Psychidae: Unterschied zwischen den Versionen

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[[File:BE-MK-7273b.jpg|thumb|Männchen von ''[[Epichnopterix plumella]]'': [[Oberösterreich]], [[Salzkammergut]], [[Bad Goisern am Hallstättersee]], Pichlern, 11. Juni 2006]]
 
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'''Psychidae''' (Sackträger) sind eine Familie der Schmetterlinge ([[Lepidoptera]]).
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'''Psychidae''' (Sackträger) sind eine [[Glossar Biologie#F|Familie]] der [[Glossar Biologie#O|Ordnung]] [[Lepidoptera]] (Schmetterlinge).
  
 
==Allgemeines==
 
==Allgemeines==
Kennzeichnend ist die Lebensweise der Raupen, die bei allen bekannten Arten kurz nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei ein transportables, sackartiges Gehäuse aus Seide anlegen, das sie zeitlebens als Schutz mit sich umher tragen. Dieses Gehäuse wird in oft artspezifischer Weise außen mit verschiedensten Materialien wie Sandkörnchen, Rindenstückchen, Blattteilchen, Grasstengeln, [[Moos]] oder [[Fichte]]nnadeln "verziert" und mit dem Wachstum der Raupe immer wieder erweitert. In diesem "Sack" findet auch die Verpuppung statt. Hierzu wird das Gehäuse zunächst mit der Mundöffung an einer Unterlage (z. B. Felsen, Baumstämme, etc.) fest angesponnen. Danach dreht sich die Raupe im Sack um und verpuppt sich. Vor dem Schlüpfen des Falters schiebt sich die Puppe dann ein Stück aus dem Hinterende des Sackes heraus und entlässt dann das Tier. Das gilt streng genommen aber nur für die Männchen. Bei fast allen Arten sind nämlich die Weibchen mehr oder weniger stark reduziert.  
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Kennzeichnend ist die Lebensweise der Raupen, die bei allen bekannten [[Glossar Biologie#A|Arten]] kurz nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei ein transportables, sackartiges Gehäuse aus Seide anlegen, das sie zeitlebens als Schutz mit sich umher tragen. Dieses Gehäuse wird in oft artspezifischer Weise außen mit verschiedensten Materialien wie Sandkörnchen, Rindenstückchen, Blattteilchen, Grasstengeln, [[Moos]] oder [[Fichte]]nnadeln "verziert" und mit dem Wachstum der Raupe immer wieder erweitert. In diesem "Sack" findet auch die Verpuppung statt. Hierzu wird das Gehäuse zunächst mit der Mundöffung an einer Unterlage (z. B. Felsen, Baumstämme, etc.) fest angesponnen. Danach dreht sich die Raupe im Sack um und verpuppt sich. Vor dem Schlüpfen des Falters schiebt sich die Puppe dann ein Stück aus dem Hinterende des Sackes heraus und entlässt dann das Tier. Das gilt streng genommen aber nur für die Männchen. Bei fast allen Arten sind nämlich die Weibchen mehr oder weniger stark reduziert.  
  
 
[[File:BE-MK-5932b.jpg|thumb|Weibchen von ''[[Acanthopsyche atra]]'': [[Osttirol]], Lienzer Dolomiten, Insteinalm Umgebung, 11. Juni 2004, e.p.]]
 
[[File:BE-MK-5932b.jpg|thumb|Weibchen von ''[[Acanthopsyche atra]]'': [[Osttirol]], Lienzer Dolomiten, Insteinalm Umgebung, 11. Juni 2004, e.p.]]
  
