| Zeile 1: |
Zeile 1: |
| | [[Datei:DSC_0208.jpg|thumb|Weidende Noriker Pferde im [[Naturschutzgebiet Zeller See]]]] | | [[Datei:DSC_0208.jpg|thumb|Weidende Noriker Pferde im [[Naturschutzgebiet Zeller See]]]] |
| − | [[Datei:Noriker Pferd.jpg|thumb|Kräftemessen der Zuchthengste vor dem sommerlichen Auftrieb auf die [[Grieswiesalm]] im [[Hüttwinkltal]]]] | + | [[Datei:Noriker Pferd.jpg|thumb|Kräftemessen der Zuchthengste vor dem sommerlichen [[Noriker Hengstauftrieb in Rauris]] auf die [[Grieswiesalm]] im [[Hüttwinkltal]]]] |
| − | [[Datei:Noriker Pferd Kraeftemessen.jpg|thumb|Kräftemessen der Zuchthengste vor dem sommerlichen Auftrieb auf die Grieswiesalm im Hüttwinkltal]] | + | [[Datei:Noriker Pferd Kraeftemessen.jpg|thumb|Kräftemessen der Zuchthengste vor dem sommerlichen [[Noriker Hengstauftrieb in Rauris]] auf die Grieswiesalm im Hüttwinkltal]] |
| − | [[Datei:Noriker beim Fürthermoar.jpg|thumb|Noriker beim Fürthermoar]] | + | [[Datei:Noriker beim Fürthermoar.jpg|thumb|Norikerstute mit Fohlen beim Fürthermoar]] |
| | [[Datei:Noriker in Fusch.jpg|thumb|Noriker in Fusch]] | | [[Datei:Noriker in Fusch.jpg|thumb|Noriker in Fusch]] |
| − | [[Datei:Norikerstutenbadetag auf dem Parzinghof am Taxenbacher Sonnberg.jpg|thumb|Norikerstutenbadetag auf dem Parzinghof am Taxenbacher Sonnberg]] | + | [[Datei:Norikerstutenbadetag auf dem Parzinghof am Taxenbacher Sonnberg.jpg|thumb|Norikerstutenbadetag auf dem Parzinghof am [[Taxenbacher Sonnseitberge|Taxenbacher Sonnberg]]]] |
| − | Das '''Noriker Pferd''' (auch ''Pinzgauer Noriker'') ist eine einheimische Pferderasse mit uralter Tradition und zählt als Nutztier auch zu den [[Tiere im Nationalpark Hohe Tauern|Tieren im Nationalpark Hohe Tauern]]. | + | [[Datei:Tigerscheckenstute mit Fohlen 1.jpg|thumb|Tigerscheckenstute mit Fohlen auf der Sommerweide in [[Kolm-Saigurn]]]] |
| | + | [[Datei:Tiger vor Böndlschlitten.jpg|thumb|Böndlschlittengespann mit Tiger in Muschelgeschirr und mit Schellen, [[Pinzgauer Trachtenschlitten- und Brauchtumsfest]] am 2. Februar 2014 in [[Zell am See]]]] |
| | + | Das '''Noriker-Pferd''' (auch ''Pinzgauer Noriker'') ist eine einheimische [[Pferd]]erasse mit uralter Tradition und zählt als Nutztier auch zu den [[Tiere im Nationalpark Hohe Tauern|Tieren im Nationalpark Hohe Tauern]]. |
| | | | |
| | ==Herkunft und Eigenschaften== | | ==Herkunft und Eigenschaften== |
| − | Man vermutet, dass der Noriker einer Kreuzung zwischen einheimischen und von den [[Römer]]n in das Land (nach [[Norikum]]) gebrachten Pferden entspringt. Noriker sind in ihrer Erscheinung ansprechend und einnehmend. Sie sind robust, langlebig, trittsicher, charakterstark und nicht „futterheikel“.
