Michael Gaismair: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
K
(ergänzt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{stub}}
+
'''Michael Geißmayer'''<ref>vgl. auch ''Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten: aus gedruckten und ungedruckten   Quellen'', Herausgeber Ritter Franz Bernhard von Bucholtz, Band 9, Wien   1838 - gefunden in   [http://books.google.at/books?id=Z74UAAAAYAAJ&pg=PA4-IA3&lpg=PA4-IA3&dq=Gei%C3%9Fmayer+Radstadt&source=bl&ots=pjXr588kyV&sig=WqlOVYZbwz977BiEL5S2mJ--LDo&hl=de&ei=wBzAS4L7O5uy0gT50JibCQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CCcQ6AEwBQ#v=onepage&q=Gei%C3%9Fmayer%20Radstadt&f=false   google books]</ref> (auch ''Geismayr'', ''Gaismair'',  ''Gaißmair'', ''Gaysmair''<ref>Quellen ''Salzburg, die Geschichte einer Stadt'', [[Heinz Dopsch]], [[Robert Hoffmann]], [[Verlag Anton Pustet]], 2. aktualisierte Auflage 2008, ISBN 978-3-7025-0598-1, Seite   270 sowie Buch ''Eine Leiche in Habsburgs Keller: Der Rebell Michael  Gaismair und  sein Kampf um eine gerechtere Welt'', Ralf Höller, [[Otto  Müller  Verlag]], 2011, ISBN 978-3-7013-1182-8 </ref>; * [[1490]] in Tschöfs bei Sterzing, [[Südtirol]]; † [[15. April]] [[1532]] in [[Padua]]) war Bauernführer in [[Tirol]] und Salzburg in der Zeit der [[Salzburger Bauernaufstände und Bauernkriege]].
'''Michael Geißmayer'''<ref>vgl. auch ''Geschichte der regierung Ferdinand des Ersten: aus gedruckten und ungedruckten Quellen'', Herausgeber Ritter Franz Bernhard von Bucholtz, Band 9, Wien 1838 - gefunden in [http://books.google.at/books?id=Z74UAAAAYAAJ&pg=PA4-IA3&lpg=PA4-IA3&dq=Gei%C3%9Fmayer+Radstadt&source=bl&ots=pjXr588kyV&sig=WqlOVYZbwz977BiEL5S2mJ--LDo&hl=de&ei=wBzAS4L7O5uy0gT50JibCQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CCcQ6AEwBQ#v=onepage&q=Gei%C3%9Fmayer%20Radstadt&f=false google books]</ref> (auch ''Geismayr'' oder ''Gaismair''<ref>Quelle ''Salzburg, die Geschichte einer Stadt'', [[Heinz Dopsch]], [[Robert Hoffmann]], [[Verlag Anton Pustet]], 2. aktualisierte Auflage 2008, ISBN 978-3-7025-0598-1, Seite 270</ref>; * [[1490]] in Tschöfs bei Sterzing, [[Südtirol]]; † [[15. April]] [[1532]] in [[Padua]]) war Bauernführer in [[Tirol]] und Salzburg in der Zeit der [[Salzburger Bauernaufstände und Bauernkriege]].
 
  
 
==Leben==
 
==Leben==
Als Sohn eines Bergwerksunternehmers und Landwirts geboren, arbeitete er zunächst als Schreiber in Bergbau und Landesverwaltung, ab 1524 als Sekretär des Fürstbischofs von Brixen.  
+
=== Jugend ===
 +
Als Sohn des Bergwerksunternehmers und Landwirts Jacob  Geißmayer wuchs Michael in dem kleinen Bergdorf Tschöfs in der  Familiengemeindschaft der Brüder seines Vaters, die allesamt dort oben  ihre Höfe hatten, auf. Vater Jacob und sein Bruder Erhard hatten sich  1487 die Schürfrechte an drei Grubenfeldern gesichert. Tirol war im  ausgehenden [[15. Jahrhundert]] ein europäisches Zentrum an  Erzgewinnung, u.a. Silber und Gold. Über die ersten beiden  Lebensjahrzehnte von Michael Geißmayer gibt es kaum Informationen. Nicht  mit letzter Sicherheit nachzuweisen ist sein Jurastudium in [[Padua]].  Für einen Nichtadeligen seiner Zeit war ein Jusstudium die einzige  Möglichkeit, später im Staatsdienst Arbeit zu finden. 1512 arbeitete er zunächst als Schreiber im Bergbau bei Schwaz in [[Nordtirol]].  Spätestens mit 11. Juli 1581 tritt er in der Landesverwaltung als Schreiber von Landeshauptmann Leonhard von Völs ein, dessen Stammsitz  die Burg Prösels war. Geißmayer wird bald sein persönlicher Schreiber  und da Geißmayer den korrupten Landeshauptmann bei seiner Tätigkeit der  persönlichen Bereicherung unterstützt, ernennt ihn dieser noch 1518 zum  Unterhauptmann.  
  
