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Dr. Hans Gföllner, nach Kriegsende Leiter der Frauenabteilung, gab zu Protokoll, dass Direktor Dr. Leo Wolfer nicht unbedingt ein aktiver Betreiber der Vernichtungsaktion gewesen sei. | Dr. Hans Gföllner, nach Kriegsende Leiter der Frauenabteilung, gab zu Protokoll, dass Direktor Dr. Leo Wolfer nicht unbedingt ein aktiver Betreiber der Vernichtungsaktion gewesen sei. | ||
Er hatte seiner Meinung nach aber nicht den Mut, gegen vorgesetzte Stellen einen energischen ärztlichen Standpunkt einzunehmen und hat sich als einzig mögliche Konsequenz jedoch auch nicht pensionieren lassen. | Er hatte seiner Meinung nach aber nicht den Mut, gegen vorgesetzte Stellen einen energischen ärztlichen Standpunkt einzunehmen und hat sich als einzig mögliche Konsequenz jedoch auch nicht pensionieren lassen. | ||
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*Deutschsprachige Wikipedia, Leo Wolfer | *Deutschsprachige Wikipedia, Leo Wolfer | ||
Version vom 29. Februar 2012, 12:38 Uhr
Leo Wolfer (* 1880; † 1942 in Salzburg) war Direktor der Salzburger Landesheilanstalt in Lehen und als solcher der Hauptverantwortliche für Selektion und Tötung von Patienten im Rahmen der NS-Euthanasie.
Leben
Leo Wolfer war als Direktor der Landesheilanstalt rechtlich der Hauptverantwortliche für die Selektion und den Abtransport von Patienten und Patientinnen in die NS-Tötungsanstalt Hartheim in Oberösterreich. Um in dieser Rolle in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen zu werden, verließ er jeweils das Klinikgelände, wenn die grauen Busse der „Gemeinnützigen Krankentransport GmbH (Gekrat)“ zwecks Abtransport der Selektierten erwartet wurden.
Dr. Hans Gföllner, nach Kriegsende Leiter der Frauenabteilung, gab zu Protokoll, dass Direktor Dr. Leo Wolfer nicht unbedingt ein aktiver Betreiber der Vernichtungsaktion gewesen sei. Er hatte seiner Meinung nach aber nicht den Mut, gegen vorgesetzte Stellen einen energischen ärztlichen Standpunkt einzunehmen und hat sich als einzig mögliche Konsequenz jedoch auch nicht pensionieren lassen. Er war sehr um die Geheimhaltung der Aktion bemüht und drohte in diesem Zusammenhang wiederholt Untergebenen im Falle von Indiskretionen mit einer Meldung an die GESTAPO. Auch besorgten und erzürnten Angehörigen begegnete er auf dieselbe Weise.
Um allzu großes Aufsehen zu vermeiden, ersuchte Wolfer den Reichsstatthalter um die unauffällige Weiterleitung der Austrittsanzeigen, die sich durch die Abtransporte punktuell auffällig häuften. Er wollte damit beim zuständigen Gericht allzu großes Aufsehen vermeiden. Im Gegensatz zu Dr. Leo Wolfer bekannte sich dessen Sohn Dr. Heinrich Wolfer, der von 1940 bis 1943 als >Erbarzt< in der Landesheilanstalt tätig und für die Selektionen mitverantwortlich war, offen als Euthanasie-Befürworter. Leo Wolfer starb 1942 an Lungenkrebs.[1]
Quellen
- Deutschsprachige Wikipedia, Leo Wolfer
- Walter Reschreiter, LEBENS[UN]WERT, „NS-Euthanasie im Land Salzburg“, Begleitpublikation zur Ausstellung der Laube sozialpsychiatrische Aktivitäten GmbH, Hallein 2007