Ball und am Mittwoch ist Maskera-Tag. Am Donnerstag treffen sich die Junggesellen zum "Gestrigen Tag suchen". Mit dem "Geldbeutel waschen" der Junggesellen klingt am Freitag die "Veroanigten Oktav" aus.
Das Vereinigtenjahr
Das Vereinigtenjahr beginnt am Neujahrsabend mit dem Andingen: Der Kommissär, der bei dieser Gelegenheit auch alle drei Jahre gewählt wird, fragt die Mitglieder, ob auch heuer wieder ein Jahrtag abgehalten werden soll. Ein Jahr nach dem Kommissär wird an diesem Termin der neue, ebenfalls für drei Jahre gewählte, Junggesellenpräses ernannt.
Die Festwoche beginnt üblicherweise am Montag mit der Bärenvesper, 2008 erstmals an einem Sonntag mit dem nur zu Ehren eines neuen Kommissärs abgehaltenen Festumzug. In hunderten Arbeitsstunden und in Gruppen bis zu 30 Mann werden rund 20 große Festwägen gebaut, die aus dem Leben des Kommissärs erzählen. Etwa an seine Reisen, an seine Hobbys oder auch Laster. Der riesige Konvoi von bis zu 20 Meter langen und teilweise mehr als fünf Meter hohen Gefährten bewegt sich ab 11 Uhr vormittags bis in die Abendstunden durch die Straßen von Tamsweg. Auf den imposanten Festwägen werden die Besucher mit Speis und Trank bewirtet. Schiffe, Segelyachten, Dampflokomotiven oder berühmte Bauten wie den Schiefen Turm von Pisa, den Eifelturm oder die örtliche Pfarrkirche haben die Veroanigten zu Ehren des jeweils neuen "Vater Kommissärs" in den vergangenen Jahren kunstvoll und maßstabsgetreu nachgebaut.
Bei der Bärenvesper marschieren die Junggesellen, also die unverheirateten Mitglieder, mit fünf Trommlern zu den Häusern der Altkommissäre (ehemalige Kommissäre), wo sie jeweils verköstigt werden.
Am eigentlichen Jahrtag, dem Dienstag, treffen sich die Vereinigten zum Kirchgang am Vormittag, am Abend steht der Vereinigten-Ball auf dem Programm.
Auch der Maschgera am Mittwoch Nachmittag ist ein Umzug, diesmal maskiert, durch alle Gasthöfe und Kommissärhäuser Tamswegs.
Die Junggesellen verlängern die Woche noch am Donnerstag Abend mit dem Gestrigen-Tag-Suchen, wo sie mit Laternen und Lampignons ausgerüstet heulend und jammernd mit allerlei Lärmgeräten durch den Markt ziehen. Schließlich wird am Freitag Abend das Geldbeutelwaschen veranstaltet, wo sie wieder von Haus zu Haus ziehen und ihre leeren Geldtaschen bejammern.
Der letzte Programmpunkt im Vereinigtenjahr ist das Abroaten am ersten Samstag der Fastenzeit. Es wird abgerechnet und, so Geld übrigbleibt, gemeinsam in der Herberge ein Mahl veranstaltet.
Kommissär und Junggesellenpräses
Aktueller Kommissär ist seit 1. Jänner 2008 der Tamsweger Arzt Raimund Schiefer. Der amtierende Junggesellenpräses ist Harald Moser.
Quellen
- Lungauer Nachrichten
- Homepage des Vereins