| + | Lange Zeit ging die Mär um, dass der Noriker einer Kreuzung zwischen einheimischen und von den [[Römer]]n in das Land (nach [[Norikum]]) gebrachten Pferden entspringe. Heute weiß man, dass bereits die [[Kelten]] hervorragende Pferdezüchter und -halter waren. |
| | + | |
| | + | Noriker sind in ihrer Erscheinung ansprechend und einnehmend. Sie sind robust, langlebig, trittsicher, charakterstark und nicht "futterheikel". |
| | | | |
| | ==Die Farben des Noriker-Pferdes== | | ==Die Farben des Noriker-Pferdes== |
| Zeile 14: |
Zeile 18: |
| | =====Fuchs===== | | =====Fuchs===== |
| | *Lichtfuchs | | *Lichtfuchs |
| − | *Lehmfuchs, | + | *Lehmfuchs |
| | *Lichtlehmfuchs, | | *Lichtlehmfuchs, |
| − | *Dunkellehmfuchs, | + | *Dunkellehmfuchs |
| − | *Goldfuchs, | + | *Goldfuchs |
| | *Rotfuchs | | *Rotfuchs |
| | *Lichtrotfuchs | | *Lichtrotfuchs |
| Zeile 37: |
Zeile 41: |
| | *Schwarzbraun | | *Schwarzbraun |
| | =====Rappe===== | | =====Rappe===== |
| − |
| |
| | *Glanzrappe | | *Glanzrappe |
| | *Kohlrappe | | *Kohlrappe |
| Zeile 60: |
Zeile 63: |
| | *Achattiger | | *Achattiger |
| | == Entstehungs- und Zuchtgeschichte== | | == Entstehungs- und Zuchtgeschichte== |
| − | Wie oben erwähnt nimmt man an, dass die Rasse einer Kreuzung einheimischer und römischer Arbeitspferde in der Provinz Norikum entspringt. Bereits im Jahr [[1565]] hat [[Erzbischof]] [[Johann Jakob von Kuen-Belasy]] in [[Spital im Felbertal]] ein erstes Gestüt errichtet. Nach wenigen Jahren wurde dieses wegen der zentraleren Lage in das [[Blühnbachtal]] verlegt. Ab diesem Zeitpunkt gab es stets ein erzbischöfliches Gestüt und bald mehrere. | + | Wie oben erwähnt nimmt man an, dass die Rasse einer Kreuzung einheimischer und römischer Arbeitspferde in der Provinz Norikum entspringt. |
| | | | |
| − | Als Begründer der modernen Pferdezucht wird nach [[Josef Lahnsteiner]] Erzbischof [[Johann Ernst Graf Thun]] gesehen, der [[1688]] das erste Körungsgesetz erlassen hat und die Pferdezucht einen raschen Aufschwung erlebte. [[1575]] wurde beim [[Schloss Rif]] ([[Hallein]]) das erste Norikergestüt im [[Erzbistum Salzburg]] errichtet. Dies war der Beginn der landesweiten Pferdezucht. Durch diese gesetzliche Regelung wurde die Reinzucht der Rasse gesichert. Von diesem Zeitpunkt an kaufte das Land [[Salzburg]] 35 der besten Hengstjährlinge an. Sie wurden durch die Haltung auf Almen in ihrer Robustheit und Trittsicherheit gefördert und kamen im ganzen Land als Beschälhengste zum Einsatz. Eine erzbischöfliche Kommission suchte die besten Hengste aus, die an verschiedenen Orten als ''Beschäler'' aufgestellt wurden. Diese Hengste wurden ''Hofstallonen'' genannt. Sie gelten als die Vorläufer der heutigen Staatshengste.
