Hintersee (Ort): Unterschied zwischen den Versionen
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Der Legende nach standen früher im Ortszentrum, welcher Feichten genannt wurde, drei mächtige Fichten (im Volksmund "Feichten"). Auf diesem Platz, so heißt es weiter, wurde später die Pfarrkirche errichtet. Der heutige Name Hintersee entstand erst im frühen 19. Jahrhundert, wobei der See im Namen auf das Dorf hinter dem See hinweisen soll. | Der Legende nach standen früher im Ortszentrum, welcher Feichten genannt wurde, drei mächtige Fichten (im Volksmund "Feichten"). Auf diesem Platz, so heißt es weiter, wurde später die Pfarrkirche errichtet. Der heutige Name Hintersee entstand erst im frühen 19. Jahrhundert, wobei der See im Namen auf das Dorf hinter dem See hinweisen soll. | ||
| − | == Geschichte == | + | == Geschichte == |
=== Erste urkundliche Erwähnung === | === Erste urkundliche Erwähnung === | ||
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 700. Damals gehörte das Gebiet um Hintersee zu Bayern als Herzog Thoedebert von Bayern die Gegend zwischen Gaisberg und Abersee mit Thalgau und Elsenwang dem Salzburger Kirchenbesitz als Jagdrevier schenkte. | Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 700. Damals gehörte das Gebiet um Hintersee zu Bayern als Herzog Thoedebert von Bayern die Gegend zwischen Gaisberg und Abersee mit Thalgau und Elsenwang dem Salzburger Kirchenbesitz als Jagdrevier schenkte. | ||
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Es bedurfte langer Zeit bis dieses große Waldgebiet erschlossen wurde. Laut Überlieferung begann die Rohdung von Thalgau aus, die Besiedelung erfolgte nicht nur von Thalgau sondern auch von Abtenau aus. Erst im 12. Jahrhundert stieß die Besiedelung nach Hintersee vor, bis dahin hatten ausschließlich Jäger das Gebiet durchstreift. | Es bedurfte langer Zeit bis dieses große Waldgebiet erschlossen wurde. Laut Überlieferung begann die Rohdung von Thalgau aus, die Besiedelung erfolgte nicht nur von Thalgau sondern auch von Abtenau aus. Erst im 12. Jahrhundert stieß die Besiedelung nach Hintersee vor, bis dahin hatten ausschließlich Jäger das Gebiet durchstreift. | ||
Warum es aber plötzlich zu so einer raschen Besiedelung kam ist nicht genau geklärt. Die wahrscheinlichste Ursache dafür ist der Salzbergbau in Hallein für den sehr viel Sudholz gebraucht. Dadurch musste die Rohdung vorangetrieben werden und immer mehr Menschen kamen aus verschiedensten Gegenden nach Hintersee. | Warum es aber plötzlich zu so einer raschen Besiedelung kam ist nicht genau geklärt. Die wahrscheinlichste Ursache dafür ist der Salzbergbau in Hallein für den sehr viel Sudholz gebraucht. Dadurch musste die Rohdung vorangetrieben werden und immer mehr Menschen kamen aus verschiedensten Gegenden nach Hintersee. | ||
| − | === | + | === Pflegegericht Wartenfels === |
Die Erzbischöfe von Salzburg schufen damals zur besseren Verwaltung die Land- und Pflegegerichte. Alle Menschen und Güter waren nicht nur dem obersten Herrn, dem Erzbischof, sondern weiters ihrem regionalen Grundherrn unterstellt. Für die Gegend von Faistenau und Hintersee waren das die Herren von Kalham und Wartenfels und die Ritter von Thurn. | Die Erzbischöfe von Salzburg schufen damals zur besseren Verwaltung die Land- und Pflegegerichte. Alle Menschen und Güter waren nicht nur dem obersten Herrn, dem Erzbischof, sondern weiters ihrem regionalen Grundherrn unterstellt. Für die Gegend von Faistenau und Hintersee waren das die Herren von Kalham und Wartenfels und die Ritter von Thurn. | ||
Konrad von Kalham errichtete 1259 die Burg Wartenfels am Fuße des Schober in Thalgau , welche das gleichnamige Pflegegericht beheimaten sollte. | Konrad von Kalham errichtete 1259 die Burg Wartenfels am Fuße des Schober in Thalgau , welche das gleichnamige Pflegegericht beheimaten sollte. | ||
