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| − | In diesem Jahrzehnt wurden Haus und Stadttrinkstube ausgebaut. [[1567]] hatte der [[Stadtrat]] beschlossen, die Stadttrinkstube zu ''tafeln'', also mit einem Holzplafonds auszustatten. Der Zimmermeister Sebastian Wöracker erhielt dafür 180 [[Gulden]]. Auch "''das Tachel ob der Wege'' wurde mit Kupfer gedeckt und das Schrannen- und das Waaghaus | + | In diesem Jahrzehnt wurden Haus und Stadttrinkstube ausgebaut. [[1567]] hatte der [[Stadtrat]] beschlossen, die Stadttrinkstube zu ''tafeln'', also mit einem Holzplafonds auszustatten. Der Zimmermeister Sebastian Wöracker erhielt dafür 180 [[Gulden]]. Auch "''das Tachel ob der Wege''" wurde mit Kupfer gedeckt und das Schrannen- und das Waaghaus bemalt (wie, ist heute nicht mehr bekannt, nur so viel, dass das von zwei wilden Männern gehaltene [[Wappen der Stadt Salzburg|Stadtwappen]] zu sehen war). |
| − | In der "Stadttrinkstube" wurden die offiziellen Tafeln des Stadtrates abgehalten, | + | In der "Stadttrinkstube" wurden die offiziellen Tafeln des Stadtrates abgehalten, die Bürgeraufnahmen und die Jahrestage der Zünfte gefeiert, akademische Akte fanden hier ihren Ausklang und Theateraufführungen fanden statt. |
=== Der Brand 1635 brachte größere Veränderungen mit sich === | === Der Brand 1635 brachte größere Veränderungen mit sich === | ||
| − | Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des März [[1635]] war ein Brand im Haus ausgebrochen und es musste vorübergehend gesperrt werden. Da beschloss der Stadtrat, die Stadtwaage ins gegenüberliegende | + | Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des März [[1635]] war ein Brand im Haus ausgebrochen und es musste vorübergehend gesperrt werden. Da beschloss der Stadtrat, die Stadtwaage ins gegenüberliegende Schrannenhaus zu verlegen und nur mehr die Stadttrinkstube herzurichten. |
| − | Bei dieser Gelegenheit wurde auch der [[Pranger]], der sich vor der Trinkstube befunden hatte weiter in den Platz gegen den [[St. Michaelsbrunnen]] hin verlegt. Die an der | + | Bei dieser Gelegenheit wurde auch der [[Pranger]], der sich vor der Trinkstube befunden hatte, weiter in den Platz gegen den [[St. Michaelsbrunnen]] hin verlegt. Die an der Trinkstube angebauten Tucherschererläden wurden mit der Bewilligung des [[Äbte der Benediktiner-Erzabtei St. Peter|Abts]] des [[Benediktiner-Erzabtei St. Peter|Erzstifts St. Peter]], [[Albert III. Keuslin]], an die Wand der [[Filialkirche zum hl. Michael]] verlegt. |
| − | + | In einer Stadtratssitzung am [[24. März]] [[1638]] wurde dann das heutige Aussehen des Gebäudes beschlossen. ES wurde innen prächtig ausgestaltet und erhielt eine [[Fassadenmalerei]]. Der Name des Meisters der Trinkstubenfresken ist nicht bekannt. Mit der Frühjahrs-Ruperti-[[Dult]] am [[27. März]] [[1639]] konnte der Pächter der Trinkstube, Baltasar Eizenberger, den Betrieb wieder öffnen. | |
| − | Durch die Neugestaltung wurde der mittlerweile zum Gasthof gewordenen Betrieb wohl zum Gasthof ersten Ranges in der Stadt Salzburg. Schon [[Matthäus Merian]] lobte den Standard der "Stadttrinkstube", die bis Ende des [[18. Jahrhundert]]s der "erste Gasthof der Stadt" blieb. Im [[19. Jahrhundert]] war | + | Durch die Neugestaltung wurde der mittlerweile zum Gasthof gewordenen Betrieb wohl zum Gasthof ersten Ranges in der Stadt Salzburg. Schon [[Matthäus Merian]] lobte den Standard der "Stadttrinkstube", die bis Ende des [[18. Jahrhundert]]s der "''erste Gasthof der Stadt''" blieb. Im [[19. Jahrhundert]] war es das [[Hotel Erzherzog Karl]], zu dessen Gästen Kaiserin [[Elisabeth von Österreich]], der deutsche Kaiser [[Wilhelm I.]] und Fürst [[Otto von Bismarck|Bismarck]] zählten. Im zweiten Stock des Hotels befand sich eine Säulenhalle. |