[[1526]] wurde die Festung [[Radstadt]] von aufständischen Bauern unter Michael Geißmayer belagert. Doch seine Leute wurden am [[2. Juli]] 1526 in der Schlacht bei Radstadt vernichtend geschlagen. Geißmayer floh über die Alpen nach Venetien. Es folgten noch mehrmals vergebliche Versuche, erneuert Aufstände anzuzetteln, von Graubünden, der Toskana und Venedig aus. Als schließlich Venedig [[1529]] Frieden mit den Habsburgern schloss, zog sich Geißmayer endgültig auf ein Landgut in der Nähe von Padua zurück. Er starb nach bereits mehreren fehlgeschlagenen Attentaten, von bezahlten Mördern überfallen und erstochen, am 15. April 1532 auf seinem Anwesen in Padua.
+
=== Politisches Umfeld ===
 +
Politisch fällt diese Zeit in den Amtsbeginn des Habsburger  Ferdinand I. aus der spanischen Linie, der kein Wort Deutsch konnte, als  er 1520 Statthalter von Tirol wurde. Sein Bruder Karl V. wurde 1519 zum  Kaiser im ''Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen'' gewählt, was  diesen 852.000 [[Gulden]] (nach heutiger Kaufkraft etwa 40 bis 50  Millionen Euro) an "Wahlkampfgeldern" gekostet hatte. Ein Vergleich: die  Bewerbung von München als Austragungsort der Winterolympiade 2018  kostete 33 Millionen Euro. Karl V., sein Bruder Ferdinand I.  sowie  dessen Vorgänger in Tirol, Sigismund, sie alle brauchten immens viel  Geld für ihre Lebenshaltung. Dieses liehen sie sich unter anderem vom  Handelshaus der [[Fugger]] in [[Augsburg]] aus. Als Gegenleistung  erhielten die Fugger zahlreiche Besitzungen und Schürfrechte in Tirol.  Die Bergknappen wurden aber von den Fuggern schlecht bezahlt und bei der  Bezahlung durch "schlechtes Geld" (Geldmünzen aus minderem Material)  betrogen.
 +
 
 +
=== Einfluss der Lehre Luthers ===
 +
Geißmayer hatte schon als Bergschreiber Forderungen der  Knappen gegenüber dem Landesherren und der Fugger unterstützt. Durch  seinen Arbeitswechsel zum Landeshauptmann schien er sich aber nicht mehr  für die unterdrückten und ausgebeuteten Knappen und Bauern zu  interessieren. Die Lehre von Martin Luther wurde durch umherziehende  Prediger verbreitet und die Bauern sahen in der von Luther verbreiteten  Meinung "alle Menschen seien frei" die Botschaft, sich von  Leibeigenschaft und Knechtschaft befreien zu müssen. In ganz  Mitteleuropa brachen Bauernaufstände aus.
 +
 
 +
=== Aufstieg und Fall Geißmayers ===
 +
Spätestens im Jänner 1524 war Geißmayer zum Hauptmann  befördert worden und war nun kaum mehr in der Schreibstube tätig. Er war  mit der Rekrutierung von Soldaten im Land beschäftigt. Dafür erhielt er  auch stets große Mengen Bargeld, denn die Rekruten erhielten bei ihrer  Anwerbung gleich die erste Hälfte ihres Soldes, der vier Gulden für das  Fußvolk und zehn Gulden für einen Reiter, der aber sein eigenes Pferd  mitbringen musste, betrug. Und genau dieses Soldgeld sollte 1526  Geißmayer von seiner steilen Karriereleiter stoßen. Denn wie auch bei  anderen Hauptmännern üblich, zweigte er einen Teil für seinen eigenen  Lebenswandel ab. Doch bei einer Kontrolle durch die Landesbeamten aus  Innsbruck wurde ein solcher Diebstahl bemerkt und Geißmayer musste das  Hauptmann-Gewand ausziehen und wurde Hilfsschreiber eines Schreibers des  Bischofs aus Brixen, ebenfalls ein korrupter Landesfürst.
 +
 
