Dahlica triquetrella: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Dahlica triquetrella''' (''Tinea triquetrella'' Hübner, [1813]) ist eine Art aus der Ordnung [[Lepidoptera]], Familie [[Psychidae]].
 
'''Dahlica triquetrella''' (''Tinea triquetrella'' Hübner, [1813]) ist eine Art aus der Ordnung [[Lepidoptera]], Familie [[Psychidae]].
 
==Verbreitung, Lebensraum und Phänologie==
 
==Verbreitung, Lebensraum und Phänologie==
''D. triquetrella'' kommt in Salzburg in zwei verschiedenen Formen vor. Die parthenogenetische Form, bei der nur Weibchen auftreten, die sich durch Jungfernzeugung fortpflanzen, ist vermutlich nach Ende der letzten Eiszeit mit dem Rückzug der Gletscher wieder nach Salzburg eingewandert und hat sich mittlerweile in allen Zonen des Landes wieder etabliert (Embacher et al. 2011, Kurz & Puchmayr 2011). Sie kommt heute zumindest von 400-1700 m Höhe im Land vor ([[Michael Kurz (Wissenschafter)|Kurz]] & [[Marion Kurz|Kurz]]2011). Die bisexuelle Unterart ''thurneri'' Sieder, 1953 dagegen dürfte die Eiszeit im Grenzraum Salzburg, Steiermark und Kärnten auf unvergletschert gebliebenen Gipfeln (sogenannten Nunataks) überdauert haben. Von ihr liegt ein allerdings etwas fraglicher Sackfund aus dem hinteren [[Gasteinertal]] (Zone IV, [[Sportgastein]], 1630 m Höhe) vor. Während die Unterart ''thurneri'' an Blöcken und Abbrüchen von Silikatfelsen lebt und auch in der alpinen Zwergstrauchheide anzutreffen sein soll, besiedelt die parthenogenetische Form ein breites Spektrum verschiedener Lebensräume. Sie wurde sowohl an Felsblöcken und Felsabbrüchen von Karbonat- und Schiefergestein, als auch im Randbereich verschiedener Waldtypen, besonders Buchen-Fichten-Tannen-Mischwäldern gefunden. Trotzdem tritt sie oft nur sehr lokal auf. Die parthenogenetische Form hat in Salzburg eine einjährige Entwicklung, die überwiegend im Raupenstadium verbracht wird. Je nach Höhenlage erfolgt die Verpuppung zwischen März und Mai, rund zwei Wochen später schlüpfen die [[Glossar_Biologie#I|Imagines]]. Die Unterart ''thurneri'' dagegen benötigt zu ihrer Entwicklung höchstwahrscheinlich 2 Jahre.
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''D. triquetrella'' kommt in Salzburg in zwei verschiedenen Formen vor. Die parthenogenetische Form, bei der nur Weibchen auftreten, die sich durch Jungfernzeugung fortpflanzen, ist vermutlich nach Ende der letzten Eiszeit mit dem Rückzug der Gletscher wieder nach Salzburg eingewandert und hat sich mittlerweile in allen Zonen des Landes wieder etabliert (Embacher et al. 2011, Kurz & Puchmayr 2011). Sie kommt heute zumindest von 400-1700 m Höhe im Land vor ([[Michael Kurz (Wissenschafter)|Kurz]] & [[Marion Kurz|Kurz]] 2011). Die bisexuelle Unterart ''thurneri'' Sieder, 1953 dagegen dürfte die Eiszeit im Grenzraum Salzburg, Steiermark und Kärnten auf unvergletschert gebliebenen Gipfeln (sogenannten Nunataks) überdauert haben. Von ihr liegt ein allerdings etwas fraglicher Sackfund aus dem hinteren [[Gasteinertal]] (Zone IV, [[Sportgastein]], 1630 m Höhe) vor. Während die Unterart ''thurneri'' an Blöcken und Abbrüchen von Silikatfelsen lebt und auch in der alpinen Zwergstrauchheide anzutreffen sein soll, besiedelt die parthenogenetische Form ein breites Spektrum verschiedener Lebensräume. Sie wurde sowohl an Felsblöcken und Felsabbrüchen von Karbonat- und Schiefergestein, als auch im Randbereich verschiedener Waldtypen, besonders Buchen-Fichten-Tannen-Mischwäldern gefunden. Trotzdem tritt sie oft nur sehr lokal auf. Die parthenogenetische Form hat in Salzburg eine einjährige Entwicklung, die überwiegend im Raupenstadium verbracht wird. Je nach Höhenlage erfolgt die Verpuppung zwischen März und Mai, rund zwei Wochen später schlüpfen die [[Glossar_Biologie#I|Imagines]]. Die Unterart ''thurneri'' dagegen benötigt zu ihrer Entwicklung höchstwahrscheinlich 2 Jahre.
 