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von Hinterseern vor. | von Hinterseern vor. | ||
Auch ob die Pestepidemie von 1628, die sich in ganz Faistenau ausbreitete, nach Hintersee überschwappte ist nicht belegbar. Durch die hart und fleißig arbeitenden Bauern waren auch Hungersnöte eine Seltenheit. In den Jahren 1740-44 gab es aber witterungsbedingt Missernten, das Brot wurde damals aus Kleie und Sägespänen gebacken. | Auch ob die Pestepidemie von 1628, die sich in ganz Faistenau ausbreitete, nach Hintersee überschwappte ist nicht belegbar. Durch die hart und fleißig arbeitenden Bauern waren auch Hungersnöte eine Seltenheit. In den Jahren 1740-44 gab es aber witterungsbedingt Missernten, das Brot wurde damals aus Kleie und Sägespänen gebacken. | ||
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=== Kriegs- und Notzeiten === | === Kriegs- und Notzeiten === | ||
| − | Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach mussten auch viele Hinterseer Männer einrücken. Die | + | Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach mussten auch viele Hinterseer Männer einrücken. Die Meisten wurden in Oberitalien eingesetzt. Von den insgesamt 49.000 aus Salzburg mobilisierten Soldaten fielen 6.000, davon waren 11 aus Hintersee. |
In den letzten beiden Kriegsjahren kam zu durch die verspätete Einführung von Lebensmittelkarten zu einer Hungersnot, die aber am Land durch die Bauern nicht so groß war wie in der Stadt. | In den letzten beiden Kriegsjahren kam zu durch die verspätete Einführung von Lebensmittelkarten zu einer Hungersnot, die aber am Land durch die Bauern nicht so groß war wie in der Stadt. | ||
Auch in der Zwischenkriegszeit herrschte große Not, vor allem in den 1934 bis 1938. Zu spüren bekam man besondern die hohe Arbeitslosigkeit, die immer wieder viele Menschen nach Hintersee schwemmte um Arbeit zu suchen oder zu betteln. Eine Möglichkeit Geld zu verdienen war die Tätigkeit als Holzknecht, denn Holz ab es genug. Im Februar 1919 riss ein Sturm 40.000 Festmeter am Boden im Bereich des Anzerberges und Grobriedel. Zum Abtransport dieser Menge wurde eine Waldbahn gebaut, die noch einige Jahrzehnte | Auch in der Zwischenkriegszeit herrschte große Not, vor allem in den 1934 bis 1938. Zu spüren bekam man besondern die hohe Arbeitslosigkeit, die immer wieder viele Menschen nach Hintersee schwemmte um Arbeit zu suchen oder zu betteln. Eine Möglichkeit Geld zu verdienen war die Tätigkeit als Holzknecht, denn Holz ab es genug. Im Februar 1919 riss ein Sturm 40.000 Festmeter am Boden im Bereich des Anzerberges und Grobriedel. Zum Abtransport dieser Menge wurde eine Waldbahn gebaut, die noch einige Jahrzehnte | ||
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[[Bild:Pfarrkirche.jpg|thumb|Die Pfarrkirche von Hintersee]] | [[Bild:Pfarrkirche.jpg|thumb|Die Pfarrkirche von Hintersee]] | ||
Erzbischof Colloredo ließ 1785 die sehr schlicht gehaltene und mit einem kleinen Kirchhof ausgestattete Pfarrkirche von Hintersee erbauen. Sie wurde den heiligen Leonhard und Georg geweiht. Zuvor gingen die Hinterseer 150 Jahre lang jeden Sonntag nach Faistenau zum Gottesdienst, wo ab 1632 ein im Ort lebender Pfarrer weilte. | Erzbischof Colloredo ließ 1785 die sehr schlicht gehaltene und mit einem kleinen Kirchhof ausgestattete Pfarrkirche von Hintersee erbauen. Sie wurde den heiligen Leonhard und Georg geweiht. Zuvor gingen die Hinterseer 150 Jahre lang jeden Sonntag nach Faistenau zum Gottesdienst, wo ab 1632 ein im Ort lebender Pfarrer weilte. | ||
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== Joseph Mohr in Hintersee == | == Joseph Mohr in Hintersee == | ||