 +
=== Beginn der Bauernunruhen ===
 +
Geißmayer war bereits verheiratet und hatte ein Kind. Seine  Frau stammte aus gutbürgerlichem Haus und beide lebten und kleideten  sich wie Adelige. Der Sturz als Hauptmann zum Schreiber bedeutete zwar  finanzielle Einbußen, jedoch hatte Geißmayer offensichtlich auch gute  Einkünfte aus den Gruben, die er zusammen mit seinem Bruder nach wie vor  betrieb. Jedenfalls empfand Geißmayer seine Bestrafung als ungerecht  und dies schien der Grund zur Wandlung hin zur Unterstützung der Bauern  und Unterdrückten im Jahr 1526 gewesen zu sein. Auslöser für die  Bauernaufstände waren eine ebenfalls ungerechte Handlung des Bischofs  von Brixen am Fischer [[Peter Pässler]] aus Antholz in Südtirol. Nachdem  er und sein Komplize verhaftet wurden, sein Komplize hingerichtet war  und Pässler ebenfalls zum Schafott geführt wurde, brach in Brixen eine  Revolte aus, bei der Michael Geißmayer zum Anführer gewählt wurde. Rund  5000 Bauern und Bürger plünderten dabei das Kloster Neustift bei Brixen.
 +
 
 +
In Folge kam es zu Gesprächen mit Erzherzog Ferdinand, dem Landesfürsten. [hier wird noch ergänzt].
 +
 
 +
=== Geißmayer und Salzburg ===
 +
Bereits [[1525]] war der Salzburger [[Erzbischof]] [[Matthäus  Lang von Wellenburg]] durch Bauern in Bedrängnis gekommen war. Nur  durch Hilfe von Truppen des Schwäbischen Bundes unter Führung von Georg  von Frundsberg mit bayerischer Unterstützung konnte der Erzbischof den  Aufstand beenden. Den Vertrag, Straffreiheit und Prüfung der Anliegen  der Bauern, hatte der Erzbischof bald vergessen und unternahm im Herbst  1525 einen Straffeldzug gegen [[Schladming]]. Beim Landtag am [[11.  März]] [[1526]] bewilligten ihm die Abgeordneten eine Entschädigung von  100.000 Gulden, mit denen er ein Heer gegen die immer noch  aufständischen [[Pinzgau]]er organisierte. Doch noch vor dem Einsatz  dieses Heeres überfielen Pinzgauer Aufständische das provisorische Heer  bei [[Golling]] in der Nacht vom vom [[20. April|20.]] auf [[21. April]]  1526. Am 21. April besetzten die Aufständischen den strategisch  wichtigen [[Pass Lueg]].
 +
 
 +
Geißmayer, der mittlerweile in Klosters wohnte, zog mit 700  Mann in den Pinzgau, wo er seinen alten Bekannten, Peter Pässler, wieder  traf. Die Unruhen hatten sich auf den [[Pongau]] ausgeweitet. Die  unzufriedenen Pongauer Bauern und Bergknappen griffen als erstes Ziel am  [[14. April]] 1526 [[Radstadt]] an. Doch im Vertrauen auf die  Mächtigkeit der Festungsmauern der Stadt weigerte sich [[Christoph Graf  von Schernberg]], [[Pfleger]] von Radstadt, den Forderungen der  Aufständischen Folge zu leisten. Er verschanzte sich mit seinen 150  Landsknechten hinter den Mauern. Sechs Wochen tat sich nichts. Dann  stieß Geißmayer mit seiner Truppe zu den Aufständischen und gemeinsam  boten sie rund 5000 Mann nun auf. Am [[4. Juni]] blies Geißmayer zum  ersten Sturmangriff, der jedoch ergebnislos blieb. Am [[19. Juni]]  näherte sich ein Entsatzheer des Schwäbischen Bundes vom zerstörten  Schladming über den [[Mandlingpass]] her. Geißmayer wich einer offenen  Schlacht aus und rückte nach [[Altenmarkt]] ab. Er versteckte seine Leute in Wäldern, umging das anrückende Heer und besetzte in ihrem  Rücken den Mandlingpass. Hauptmann Philipp Stumpf vom Entsatzheer saß  mit seinen 1.600 Mann in der Falle. Stumpf versuchte den Ausbruch und  scheiterte jämmerlich. Aber Geißmayer konnte alle diese Vorteile nicht  für sich nutzen, hatte eigenen Versorgungs- und Nachschubprobleme und  wurde dann am [[2. Juli]] 1526 in der [[Schlacht bei Radstadt]]  vernichtend geschlagen. Geißmayer floh über die Alpen nach Venetien. Es folgten noch mehrmals vergebliche Versuche, erneuert Aufstände anzuzetteln, von Graubünden, der Toskana und Venedig aus. Als   schließlich Venedig [[1529]] Frieden mit den Habsburgern schloss, zog   sich Geißmayer endgültig auf ein Landgut in der Nähe von Padua zurück.   Er starb nach bereits mehreren fehlgeschlagenen Attentaten, von   bezahlten Mördern überfallen und erstochen, am 15. April 1532 auf seinem   Anwesen in Padua.
  