Auch [[Karl Baedeker]] schrieb "''Und ist Gemainer Statt Trinkstuben wohl zu sehen, allda wegen der schönen Zimmer auch ein Römischer Kayser logieren könne; darum auch alles gar schön und wol angeordnet ist. Daher auch daselbst die durchrysende vornehme Herren auch andere Personen ihre Einkehr zu nehmen pflegen.''" | Auch [[Karl Baedeker]] schrieb "''Und ist Gemainer Statt Trinkstuben wohl zu sehen, allda wegen der schönen Zimmer auch ein Römischer Kayser logieren könne; darum auch alles gar schön und wol angeordnet ist. Daher auch daselbst die durchrysende vornehme Herren auch andere Personen ihre Einkehr zu nehmen pflegen.''" | ||
| − | Vom [[23. Mai]] [[1899]] bis [[25. November]] [[1924]] befanden sich hier die Schriftleitung (Redaktion) des [[Salzburger Volksblatt]] von [[Reinhold Kiesel]] und die Verwaltung der [[Keyl'sche Buchdruckerei|Buchdruckerei Reinhold Kiesel]].<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18990523&seite=1 Salzburger Volksblatt, 23. Mai 1899]</ref> <ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19241125&seite=1 Salzburger Volksblatt, 24. November 1924]</ref> Die Druckerei befand sich in der [[Döllerergässchen|Döllerergasse]] 8. Im November 1924 übersiedelten Redaktion und Druckerei in das gerade fertiggestellte [[Salzburger Verlagshaus Kiesel]] an der [[Rainerstraße]]. | + | Vom [[23. Mai]] [[1899]] bis [[25. November]] [[1924]] befanden sich hier die Schriftleitung (Redaktion) des [[Salzburger Volksblatt]] von [[Reinhold Kiesel]] und die Verwaltung der [[Keyl'sche Buchdruckerei|Buchdruckerei Reinhold Kiesel]].<ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18990523&seite=1 Salzburger Volksblatt, 23. Mai 1899]</ref> <ref>[http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19241125&seite=1 Salzburger Volksblatt, 24. November 1924]</ref> Die Druckerei selbst befand sich in der [[Döllerergässchen|Döllerergasse]] 8. Im November 1924 übersiedelten Redaktion und Druckerei in das gerade fertiggestellte [[Salzburger Verlagshaus Kiesel]] an der [[Rainerstraße]]. |
| − | + | Dann zog die [[Allgemeine Versicherungsaktien Gesellschaft Salzburg]] in das Gebäude ein, die später wieder auszog. Daran erinnert heute noch die Fassade, die [[1928]] vom Salzburger Künstler [[Karl Reisenbichler]] und seinen Mitarbeitern R. Brandstätter, [[Albin Müller-Rundegg]] und F. Pichler geschaffen wurde. Im Laufe des [[20. Jahrhundert]]s wurde die Erdgeschossräume der Hausseite zum Waagplatz von Geschäfte genutzt. [[2007]] wurde das Haus von [[Helga Rabl-Stadler]] an den Geschäftsmann [[Haythem Al Wazzan]] verkauft. Dieser eröffnetet am [[8. Dezember]] [[2010]] nach Renovierung des Hauses eine Filiale des ihm gehörenden [[Jeans only]]-Geschäfts. | |
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Version vom 19. Januar 2019, 10:01 Uhr
Das Haus Waagplatz 1 ist ein unter Denkmalschutz stehendes Haus in der Salzburger Altstadt am Waagplatz mit langer Geschichte.
Geschichte
Der Salzburger Historiker Franz Valentin Zillner glaubte, das erste Rathaus der Stadt Salzburg wäre im Haus Waagplatz Nr. 3 gewesen und erst um 1100 ins Haus Waagplatz 1 verlegt. Jedenfalls wurde es erst 1407 im Keutzlturm an seiner heutigen Stelle eingerichtet.[1]
Nach 1328 wurde es Gerichtsgebäude und nach der Verlegung der Funktion als Rathaus blieb es im Besitz der Stadtgemeinde. Es diente als Waag- und Niederlagehaus. Erst 1487 wurde dann die Stadtwaage in das Haus Waagplatz 3, in das Waaghaus, verlegt. Die Funktion als Niederlagshaus endete für dieses Haus um 1540, als das Niederlagsrecht für Eisen ins Haus Getreidegasse 20 übersiedelte.
In einer Beschreibung aus dem Jahr 1526 wird dann ein gewisser Sturmb als Wirt im Haus erwähnt. Ob eine Niederlage für Wein vorlag ist nicht bekannt, jedoch war es üblich, bei Waagen auch ein Wirtshaus zu finden - die Stadttrinkstube.
Die Stadttrinkstube entsteht
Allerdings blieb dem Haus weiterhin der Name Waaghaus. Erst 1569 hieß es bereits Gemeiner Stadt Waghaus oder Trinkstuben, in dem Sebastian Schilling, Wirt, Valtin Schnell, Wagmeister und Ruprecht Scherdinger, Tuchscherer, sich die Bewohnung der drei Böden (Stockwerke) teilten.
