Schweighofer Fiber

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AustroCel Hallein GmbH in Hallein
Halleiner Krankenhaus, dahinter die Firma AustroCel Hallein

Der Zellstoffproduzent AustroCel Hallein ist einer der größten Industriebetriebe und wichtiger Arbeitgeber, mit 250 Arbeitsplätzen, im Tennengau. Die ehemalige Schweighofer Fiber GmbH wurde im Jahr 2017 an die Investorengruppe TowerBrook Capital Partners verkauft.

Allgemeines

Die AustroCel Hallein GmbH ist einer der führenden Industriebetriebe im Tennengau und wichtig für die gesamte Region. Seit Herbst 2017 ist das Halleiner Unternehmen ein Teil der britisch-amerikanischen Investorengruppe TowerBrook Capital Partners. Das Kerngeschäft ist die effiziente, nachhaltige und umweltfreundliche Nutzung des Rohstoffs Holz. AustroCel Hallein erzeugt jährlich etwa 160 000 Tonnen Zellstoff und ist einer der größten Lieferanten von Bio-Energie im Bundesland Salzburg. Gleichzeitig ist das Unternehmen einer der wichtigsten Abnehmer der heimischen Forst- und Holzindustrie. Der jährliche Holzverbrauch liegt bei rund 700 000 Festmetern Hackgut und Faserholz für die Zellstoffherstellung sowie etwa 100 000 Festmetern Waldholz für die Energieerzeugung. AustroCel Hallein beschäftigt in Hallein rund 250 Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeiter und bildet in den Bereichen Chemieverfahrens-, Labor-, Metall- und Elektrotechnik Lehrlinge aus.

Produktion von hochwertigem Viskosezellstoff seit Herbst 2012

Für die Zellstoffproduktion von AustroCel Hallein begann 2012 eine neue Ära: Ab Herbst wird erstmals hochreiner Spezialzellstoff für die Textil- und Lebensmittelindustrie hergestellt. Mit dem neuen Viskosezellstoff wird eine wesentlich höhere Wertschöpfung erzielt als mit dem derzeit produzierten Zellstoff für die Papierindustrie. Der neue Spezialzellstoff ist als Vormaterial für die Viskoseherstellung vor allem als Ersatz für Baumwolle heiß begehrt. Viskosefasern haben gegenüber Baumwolle und anderen synthetischen Fasern folgende Vorteile:

  • Biologisch abbaubar: Viskosefasern werden aus erneuerbaren Rohstoffen erzeugt und sind deshalb biologisch abbaubar.
  • CO2-senkend: Das für die Fasern verwendete Holz ist ein klimaneutraler Rohstoff. Holz bindet beim Wachstum CO2 und liefert Sauerstoff, dadurch wirkt es CO2-senkend.
  • Hautfreundlich: Viskose ist leicht, sehr saugfähig, hat eine hohe Atmungsaktivität und lässt sich gut färben und bedrucken. Aufgrund ihrer Geschmeidigkeit ist sie angenehm auf der Haut zu tragen und fühlt sich wie Baumwolle oder Seide an.
  • Höherer Ertrag: Der Holzanbau für Viskose liefert pro Fläche einen höheren Ertrag als Baumwolle.
  • Energiesparend: Die Produktion von Viskose benötigt viel weniger Energie als Baumwolle, auch die Nutzung von Viskose spart im Vergleich Energie.
  • Wassersparend: Die Produktion von Baumwolle benötigt extrem viel Wasser (pro Baumwoll-T-Shirt rund 4 000 Liter). Baumwolle wird hauptsächlich in trockenen Gebieten, etwa in den USA und China, angebaut. 50 Prozent der Anbauflächen müssen daher künstlich bewässert werden.
  • Umweltschonend: Der Baumwollanbau ist umweltschädlich. Baumwolle ist das Landwirtschaftsprodukt mit dem höchsten Einsatz an Düngemitteln und Insektiziden. 40% aller weltweit verwendeten Insektizide finden im Baumwollanbau den Einsatz.

Viskosezellstoff ist vor allem in Asien sehr gefragt. Darum führte das Unternehmen Ende 2011 erste Gespräche mit potenziellen Kunden im Raum Schanghai. Die Termine mit chinesischen Viskosfaserherstellern verliefen vielversprechend.

Nachhaltigkeit steht im Vordergrund

Die AustroCel Hallein GmbH nimmt die Verantwortung für die Umwelt und die Lebensgrundlage jetziger und künftiger Generationen sehr ernst. „Wer von der Natur nimmt, muss auch der Natur etwas zurückgeben“, bringt es Geschäftsführer Jörg Harbring auf den Punkt. In den vergangenen 25 Jahren wurden 150 Millionen Euro in Umweltmaßnahmen investiert. Auch bei der Neuausrichtung des Werkes steht die ökologische Nachhaltigkeit im Vordergrund. Schwerpunkte sind die weitere Erhöhung der Energieeffizienz, die Senkung des Strom- und Wärmebedarfs im Werk sowie der Einsatz nahezu 100 Prozent biogenen Brennstoffen und die Verringerung der Staubemissionen auf dem Holzplatz.