| + | Bereits im Jahr [[1565]] hat [[Erzbischof]] [[Johann Jakob von Kuen-Belasy]] in [[Spital im Felbertal]] ein erstes Gestüt errichtet. Nach wenigen Jahren wurde dieses wegen der zentraleren Lage in das [[Blühnbachtal]] verlegt. Ab diesem Zeitpunkt gab es stets ein erzbischöfliches Gestüt und bald mehrere. |
| | + | [[1575]] wurde beim [[Schloss Rif]] ([[Hallein]]) das erste Norikergestüt im [[Erzbischof als Landesherr oder Grundherr#Erzstift|Erzstift]] errichtet. Dies war der Beginn der landesweiten Pferdezucht. |
| | | | |
| − | [[1703]] wurden auch Hengste privater Halter den Körungsvorschriften unterworfen. Durch diese Maßnahmen nahm das Land Salzburg eine hervorragende Stellung als Pferdezuchtgebiet ein. [[1824]] wurde durch die österreichische Regierung vorwiegend aus militärischen Gründen das Gestüt Stadl bei Lambach, [[Oberösterreich]], begründet, von dem aus zur Sicherung der Zucht die Beschälhengste in den Regionen eingestellt wurden. Zuchtversuche mit diversen anderen Rassen haben keine Verbesserung gebracht und wurden wieder eingestellt. | + | Als Begründer der modernen Pferdezucht wird nach [[Josef Lahnsteiner]] Erzbischof [[Johann Ernst Graf Thun]] gesehen, der [[1688]] das erste Körungsgesetz erließ, wodurch die Pferdezucht einen raschen Aufschwung erlebte. Durch diese gesetzliche Regelung wurde die Reinzucht der Rasse gesichert. Von diesem Zeitpunkt an kaufte das Land Salzburg 35 der besten Hengstjährlinge an. Sie wurden durch die Haltung auf Almen in ihrer Robustheit und Trittsicherheit gefördert und kamen im ganzen Land als Beschälhengste zum Einsatz. Eine erzbischöfliche Kommission suchte die besten Hengste aus, die an verschiedenen Orten als ''Beschäler'' aufgestellt wurden. Diese Hengste wurden ''Hofstallonen'' genannt. Sie gelten als die Vorläufer der heutigen Staatshengste. |
| | | | |
| − | [[1897]]/[[1898|98]] hatten sich Pferdezüchter entschlossen, angeregt durch das Landespferdezuchtkommitee, in allen Gauen Salzburgs Pferdezuchtvereine zu gründen. So gründeten damals der Postmeister in Salzburg, Bartlmä Angelberger, und der [[Seekirchen am Wallersee|Seekirchner]] Matthias Riedl, den [[Norikerpferdezuchtverein Nr. 11 außer Gebirg]] in der Gemeinde [[Faistenau]]. [[1911]] verzeichnete der Verein 57 Mitglieder, im gesamten [[Flachgau]] gab es in verschiedenen Vereinen insgesamt 128 Mitglieder. | + | [[1703]] wurden auch Hengste privater Halter den Körungsvorschriften unterworfen. Durch diese Maßnahmen nahm das Land Salzburg eine hervorragende Stellung als Pferdezuchtgebiet ein. [[1824]] wurde durch die österreichische Regierung vorwiegend aus militärischen Gründen das Gestüt Stadl bei Lambach, [[Oberösterreich]], begründet, von dem aus zur Sicherung der Zucht die Beschälhengste in den Regionen eingestellt wurden. Zuchtversuche mit diversen anderen Rassen haben keine Verbesserung gebracht und wurden wieder eingestellt. |
| | | | |
| − | Im [[20. Jahrhundert]] hat man erfolgreich versucht, durch Zuchtwahl die ursprünglich schweren Pferde in mittelschwere zu verändern und dabei die guten Eigenschaften zu erhalten. [[1928]] wurde der [[Stoißenhof]] in den Hohlwegen zwischen [[Saalfelden]] und [[Weißbach bei Lofer]] vom Land Salzburg erworben und als Fohlenhof für die Aufzucht der Hengstfohlen eingerichtet. Das große Gestütbuch von Karl Schoßleitner, das [[1903]] herausgegeben wurde, enthielt bereits 1000 Stuten und 435 Hengste. [[1925]] schlossen sich die Pferdezuchtgenossenschaften zu einem Verband zusammen. Seither ist die ganze Zucht registriert. Den Sommer verbringen die Pferde auf der [[Grieswiesalm]]. | + | [[1897]]/[[1898|98]] hatten sich, angeregt durch das Landespferdezuchtkommitee, Pferdezüchter entschlossen, in allen Gauen Salzburgs [[Pferdezuchtverband|Pferdezuchtvereine]] zu gründen. So gründeten damals der Postmeister in Salzburg, [[Bartholomäus Angelberger|Bartlmä Angelberger]], und der [[Seekirchen am Wallersee|Seekirchner]] [[Matthias Riedl]] den [[Norikerpferdezuchtverein Nr. 11 außer Gebirg]] in der Gemeinde [[Faistenau]]. [[1911]] verzeichnete der Verein 57 Mitglieder, im gesamten [[Flachgau]] gab es in verschiedenen Vereinen insgesamt 128 Mitglieder. |