Bei den am weitesten entwickelten Arten schließlich sind die Weibchen nur mehr madenförmig und besitzen weder Flügel, noch Beine oder Fühler. Bei diesen Tieren verbleibt nicht nur die Puppe im Sack, sondern auch das Weibchen in der Puppenhülse. Diese bricht nur vorne etwas auf, und zur Begattung streckt das Männchen seinen Hinterleib extrem in die Länge, um durch Sack und Puppenhülse das Weibchen zu erreichen. Einige Arten sind sogar parthenogenetisch. Die Weibchen pflanzen sich also durch Jungfernzeugung fort, und Männchen treten nur höchst selten durch "Fortpflanzungsfehler" auf. Eine weitere Besonderheit der Psychidae ist ihr sehr kurzes Leben als [[Glossar_Biologie#I|Imagines]], das stark an die [[Ephemeroptera|Eintagsfliegen]] erinnert. Die Männchen leben oft nur wenige Stunden. Bald nach dem Schlüpfen suchen sie oft ungestüm nach Weibchen zur Begattung und sterben kurz darauf. Und auch die Weibchen leben kaum länger. Unbegattet können sie einige Tage überleben, nach der Eiablage, die bei fast allen Arten in den schützenden Sack hinein kurz nach der Begattung erfolgt, sterben sie aber ebenfalls in wenigen Stunden.
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Bei den am weitesten entwickelten Arten schließlich sind die Weibchen nur mehr madenförmig und besitzen weder Flügel noch Beine oder Fühler. Bei diesen Tieren verbleibt nicht nur die Puppe im Sack, sondern auch das Weibchen in der Puppenhülse. Diese bricht nur vorne etwas auf, und zur Begattung streckt das Männchen seinen Hinterleib extrem in die Länge, um durch Sack und Puppenhülse das Weibchen zu erreichen. Einige Arten sind sogar parthenogenetisch. Die Weibchen pflanzen sich also durch Jungfernzeugung fort, und Männchen treten nur höchst selten durch "Fortpflanzungsfehler" auf. Eine weitere Besonderheit der Psychidae ist ihr sehr kurzes Leben als [[Glossar_Biologie#I|Imagines]], das stark an die [[Ephemeroptera|Eintagsfliegen]] erinnert. Die Männchen leben oft nur wenige Stunden. Bald nach dem Schlüpfen suchen sie oft ungestüm nach Weibchen zur Begattung und sterben kurz darauf. Und auch die Weibchen leben kaum länger. Unbegattet können sie einige Tage überleben, nach der Eiablage, die bei fast allen Arten in den schützenden Sack hinein kurz nach der Begattung erfolgt, sterben sie aber ebenfalls in wenigen Stunden.
  
 
Im äußeren Erscheinungsbild sind die Untergruppen der Sackträger zunächst sehr unterschiedlich. Die primitiven Formen erinnern sehr stark an die Echten Motten ([[Tineidae]]), mit denen sie ja auch am nächsten verwandt sind. Die höher entwickelten Gruppen dagegen sehen aus wie manche Nachtfalter. Das hat in früheren Zeiten sogar dazu geführt, dass die ursprünglichen Gruppen zu den "Kleinschmetterlingen", die übrigen aber zu den "Großschmetterlingen" gezählt wurden. Die zahlreichen Arten innerhalb der jeweiligen Gruppen sind dagegen meist einander sehr ähnlich und daher gehören die ''Psychidae'' bestimmungstechnisch zu den schwierigsten Gruppen innerhalb der Schmetterlinge (Lepidoptera) überhaupt. Weltweit kennt man bereits über 1 000 verschiedene Arten, zahlreiche weitere harren vermutlich noch ihrer Entdeckung.
 
Im äußeren Erscheinungsbild sind die Untergruppen der Sackträger zunächst sehr unterschiedlich. Die primitiven Formen erinnern sehr stark an die Echten Motten ([[Tineidae]]), mit denen sie ja auch am nächsten verwandt sind. Die höher entwickelten Gruppen dagegen sehen aus wie manche Nachtfalter. Das hat in früheren Zeiten sogar dazu geführt, dass die ursprünglichen Gruppen zu den "Kleinschmetterlingen", die übrigen aber zu den "Großschmetterlingen" gezählt wurden. Die zahlreichen Arten innerhalb der jeweiligen Gruppen sind dagegen meist einander sehr ähnlich und daher gehören die ''Psychidae'' bestimmungstechnisch zu den schwierigsten Gruppen innerhalb der Schmetterlinge (Lepidoptera) überhaupt. Weltweit kennt man bereits über 1 000 verschiedene Arten, zahlreiche weitere harren vermutlich noch ihrer Entdeckung.
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==Geschichte der Erforschung im Land==
 