 
Michael Geißmayer ist Namensgeber der [[Geißmayerstraße]] im [[Salzburg]]er Stadteil [[Parsch]].  
 
Michael Geißmayer ist Namensgeber der [[Geißmayerstraße]] im [[Salzburg]]er Stadteil [[Parsch]].  
Zeile 12: Zeile 29:
 
<references/>
 
<references/>
 
* [http://www.wikimobil.de/Michael_Gaismair.phtml wikimobil.de]
 
* [http://www.wikimobil.de/Michael_Gaismair.phtml wikimobil.de]
 +
*  Buch ''Eine Leiche in Habsburgs Keller: Der Rebell Michael Gaismair und  sein Kampf um eine gerechtere Welt'', Ralf Höller, [[Otto Müller  Verlag]], 2011, ISBN 978-3-7013-1182-8
  
 
[[Kategorie:Bauernkriege (Geschichte)|Gaismair, Michael]]
 
[[Kategorie:Bauernkriege (Geschichte)|Gaismair, Michael]]
 +
[[Kategorie:Person|Gaismair, Michael]]
 
[[Kategorie:Person (Geschichte)|Gaismair, Michael]]
 
[[Kategorie:Person (Geschichte)|Gaismair, Michael]]
 
[[Kategorie:Pongau|Gaismair, Michael]]
 
[[Kategorie:Pongau|Gaismair, Michael]]
 +
[[Kategorie:Südtirol|Gaismair, Michael]]

Version vom 26. April 2011, 10:22 Uhr

Michael Geißmayer[1] (auch Geismayr, Gaismair, Gaißmair, Gaysmair[2]; * 1490 in Tschöfs bei Sterzing, Südtirol; † 15. April 1532 in Padua) war Bauernführer in Tirol und Salzburg in der Zeit der Salzburger Bauernaufstände und Bauernkriege.

Leben

Jugend

Als Sohn des Bergwerksunternehmers und Landwirts Jacob Geißmayer wuchs Michael in dem kleinen Bergdorf Tschöfs in der Familiengemeindschaft der Brüder seines Vaters, die allesamt dort oben ihre Höfe hatten, auf. Vater Jacob und sein Bruder Erhard hatten sich 1487 die Schürfrechte an drei Grubenfeldern gesichert. Tirol war im ausgehenden 15. Jahrhundert ein europäisches Zentrum an Erzgewinnung, u.a. Silber und Gold. Über die ersten beiden Lebensjahrzehnte von Michael Geißmayer gibt es kaum Informationen. Nicht mit letzter Sicherheit nachzuweisen ist sein Jurastudium in Padua. Für einen Nichtadeligen seiner Zeit war ein Jusstudium die einzige Möglichkeit, später im Staatsdienst Arbeit zu finden. 1512 arbeitete er zunächst als Schreiber im Bergbau bei Schwaz in Nordtirol. Spätestens mit 11. Juli 1581 tritt er in der Landesverwaltung als Schreiber von Landeshauptmann Leonhard von Völs ein, dessen Stammsitz die Burg Prösels war. Geißmayer wird bald sein persönlicher Schreiber und da Geißmayer den korrupten Landeshauptmann bei seiner Tätigkeit der persönlichen Bereicherung unterstützt, ernennt ihn dieser noch 1518 zum Unterhauptmann.