==Biologie und Gefährdung==
 
==Biologie und Gefährdung==
 
Die parthenogenetischen Weibchen schlüpfen zumeist im Morgengrauen, seltener auch tagsüber oder am Abend. Kurz nach dem Schlüpfen beginnen sie bereits mit der Eiablage und wenige Stunden später sterben sie. Die Eier werden in den Sack der Raupe abgelegt. Sie entwickeln sich in etwa 3-4 Wochen. Die Raupen ernähren sich hauptsächlich von Flechten- und Algenüberzügen an Baumstämmen und Felsen und wachsen über den Sommer nur sehr langsam. Sie leben hierbei meist nahe am Boden, wo sie auch überwintern. Bei Gelegenheit fressen die Tiere gerne auch an toten Insekten und spinnen Teile der Chitinpanzer in charakteristischer Weise im Halsbereich des Sackes an. Nach der Überwinterung klettern sie an Baumstämmen und Felsen hoch (in bis zu 2 m Höhe) und spinnen den Sack fest, bevor sie sich darin verpuppen. Beide Formen von ''D. triquetrella'' können in Salzburg als ungefährdet angesehen werden, die parthenogenetische Form wegen ihrer weiten Verbreitung und der geringen Bindung an einen bestimmten Lebensraumtyp, die bisexuelle Form wegen der ausreichenden Verfügbarkeit ihres Lebensraumes.
 
Die parthenogenetischen Weibchen schlüpfen zumeist im Morgengrauen, seltener auch tagsüber oder am Abend. Kurz nach dem Schlüpfen beginnen sie bereits mit der Eiablage und wenige Stunden später sterben sie. Die Eier werden in den Sack der Raupe abgelegt. Sie entwickeln sich in etwa 3-4 Wochen. Die Raupen ernähren sich hauptsächlich von Flechten- und Algenüberzügen an Baumstämmen und Felsen und wachsen über den Sommer nur sehr langsam. Sie leben hierbei meist nahe am Boden, wo sie auch überwintern. Bei Gelegenheit fressen die Tiere gerne auch an toten Insekten und spinnen Teile der Chitinpanzer in charakteristischer Weise im Halsbereich des Sackes an. Nach der Überwinterung klettern sie an Baumstämmen und Felsen hoch (in bis zu 2 m Höhe) und spinnen den Sack fest, bevor sie sich darin verpuppen. Beide Formen von ''D. triquetrella'' können in Salzburg als ungefährdet angesehen werden, die parthenogenetische Form wegen ihrer weiten Verbreitung und der geringen Bindung an einen bestimmten Lebensraumtyp, die bisexuelle Form wegen der ausreichenden Verfügbarkeit ihres Lebensraumes.

Version vom 17. Mai 2023, 20:07 Uhr

Weibchen bei der Eiablage (Studiofoto): Salzburg, Tennengau, Puch, Autobahnüberführung, 2004.04.16 e.p. 2004.04.19
Sack: Osttirol, Lienzer Dolomiten, Insteinalm Umgebung, 2004.06.11

Dahlica triquetrella (Tinea triquetrella Hübner, [1813]) ist eine Art aus der Ordnung Lepidoptera, Familie Psychidae.