==Geschichte der Erforschung im Land==
Nickerl ([[1845]]: 106) berichtet über den Fund unglaublicher Massen von Raupen einer ihm unbekannten Psychide oberhalbvon [[Heiligenblut]], also auf [[Kärnten|Kärntner]] Seite des [[Großglockner (Berg)|Großglockners]]. Ziemlich sicher handelte es sich dabei um ''[[Ptilocephala plumifera valesiella]]''. Die ersten Funde für [[Salzburg (Bundesland)|Salzburg]] verzeichnet [[Franz de Paula Storch junior|Storch]] ([[1868]]), dem drei Psychidae-Arten (unter "Macrolepidoptera") bekannt sind: ''[[Ptilocephala plumifera valesiella]]'' (als ''Psyche plumifera''), ''[[Bijugis bombycella]]'' (als ''Fumea bombycella'') und ''[[Epichnopterix plumella]]'' (als ''Fumea pulla''). Alle drei Arten werden auch heute noch als Bestandteil der Salzburger Fauna anerkannt. Eine vierte Art (''[[Taleporia politella]]'') wird noch unter den [[Tineidae]] und damit unter "Microlepidoptera" geführt. ''T. politella'' kommt aber in Salzburg nicht vor (siehe dort). Richter (1876) zählt bereits dreizehn Arten auf, von denen aber zwei (''Leptopterix plumistrella'' und ''Bijugis pectinella'') nicht in Salzburg vorkommen (erstere nur in Kärnten, letztere nur im Osten Österreichs). Weitere vier "Microlepidoptera" publiziert dann [[Karl Mitterberger|Mitterberger]] ([[1909]]): Talaeporidae: ''[[Taleporia tubulosa]]'', ''[[Dahlica triquetrella]]'' (als ''Solenobia triquetrella'') und ''[[Dahlica klimeschi]]'' (als ''Solenobia inconspiculella''), sowie ''[[Narycia duplicella]]'' (als ''Narycia monilifera'' unter den [[Tineidae]]). Ein weiterer "Kleinschmetterling" wird von [[Friedrich Mairhuber|Mairhuber]] ([[1965]]) hinzugefügt: ''[[Siederia pineti|Dahlica listerella]]'' (als ''Solenobia pineti'' wieder unter den Talaeporidae). Embacher ([[1990]]) listet schließlich bereits 32 Arten auf, von denen aber zwei (''Dahlica thurneri'': heute Synonym zu ''[[Dahlica triquetrella]]'' und ''Epichnopterix sieboldii'': Fehlbestimmung von ''[[Epichnopterix kovacsi]]'') später wieder eliminiert werden mussten. Von den 36 bei Huemer & Tarmann ([[1993]]) aufgezählten Arten mussten ebenfalls zwei Arten wieder gestrichen werden: ''Siederia meierella'' (= ''[[Siederia talagovensis|Dahlica talagovensis]]'') und ''[[Taleporia politella]]'' (vermutlich eine Fundortverwechslung, siehe dort). Dieselben beiden Arten sind auch bei Zeller-Lukashort et al. ([[1994]]) noch verzeichnet. Bei Embacher et al. ([[2011]]) ist ''[[Taleporia politella]]'' noch als Irrgast unter den sonst 39 Arten aufgeführt. Bei Huemer ([[2013]]) finden sich 40 Arten für Salzburg verzeichnet, ''[[Siederia meierella|Dahlica meierella]]'' (= ''[[Siederia talagovensis|Dahlica talagovensis]]''), ''[[Taleporia politella]]'' und ''Rebelia bavarica'' (Synonym oder Subspecies zu ''[[Rebelia plumella]]'') sind daraus aber wieder zu streichen. ''[[Taleporia politella]]'' ist schließlich auch noch von den 39 bei Kurz & Embacher ([[2018]]) aufgezählten Arten zu streichen (erfolgt in Embacher et al. [[2024]])) und die Nachuntersuchung des einzigen vermeintlichen Exemplares von ''[[Epichnopterix alpina]]'' im Jahr [[2025]] ergab schließlich, dass auch diese Art zu streichen ist, da das Tierchen eine ''[[Epichnopterix montana]]'' ist.