| | + | |
| | + | Im [[20. Jahrhundert]] hat man erfolgreich versucht, durch Zuchtwahl die ursprünglich schweren Pferde in mittelschwere zu verändern und dabei die guten Eigenschaften zu erhalten. [[1928]] wurde der [[Stoissengut]] in den Hohlwegen zwischen [[Saalfelden am Steinernen Meer]] und [[Weißbach bei Lofer]] vom Land Salzburg erworben und als Fohlenhof für die Aufzucht der Hengstfohlen eingerichtet. Das große Gestütbuch von [[Karl Schoßleitner]], das [[1903]] herausgegeben wurde, enthielt bereits 1000 Stuten und 435 Hengste. [[1925]] schlossen sich die Pferdezuchtgenossenschaften zu einem Verband zusammen. Seither ist die ganze Zucht registriert. Den Sommer verbringen die Pferde auf der [[Grieswiesalm]]. |
| | | | |
| | ==Die Hengstlinien in der Noriker Zucht im Überblick== | | ==Die Hengstlinien in der Noriker Zucht im Überblick== |
| | =====Die Hengstlinie Diamant===== | | =====Die Hengstlinie Diamant===== |
| − | Sie lässt sich bis in das Jahr [[1877]] auf den Hengst '''367 Bravo''' zurückverfolgen, dessen Urenkel, der [[1903]] geborene Hengst '''216 Diamant''' zum Linienbegründer wurde. Alle heute geborenen Diamant Hengste gehen auf dessen Enkel, den Hengst '''292 Opus Diamant II''', zurück, der auch als '''292 Max Diamant II''' bezeichnet wird. Er war ein großer, rotbrauner, für damalige Verhältnisse schwerer Hengst.
| + | Diese Hengstlinie lässt sich bis in das Jahr [[1877]] auf den Hengst '''367 Bravo''' zurückverfolgen, dessen Urenkel, der [[1903]] geborene Hengst '''216 Diamant''', zum Linienbegründer wurde. Alle heute geborenen Diamant-Hengste gehen auf dessen Enkel, den Hengst '''292 Opus Diamant II''', zurück, der auch als '''292 Max Diamant II''' bezeichnet wird. Er war ein großer, rotbrauner, für damalige Verhältnisse schwerer Hengst. |
| | =====Die Hengstlinie Elmar===== | | =====Die Hengstlinie Elmar===== |
| − | Diese Hengstlinie zählt zu den schwächsten der Noriker Zuchtlinien. Die Elmar-Linie wird heute mit der in der Noriker Zucht typischen Tigerfarbe gleichgesetzt und geht auf den [[1896]] in Tirol geborenen Privathengst '''458 Elmar liz.''' zurück, der jedoch einfärbig war und dessen drei Söhne ebenfalls Braun waren. Die Tigerfärbung kam mit den Nachkommen des '''200 Elmar I/494''' über die Mutterseite in die Linie Elmar. Durch verschiedene Umstände verengte sich diese Linie und erst in den späten 50er-Jahren des [[20. Jahrhundert]]s konnte mit Hengst '''785 Lerch Elmar IX''' ein Neuanfang gesetzt werden. | + | Diese Hengstlinie zählt zu den schwächsten der Noriker-Zuchtlinien. Die Elmar-Linie wird heute mit der in der Noriker Zucht typischen Tigerfarbe gleichgesetzt und geht auf den [[1896]] in Tirol geborenen Privathengst '''458 Elmar liz.''' zurück, der jedoch einfärbig war und dessen drei Söhne ebenfalls braun waren. Die Tigerfärbung kam mit den Nachkommen des '''200 Elmar I/494''' über die Mutterseite in die Linie Elmar. Durch verschiedene Umstände verengte sich diese Linie und erst in den späten [[1950er]]-Jahren konnte mit Hengst '''785 Lerch Elmar IX''' ein Neuanfang gesetzt werden. |
| − | =====Die NeroLinie===== | + | =====Die Nero-Linie===== |
| − | An ihrem Beginn steht der [[1906]] geborene Hengst '''554 liz. Nero'''. Sie blieb bis in die 20er-Jahre klein und erst mit dem Hengst '''1088 Stoffen Nero IV''' – auf ihn gehen alle heute geborenen Hengste der Nero Linie zurück – trat eine Änderung ein. Einer seiner Nachkommen, der '''1378 Stoissen Nero V''', wurde zum bekanntesten und berühmtesten Noriker Hengst bisher. Er verkörperte den Idealtyp des Noriker Pferdes. Dennoch gehen die heutigen Hengste der Nero Linie vorwiegend nicht auf ihn sondern auf den Hengst '''Hauser Nero VII''' zurück.
