Almkanal: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 3. April 2007, 12:46 Uhr

Der Almkanal, vorwiegend in der Stadt Salzburg stellt eines der interessantesten technischen Meisterleistungen der Vergangenheit in der Versorgung der Stadt Salzburg dar.


Geographie

Der Almkanal wird noch auf bayerischer Seite im Berchtesgadener Land von der Königseeache künstlich abgeleitet. Er wird dann durch Grödig geführt, floss an zahlreichen Mühlen in vergangener Zeit nach Leopoldskron-Moos, wo er verzweigt wurde und durch den Mönchsberg in mehreren Ästen geführt wurde.

Heute sind in der Altstadt von Salzburg an folgenden Stellen Almkanal-Zweige zu sehen:


Geschichte

Anfänge

Die Anfänge des Almkanalnetzes reichen in das 8. Jahrhundert zurück. Das ältestes Teilstück führte nach Mülln, wo es - Mühlen - antrieb und einem ganzen Stadtviertel seinen Namen gab.

Salzburg im frühen Mittelalter, besaß innerhalb der Stadtmauern auch Felder, z. B. zwischen Klausentor und Gstättentor. Diese mussten bewässert werden, aber auch die wachsende Bevölkerung brauchte mehr Wasser. Das waren neben dem Stadtbrand 1127 die Überlegungen zum Bau eines Wasserleitungsstollens durch den natürlichen Schutzwall der Stadtberge entstehen.

An der schmalsten Stelle zwischen Festungsberg und Mönchsberg ließen die beiden Bauherren Domkapitel und Stift St.Peter unter Erzbischof Konrad I. in den Jahren 1136 bis 1143 den 400 m langen Stollen (“Stiftsarmstollen”) durch den Berg schlagen.

Erst 1286 wurde mit der Genehmigung von Kuno von Gutrat zum Bau eines fünf Kilometer langen Durchstichkanales vom Rosittenbach durch den Wald von Kattenau (Gartenau) bis zur Königsseeache - auch Alm oder Almfluß genannt - gelang eine für die weitere Stadtentwicklung entscheidende Verbesserung der Wasserversorgung.

Mitte des 14. Jahrhunderts gestattete Erzbischof Friedrich III. den Bürgern der Stadt für ihren Wasserbedarf im nördlichen Stadtbereich einen zweiten Wasserleitungsstollen durch den Mönchsberg zu schlagen. Der stadtseitige Stollenausgang, heute etwa bei der Pferdeschwemme nutzten neben dem Bürgerspital auch zahlreiche Mühlen, Walken, Schleifereien, Schmieden und Sägen die Wasserkraft. Rund um das Gstättentor entwickelte sich ein Zentrum des städtischen Gewerbes.

Ende des Mittelalters

Das 1548 erbaute Städtische Brunnhaus, ein mit Almwasser betriebenes Grundwasserhebewerk versorgte zahlreiche Stadthäuser und Brunnen sogar am gegenüberliegenden Salzachufer. Zusätzlich lieferten vom Stiftsarmstollen ausgehende hölzerne Almbrunnleitungen an über 80 Ausläufen Wasser für Brunnen, Waschhäuser, Bäder, Pferdeschwemmen und Fischkalter. Das 1664 am Südhang des Festungsberges errichtete Wasserpumpwerk des Erzbischöflichen Brunnhauses förderte mit hohem Druck Wasser für die Fontäne des Residenzbrunnens und für die höhergelegenen Häuser im Nonntal und im Kaiviertel.

Es gab nun schon vier Arme des Almkanals, die die Altstadt durchflossen. Die Stadt wurde einmal die Woche durch gestautes Almkanalwasser "gereinigt" (was bis ins 19. Jahrhundert üblich war) und um den Ausbruch von Seuchen zu erschweren siedelte Erzbischof Wolf Dietrich die städtischen Fleischbänke “am Gries” (heute Ferdinand Hanusch Platz an.