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Nickerl ([[1845]]: 106) berichtet über den Fund unglaublicher Massen von Raupen einer ihm unbekannten Psychide oberhalb von [[Heiligenblut]], also auf der [[Kärnten|Kärntner]] Seite des [[Großglockner (Berg)|Großglockners]]. Ziemlich sicher handelte es sich dabei um ''[[Ptilocephala plumifera valesiella]]''. Die ersten Funde für [[Salzburg (Bundesland)|Salzburg]] verzeichnet [[Franz de Paula Storch junior|Storch]] ([[1868]]), dem drei Psychidae-Arten (unter "Macrolepidoptera") bekannt sind: ''[[Ptilocephala plumifera valesiella]]'' (als ''Psyche plumifera''), ''[[Bijugis bombycella]]'' (als ''Fumea bombycella'') und ''[[Epichnopterix plumella]]'' (als ''Fumea pulla''). Alle drei Arten werden auch heute noch als Bestandteil der Salzburger Fauna anerkannt. Eine vierte Art (''[[Taleporia politella]]'') wird noch unter den [[Tineidae]] und damit unter "Microlepidoptera" geführt. ''T. politella'' kommt aber in Salzburg nicht vor (siehe dort). Richter (1876) zählt bereits dreizehn Arten auf, von denen aber zwei (''Leptopterix plumistrella'' und ''Bijugis pectinella'') nicht in Salzburg vorkommen (erstere nur in Kärnten, letztere nur im Osten Österreichs). Weitere vier "Microlepidoptera" publiziert dann [[Karl Mitterberger|Mitterberger]] ([[1909]]): Talaeporidae: ''[[Taleporia tubulosa]]'', ''[[Dahlica triquetrella]]'' (als ''Solenobia triquetrella'') und ''[[Dahlica klimeschi]]'' (als ''Solenobia inconspiculella'') sowie ''[[Narycia duplicella]]'' (als ''Narycia monilifera'' unter den [[Tineidae]]). Ein weiterer "Kleinschmetterling" wird von [[Friedrich Mairhuber|Mairhuber]] ([[1965]]) hinzugefügt: ''[[Siederia pineti|Dahlica listerella]]'' (als ''Solenobia pineti'' wieder unter den Talaeporidae). Embacher ([[1990]]) listet schließlich bereits 32 Arten auf, von denen aber zwei (''Dahlica thurneri'': heute Synonym zu ''[[Dahlica triquetrella]]'' und ''Epichnopterix sieboldii'': Fehlbestimmung von ''[[Epichnopterix kovacsi]]'') später wieder eliminiert werden mussten. Von den 36 bei Huemer & Tarmann ([[1993]]) aufgezählten Arten mussten ebenfalls zwei Arten wieder gestrichen werden: ''Siederia meierella'' (= ''[[Siederia talagovensis|Dahlica talagovensis]]'') und ''[[Taleporia politella]]'' (vermutlich eine Fundortverwechslung, siehe dort). Dieselben beiden Arten sind auch bei Zeller-Lukashort et al. ([[1994]]) noch verzeichnet. Bei Embacher et al. ([[2011]]) ist ''[[Taleporia politella]]'' noch als Irrgast unter den sonst 39 Arten aufgeführt. Bei Huemer ([[2013]]) finden sich 40 Arten für Salzburg verzeichnet, ''[[Siederia meierella|Dahlica meierella]]'' (= ''[[Siederia talagovensis|Dahlica talagovensis]]''), ''[[Taleporia politella]]'' und ''Rebelia bavarica'' (Synonym oder Subspecies zu ''[[Rebelia plumella]]'') sind daraus aber wieder zu streichen. ''[[Taleporia politella]]'' ist schließlich auch noch von den 39 bei Kurz & Embacher ([[2018]]) aufgezählten Arten zu streichen (erfolgt in Embacher et al. [[2024]])) und die Nachuntersuchung des einzigen vermeintlichen Exemplares von ''[[Epichnopterix alpina]]'' im Jahr [[2025]] ergab schließlich, dass auch diese Art zu streichen ist, da das Tierchen eine ''[[Epichnopterix montana]]'' ist.
  
