Café Tomaselli: Unterschied zwischen den Versionen

Aus SALZBURGWIKI
Zur Navigation springen Zur Suche springen
(Lebensdaten Franz Anton Staigers hinzugefügt)
K (ein Bild ausgetauscht)
 
(48 dazwischenliegende Versionen von 5 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Bild:tomaselli.jpg|thumb|300px|Café Tomaselli – Innenansicht]]
+
[[Datei:2021_04_05_ Café Tomaselli Salzburg_Ostermontag.jpg|thumb|Das Eckhaus [[Alter Markt 9]] mit dem Café Tomaselli.]]
[[Bild:Cafe_Tomaselli_02.jpg|thumb|300px||in der Bildmitte das Café Tomaselli, links im Bild der ''Tomaselli-Kiosk'', das Gebäude links im Hintergrund die [[Alte Residenz]], hier: die [[Landkartengalerie]]]]
+
[[File:Café Tomaselli innen.jpg|thumb|Café Tomaselli innen.]]
[[Datei:Cafe Tomaselli Kiosk.jpg|thumb|300px|der Tomaselli-Kiosk]]
+
[[Bild:tomaselli.jpg|thumb|Café Tomaselli, Innenansicht.]]
[[Bild:Cafe_Tomaselli_03.jpg|thumb|300px|der Seiteneingang vom Café Tomaselli, auf der Tafel rechts neben dem Eingang steht: ''in diesem Hause lebte [[Constanze Mozart]] mit ihren Kindern und ihrem zweiten Mann [[Georg von Nissen]]]]
+
[[Datei:2025_05_20_Stadt_Salzburg_Café Tomaselli.jpg|thumb|Das Café Tomaselli am frühen Vormittag im Mai.]]
Das '''Café Staiger-Tomaselli''' war das erste [[Caféhäuser in der Stadt Salzburg|Caféhaus]] in [[Salzburg]] und wurde am [[31. März]] [[1700]] eröffnet.  
+
[[File:Café Tomaselli Zeitungen.jpg|thumb|Zeitungen im Café Tomaselli Zeitungen.]]
 +
Das '''Café Tomaselli''' ist eines der bekanntesten [[Kaffeehaus in der Stadt Salzburg|Kaffeehäuser der Stadt Salzburg]].  
  
==Geschichte==
+
== Geschichte ==
====Die Geburtsstunde====
+
Das heutige Café Tomaselli befindet sich seit [[1764]] im Haus [[Alter Markt 9]] (Ecke [[Churfürststraße]]). Die Geburtsstunde des Cafés Tomaselli war bereits am [[31. März]] [[1700]], als Jean Fontaine noch Haus [[Goldgasse (Stadt Salzburg)|Goldgasse]] Nr. 5 sein [[Cafegewölb Fontaine]] eröffnete. [[1764]] hieß es dann [[Café Staiger]]. Nach seinem Tod wechselte das Café mehrmals seinen Besitzer (u. a. ein Josef Johann Hruby, der das [[Cafegewölb Hruby]] an seine Tochter übergab, die mit dem Feldtrompeter Engelhart verheiratet war und es zum ''Engelhart'sche Cafegewölb'' wurde), bis am [[3. August]] [[1753]] der aus Wien stammende fürstbischöflich Lavant'sche Hofmeister [[Anton Staiger]] von [[Fürsterzbischof]] [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach]] die Genehmigung "(...) das Engelhart'sche Cafégewölb mit allen seinen Möbeln unverrückter an sich zu nehmen ..." erhielt.
Der [[1670]] eingewanderte Savoyarde (aus dem französischen Savoyen, heute zwischen Lyon und Italien) Jean Fontaine, heiratete eine Salzburgerin und hatte mit ihr fast ein Dutzend Kinder. Zunächst handelte er mit Galanteriewaren. Da ihm aufgrund des [[Erklärungen früherer Bezeichnungen und Ausdrücke#H|Hofschutzes]] der Handel mit Tuch und italienischer Seide verweigert wurde, suchte er nach weiteren Verdienstmöglichkeiten. Mit der Hofratssitzung vom [[31. März]] [[1700]] erhielt er die Genehmigung ''..daß Ihro Gnaden dem Fontaine die Feilhabung und Verkaufung von Schokolade und Kaffee und dergleichen zu einer Zuebues vor einem andern, jedoch auf wolgfalln und widerruffen gnädigst bewilligt habe''.  
 