Politisches Umfeld

Politisch fällt diese Zeit in den Amtsbeginn des Habsburger Ferdinand I. aus der spanischen Linie, der kein Wort Deutsch konnte, als er 1520 Statthalter von Tirol wurde. Sein Bruder Karl V. wurde 1519 zum Kaiser im Heiligen Römischen Reich deutscher Nationen gewählt, was diesen 852.000 Gulden (nach heutiger Kaufkraft etwa 40 bis 50 Millionen Euro) an "Wahlkampfgeldern" gekostet hatte. Ein Vergleich: die Bewerbung von München als Austragungsort der Winterolympiade 2018 kostete 33 Millionen Euro. Karl V., sein Bruder Ferdinand I. sowie dessen Vorgänger in Tirol, Sigismund, sie alle brauchten immens viel Geld für ihre Lebenshaltung. Dieses liehen sie sich unter anderem vom Handelshaus der Fugger in Augsburg aus. Als Gegenleistung erhielten die Fugger zahlreiche Besitzungen und Schürfrechte in Tirol. Die Bergknappen wurden aber von den Fuggern schlecht bezahlt und bei der Bezahlung durch "schlechtes Geld" (Geldmünzen aus minderem Material) betrogen.

Einfluss der Lehre Luthers

Geißmayer hatte schon als Bergschreiber Forderungen der Knappen gegenüber dem Landesherren und der Fugger unterstützt. Durch seinen Arbeitswechsel zum Landeshauptmann schien er sich aber nicht mehr für die unterdrückten und ausgebeuteten Knappen und Bauern zu interessieren. Die Lehre von Martin Luther wurde durch umherziehende Prediger verbreitet und die Bauern sahen in der von Luther verbreiteten Meinung "alle Menschen seien frei" die Botschaft, sich von Leibeigenschaft und Knechtschaft befreien zu müssen. In ganz Mitteleuropa brachen Bauernaufstände aus.

Aufstieg und Fall Geißmayers

Spätestens im Jänner 1524 war Geißmayer zum Hauptmann befördert worden und war nun kaum mehr in der Schreibstube tätig. Er war mit der Rekrutierung von Soldaten im Land beschäftigt. Dafür erhielt er auch stets große Mengen Bargeld, denn die Rekruten erhielten bei ihrer Anwerbung gleich die erste Hälfte ihres Soldes, der vier Gulden für das Fußvolk und zehn Gulden für einen Reiter, der aber sein eigenes Pferd mitbringen musste, betrug. Und genau dieses Soldgeld sollte 1526 Geißmayer von seiner steilen Karriereleiter stoßen. Denn wie auch bei anderen Hauptmännern üblich, zweigte er einen Teil für seinen eigenen Lebenswandel ab. Doch bei einer Kontrolle durch die Landesbeamten aus Innsbruck wurde ein solcher Diebstahl bemerkt und Geißmayer musste das Hauptmann-Gewand ausziehen und wurde Hilfsschreiber eines Schreibers des Bischofs aus Brixen, ebenfalls ein korrupter Landesfürst.

Beginn der Bauernunruhen

Geißmayer war bereits verheiratet und hatte ein Kind. Seine Frau stammte aus gutbürgerlichem Haus und beide lebten und kleideten sich wie Adelige. Der Sturz als Hauptmann zum Schreiber bedeutete zwar finanzielle Einbußen, jedoch hatte Geißmayer offensichtlich auch gute Einkünfte aus den Gruben, die er zusammen mit seinem Bruder nach wie vor betrieb. Jedenfalls empfand Geißmayer seine Bestrafung als ungerecht und dies schien der Grund zur Wandlung hin zur Unterstützung der Bauern und Unterdrückten im Jahr 1526 gewesen zu sein. Auslöser für die Bauernaufstände waren eine ebenfalls ungerechte Handlung des Bischofs von Brixen am Fischer Peter Pässler aus Antholz in Südtirol. Nachdem er und sein Komplize verhaftet wurden, sein Komplize hingerichtet war und Pässler ebenfalls zum Schafott geführt wurde, brach in Brixen eine Revolte aus, bei der Michael Geißmayer zum Anführer gewählt wurde. Rund 5000 Bauern und Bürger plünderten dabei das Kloster Neustift bei Brixen.

In Folge kam es zu Gesprächen mit Erzherzog Ferdinand, dem Landesfürsten. [hier wird noch ergänzt].