In diesem Jahrzehnt wurden Haus und Stadttrinkstube ausgebaut. 1567 hatte der Stadtrat beschlossen, die Stadttrinkstube zu tafeln, also mit einem Holzplafonds auszustatten. Der Zimmermeister Sebastian Wöracker erhielt dafür 180 Gulden. Auch "das Tachel ob der Wege" wurde mit Kupfer gedeckt und das Schrannen- und das Waaghaus bemalt (wie, ist heute nicht mehr bekannt, nur so viel, dass das von zwei wilden Männern gehaltene Stadtwappen zu sehen war).
In der "Stadttrinkstube" wurden die offiziellen Tafeln des Stadtrates abgehalten, die Bürgeraufnahmen und die Jahrestage der Zünfte gefeiert, akademische Akte fanden hier ihren Ausklang und Theateraufführungen fanden statt.
Der Brand 1635 brachte größere Veränderungen mit sich
Wahrscheinlich in der ersten Hälfte des März 1635 war ein Brand im Haus ausgebrochen und es musste vorübergehend gesperrt werden. Da beschloss der Stadtrat, die Stadtwaage ins gegenüberliegende Schrannenhaus zu verlegen und nur mehr die Stadttrinkstube herzurichten.
Bei dieser Gelegenheit wurde auch der Pranger, der sich vor der Trinkstube befunden hatte, weiter in den Platz gegen den St. Michaelsbrunnen hin verlegt. Die an der Trinkstube angebauten Tucherschererläden wurden mit der Bewilligung des Abts des Erzstifts St. Peter, Albert III. Keuslin, an die Wand der Filialkirche zum hl. Michael verlegt.
In einer Stadtratssitzung am 24. März 1638 wurde dann das heutige Aussehen des Gebäudes beschlossen. ES wurde innen prächtig ausgestaltet und erhielt eine Fassadenmalerei. Der Name des Meisters der Trinkstubenfresken ist nicht bekannt. Mit der Frühjahrs-Ruperti-Dult am 27. März 1639 konnte der Pächter der Trinkstube, Baltasar Eizenberger, den Betrieb wieder öffnen.
Durch die Neugestaltung wurde der mittlerweile zum Gasthof gewordenen Betrieb wohl zum Gasthof ersten Ranges in der Stadt Salzburg. Schon Matthäus Merian lobte den Standard der "Stadttrinkstube", die bis Ende des 18. Jahrhunderts der "erste Gasthof der Stadt" blieb. Im 19. Jahrhundert war es das Hotel Erzherzog Karl, zu dessen Gästen Kaiserin Elisabeth von Österreich, der deutsche Kaiser Wilhelm I. und Fürst Bismarck zählten. Im zweiten Stock des Hotels befand sich eine Säulenhalle.
Auch Karl Baedeker schrieb "Und ist Gemainer Statt Trinkstuben wohl zu sehen, allda wegen der schönen Zimmer auch ein Römischer Kayser logieren könne; darum auch alles gar schön und wol angeordnet ist. Daher auch daselbst die durchrysende vornehme Herren auch andere Personen ihre Einkehr zu nehmen pflegen."
Vom 23. Mai 1899 bis 25. November 1924 befanden sich hier die Schriftleitung (Redaktion) des Salzburger Volksblatt von Reinhold Kiesel und die Verwaltung der Buchdruckerei Reinhold Kiesel.[2] [3] Die Druckerei selbst befand sich in der Döllerergasse 8. Im November 1924 übersiedelten Redaktion und Druckerei in das gerade fertiggestellte Salzburger Verlagshaus Kiesel an der Rainerstraße.
Dann zog die Allgemeine Versicherungsaktien Gesellschaft Salzburg in das Gebäude ein, die später wieder auszog. Daran erinnert heute noch die Fassade, die 1928 vom Salzburger Künstler Karl Reisenbichler und seinen Mitarbeitern R. Brandstätter, Albin Müller-Rundegg und F. Pichler geschaffen wurde. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurde die Erdgeschossräume der Hausseite zum Waagplatz von Geschäfte genutzt. 2007 wurde das Haus von Helga Rabl-Stadler an den Geschäftsmann Haythem Al Wazzan verkauft. Dieser eröffnetet am 8. Dezember 2010 nach Renovierung des Hauses eine Filiale des ihm gehörenden Jeans only-Geschäfts.
Quellen
- ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 1. Jänner 1920, Seite 10: Franz Martin: Die alte "Stadttrinkstube"
- Salzburger Nachrichten, 10. Dezember 2010
- Inschrift an der Fassade
Fußnote
- ↑ Quelle ANNO, Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 1. Jänner 1920, Seite 10, ein Beitrag von Dr. Franz Martin
- ↑ Salzburger Volksblatt, 23. Mai 1899
- ↑ Salzburger Volksblatt, 24. November 1924
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