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Das von Dipl. Ing. [[Karl Imhof]], Direktor der Zweiten Gewerkschaft Radhausberg, geplante Tiefenaufschlussprogramm im Goldbergbau, das einen modernen Bergbaubetrieb mit entsprechenden technischen Einrichtungen vorsah, erforderte eine ausreichende Energieversorgung. In [[Böckstein]] bestand bereits ein kleines Elektrizitätswerk mit 37 PS, was aber für den geplanten Ausbau der Bergwerksanlagen völlig unzureichend war. Bereits im Jahr [[1912]] und [[1913]] errichtete daher Karl Imhof im Bereich [[Oberer Bockhartsee]] und Unterer Bockhartsee zwei kleine Wasserkraftanlagen. Größten Stellenwert - neben anderen Wasserkraftprojekten, die teilweise aus Geldmangel nicht realisiert werden konnten - hatte die Wasserkraftanlage aus 1912/13 im Nassfeld bei Böckstein. | Das von Dipl. Ing. [[Karl Imhof]], Direktor der Zweiten Gewerkschaft Radhausberg, geplante Tiefenaufschlussprogramm im Goldbergbau, das einen modernen Bergbaubetrieb mit entsprechenden technischen Einrichtungen vorsah, erforderte eine ausreichende Energieversorgung. In [[Böckstein]] bestand bereits ein kleines Elektrizitätswerk mit 37 PS, was aber für den geplanten Ausbau der Bergwerksanlagen völlig unzureichend war. Bereits im Jahr [[1912]] und [[1913]] errichtete daher Karl Imhof im Bereich [[Oberer Bockhartsee]] und Unterer Bockhartsee zwei kleine Wasserkraftanlagen. Größten Stellenwert - neben anderen Wasserkraftprojekten, die teilweise aus Geldmangel nicht realisiert werden konnten - hatte die Wasserkraftanlage aus 1912/13 im Nassfeld bei Böckstein. | ||
Version vom 23. April 2010, 08:51 Uhr
Der Untere Bockhartsee liegt auf 1.872 m ü. A. im Bockharttal, einem Seitental am südlichen Ende des Gasteinertal im Pongau und ist ein künstlich angelegter Stausee. Dieser Stausee gehört zum ehemaligen Bockhartrevier, in dem bis in die Mitte des 20. Jahrhundert Goldbergbau betrieben wurde.
Entstehung des Sees
Das von Dipl. Ing. Karl Imhof, Direktor der Zweiten Gewerkschaft Radhausberg, geplante Tiefenaufschlussprogramm im Goldbergbau, das einen modernen Bergbaubetrieb mit entsprechenden technischen Einrichtungen vorsah, erforderte eine ausreichende Energieversorgung. In Böckstein bestand bereits ein kleines Elektrizitätswerk mit 37 PS, was aber für den geplanten Ausbau der Bergwerksanlagen völlig unzureichend war. Bereits im Jahr 1912 und 1913 errichtete daher Karl Imhof im Bereich Oberer Bockhartsee und Unterer Bockhartsee zwei kleine Wasserkraftanlagen. Größten Stellenwert - neben anderen Wasserkraftprojekten, die teilweise aus Geldmangel nicht realisiert werden konnten - hatte die Wasserkraftanlage aus 1912/13 im Nassfeld bei Böckstein.