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öffentlich zugänglich. Zum anderen gibt es Hubertuskapelle nahe dem Satzstein im Mühlviertel. Sie wurde 1984 von der Jägerschaft zum Ehren des hl. Hubertus (Schutzheiliger der Jäger) erbaut und betreut. Hier findet jedes Jahr um den 1. Oktober eine Hubertusmesse, das Erntedankfest derJäger, statt. Extra zu diesen Anlass wird stets ein prachtvoller Hirsch erlegt. | öffentlich zugänglich. Zum anderen gibt es Hubertuskapelle nahe dem Satzstein im Mühlviertel. Sie wurde 1984 von der Jägerschaft zum Ehren des hl. Hubertus (Schutzheiliger der Jäger) erbaut und betreut. Hier findet jedes Jahr um den 1. Oktober eine Hubertusmesse, das Erntedankfest derJäger, statt. Extra zu diesen Anlass wird stets ein prachtvoller Hirsch erlegt. | ||
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| − | Bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts machte sich Hintersee als | + | Bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts machte sich Hintersee als Sommerfrischeort |
einen Namen. Seit 1977 wird in der Region auch der Wintersport groß geschrieben, als man die Schischaukel Gaißau-Hintersee errichtet. Hintersee hatte damals den ersten Dreiersessellift von ganz Salzburg. Das kleine Schigebiet mit seinen rund 40 km Pisten erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. | einen Namen. Seit 1977 wird in der Region auch der Wintersport groß geschrieben, als man die Schischaukel Gaißau-Hintersee errichtet. Hintersee hatte damals den ersten Dreiersessellift von ganz Salzburg. Das kleine Schigebiet mit seinen rund 40 km Pisten erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. | ||
Neben dem Tourismus prägte vor allem die Land- und Forstwirtschaft die Gemeinde. Lange Zeit bestanden | Neben dem Tourismus prägte vor allem die Land- und Forstwirtschaft die Gemeinde. Lange Zeit bestanden | ||
Version vom 9. September 2007, 23:43 Uhr
| Karte | |
|---|---|
| Basisdaten | |
| Politischer Bezirk: | Flachgau (SL) |
| Fläche: | 47,44 km² |
| Geografische Koordinaten: | 47° 42' N, 13° 16' O |
| Höhe: | 746 m ü. A. |
| Einwohner: | 460 (Volkszählung 2001) |
| Postleitzahl: | 5324 |
| Vorwahl: | 0 62 24 |
| Gemeindekennziffer: | 5 03 18 |
| Gliederung Gemeindegebiet: | 2 Katastralgemeinden: Hintersee,
Lämmerbach |
| Gemeindeamt: | 5324 Hintersee 38 |
| Offizielle Website: | www.hintersee.salzburg.at |
| Politik | |
| Bürgermeister: | Heinrich Oberascher (SPÖ) |
| Gemeinderat: | X Mitglieder: XX ÖVP, XY SPÖ, YX FPÖ, YY Grüne |
Hintersee liegt im Südosten des Flachgaus auf einer Seehöhe von 746 m und ist mit nur 460 Einwohnern eine der kleinsten Gemeinde im Land Salzburg. Das Gemeindegebiet umfasst eine Fläche von 47,44 kn² und teilt sich in zwei Katastralgemeinden (Hintersee und Lämmerbach)
Geografie
Der Ortskern liegt auf einer Seehöhe von 746 m. Der niedrigste Punkt ist am Ufer des Hintersees auf 688 m,die höchste Erhebung ist das Gennerhorn mit 1.735 m. Hausberg ist der 1.249 m hohe Feichtenstein, der mit seiner mächtigen Felswand weithin zu sehen ist. Hintersee teilt sich seit 1920 in zwei Katastralgemeinden: Lämmerbach und Hintersee. Weiter Ortsteile sind Oberasch, Leiten, Mühlviertel und Bärnau.
Politik
Bürgermeister ist seit 1994 Heinrich Oberascher von der Sozialdemokratischen Partei Österreichs (SPÖ), Vizebürgermeister ist Otto Oberascher von der konservativen ÖVP.
Wappen
Im roten Schild auf grünem Schildfußboden nebeneinander drei grüne Fichten, dahinter ein silberner (weißer) See.
Verleihung: 2. Oktober 1981
Der Legende nach standen früher im Ortszentrum, welcher Feichten genannt wurde, drei mächtige Fichten (im Volksmund "Feichten"). Auf diesem Platz, so heißt es weiter, wurde später die Pfarrkirche errichtet. Der heutige Name Hintersee entstand erst im frühen 19. Jahrhundert, wobei der See im Namen auf das Dorf hinter dem See hinweisen soll.