| + | Am Beginn dieser Hengstlinie steht der [[1906]] geborene Hengst '''554 liz. Nero'''. Sie blieb bis in die [[1920er]]-Jahre klein und erst mit dem Hengst '''1088 Stoffen Nero IV''' – auf ihn gehen alle heute geborenen Hengste der Nero-Linie zurück – trat eine Änderung ein. Einer seiner Nachkommen, der '''1378 Stoissen Nero V''', wurde zum bisher bekanntesten und berühmtesten Noriker-Hengst. Er verkörperte den Idealtyp des Noriker Pferdes. Dennoch gehen die heutigen Hengste der Nero-Linie vorwiegend nicht auf ihn, sondern auf den Hengst '''Hauser Nero VII''' zurück. |
| | =====Die Hengstlinie Schaunitz===== | | =====Die Hengstlinie Schaunitz===== |
| − | Sie war früher für ihre Eigenschaften lebhaftes Temperament und Gängigkeit bekannt und kam vorwiegend im Bundesland [[Kärnten]] vor. Doch genau diese Eigenschaften wurden der Schaunitz Linie beinahe zum Verhängnis: die Absicherung dieser Noriker Linie, der von Beginn an klein war, führte in den [[1980]]er-Jahren nur mehr über drei Hengste. Heute jedoch sind Temperament und Erscheinungsbild der Schaunitz Linie wieder begehrt und scheint dadurch deren Fortbestand gesichert. Sie geht auf den braunen Hengst '''255 Schaunitz''' zurück und unterteilt sich heute in die Zweige Brillant Linie, Dietrich Linie und Samson Linie.
| + | Diese Hengstlinie war früher für ihre Eigenschaften lebhaftes Temperament und Gängigkeit bekannt und kam vorwiegend im Bundesland [[Kärnten]] vor. Doch genau diese Eigenschaften wurden der Schaunitz-Linie beinahe zum Verhängnis: die Absicherung dieser Noriker-Linie, deren Bestand von Beginn an klein war, führte in den [[1980er]]-Jahren nur mehr über drei Hengste. Heute jedoch sind Temperament und Erscheinungsbild der Schaunitz-Linie wieder begehrt und scheint dadurch deren Fortbestand gesichert. Sie geht auf den braunen Hengst '''255 Schaunitz''' zurück und unterteilt sich heute in die Zweige Brillant-Linie, Dietrich-Linie und Samson-Linie. |
| − | =====Die Vulkan Linie===== | + | =====Die Vulkan-Linie ===== |
| − | Sie ist seit Beginn der Noriker Zuchtgeschichte die zahlenmäßig am stärksten vertretenen Linie. Ihr Begründer war der im [[Pinzgau]] geborene Hengst '''13 Vulkan 63'''. Die heutigen Zweige der Vulkan Linie gehen auf die Urenkel des Linienbegründers zurück. Es sind dies der Hengst '''284 Gothe Vulkan V''', geb. [[1920]], und dessen Bruder, '''1014 Michl Vulkan V''', geb. [[1928]].
