Irma Rafaela Toledo: Unterschied zwischen den Versionen

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Die international anerkannte '''Malerin Irma Rafaela Toledo''' (* [[1910]] in [[Laufen]], [[Rupertiwinkel|Bayern]], † [[2002]] in Salzburg) war eine bayrische Jüdin mit tschechischen Wurzeln, die mit ihrer Familie in Salzburg lebte und sich ab 1944 vor den Nazis verstecken musste.
  
Die international anerkannte '''Malerin Irma Rafaela Toledo''' war eine bayrische Jüdin mit tschechischen Wurzeln, die mit ihrer Familie in Salzburg lebte und sich ab 1944 vor den Nazis verstecken musste.
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Irma Rafaela Toledo wurde [[1910]] in [[Laufen]] als Irma Friedmann geboren.
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Sie heiratete [[1931]] den nichtjüdischen Franz Schmeisser und führte mit ihm in Freilassing ein Geschäft.  Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr [[1933]] zog das Ehepaar mit den Kindern nach [[Salzburg]].
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Ab [[1938]] waren sie infolge des Anschlusses Österreichs an Hitlerdeutschland erneut bedroht.  
Irma Rafaela Toledo wurde [[1910]] in [[Laufen]] als Irma Friedmann geboren. Sie heiratete [[1931]] den nichtjüdischen Franz Schmeisser und führte mit ihm in Freilassing ein Geschäft.  Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr [[1933]] zog das Ehepaar mit den Kindern nach [[Salzburg]], wo sie ab [[1938]] erneut bedroht waren. Nun meldete sich Irma Toledos Mann freiwillig zur Wehrmacht, um einer zwangsweisen Dienstverpflichtung an der Ostfront zu entgehen. Er kam als Funker nach Narvik. Bei einem Spaziergang während eines Fronturlaubes wurde das Paar von einem rabiaten Nazi angepöbelt. Er drohte Frau Toledo sie anzuzeigen, weil sie als „Saujüdin“ mit einem Wehrmachtssoldaten eingehängt spazieren gehe. Franz Schmeisser wurde von der Wehrmacht bald wieder entlassen, da er alles unternommen hatte um aus gesundheitlichen Gründen als untauglich zu gelten. Zurück in Salzburg wurde er mehrfach aufgefordert, sich von seiner „nichtarischen“ Frau scheiden zu lassen. Nach seiner beharrlichen Weigerung wurde er zur Strafarbeit in das Arbeitslager Gera gebracht.  Von da an lebt Irma Rafaela Toledo in Todesangst. Sie denkt sogar an Selbstmord, um den Mann und die Kinder zu retten. Jedes Treppenknarren konnte das Ende bedeuten. Nun wurde auch sie zu Zwangsarbeit verpflichtet und musste Uniformen nähen. Die Kinder brachte sie bei Bauern unter.
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Nun meldete sich Irma Toledos Mann freiwillig zur Wehrmacht, um einer zwangsweisen Dienstverpflichtung an der Ostfront zu entgehen. Er kam als Funker nach Narvik.  
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Bei einem Spaziergang während eines Fronturlaubes wurde das Paar von einem rabiaten Nazi angepöbelt. Er drohte Frau Toledo sie anzuzeigen, weil sie als „Saujüdin“ mit einem Wehrmachtssoldaten eingehängt spazieren gehe.  
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Franz Schmeisser wurde von der Wehrmacht bald wieder entlassen, da er alles unternommen hatte um aus gesundheitlichen Gründen als untauglich zu gelten.  
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Zurück in Salzburg wurde er mehrfach aufgefordert, sich von seiner „nichtarischen“ Frau scheiden zu lassen. Nach seiner beharrlichen Weigerung wurde er zur Strafarbeit in das Arbeitslager Gera gebracht.  Von da an lebte Irma Rafaela Toledo in Todesangst. Sie dachte sogar an Selbstmord, um den Mann und die Kinder zu retten. Jedes Treppenknarren konnte das Ende bedeuten. Nun wurde auch sie zu Zwangsarbeit verpflichtet und musste Uniformen nähen. Die Kinder brachte sie bei Bauern unter.
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===Flucht vor der Gestapo===
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Als bei Franz Schmeisser TBC diagnostiziert wurde, wurde er entlassen und kam nach Salzburg zurück.
  