Geschichte
Erste urkundliche Erwähnung
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 700. Damals gehörte das Gebiet um Hintersee zu Bayern als Herzog Thoedebert von Bayern die Gegend zwischen Gaisberg und Abersee mit Thalgau und Elsenwang dem Salzburger Kirchenbesitz als Jagdrevier schenkte. Die Landschaft glich einem riesigen Urwald in der allen europäischen Raubtiere wie z.B. Bären und Wölfe vorkamen. Es bedurfte langer Zeit bis dieses große Waldgebiet erschlossen wurde. Laut Überlieferung begann die Rohdung von Thalgau aus, die Besiedelung erfolgte nicht nur von Thalgau sondern auch von Abtenau aus. Erst im 12. Jahrhundert stieß die Besiedelung nach Hintersee vor, bis dahin hatten ausschließlich Jäger das Gebiet durchstreift. Warum es aber plötzlich zu so einer raschen Besiedelung kam ist nicht genau geklärt. Die wahrscheinlichste Ursache dafür ist der Salzbergbau in Hallein für den sehr viel Sudholz gebraucht. Dadurch musste die Rohdung vorangetrieben werden und immer mehr Menschen kamen aus verschiedensten Gegenden nach Hintersee.
Pflegegericht Wartenfels
Die Erzbischöfe von Salzburg schufen damals zur besseren Verwaltung die Land- und Pflegegerichte. Alle Menschen und Güter waren nicht nur dem obersten Herrn, dem Erzbischof, sondern weiters ihrem regionalen Grundherrn unterstellt. Für die Gegend von Faistenau und Hintersee waren das die Herren von Kalham und Wartenfels und die Ritter von Thurn. Konrad von Kalham errichtete 1259 die Burg Wartenfels am Fuße des Schober in Thalgau , welche das gleichnamige Pflegegericht beheimaten sollte. Der Pfleger war ein Beamter des Erzbischofs. Er hatte die Aufgabe Steuern einzutreiben, Recht zu sprechen und den militärischen Schutz der Bevölkerung zu gewährleisten.
Steuerbuch von 1336
Wichtige Informationen kann man aus dem Steuerbuch von 1336 beziehen. Zu dieser waren die Grundherren die Herren von Thurn. Zu ihrem Rügat (Unterteilung des Pflegebezirks, soviel wie heute eine Gemeinde) zählten Lemperbach (Lämmerbach), Oberasch, Feuchten (später Feichten und noch später Hintersee) und die Gugelanalm am Schmittenstein. Letztere bestand schon zur Römerzeit und gehört heute zur südlichen Nachbargemeinde St. Koloman. Das Kirchenzehentbuch von Thalgau aus dem Jahr 1584 zeigt auf, dass die Hinterseer Bauern Futter, Käse und Flachs an die Kirche in Thalgau liefern mussten. Damals teilten sich neuen Grundherren das Gebiet. Das Leben der Bauern war sehr hart, denn neben den Steuern-, Zehent-, und Naturlaienabgaben wurden sie zusätzlichen zu Kriegsdiensten, als Jagdgehilfe oder andren Arbeiten eingeteilt. Ab 1612 waren die Hinterseer dem Domkapitel höchst persönlich unterstellt bis das Salzburger Fürsterzbistum 1803 ein Ende fand. Die Folge waren Kriege und wechselnde Regierung. Erst 1848 wurden die Bauern endgültig frei. Zwei Jahre später wurden dann auch die Bezirke der Pflegegerichte in politische Bezirke umgewandelt.
Bauernkriege, Pestepidemien und Hungersnöte
Nicht belegbar ist, ob Hintersee in Bauernkriege verwickelt war. Es gibt Aufzeichnung wonach zwar die Pflegschaft Wartenfels in den Bauernkrieg 1526 involviert war, es kommen aber keine Namen von Hinterseern vor. Auch ob die Pestepidemie von 1628, die sich in ganz Faistenau ausbreitete, nach Hintersee überschwappte ist nicht belegbar. Durch die hart und fleißig arbeitenden Bauern waren auch Hungersnöte eine Seltenheit. In den Jahren 1740-44 gab es aber witterungsbedingt Missernten, das Brot wurde damals aus Kleie und Sägespänen gebacken.