 
[[File:BE-MK-3151a.jpg|thumb|Sack von ''[[Typhonia ciliaris]]'': Salzburg, [[Osterhorngruppe]], [[Trattberg]], [[Trattbergalm|vordere Trattbergalm]], 6. Juli 2003]]
 
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[[SALZBURGWIKI:Projekt_Fauna_und_Flora|Projekt: Fauna und Flora von Salzburg]]
 
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==Quellen==
 
==Quellen==
*Embacher, G. 1990. Prodromus der Großschmetterlingsfauna des Landes Salzburg. Jahresbericht Haus der Natur, Salzburg 11: 61-151.
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*Embacher, G. 1990. Prodromus der Großschmetterlingsfauna des Landes Salzburg. [[Mitteilungen aus dem Haus der Natur Salzburg|Jahresbericht Haus der Natur, Salzburg]] 11: 61-151.
 
{{Quelle Embacher et al.}}{{Quelle Embacher et al. 2024}}
 
{{Quelle Embacher et al.}}{{Quelle Embacher et al. 2024}}
 
*Huemer, P. & G. Tarmann 1993. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematisches Verzeichnis mit Verbreitungsangaben für die einzelnen Bundesländer. Beilageband 5 zu den Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum, Innsbruck: 1-224.
 
*Huemer, P. & G. Tarmann 1993. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematisches Verzeichnis mit Verbreitungsangaben für die einzelnen Bundesländer. Beilageband 5 zu den Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum, Innsbruck: 1-224.
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*[[Karl Mitterberger|Mitterberger K.]] 1909. Verzeichnis der im Kronlande Salzburg bisher beobachteten Mikrolepidopteren (Kleinschmetterlinge). Ringlschwendtner & Rathmayr, Salzburg: 358 pp.
 
*[[Karl Mitterberger|Mitterberger K.]] 1909. Verzeichnis der im Kronlande Salzburg bisher beobachteten Mikrolepidopteren (Kleinschmetterlinge). Ringlschwendtner & Rathmayr, Salzburg: 358 pp.
 
*Nickerl, O. 1845. Beitrag zur Lepidopterenfauna von Oberkärnten und Salzburg. Stettiner Entomologische Zeitschrift 6: 57-63, 89-96, 104-108.
 
*Nickerl, O. 1845. Beitrag zur Lepidopterenfauna von Oberkärnten und Salzburg. Stettiner Entomologische Zeitschrift 6: 57-63, 89-96, 104-108.
*Richter, J. A. 1876. Systematisches Verzeichnis der Schmetterlinge Salzburgs (Makrolepidoptera). Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 16: 452-479.
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*[[Johann Anton Richter|Richter, J. A.]] 1876. Systematisches Verzeichniß der Schmetterlinge Salzburgs (Macrolepidoptera). 1. Fortsetzung. [[Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde]] 16: [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?apm=0&aid=slk&datum=18760003&zoom=2&seite=00000452 452-479.]
 
*[[Franz de Paula Storch junior|Storch, F.]] 1868. Catalogus Faunae Salisburgensis (Lepidoptera). Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 8: 284-298.
 
*[[Franz de Paula Storch junior|Storch, F.]] 1868. Catalogus Faunae Salisburgensis (Lepidoptera). Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 8: 284-298.
 
*Zeller-Lukashort, H.C., M. E. Kurz & M. A. Kurz 1994. Zur Kenntnis der Psychidenfauna von Salzburg (Lepidoptera, Psychidae). Entomofauna 15 (22): 257-260.
 
*Zeller-Lukashort, H.C., M. E. Kurz & M. A. Kurz 1994. Zur Kenntnis der Psychidenfauna von Salzburg (Lepidoptera, Psychidae). Entomofauna 15 (22): 257-260.

Version vom 18. Februar 2025, 19:29 Uhr

Psychidae (Sackträger) sind eine Familie der Ordnung Lepidoptera (Schmetterlinge).