Ab 1566 erklärte sich die Erzbischöfliche Kammer als dritter “Almherr“ neben dem Stift St. Peter und dem Domkapitel bereit ein Drittel der Erhaltungskosten des Kanalsystemes zu bestreiten, da die groß angelegten bischöflichen Fischteiche Leopoldskroner Weiher und Glanegger Geiselweiher und der Ausbau neuer Wasserleitungen zu den Residenzgebäuden zu einem erheblichen Anwachsen des Wasserbedarfes und des Instandhaltungsaufwandes geführt hatten.

Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert entwickelte sich der Almkanal immer mehr zur Lebensader für Gewerbe und Fabriken innerhalb und außerhalb der Stadt. Der Köckablaß in Thumegg lieferte zusätzliches Triebwasser für die Mühlen am Hellbrunnerbach. Über den Kreuzbrücklbach und den Ganshofbach wurde in Maxglan die Wasserführung von Glan und Glanmühlbach aufgebessert. Mühlen, Sägen, Walken, Schleifereien, Polierwerke, Kugelmühlen, Schmieden, Hammerwerke, Wasserpumpwerke, Bleiweiß- und Lederfabriken, Gewürz- und Lehmstampfe, Pulverfabriken, Malzmühlen, Brauereien und Feigenkaffeefabriken wurden betrieben, zahlreiche Teiche für die Eisgewinnung wurden angelegt. Grödig war das Zentrum der Eisenverarbeitung und der Zementindustrie.

Neuzeit

Im Zuge der Säkularisierung übernahm der Staat 1803 von den drei kirchlichen Almherrnhöfen auch die Verwaltung und Erhaltungspflicht für das Kanalsystem. Zur wirtschaftlichen Blütezeit des Almkanales wurden Ende des 19. Jahrhunderts vom k. u. k. Zeit 63 Werke mit über 100 Wasserrädern und einer Gesamtleistung von nahezu 2000 PS sowie 353 sonstige Wasserrechte registriert.

Der Erste Weltkrieg und die darauf folgende Wirtschaftskrise, aber auch der Ausbau des Stromnetzes führten zur Stillegung vieler Anlagen und zum fortschreitenden Verfall des Kanalsystemes. 1937 zog sich der Staat als Almkanalbetreiber zurück und bestimmte mit einem speziellen Bundesgesetz die Wasserwerksgenossenschaft-Almhauptkanal, die Wasserwerksgenossenschaft Stiftsarm und die Stadt Salzburg für den Neutorarm zu den neuen Erhaltungsträgern. Mit der technischen Leitung des Gesamtsystemes wurde ein "Almmeister" betraut. Aber auch diese Konstellation konnte den langsamen Verfall des Kanalsystemes nach dem Zweiten Weltkrieg nicht entscheidend aufhalten.

Seit 1970

Anfang der 1970er-Jahre war das Kanalsystem bereits so desolat, dass die Wasserführung reduziert werden mußte, und sich die noch bestehenden Betriebe in ihrer Existenz gefährdet sahen. Wasseraustritte und Überflutungen insbesondere in den aufgedämmten Kanalabschnitten waren an der Tagesordnung. Angesichts einer Uferlänge des Almkhauptkanales von rund 24 km reichten die bescheidenen Genossenschaftsmittel nicht einmal für die notwendigsten Reparaturen der meist hölzernen, großteils völlig vermorschten Uferverbauungen aus. Kurz vor einer endgültigen Auflassung und der drohenden Zuschüttung der Kanäle fiel 1979 nach langwierigen Verhandlungen die Entscheidung für eine aus öffentlichen Mitteln geförderte Generalsanierung. So konnte glücklicherweise der Fortbestand des Salzburger Almkanales, einem in Mitteleuropa einzigartigen Kulturdenkmal historischer Wasserbaukunst, gesichert werden.

Quellen