Kriegs- und Notzeiten
Als 1914 der erste Weltkrieg ausbrach mussten auch viele Hinterseer Männer einrücken. Die Meisten wurden in Oberitalien eingesetzt. Von den insgesamt 49.000 aus Salzburg mobilisierten Soldaten fielen 6.000, davon waren 11 aus Hintersee. In den letzten beiden Kriegsjahren kam zu durch die verspätete Einführung von Lebensmittelkarten zu einer Hungersnot, die aber am Land durch die Bauern nicht so groß war wie in der Stadt. Auch in der Zwischenkriegszeit herrschte große Not, vor allem in den 1934 bis 1938. Zu spüren bekam man besondern die hohe Arbeitslosigkeit, die immer wieder viele Menschen nach Hintersee schwemmte um Arbeit zu suchen oder zu betteln. Eine Möglichkeit Geld zu verdienen war die Tätigkeit als Holzknecht, denn Holz ab es genug. Im Februar 1919 riss ein Sturm 40.000 Festmeter am Boden im Bereich des Anzerberges und Grobriedel. Zum Abtransport dieser Menge wurde eine Waldbahn gebaut, die noch einige Jahrzehnte existieren sollte. Trotz der kargen wirtschaftlichen Lage und der hohen Presse z. B. für Lebensmittel gab es damals in Hintersee drei Krämereien. Am 1. September 1939 begann der zweite Weltkrieg in dem 21 Hinterseer ihr Leben lassen musste, 8 wurden als vermisst gemeldet. Im letzten Jahr des Krieges kamen Gefangene aus verschiedenen Ländern in das kleine Dorf. Sie wurde zur Holzarbeit eingesetzt. Die ab 1944 geflogenen Angriffe der Alliierten auf Salzburg brachten auch einen Liftkampf über dem Gebiet von Hintersee und Tiefbrunnau bei dem ein deutscher Jäger abstürzte. Er konnte allerdings gerettet werden. Am 7. Mai 1945 erfolgte die bedingungslose Kapitulation des Deutschen Reiches.
Die Pfarrkirche Hintersee
Erzbischof Colloredo ließ 1785 die sehr schlicht gehaltene und mit einem kleinen Kirchhof ausgestattete Pfarrkirche von Hintersee erbauen. Sie wurde den heiligen Leonhard und Georg geweiht. Zuvor gingen die Hinterseer 150 Jahre lang jeden Sonntag nach Faistenau zum Gottesdienst, wo ab 1632 ein im Ort lebender Pfarrer weilte.
Aktueller Seelsorger ist der Dechant von Thalgau und Pfarrer von Faistenau Roman Roither. Aushilfsweise betreut der Pfarrer i.R. Günther Benes die Gemeinde.
Joseph Mohr in Hintersee
Der weltberühmte Textdichter des Weihnachtsliedes "Stille Nacht, heilige Nacht" war über neun Jahre vom 19.12.1827 bis 14.02.193 in Hintersee als Pfarrvikar tätig. Mohr kam damals in eine ärmliche, nur 272 Einwohner zählende Gemeinde, deren Bevölkerung von der Land-, Forst- und Jagdwirtschaft lebte. Der sehr sozial eingestellte Priester bemühte sich in erster Linie um die Schulkinder, was ihm oft Auseinandersetzungen mit dem Messnerknecht und Lehrer einbrachte. Ebenfalls engagierte er sich für kinderreiche arme Familie indem er ihnen Fleisch, das er bei Wilderern kaufte, schenkte. Mohr wurde angezeigt und kam mit dem Gesetz in Schwierigkeiten. Am 15. Februar 1837 übersiedelte er nach Wagrain im Salzburger Pongau.
Joseph-Mohr-Haus
Die wichtigste kulturelle Einrichtung ist das Joseph-Mohr-Haus, das nach dem berühmten Textdichter des Liedes "Stille Nacht, heilige Nacht" benannt ist. Das 1999 eröffnete Haus entstand aus den ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Gasthof Hintersee und beheimatet seitdem eine Dauerausstellung für Joseph Mohr und ein Puppenstubenmuseum. Zusätzlich wird es für Seminare und andere Veranstaltungen genutzt.