| + | Diese Hengstlinie ist seit Beginn der Noriker-Zuchtgeschichte die zahlenmäßig am stärksten vertretene Linie. Ihr Begründer war der im [[Pinzgau]] geborene Hengst '''13 Vulkan 63'''. Die heutigen Zweige der Vulkan-Linie gehen auf die Urenkel des Linienbegründers zurück. Es sind dies der Hengst '''284 Gothe Vulkan V''', geb. [[1920]], und dessen Bruder, '''1014 Michl Vulkan V''', geb. [[1928]]. |
| | | | |
| | ==Einsatz und Verwendung== | | ==Einsatz und Verwendung== |
| − | Die Pferde waren bis zur Mechanisierung der Land- und Forstwirtschaft als Zug- und Tragtiere unverzichtbar. Alle Lasten – wie Holz, Getreide, Heu, Baumaterialien, Einkäufe etc. – wurden von Pferden (manchmal auch von Eseln, Maultieren, Kühen oder Ochsen) transportiert. Im Sommer wurden die Fuhren je nach Bedarf auf unterschiedlich großen Wägen, im Winter auf Schlitten geladen. Kleinere Lasten wurden von den Pferden auf dem Rücken getragen, so wie früher im [[Samer|Saumhandel]] über den [[Tauern]], oder auf einer so genannten ''„Schloapf“'', eine Art Schlitten ohne Räder, gezogen. Auch für den Personentransport waren die Pferde vonnöten. Dafür waren ebenfalls unterschiedliche Gefährte, vom zweirädrigen Wagen bis zur mehrspännigen Kutsche im Gebrauch. | + | Die Pferde waren bis zur Mechanisierung der Land- und Forstwirtschaft als Zug- und Tragtiere unverzichtbar. Alle Lasten – wie [[Holz]], [[Getreideanbau in den Salzburger Berggebieten|Getreide]], Heu, Baumaterialien, Einkäufe etc. – wurden von Pferden (manchmal auch von Hunden, [[Hausziege]]n, Eseln, Maultieren, Kühen oder Ochsen) transportiert. Im Sommer wurden die Fuhren je nach Bedarf auf unterschiedlich großen Wägen, im Winter auf Schlitten geladen. Kleinere Lasten wurden von den Pferden auf dem Rücken getragen, so wie früher im [[Samer|Saumhandel]] über den [[Tauern]], oder auf einer so genannten ''"Schloapf"'', eine Art Schlitten ohne Räder, gezogen. Auch für den Personentransport waren die Pferde vonnöten. Dafür waren ebenfalls unterschiedliche Gefährte, vom zweirädrigen Wagen bis zur mehrspännigen Kutsche, im Gebrauch. |
| | | | |
| | Heute wird der Noriker vorwiegend aus Liebhaberei gezüchtet und in Schaufahrten und im Tourismus eingesetzt. Einige Gastbetriebe haben sich auch auf Fohlenfleischgerichte spezialisiert. Fohlenfleisch ist fett- und cholesterinarm und wohlschmeckend. Gegner dieser Entwicklung vergessen, dass Fohlen, die nicht zur Zucht verwendbar sind, meist in Nachbarländer oder noch weiter exportiert werden, wo sie nach dem oft qualvollen Transport ebenfalls geschlachtet und verwertet werden. Die Kehrseite züchterischer Bemühungen ist eben die Produktion auch jener Tiere, die den Anforderungen nicht entsprechen und daher nicht zur Zucht zugelassen werden. | | Heute wird der Noriker vorwiegend aus Liebhaberei gezüchtet und in Schaufahrten und im Tourismus eingesetzt. Einige Gastbetriebe haben sich auch auf Fohlenfleischgerichte spezialisiert. Fohlenfleisch ist fett- und cholesterinarm und wohlschmeckend. Gegner dieser Entwicklung vergessen, dass Fohlen, die nicht zur Zucht verwendbar sind, meist in Nachbarländer oder noch weiter exportiert werden, wo sie nach dem oft qualvollen Transport ebenfalls geschlachtet und verwertet werden. Die Kehrseite züchterischer Bemühungen ist eben die Produktion auch jener Tiere, die den Anforderungen nicht entsprechen und daher nicht zur Zucht zugelassen werden. |
