| Zeile 1: |
Zeile 1: |
| − | Graf '''Igor Alexander Caruso''' (* [[4. Februar]] [[1914]] in Tiraspol, Ukraine; † [[28. Juni]] [[1981]] in [[Salzburg]]) war ein bedeutender Psychoanalytiker. | + | Graf '''Igor Alexander Caruso''' (* [[4. Februar]] [[1914]] in Tiraspol, [[Ukraine]]; † [[28. Juni]] [[1981]] in [[Salzburg]]) war ein bedeutender Psychoanalytiker. |
| | | | |
| | ==Leben== | | ==Leben== |
| − | Seine Eltern gehörten dem Kleinadel an. Schon in Kindesjahren musste er mit seinen Eltern seine Heimat verlassen und zog nach Bessarabien<ref>Bessarabien war ein Grenzland, das jahrhundertelang zum Fürstentum Moldau gehörte und 1812 von Russland erobert wurde, heute etwa Moldawien, weitere Informationen siehe [http://de.wikipedia.org/wiki/Bessarabien Wikipedia Deutschland „Bessarabien“]</ref>. | + | Seine Eltern gehörten dem Kleinadel an. Schon in Kindesjahren musste er mit seinen Eltern seine Heimat verlassen und zog nach [[Bessarabien]]<ref>Bessarabien war ein Grenzland, das jahrhundertelang zum Fürstentum Moldau gehörte und 1812 von Russland erobert wurde, heute etwa Moldawien</ref>. |
| | | | |
| | Igor Caruso war von Februar [[1942]] bis Oktober [[1942]] unter dem Stationsarzt Heinrich Gross Erzieher und psychologischer Gutachter in der „Kinderfachabteilung“, den Pavillons 15 und 17 der Wiener „Fürsorgeanstalt“ Am Spiegelgrund. Seine Gutachten hatten bei mindestens 14 Kindern deren Ermordung im Rahmen der [[NS-Kindereuthanasie]] zur Folge. Seinen eigenen Angaben nach hatte er jedoch niemals etwas von den dort stattgefundenen Morden an Kindern gewusst, da er als ausländischer und fremdländisch sprechender Arzt nicht das Vertrauen seiner Vorgesetzten erlangte<ref>Quellen Dokumentarfilm ''Igor A. Caruso'' von [[Michael Kolnberger]] im [[Das Kino]], März 2009 und [http://www.zptp.eu/home.php?act=showmain&V_PRIMARY=70&ka=32&su=30&lang=1 Ich war gar nicht eingeweiht]</ref>. | | Igor Caruso war von Februar [[1942]] bis Oktober [[1942]] unter dem Stationsarzt Heinrich Gross Erzieher und psychologischer Gutachter in der „Kinderfachabteilung“, den Pavillons 15 und 17 der Wiener „Fürsorgeanstalt“ Am Spiegelgrund. Seine Gutachten hatten bei mindestens 14 Kindern deren Ermordung im Rahmen der [[NS-Kindereuthanasie]] zur Folge. Seinen eigenen Angaben nach hatte er jedoch niemals etwas von den dort stattgefundenen Morden an Kindern gewusst, da er als ausländischer und fremdländisch sprechender Arzt nicht das Vertrauen seiner Vorgesetzten erlangte<ref>Quellen Dokumentarfilm ''Igor A. Caruso'' von [[Michael Kolnberger]] im [[Das Kino]], März 2009 und [http://www.zptp.eu/home.php?act=showmain&V_PRIMARY=70&ka=32&su=30&lang=1 Ich war gar nicht eingeweiht]</ref>. |
| Zeile 10: |
Zeile 10: |
| | ? erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft. [[1972]] wurde er als Universitätsprofessor für Psychologie an die [[Universität Salzburg]] berufen. An der damals neugegründeten Universität Salzburg gab der Ordinarius für Psychologie, [[Wilhelm Josef Revers]], den Ton an. [[Heimo Gastager]] erhielt einen Lehrauftrag für Psychopathologie. Dazu stieß nun aus Wien Igor Caruso. Gastager war schon in Wien sein Schüler und Freund gewesen. | | ? erhielt er die österreichische Staatsbürgerschaft. [[1972]] wurde er als Universitätsprofessor für Psychologie an die [[Universität Salzburg]] berufen. An der damals neugegründeten Universität Salzburg gab der Ordinarius für Psychologie, [[Wilhelm Josef Revers]], den Ton an. [[Heimo Gastager]] erhielt einen Lehrauftrag für Psychopathologie. Dazu stieß nun aus Wien Igor Caruso. Gastager war schon in Wien sein Schüler und Freund gewesen. |
| | | | |