Allgemeines

Kennzeichnend ist die Lebensweise der Raupen, die bei allen bekannten Arten kurz nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei ein transportables, sackartiges Gehäuse aus Seide anlegen, das sie zeitlebens als Schutz mit sich umher tragen. Dieses Gehäuse wird in oft artspezifischer Weise außen mit verschiedensten Materialien wie Sandkörnchen, Rindenstückchen, Blattteilchen, Grasstengeln, Moos oder Fichtennadeln "verziert" und mit dem Wachstum der Raupe immer wieder erweitert. In diesem "Sack" findet auch die Verpuppung statt. Hierzu wird das Gehäuse zunächst mit der Mundöffung an einer Unterlage (z. B. Felsen, Baumstämme, etc.) fest angesponnen. Danach dreht sich die Raupe im Sack um und verpuppt sich. Vor dem Schlüpfen des Falters schiebt sich die Puppe dann ein Stück aus dem Hinterende des Sackes heraus und entlässt dann das Tier. Das gilt streng genommen aber nur für die Männchen. Bei fast allen Arten sind nämlich die Weibchen mehr oder weniger stark reduziert.

Weibchen von Acanthopsyche atra: Osttirol, Lienzer Dolomiten, Insteinalm Umgebung, 11. Juni 2004, e.p.

Bei den am weitesten entwickelten Arten schließlich sind die Weibchen nur mehr madenförmig und besitzen weder Flügel noch Beine oder Fühler. Bei diesen Tieren verbleibt nicht nur die Puppe im Sack, sondern auch das Weibchen in der Puppenhülse. Diese bricht nur vorne etwas auf, und zur Begattung streckt das Männchen seinen Hinterleib extrem in die Länge, um durch Sack und Puppenhülse das Weibchen zu erreichen. Einige Arten sind sogar parthenogenetisch. Die Weibchen pflanzen sich also durch Jungfernzeugung fort, und Männchen treten nur höchst selten durch "Fortpflanzungsfehler" auf. Eine weitere Besonderheit der Psychidae ist ihr sehr kurzes Leben als Imagines, das stark an die Eintagsfliegen erinnert. Die Männchen leben oft nur wenige Stunden. Bald nach dem Schlüpfen suchen sie oft ungestüm nach Weibchen zur Begattung und sterben kurz darauf. Und auch die Weibchen leben kaum länger. Unbegattet können sie einige Tage überleben, nach der Eiablage, die bei fast allen Arten in den schützenden Sack hinein kurz nach der Begattung erfolgt, sterben sie aber ebenfalls in wenigen Stunden.

Im äußeren Erscheinungsbild sind die Untergruppen der Sackträger zunächst sehr unterschiedlich. Die primitiven Formen erinnern sehr stark an die Echten Motten (Tineidae), mit denen sie ja auch am nächsten verwandt sind. Die höher entwickelten Gruppen dagegen sehen aus wie manche Nachtfalter. Das hat in früheren Zeiten sogar dazu geführt, dass die ursprünglichen Gruppen zu den "Kleinschmetterlingen", die übrigen aber zu den "Großschmetterlingen" gezählt wurden. Die zahlreichen Arten innerhalb der jeweiligen Gruppen sind dagegen meist einander sehr ähnlich und daher gehören die Psychidae bestimmungstechnisch zu den schwierigsten Gruppen innerhalb der Schmetterlinge (Lepidoptera) überhaupt. Weltweit kennt man bereits über 1 000 verschiedene Arten, zahlreiche weitere harren vermutlich noch ihrer Entdeckung.

Sack von Siederia alpicolella mit Puppenhülse: Salzburg, Hohe Tauern, Habachtal, Kraneralm, 17. Juli 2004