Brauchtum
Nach wie vor ist das Brauchtum in Hintersee sehr lebendig. Viele kirchliche und weltliche Feste prägen das Jahr. Ein ganz besonderer und weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannter Brauch ist der Hinterseer Palmeselritt am Palmsonntag, der vom damaligen Pfarrer Prof. Franz Krispler 1980 wieder eingeführt wurde. Hierbei handelt es sich um eine Nachstellung des Einzug Jesu in die Stadt Jerusalem. Der älteste Ministrant reitet als Araber verkleidet auf einem Esel vom Feuerwehrhaus, wo die Palmbuschen gesegnet werden, begleitet von der Trachtenmusikkapelle und den Gläubigen zur Kirche, wo der Gottesdienst gefeiert wird. Vorher muss aber immer noch der Esel vom Jodlbauern, der unweit vom Feuerwehrhaus steht, abgeholt werden. Das ist Aufgabe der Kinder mit ihren Palmbuschen, die den Pfarrer auf diesem Weg begleiten. Die Hinterseer Palmbuschen bestehen aus Palmzweigen, Buchs, Eibe, Kranewett, Zeder, Stechpalme und Segenbaum, die mittels einer Weidengerste zu einem Buschen gebunden und dann auf einem Haselstecken befestigt werden. Zur Verzierung verwendet man bunte Kienspäne. Die geweihten Palmbuschen werden dann am Morgen des Karfreitag noch vor Sonnenaufgang auf die Felder gesteckt, um ein fruchtbares Jahr zu erbitten.
Vereinsleben
Das kleine Dorf zeichnet sich durch ein reges Vereinsleben aus. Die Hinterseer erweisen dadurch als große Bewahrer des regionalen Brauchtums, da fast jeder zweiter in zumindest einem Verein Mitglied is.
- Freiwillige Feuerwehr Hintersee
- - Gründung: 1912
- - Kommandant: Johannes Itzlinger
- Trachtenmusikkapelle Hintersee
- - Gründung: 1905
- - Obmann: Hermann Oberascher
- - Kapellmeister: Stefan Weißenbacher
- Prangerstutzenschützen Hintersee
- - Gründung: 1909
- - Obmann: Matthias Itzlinger
- Brauchtumsgruppe Hintersee
- - Gründung: 1976
- - Obmann: Walter Itzlinger
- Kameradschaft Hintersee
- - Gründung: 1952
- - Obmann: Bernhard Weißenbacher
- weitere Vereine
- - Kulturverein Hintersee
- - Imkerverein Hintersee
- - USV Hintersee (Fußball)
- - ESV Hintersee (Eisstockschießen)
Bildstöcke, Wegkreuze und Kapellen
Der bekannteste Bildstock befindet sich allerdings im Dorf beim Jodlbauer. Er wurde von der Pfarre Wien-Essling gestiftet als deren Seelsorger Günter Benes nach Hintersee ging, um dort seinen Ruhestand zu zubringen. Das größte und leichtesten zugänglichste Wegkreuz befindet sich an der Südseite des Dorf auf dem Grund des Hauserbauern, von dem aus auch errichtet wurde. Kapellen gibt es in Hintersee zwei. Zum einen ist dies die Weberkapelle beim Weberbauern in Lämmerbach. Sie befindet sich allerdings auf Privatgrund und ist daher nicht öffentlich zugänglich. Zum anderen gibt es Hubertuskapelle nahe dem Satzstein im Mühlviertel. Sie wurde 1984 von der Jägerschaft zum Ehren des hl. Hubertus (Schutzheiliger der Jäger) erbaut und betreut. Hier findet jedes Jahr um den 1. Oktober eine Hubertusmesse, das Erntedankfest derJäger, statt. Extra zu diesen Anlass wird stets ein prachtvoller Hirsch erlegt.
Tourismus und Wirtschaft
Bereits in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts machte sich Hintersee als Sommerfrischeort einen Namen. Seit 1977 wird in der Region auch der Wintersport groß geschrieben, als man die Schischaukel Gaißau-Hintersee errichtet. Hintersee hatte damals den ersten Dreiersessellift von ganz Salzburg. Das kleine Schigebiet mit seinen rund 40 km Pisten erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit. Neben dem Tourismus prägte vor allem die Land- und Forstwirtschaft die Gemeinde. Lange Zeit bestanden die Sägewerk Putz und Ebner in Lämmerbach.Von den ehemals drei Krämereien schloss der Letzte 1998, bis 1996 gab es eine eigene Poststelle. Erwähnenswert ist mit Sicherheit, dass es zurzeit mit dem Gasthof Hintersee, dem Lindenwirt und dem Kurvenwirt drei Gasthäuser gibt. Einen großen Anteil an der Infrastruktur der Gemeinde hat dir 1948 gegründete Firma Erdbewegungen Weikl. Sie baute viele Straße in Hintersee und auch in Faistenau und ist zusätzlich mit der Schneeräumung sämtlicher Haupt-, Nebenstraßen und Parkplätzen betraut.
Quelle
Chronik der Gemeinde Hintersee