==Flucht vor der Gestapo==
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[[1944]] tauchte die [[Gestapo]] auf und wollte Irma Toledo zur Deportation abholen. Zum Glück war sie zu diesem Zeitpunkt nicht in der Wohnung. Nachdem sie von ihrer Vermieterin, einer [[NSDAP]]-Angehörigen, informiert worden war, übersiedelte sie mit ihrer ganzen Familie in ein „Zuhäusl“ bei einem Bauern auf dem [[Schlenken]] (Rengerberg). Dieses Zuhäusl hatte die Familie schon längere Zeit als Ferienhaus gemietet. Leider war die dort erhoffte Sicherheit ein Trugschluss, denn die Gegend um den Schlenken war auch bei den Nazis beliebt.  Nahe Zillreith auf dem Höhenrücken Richtung [[Krispl]] lag die „Treuvolkhütte“. Diese gehörte der national orientierten Wandervogelbewegung, die in Österreich nach 1938 in BdM und HJ aufging, und es fanden dort zahlreiche Treffen statt.  
Als bei Franz Schmeisser TBC diagnostiziert wurde, wurde er entlassen und kam nach Salzburg zurück. [[1944]] tauchte die Gestapo auf und wollte Irma Toledo zur Deportation abholen. Zum Glück war sie zu diesem Zeitpunkt nicht in der Wohnung. Nachdem sie von ihrer Vermieterin, einer NSDAP-Angehörigen, informiert worden war, übersiedelte sie mit ihrer ganzen Familie in ein „Zuhäusl“ bei einem Bauern auf dem [[Schlenken]] (Rengerberg). Dieses Zuhäusl hatte die Familie schon längere Zeit als Ferienhaus gemietet. Leider war die dort erhoffte Sicherheit ein Trugschluss, denn die Gegend um den Schlenken war auch bei den Nazis beliebt.  Nahe Zillreith auf dem Höhenrücken Richtung [[Krispl]] lag die „Treuvolkhütte“. Diese gehörte der national orientierten Wandervogelbewegung, die in Österreich nach 1938 in BdM und HJ aufging, und es fanden dort zahlreiche Treffen statt.  
 
 
   
 
   
==Die Malerin Irma Rafaela Toledo==
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Die Angst vor der Gestapo hielt an, aber die Familie wurde von niemandem denunziert.  
Die Angst vor der Gestapo hielt an, aber die Familie wurde von niemandem denunziert. Irma Rafaela Toledo überlebte, aber beinahe alle ihre Verwandten kamen in NS-Konzentrationslagern um. Für sie beginnt nun ein neues Leben. Sie taucht aus dem Untergrund auf und beginnt zu malen. Sie nutzte vorerst die Sonntage, wenn ihr Mann mit den Kindern spazieren ging und malte vor allem Naturerlebnisse, Wiesen, den Göll. „Ich musste einfach von innen heraus malen, es war für mich ein Erkenntnisweg.“  Erst jetzt legt sie sich den Künstlernamen Toledo zu, nach dem Grillparzerstück „Die Jüdin von Toledo“. Sie arbeitete bis ins hohe Alter als Malerin, lehrte auch in Kursen und war eine interessante Atelier-Gesprächspartnerin. Sie bestritt nationale und internationale Ausstellungen und widmete ihren künstlerischen Nachlass der Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“. Irma Rafaela Toledo starb im Jahr [[2002]] in Salzburg. Ein Selbstportrait ist im Besitz des [[Salzburg Museum]].
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===Die Malerin Irma Rafaela Toledo===
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Irma Rafaela Toledo überlebte, aber beinahe alle ihre Verwandten kamen in NS-Konzentrationslagern um. Für sie begann nun ein neues Leben. Sie tauchte aus dem Untergrund auf und begann zu malen. Sie nutzte vorerst die Sonntage, wenn ihr Mann mit den Kindern spazieren ging, und malte vor allem Naturerlebnisse, Wiesen, den [[Hoher Göll|Göll]]. „Ich musste einfach von innen heraus malen, es war für mich ein Erkenntnisweg.“  Erst jetzt legt sie sich den Künstlernamen Toledo zu, nach dem Grillparzerstück „Die Jüdin von Toledo“.  
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Sie arbeitete bis ins hohe Alter als Malerin, lehrte auch in Kursen und war eine interessante Atelier-Gesprächspartnerin. Sie bestritt nationale und internationale Ausstellungen und widmete ihren künstlerischen Nachlass der Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“.  
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Irma Rafaela Toledo starb im Jahr [[2002]] in Salzburg.  
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Ein Selbstportrait ist im Besitz des [[Salzburg Museum]]s.
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
* Susanne Rolinek, Gerald Lehner, Christian Strasser, „Im Schatten der Mozartkugel“, Reiseführer durch die braune Topografie von Salzburg, Czernin Verlag, Wien, 2009
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* [[Susanne Rolinek]], Gerald Lehner, Christian Strasser, ''„Im Schatten der Mozartkugel“, Reiseführer durch die braune Topografie von Salzburg'', Czernin Verlag, Wien, 2009
 
* Persönliches Gespräch anlässlich eines Atelierbesuchs bei Irma Rafaela Toledo
 
* Persönliches Gespräch anlässlich eines Atelierbesuchs bei Irma Rafaela Toledo
  

Version vom 13. April 2010, 01:25 Uhr

Die international anerkannte Malerin Irma Rafaela Toledo (* 1910 in Laufen, Bayern, † 2002 in Salzburg) war eine bayrische Jüdin mit tschechischen Wurzeln, die mit ihrer Familie in Salzburg lebte und sich ab 1944 vor den Nazis verstecken musste.