| − | Das Triumvirat Caruso - Gastager - Revers bildete bald an der Universität Salzburg einen Anziehungspunkt für Studenten aus dem In- und Ausland, vor allem aus Deutschland. Konnte man doch hier eine Psychologie studieren, die tief im Menschlichen fundiert war und über die damals übliche vorherrschende Experimentalpsychologie weit hinaus ging. Das sogenannte "Dreierseminar" (Caruso, Gastager, Revers) griff noch dazu soziale Themen auf und wurde so zur Anlaufstelle der [[1968er Generation]]. Es entstanden daraus konkrete soziale Aktivitäten, die zum Teil heute noch wirksam sind. | + | Das Triumvirat Caruso-Gastager-Revers bildete bald an der Universität Salzburg einen Anziehungspunkt für Studenten aus dem In- und Ausland, vor allem aus Deutschland. Konnte man doch hier eine Psychologie studieren, die tief im Menschlichen fundiert war und über die damals übliche vorherrschende Experimentalpsychologie weit hinaus ging. Das sogenannte "Dreierseminar" (Caruso, Gastager, Revers) griff noch dazu soziale Themen auf und wurde so zur Anlaufstelle der [[1968er Generation]]. Es entstanden daraus konkrete soziale Aktivitäten, die zum Teil heute noch wirksam sind. |
| | | | |
| | [[1974]] konstituierte sich der "Salzburger Arbeitskreis für Tiefenpsychologie", zu dessen Vorstand u.a. [[Gerhart Harrer]] zählte, ehemaliger [[NSDAP|Nationalsozialist]] und SS-Offizier, seit [[1971]] Direktor der [[Christian-Doppler-Klinik]]<ref>Quelle [http://www.zptp.eu/home.php?act=showmain&V_PRIMARY=70&ka=32&su=30&lang=1 Ich war gar nicht eingeweiht]</ref>. Er gab auch die ausschlaggebenden Impulse für die Entstehung der [[Sexualberatungsstelle Salzburg]]. | | [[1974]] konstituierte sich der "Salzburger Arbeitskreis für Tiefenpsychologie", zu dessen Vorstand u.a. [[Gerhart Harrer]] zählte, ehemaliger [[NSDAP|Nationalsozialist]] und SS-Offizier, seit [[1971]] Direktor der [[Christian-Doppler-Klinik]]<ref>Quelle [http://www.zptp.eu/home.php?act=showmain&V_PRIMARY=70&ka=32&su=30&lang=1 Ich war gar nicht eingeweiht]</ref>. Er gab auch die ausschlaggebenden Impulse für die Entstehung der [[Sexualberatungsstelle Salzburg]]. |
| Zeile 21: |
Zeile 21: |
| | | | |
| | ''Er hatte die psychosoziale Landschaft in Österreich und insbesondere in Salzburg nachhaltig verändert. Caruso übte an der Uni Salzburg die einzige Professur für Psychoanalyse aus. Er modifizierte sein vom katholischen Existenzialismus geprägtes Weltbild und wandte sich dem Marxismus zu und engagierte sich für sozialpolitische Projekte, beispielsweise in der Betreuung von Obdachlosen, gab Anstöße für die Gründung der Bewährungshilfe, und er setzte sich für einen anderen Umgang mit Psychiatrie-Patienten ein<ref>Zitat-Quelle [http://cba.fro.at/show.php?eintrag_id=11361 Igor A. Caruso:Filmische Hommage an einen großen Psychoanalytiker]</ref>. | | ''Er hatte die psychosoziale Landschaft in Österreich und insbesondere in Salzburg nachhaltig verändert. Caruso übte an der Uni Salzburg die einzige Professur für Psychoanalyse aus. Er modifizierte sein vom katholischen Existenzialismus geprägtes Weltbild und wandte sich dem Marxismus zu und engagierte sich für sozialpolitische Projekte, beispielsweise in der Betreuung von Obdachlosen, gab Anstöße für die Gründung der Bewährungshilfe, und er setzte sich für einen anderen Umgang mit Psychiatrie-Patienten ein<ref>Zitat-Quelle [http://cba.fro.at/show.php?eintrag_id=11361 Igor A. Caruso:Filmische Hommage an einen großen Psychoanalytiker]</ref>. |
| − |
| |
| − | ==Fußnoten==
| |
| − | <references/>
| |
| | | | |
| | ==Quellen== | | ==Quellen== |
| Zeile 29: |
Zeile 26: |
| | * [http://de.wikipedia.org/wiki/Igor_Alexander_Caruso Wikipedia Deutschland "Igor Alexander Caruso"] | | * [http://de.wikipedia.org/wiki/Igor_Alexander_Caruso Wikipedia Deutschland "Igor Alexander Caruso"] |
| | * Eckart, Wolfgang Uwe 2012: Medizin in der NS-Diktatur, S. 143, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar | | * Eckart, Wolfgang Uwe 2012: Medizin in der NS-Diktatur, S. 143, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar |
| − | * siehe auch Fußnoten
| + | |
| | + | ==Fußnoten== |
| | + | <references/> |
| | | | |
| | {{SORTIERUNG: Caruso, Igor}} | | {{SORTIERUNG: Caruso, Igor}} |