Verbreitung, Lebensraum und Phänologie

D. triquetrella kommt in Salzburg in zwei verschiedenen Formen vor. Die parthenogenetische Form, bei der nur Weibchen auftreten, die sich durch Jungfernzeugung fortpflanzen, ist vermutlich nach Ende der letzten Eiszeit mit dem Rückzug der Gletscher wieder nach Salzburg eingewandert und hat sich mittlerweile in allen Zonen des Landes wieder etabliert (Embacher et al. 2011, Kurz & Puchmayr 2011). Sie kommt heute zumindest von 400-1700 m Höhe im Land vor (Kurz & Kurz 2011). Die bisexuelle Unterart thurneri Sieder, 1953 dagegen dürfte die Eiszeit im Grenzraum Salzburg, Steiermark und Kärnten auf unvergletschert gebliebenen Gipfeln (sogenannten Nunataks) überdauert haben. Von ihr liegt ein allerdings etwas fraglicher Sackfund aus dem hinteren Gasteinertal (Zone IV, Sportgastein, 1630 m Höhe) vor. Während die Unterart thurneri an Blöcken und Abbrüchen von Silikatfelsen lebt und auch in der alpinen Zwergstrauchheide anzutreffen sein soll, besiedelt die parthenogenetische Form ein breites Spektrum verschiedener Lebensräume. Sie wurde sowohl an Felsblöcken und Felsabbrüchen von Karbonat- und Schiefergestein, als auch im Randbereich verschiedener Waldtypen, besonders Buchen-Fichten-Tannen-Mischwäldern gefunden. Trotzdem tritt sie oft nur sehr lokal auf. Die parthenogenetische Form hat in Salzburg eine einjährige Entwicklung, die überwiegend im Raupenstadium verbracht wird. Je nach Höhenlage erfolgt die Verpuppung zwischen März und Mai, rund zwei Wochen später schlüpfen die Imagines. Die Unterart thurneri dagegen benötigt zu ihrer Entwicklung höchstwahrscheinlich 2 Jahre.

Biologie und Gefährdung

Die parthenogenetischen Weibchen schlüpfen zumeist im Morgengrauen, seltener auch tagsüber oder am Abend. Kurz nach dem Schlüpfen beginnen sie bereits mit der Eiablage und wenige Stunden später sterben sie. Die Eier werden in den Sack der Raupe abgelegt. Sie entwickeln sich in etwa 3-4 Wochen. Die Raupen ernähren sich hauptsächlich von Flechten- und Algenüberzügen an Baumstämmen und Felsen und wachsen über den Sommer nur sehr langsam. Sie leben hierbei meist nahe am Boden, wo sie auch überwintern. Bei Gelegenheit fressen die Tiere gerne auch an toten Insekten und spinnen Teile der Chitinpanzer in charakteristischer Weise im Halsbereich des Sackes an. Nach der Überwinterung klettern sie an Baumstämmen und Felsen hoch (in bis zu 2 m Höhe) und spinnen den Sack fest, bevor sie sich darin verpuppen. Beide Formen von D. triquetrella können in Salzburg als ungefährdet angesehen werden, die parthenogenetische Form wegen ihrer weiten Verbreitung und der geringen Bindung an einen bestimmten Lebensraumtyp, die bisexuelle Form wegen der ausreichenden Verfügbarkeit ihres Lebensraumes.

Weiterführende Informationen

Allgemeine Informationen und Hilfe:

Naturkundliche Gesellschaft

Logo nkis.jpg

Projekt: Fauna und Flora von Salzburg

Quellen

  • Embacher, G., P. Gros, M.E. Kurz, M.A.Kurz & C. Zeller-Lukashort 2011: Die Schmetterlinge des Landes Salzburg. Teil I: Systematisches Verzeichnis mit Verbreitungsangaben für die geologischen Zonen des Landes (Insecta: Lepidoptera). In Vorbereitung
  • Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2011. Naturkundliches Informationssystem. – URL: http://www.nkis.info [online 25 April 2011].
  • Kurz, M. A. & G. Puchmayr 2011. Interessante Schmetterlingsfunde aus den Salzburger Schieferalpen (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Naturkundlichen Gesellschaft. - URL: http://www.nkis.info/MitnatGes/ [online 3 Mai 2011].