Leben

Irma Rafaela Toledo wurde 1910 in Laufen als Irma Friedmann geboren.

Freilassing, Übersiedlung nach Salzburg

Sie heiratete 1931 den nichtjüdischen Franz Schmeisser und führte mit ihm in Freilassing ein Geschäft. Nach der Machtergreifung Hitlers im Jahr 1933 zog das Ehepaar mit den Kindern nach Salzburg.

Anschluss und Krieg

Ab 1938 waren sie infolge des Anschlusses Österreichs an Hitlerdeutschland erneut bedroht.

Nun meldete sich Irma Toledos Mann freiwillig zur Wehrmacht, um einer zwangsweisen Dienstverpflichtung an der Ostfront zu entgehen. Er kam als Funker nach Narvik.

Bei einem Spaziergang während eines Fronturlaubes wurde das Paar von einem rabiaten Nazi angepöbelt. Er drohte Frau Toledo sie anzuzeigen, weil sie als „Saujüdin“ mit einem Wehrmachtssoldaten eingehängt spazieren gehe.

Franz Schmeisser wurde von der Wehrmacht bald wieder entlassen, da er alles unternommen hatte um aus gesundheitlichen Gründen als untauglich zu gelten.

Zurück in Salzburg wurde er mehrfach aufgefordert, sich von seiner „nichtarischen“ Frau scheiden zu lassen. Nach seiner beharrlichen Weigerung wurde er zur Strafarbeit in das Arbeitslager Gera gebracht. Von da an lebte Irma Rafaela Toledo in Todesangst. Sie dachte sogar an Selbstmord, um den Mann und die Kinder zu retten. Jedes Treppenknarren konnte das Ende bedeuten. Nun wurde auch sie zu Zwangsarbeit verpflichtet und musste Uniformen nähen. Die Kinder brachte sie bei Bauern unter.

Flucht vor der Gestapo

Als bei Franz Schmeisser TBC diagnostiziert wurde, wurde er entlassen und kam nach Salzburg zurück.

1944 tauchte die Gestapo auf und wollte Irma Toledo zur Deportation abholen. Zum Glück war sie zu diesem Zeitpunkt nicht in der Wohnung. Nachdem sie von ihrer Vermieterin, einer NSDAP-Angehörigen, informiert worden war, übersiedelte sie mit ihrer ganzen Familie in ein „Zuhäusl“ bei einem Bauern auf dem Schlenken (Rengerberg). Dieses Zuhäusl hatte die Familie schon längere Zeit als Ferienhaus gemietet. Leider war die dort erhoffte Sicherheit ein Trugschluss, denn die Gegend um den Schlenken war auch bei den Nazis beliebt. Nahe Zillreith auf dem Höhenrücken Richtung Krispl lag die „Treuvolkhütte“. Diese gehörte der national orientierten Wandervogelbewegung, die in Österreich nach 1938 in BdM und HJ aufging, und es fanden dort zahlreiche Treffen statt.

Die Angst vor der Gestapo hielt an, aber die Familie wurde von niemandem denunziert.

Die Malerin Irma Rafaela Toledo

Irma Rafaela Toledo überlebte, aber beinahe alle ihre Verwandten kamen in NS-Konzentrationslagern um. Für sie begann nun ein neues Leben. Sie tauchte aus dem Untergrund auf und begann zu malen. Sie nutzte vorerst die Sonntage, wenn ihr Mann mit den Kindern spazieren ging, und malte vor allem Naturerlebnisse, Wiesen, den Göll. „Ich musste einfach von innen heraus malen, es war für mich ein Erkenntnisweg.“ Erst jetzt legt sie sich den Künstlernamen Toledo zu, nach dem Grillparzerstück „Die Jüdin von Toledo“.

Sie arbeitete bis ins hohe Alter als Malerin, lehrte auch in Kursen und war eine interessante Atelier-Gesprächspartnerin. Sie bestritt nationale und internationale Ausstellungen und widmete ihren künstlerischen Nachlass der Hilfsorganisation „Menschen für Menschen“.

Irma Rafaela Toledo starb im Jahr 2002 in Salzburg.

Ein Selbstportrait ist im Besitz des Salzburg Museums.

Quellen

  • Susanne Rolinek, Gerald Lehner, Christian Strasser, „Im Schatten der Mozartkugel“, Reiseführer durch die braune Topografie von Salzburg, Czernin Verlag, Wien, 2009
  • Persönliches Gespräch anlässlich eines Atelierbesuchs bei Irma Rafaela Toledo