Unserem Ziel, Zellstoff zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie herzustellen, sind wir schon sehr nahe gekommen“, erklärt Jörg Harbring stolz. Vor 30 Jahren seien Zellstoff und Papier am Standort noch ausschließlich mit Energie aus Erdöl oder Erdgas hergestellt worden. Mittlerweile stammten bereits 98 Prozent aus erneuerbaren Quellen wie Holz, Holzabfällen oder Klärschlamm. „Investitionen in Millionenhöhe, jahrelange Forschungsarbeit und der Wille, den Standort auf wettbewerbsfähige Beine zu stellen, haben dieses bemerkenswerte Ergebnis möglich gemacht“, erklärt der engagierte Manager.

Rekordergebnis bei Ökostromerzeugung

Im werkseigenen Biomasseheizkraftwerk konnte durch die Inbetriebnahme einer neuen Dampfturbine im April 2010 die Ökostromproduktion auf rund 49.000 Megawattstunden erhöht werden. Dadurch werden tausende Haushalte mit „grünem“ Strom versorgt. AustroCel Hallein ist im Bundesland Salzburg neben der Salzburg AG der größte Produzent von Ökostrom aus Biomasse. Im Biomasseheizkraftwerk wurden zudem knapp 80 000 Megawattstunden Fernwärme erzeugt.

Die Umwelterklärung des Unternehmens bestätigt, dass sich die Halleiner Zellstofffabrik zu einem Vorzeigebetrieb in Sachen Umweltschutz entwickelt hat. 2010 sparte das Unternehmen im Vergleich zu 2009 mehr als 23 000 Tonnen Kohlendioxid (CO2) ein. Der CO2-Ausstoß beträgt nur noch 7 700 Tonnen. Die Emission von Schwefeldioxid liegt bei rund 50 Tonnen pro Jahr, Ende der 1970er Jahre betrug dieser noch knapp 6 000 Tonnen jährlich. Regelmäßige Messungen belegen, dass sich die Luftgüte in Hallein auf einem sehr hohen Niveau stabilisiert hat. Auch die Abfallbilanz kann sich sehen lassen. „In den vergangenen fünf Jahren konnten wir die Abfallmenge um knapp zwei Drittel reduzieren, von 10 600 Tonnen auf derzeit 3.656 Tonnen“, berichtet Walter Kogler, der Umweltbeauftragte des Unternehmens.

AustroCel Hallein achtet im gesamten Wertschöpfungsprozess auf Nachhaltigkeit. Beispielsweise werden nur Lieferanten ausgewählt, die hohe Umweltstandards einhalten. Zudem werden Transporte so oft wie möglich über die Bahn abgewickelt. Die Zellstoffproduktion erfolgt seit 20 Jahren chlorfrei. „Unsere umweltfreundliche Produktionsweise ist ein wichtiger Wettbewerbsvorteil. Damit heben wir uns von der Konkurrenz ab“, betont Harbring.

Unternehmensgeschichte

Der Halleiner Traditionsstandort blickt auf eine lange und bewegte Unternehmensgeschichte zurück. 1890 wurde die AustroCel Hallein GmbH als Zellulosefabrik unter dem Namen „The Kellner-Partington Paper Pulp Co. Ltd.“ gegründet. Von 1917 bis 1979 war es in Besitz des norwegischen Konzerns Borregaard. Im Jahr 1979 übernahmen die deutsche PWA und die Österreichische Länderbank die Salzburger Fabrik und benannten sie in „Hallein Papier AG“ um. 1995 wurde die PWA von der schwedischen SCA gekauft und der Halleiner Standort in die SCA Fine Paper operativ eingegliedert. 1999 wurde das Unternehmen als Modo Paper AB mit den Feinpapierdivisionen der schwedischen Konzerne SCA und MoDo neu gegründet. Ein Jahr später kaufte der finnische Konzern Metsä-Serla den Betrieb. 2001 benannte sich Metsä-Serla in M-real Corporation um, der Halleiner Standort hieß von da an M-real Hallein AG. Im Jahr 2009 wurde die Papierproduktion am Standort zunächst eingestellt und ein neuer Investor gesucht. Zwei Jahre später verkaufte die M-real Corporation das Unternehmen an die Schweighofer Gruppe und nennte es in "Schweighofer Fiber" um. Im Herbst 2017 verkaufte die Schweighofer Gruppe "Schweighofer Fiber" an die englisch-amerikanische Investorengruppe TowerBrook Capital Partners. Seit diesem Zeitpunkt nennt sich das Unternehmen "AustroCel Hallein".

Quellen

  • [1], Pressemeldung - Urheber der Aussendung: M-real Hallein GmbH und Schweighofer Gruppe (30. Juni 2011)
  • [2], Pressemeldung - Urheber der Aussendung: Schweighofer Fiber GmbH (1. September 2011)
  • Schweighofer Fiber GmbH (4.1.2012)
  • [3], Presseartikel - Urheber der Aussendung: Die Presse (16. April 2018)
  • [4], Presseartikel - Urheber der Aussendung: OEVZ (08. April 2019)