Das Nassfeldprojekt
Das Projekt im Nassfeld beinhaltete die Errichtung einer Wasserfassung am unteren Bockhartsee gemeinsam mit einer geplanten Kraftzentrale im Nassfeld . Das dazu benötigte Betriebswasser von 106 Liter pro Sekunde musste durch eine 1550 Meter lange und 30 cm starke gusseiserne Rohrleitung über alpines Gelände in das Nassfeld geleitet werden. Aus diesem Grund wurde im Bereich des Seeabflusses ein ca. 2 m tiefer und 1,2 m breiter Auslass, in den die Rohrleitung eingefügt wurde, mittels Sprengung hergestellt. Das Krafthaus besaß eine Länge von 20 m und eine Breite von 10,8 m und wurde aus Ziegeln und Bruchsteinen erbaut. Es beherbergte einen Maschinen-, einen Schaltraum und eine Reparaturwerkstätte. Weiters wurde ein Magazin eingerichtet und im ersten Stock des Gebäudes befand sich die Wohnung des Wärters. Im Maschinenraum arbeitete eine Voith Hochdruckfreistrahlturbine mit zwei Düsen und automatischer Nadelregulierung. Die erforderliche Betriebswassermenge betrug 200 Liter pro Sekunde bei einem Nettogefälle von 205,7 Meter. Die normale Leistung zeigte bei 1000 Umdrehungen pro Minute 417 PS. Nachgeschaltet war ein AEG Union Drehstromgenerator mit einer Leistung von 225 kVA bei einer Spannung von 5500 V und eine Flottmann-Kompressoren-Anlage mit 6 bis 8 at Betriebsdruck. Darüber hinaus war ein AEG Union Drehstromtransformator mit einer Leistung von 150 kVA und der Spannungsübersetzung von 5500 V auf 220 V vor Ort. Die Hochspannungsleitungen führten vom Krafthaus zum 3500 m entfernten Hieronymus-Stollen auf dem Radhausberg, weiters zum Sieglitz-Unterbau-, bzw. Imhof-Unterbaustollen und zur Erzaufbereitungsanlage in das Nassfeld.
Vergrößerung des Sees
Es stellte sich bald heraus, dass die Kraftzentrale im Nassfeld zeitweise über zu wenig Betriebswasser verfügte. Nun wurde die Vergrößerung des Fassungsvermögens des als Ausgleichsweihers dienenden unteren Bockhartsees erforderlich. Die Staumauer wurde erhöht und die Kronenlänge der Staumauer betrug letztlich 39,6 m bei einer maximalen Höhe von 5,5 m. Die bisherige Wasserfassung wurde durch einen Druckstollen ersetzt. Der Wasserspiegel erhöhte sich durch die Summe der Maßnahmen auf 3,13 m, was einem Zugewinn von 704.000 Kubikmeter Wasser entsprach. Im Zuge des Anschlages des „Pochkar-Unterbaustollens“ zwischen den beiden Seen in 1984 m ü. A. wurde zwecks Betrieb der technischen Anlagen ein Wasserkraftwerk mit einer Leistung von ca. 32 PS erbaut und zum Betrieb der Anlage das Abflusswasser des oberen Bockhartsees genutzt. Die Wasserfassung beinhaltete eine Schotterschleuse, einen Schlammabzug und einen Grob- und Feinrechen. Das benötigte Betriebswasser gelangte durch eine im Durchmesser 15 cm große gusseiserne Muffenrohrleitung 75 m tief über die Gefällstufe gegen den unteren Bockhartsee, wo sich die Kraftzentrale, die aus Bruchsteinen erbaut war, befand. Im Maschinenraum arbeitete eine Voith Peltonturbine. Die erforderliche Betriebswassermenge betrug 80 Liter pro Sekunde mit einer Leistung von 48 PS. Nachgeschaltet war ein AEG Union Gleichstrom-Generator mit einer Leistung von 30 kVA bei einer Spannung von 220 Volt. Von der Kraftzentrale nahm eine Freileitung ihren Ausgang und führte über 80 Meter Länge zum Berghaus des Pochkar-Unterbaustollen.
In den letzten Jahren wurde erneut eine wesentlich höhere Staumauer errichtet und das Fassungsvermögen des Stausees zum Zweck der Energiegewinnung ein weiteres Mal erheblich vergrößert.
Quellen
- Brigitte Cech, Archäologische Forschungen zur Edelmetallgewinnung des 15. Und 16. Jahrhundert s im Gasteiner Tal“, in Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 141. Vereinsjahr 2001, Salzburg 2001
- „Schatzkammer Hohe Tauern“, 2000 Jahre Goldbergbau, Hrsg. Wilhelm Günther und Werner H. Paar, mit Beiträgen von Fritz Gruber und Volker Höck, Verlag Anton Pustet, Salzburg – München