| | | | |
| − | Dass Noriker als Nutztiere auch heute noch geschätzt sind, zeigt der kürzlich erfolgte Export von 416 Norikern nach Indien, wo sie mit Eseln gekreuzt als Tragtiere in abgelegenen Regionen zum Einsatz kommen sollen. Die Mehrzahl der angekauften Noriker stammt aus dem Pinzgau als Hauptzuchtgebiet. Der Verkauf ist Anerkennung und Belohnung der Leistung der Pferdezüchter und bringt auch ökonomische Vorteile. | + | Dass Noriker als Nutztiere auch heute noch geschätzt sind, zeigt der kürzlich erfolgte Export von 416 Norikern nach [[Indien]], wo sie mit Eseln gekreuzt als Tragtiere in abgelegenen Regionen zum Einsatz kommen sollen. Die Mehrzahl der angekauften Noriker stammt aus dem Pinzgau als Hauptzuchtgebiet. Der Verkauf ist Anerkennung und Belohnung der Leistung der Pferdezüchter und bringt auch ökonomische Vorteile. |
| | | | |
| | ==Noriker-Museum im Samerstall in Niedernsill== | | ==Noriker-Museum im Samerstall in Niedernsill== |
| − | Am Samstag, dem [[13. November]] [[2010]] wurde im Kulturzentrum [[Kulturverein Samerstall Niedernsill|Samerstall]] in [[Niedernsill]] ein [[Noriker Museum]] eröffnet. Diese Schau zeigt das Noriker Pferd in all seinen Aspekten und soll diese heimische Pferderasse auch Kindern näherbringen. | + | Am Samstag, dem [[13. November]] [[2010]] wurde im Kulturzentrum [[Kulturverein Samerstall Niedernsill|Samerstall]] in [[Niedernsill]] ein [[Noriker Museum]] eröffnet. Diese Schau zeigt das Noriker-Pferd in all seinen Aspekten und soll diese heimische Pferderasse auch Kindern näherbringen. |
| | | | |
| | == Rösslmärkte == | | == Rösslmärkte == |
| | Rösslmärkte finden im Salzburger Land um [[24. August|Bartholomäus]] - Ende August - in [[Mauterndorf]] und in [[Abtenau]] statt. | | Rösslmärkte finden im Salzburger Land um [[24. August|Bartholomäus]] - Ende August - in [[Mauterndorf]] und in [[Abtenau]] statt. |
| | + | |
| | + | ==Siehe auch== |
| | + | *[[Pinzgauer Trachtenschlitten- und Brauchtumsfest]] |
| | + | == Bilder == |
| | + | {{Bildkat}} |
| | | | |
| | ==Quellen== | | ==Quellen== |
| − | * [[Josef Lahnsteiner]], Selbstverlag, Hollersbach 1965 | + | * [[Josef Lahnsteiner]], ''Oberpinzgau, Von Krimml bis Kaprun'', Selbstverlag, Hollersbach 1965 |
| | * [[Salzburger Nachrichten]] v. [[3. Februar]] [[2010]], Lokalteil, S. 10, Heinz Bayer | | * [[Salzburger Nachrichten]] v. [[3. Februar]] [[2010]], Lokalteil, S. 10, Heinz Bayer |
| | * {{Quelle SN|15. November 2010, 25. August 2011}} | | * {{Quelle SN|15. November 2010, 25. August 2011}} |
| Zeile 104: |
Zeile 115: |
| | [[Kategorie:Landwirtschaft]] | | [[Kategorie:Landwirtschaft]] |
| | [[Kategorie:Pinzgau]] | | [[Kategorie:Pinzgau]] |
| − | [[Kategorie:Saalfelden]] | + | [[Kategorie:Saalfelden am Steinernen Meer]] |
| | + | [[Kategorie:Wissenschaft]] |
| | + | [[Kategorie:Naturwissenschaft]] |
| | [[Kategorie:Biologie]] | | [[Kategorie:Biologie]] |
| − | [[Kategorie:Pflanzen und Tiere]] | + | [[Kategorie:Fauna]] |
| − | [[Kategorie:Tiere]] | + | [[Kategorie:Wirbeltiere]] |
| | + | [[Kategorie:Säugetiere]] |
| | + | [[Kategorie:Huftier]] |
| | + | [[Kategorie:Pferd]] |