Geschichte der Erforschung im Land

Nickerl (1845: 106) berichtet über den Fund unglaublicher Massen von Raupen einer ihm unbekannten Psychide oberhalb von Heiligenblut, also auf der Kärntner Seite des Großglockners. Ziemlich sicher handelte es sich dabei um Ptilocephala plumifera valesiella. Die ersten Funde für Salzburg verzeichnet Storch (1868), dem drei Psychidae-Arten (unter "Macrolepidoptera") bekannt sind: Ptilocephala plumifera valesiella (als Psyche plumifera), Bijugis bombycella (als Fumea bombycella) und Epichnopterix plumella (als Fumea pulla). Alle drei Arten werden auch heute noch als Bestandteil der Salzburger Fauna anerkannt. Eine vierte Art (Taleporia politella) wird noch unter den Tineidae und damit unter "Microlepidoptera" geführt. T. politella kommt aber in Salzburg nicht vor (siehe dort). Richter (1876) zählt bereits dreizehn Arten auf, von denen aber zwei (Leptopterix plumistrella und Bijugis pectinella) nicht in Salzburg vorkommen (erstere nur in Kärnten, letztere nur im Osten Österreichs). Weitere vier "Microlepidoptera" publiziert dann Mitterberger (1909): Talaeporidae: Taleporia tubulosa, Dahlica triquetrella (als Solenobia triquetrella) und Dahlica klimeschi (als Solenobia inconspiculella) sowie Narycia duplicella (als Narycia monilifera unter den Tineidae). Ein weiterer "Kleinschmetterling" wird von Mairhuber (1965) hinzugefügt: Dahlica listerella (als Solenobia pineti wieder unter den Talaeporidae). Embacher (1990) listet schließlich bereits 32 Arten auf, von denen aber zwei (Dahlica thurneri: heute Synonym zu Dahlica triquetrella und Epichnopterix sieboldii: Fehlbestimmung von Epichnopterix kovacsi) später wieder eliminiert werden mussten. Von den 36 bei Huemer & Tarmann (1993) aufgezählten Arten mussten ebenfalls zwei Arten wieder gestrichen werden: Siederia meierella (= Dahlica talagovensis) und Taleporia politella (vermutlich eine Fundortverwechslung, siehe dort). Dieselben beiden Arten sind auch bei Zeller-Lukashort et al. (1994) noch verzeichnet. Bei Embacher et al. (2011) ist Taleporia politella noch als Irrgast unter den sonst 39 Arten aufgeführt. Bei Huemer (2013) finden sich 40 Arten für Salzburg verzeichnet, Dahlica meierella (= Dahlica talagovensis), Taleporia politella und Rebelia bavarica (Synonym oder Subspecies zu Rebelia plumella) sind daraus aber wieder zu streichen. Taleporia politella ist schließlich auch noch von den 39 bei Kurz & Embacher (2018) aufgezählten Arten zu streichen (erfolgt in Embacher et al. 2024)) und die Nachuntersuchung des einzigen vermeintlichen Exemplares von Epichnopterix alpina im Jahr 2025 ergab schließlich, dass auch diese Art zu streichen ist, da das Tierchen eine Epichnopterix montana ist.

Kenntnisstand der Gruppe in Salzburg

Trotz der Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Tiere, die oft nur mit Hilfe statistischer Methoden möglich ist, gehören die Psychidae zu den am besten untersuchten Gruppen der ursprünglichen Schmetterlinge. Dazu haben vor allem die Untersuchungen der Geschwister Kurz, sowie von Christof Zeller beigetragen, die sich seit Ende der 1980er-Jahre sehr intensiv mit dieser Gruppe auseinandergesetzt haben und zahlreiche neue Arten für die Landesfauna entdeckt haben. So gehört Salzburg mit 37 Arten heute zu den am besten untersuchten Regionen in ganz Österreich. Allerdings zeigen sich die Bestimmungsschwierigkeiten in der Tatsache, dass davon zwei Arten bisher keiner der der Wissenschaft bekannten Arten zugeordnet werden konnten und daher möglicherweise noch unbeschrieben sind. Allerdings liegen von diesen Arten zum Teil nur wenige oder gar einzelne Exemplare vor, die eine statistische Auswertung der Merkmale unmöglich machen. Leider sind viele Arten in Salzburg nämlich extrem selten, da die oft wärmeliebenden Tiere in Salzburg zum Teil nur sehr lokal und kleinräumig geeignete Lebensbedingungen vorfinden. Einige Arten sind außerdem mit großer Wahrscheinlichkeit bei uns bereits ausgestorben oder waren nie hier heimisch (eingeschleppte Irrgäste). Wesentliche Neuzugänge im Arteninventar sind nicht mehr zu erwarten. Folgende Arten werden von Embacher et al. (2024), bzw. Kurz & Kurz (2024) für Salzburg gemeldet:

lateinischer Name
Narycia duplicella
Diplodoma adspersella
Dahlica triquetrella
Dahlica lichenella
Dahlica charlottae
Dahlica klimeschi
Dahlica alpicolella
Dahlica listerella
Dahlica talagovensis
Dahlica sp. (Radstädter Tauern)
Taleporia tubulosa
Typhonia ciliaris
Typhonia melana
Psyche casta
Psyche crassiorella
Proutia betulina
Proutia comitella
Bacotia claustrella
Epichnopterix plumella
Epichnopterix sp. (? Epichnopterix heringii)
Epichnopterix ardua
Epichnopterix montana
Epichnopterix kovacsi
Bijugis bombycella
Rebelia majorella
Rebelia plumella
Acanthopsyche atra
Canephora hirsuta
Pachythelia villosella
Leptopterix hirsutella
Ptilocephala plumifera valesiella
Phalacropterix graslinella
Megalophanes viciella
Megalophanes turatii
Sterrhopterix fusca
Sterrhopterix standfussi
Apterona helicoidella
Sack von Psyche crassiorella: Salzburg, Osterhorngruppe, Strobl, Blinklingmoos, 30. Mai 2004

Für Salzburg publizierte Arten, die mangels an Belegen oder wegen Bestimmungsfehlern, etc. aus früheren Faunenlisten gelöscht werden mussten

lateinischer Name
Diplodoma laichartingella
Dahlica meierella
Taleporia politella
Bijugis pectinella
Rebelia bavarica
Epichnopterix alpina
Epichnopterix sieboldii
Leptopterix plumistrella
Ptilocephala muscella

Weiterführende Informationen

Allgemeine Informationen und Hilfe:

Naturkundliche Gesellschaft
Online-Bestimmungshilfen

Logo nkis.jpg

Projekt: Fauna und Flora von Salzburg

Quellen

  • Embacher, G., S. Flechtmann, P. Gros & M. A. Kurz 2024 [2025]. Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematische und revidierte Liste mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen aus dem Haus der Natur. Sonderband. In Zusammenarbeit mit der Naturkundlichen Gesellschaft Salzburg. Haus der Natur, Salzburg: 3-176.
  • Huemer, P. & G. Tarmann 1993. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematisches Verzeichnis mit Verbreitungsangaben für die einzelnen Bundesländer. Beilageband 5 zu den Veröffentlichungen des Museums Ferdinandeum, Innsbruck: 1-224.
  • Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
  • Kurz, M. A. & G. Embacher 2018. Die Psychidae (Lepidoptera) des Bundeslandes Salzburg, Österreich. Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen 70: 93-104.
  • Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2024. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2024.11.29].
  • Mairhuber, F. 1965. Zur Mikrolepidopterenfauna des Bundeslandes Salzburg (1. Beitrag). Nachrichtenblatt der bayerischen Entomologen 14: 33-38.
  • Mitterberger K. 1909. Verzeichnis der im Kronlande Salzburg bisher beobachteten Mikrolepidopteren (Kleinschmetterlinge). Ringlschwendtner & Rathmayr, Salzburg: 358 pp.
  • Nickerl, O. 1845. Beitrag zur Lepidopterenfauna von Oberkärnten und Salzburg. Stettiner Entomologische Zeitschrift 6: 57-63, 89-96, 104-108.
  • Richter, J. A. 1876. Systematisches Verzeichniß der Schmetterlinge Salzburgs (Macrolepidoptera). 1. Fortsetzung. Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 16: 452-479.
  • Storch, F. 1868. Catalogus Faunae Salisburgensis (Lepidoptera). Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde 8: 284-298.
  • Zeller-Lukashort, H.C., M. E. Kurz & M. A. Kurz 1994. Zur Kenntnis der Psychidenfauna von Salzburg (Lepidoptera, Psychidae). Entomofauna 15 (22): 257-260.