Geißmayer und Salzburg

Bereits 1525 war der Salzburger Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg durch Bauern in Bedrängnis gekommen war. Nur durch Hilfe von Truppen des Schwäbischen Bundes unter Führung von Georg von Frundsberg mit bayerischer Unterstützung konnte der Erzbischof den Aufstand beenden. Den Vertrag, Straffreiheit und Prüfung der Anliegen der Bauern, hatte der Erzbischof bald vergessen und unternahm im Herbst 1525 einen Straffeldzug gegen Schladming. Beim Landtag am 11. März 1526 bewilligten ihm die Abgeordneten eine Entschädigung von 100.000 Gulden, mit denen er ein Heer gegen die immer noch aufständischen Pinzgauer organisierte. Doch noch vor dem Einsatz dieses Heeres überfielen Pinzgauer Aufständische das provisorische Heer bei Golling in der Nacht vom vom 20. auf 21. April 1526. Am 21. April besetzten die Aufständischen den strategisch wichtigen Pass Lueg.

Geißmayer, der mittlerweile in Klosters wohnte, zog mit 700 Mann in den Pinzgau, wo er seinen alten Bekannten, Peter Pässler, wieder traf. Die Unruhen hatten sich auf den Pongau ausgeweitet. Die unzufriedenen Pongauer Bauern und Bergknappen griffen als erstes Ziel am 14. April 1526 Radstadt an. Doch im Vertrauen auf die Mächtigkeit der Festungsmauern der Stadt weigerte sich Christoph Graf von Schernberg, Pfleger von Radstadt, den Forderungen der Aufständischen Folge zu leisten. Er verschanzte sich mit seinen 150 Landsknechten hinter den Mauern. Sechs Wochen tat sich nichts. Dann stieß Geißmayer mit seiner Truppe zu den Aufständischen und gemeinsam boten sie rund 5000 Mann nun auf. Am 4. Juni blies Geißmayer zum ersten Sturmangriff, der jedoch ergebnislos blieb. Am 19. Juni näherte sich ein Entsatzheer des Schwäbischen Bundes vom zerstörten Schladming über den Mandlingpass her. Geißmayer wich einer offenen Schlacht aus und rückte nach Altenmarkt ab. Er versteckte seine Leute in Wäldern, umging das anrückende Heer und besetzte in ihrem Rücken den Mandlingpass. Hauptmann Philipp Stumpf vom Entsatzheer saß mit seinen 1.600 Mann in der Falle. Stumpf versuchte den Ausbruch und scheiterte jämmerlich. Aber Geißmayer konnte alle diese Vorteile nicht für sich nutzen, hatte eigenen Versorgungs- und Nachschubprobleme und wurde dann am 2. Juli 1526 in der Schlacht bei Radstadt vernichtend geschlagen. Geißmayer floh über die Alpen nach Venetien. Es folgten noch mehrmals vergebliche Versuche, erneuert Aufstände anzuzetteln, von Graubünden, der Toskana und Venedig aus. Als schließlich Venedig 1529 Frieden mit den Habsburgern schloss, zog sich Geißmayer endgültig auf ein Landgut in der Nähe von Padua zurück. Er starb nach bereits mehreren fehlgeschlagenen Attentaten, von bezahlten Mördern überfallen und erstochen, am 15. April 1532 auf seinem Anwesen in Padua.

Michael Geißmayer ist Namensgeber der Geißmayerstraße im Salzburger Stadteil Parsch.

Quellen und Fußnoten

  1. vgl. auch Geschichte der Regierung Ferdinand des Ersten: aus gedruckten und ungedruckten Quellen, Herausgeber Ritter Franz Bernhard von Bucholtz, Band 9, Wien 1838 - gefunden in google books
  2. Quellen Salzburg, die Geschichte einer Stadt, Heinz Dopsch, Robert Hoffmann, Verlag Anton Pustet, 2. aktualisierte Auflage 2008, ISBN 978-3-7025-0598-1, Seite 270 sowie Buch Eine Leiche in Habsburgs Keller: Der Rebell Michael Gaismair und sein Kampf um eine gerechtere Welt, Ralf Höller, Otto Müller Verlag, 2011, ISBN 978-3-7013-1182-8
  • wikimobil.de
  • Buch Eine Leiche in Habsburgs Keller: Der Rebell Michael Gaismair und sein Kampf um eine gerechtere Welt, Ralf Höller, Otto Müller Verlag, 2011, ISBN 978-3-7013-1182-8