  
Dies bedeutetet die Geburtsstunde des Kaffeehauses in Salzburg und gleichzeitig auch vom ''Café Tomaselli''. Fontaine eröffnete ein Café, das "Cafégewölb", in der [[Goldgasse]] Nr. 5.  
+
Staiger betrieb das [[Café Staiger]] noch elf Jahre an der Goldgasse, ehe er 1764 in das Eckhaus gegenüber der [[Alte Residenz|Alten Residenz]] in die "Zillnersche Behausung" übersiedelte, wo er [[1772]] die Schokolademacherkonzession erhielt. Sein Sohn [[Franz Anton Staiger]] vergrößerte das Café. Dessen Sohn [[Josef Staiger|Josef]] übergab es dann Pächtern.
  
====Das Café Staiger====
+
Nun gab es aber auch noch andere Kaffeehäuser in der Stadt Salzburg. Da war das [[Café Mozart|Gerlich'sche Kaffeehaus]], das durch Heirat der Tochter von Johann Franz Gerlich mit dem Beamten des [[Domkapitel]]s, Leopold Erich zum "Erich'schen Kaffeehaus" wurde. Die Stieftochter dieses Ehepaares, Antonia Honikel (auch ''Honigl'' geschrieben), erbte das "Erich'sche Kaffeehaus" und heiratete den "hochfürstlichen Hofvirtuosen" und späteren Hoftenoristen am kaiserlichen Hof in Wien [[Giuseppe Tomaselli]].
Nach seinem Tod wechselte das Café mehrmals seinen Besitzer (u. a. ein Josef Johann Hruby, der es an seine Tochter übergab, die mit dem Feldtrompeter Engelhart verheiratet war), bis am [[3. August]] [[1753]] der aus Wien stammende erzbischöflich Lavant'sche Hausmeister [[Anton Staiger]] von Erzbischof [[Sigismund III. Christian Graf Schrattenbach]] die Genehmigung ''(...) das Engelhart'sche Cafégewölb mit allen seinen Möbeln unverrückter an sich zu nehmen ...'' erhielt.
 
  
Staiger betrieb es noch elf Jahre in der Goldgasse, ehe er [[1764]] in das Eckhaus gegenüber der [[Alte Residenz|Alten Residenz]] in die ''Zillnersche Behausung'' übersiedelte, wo er [[1772]] die Schokolademacherkonzession erhielt.
+
[[1833]] erfolgte die Unterzeichnung des Schenkungsvertrags über das Eigentum am zweiten Stockwerk des Salzburger Kaffeesiederhauses (Kaffeestöckl), [[Getreidegasse]] Nr. 321 (heute Nr. 24), das Antonia in die Ehe mitgebracht hatte. Einer ihrer Söhne, [[Carl Tomaselli senior]], gelernter Zuckerbäcker, übersiedelte daraufhin nach Salzburg. Er kaufte am [[12. März]] [[1852]] das "Staiger'sche Kaffeehaus", das Kaffeehaus am Marktplatz (heute Alter Markt), um 36.000 [[Gulden]] Reichswährung von Josefa Staiger. Damit begründete er den [[Tomaselli]]'schen Familienbetrieb.  
  
Anton Staiger zählte die Familie [[Mozart]] und [[Johann Michael Haydn]] zu seinem Freundeskreis. Er starb am [[8. Jänner]] [[1781]]. Bei seiner Trauerfeier in [[Erzstift St. Peter|St. Peter]] wurde ein Requiem von Michael Haydn aufgeführt.
+
Carl Tomaselli senior richtete das Haus völlig neu ein, eröffnete in den Räumlichkeiten des Nebengebäudes, die er kaufte, seine Konditorei und etablierte damit den neuen Typus des Konditorei-Kaffeehauses in Salzburg. Backwaren wurden im Gassenverkauf, aber auch auf dem Tablett direkt an den Kaffeehaustischen angeboten. Der Betrieb florierte von Anbeginn, wobei das Publikum breit gestreut war. [[1859]] erweiterte Tomaselli das Café, zunächst durch eine Überdachung des Vorgartens, dann durch den Bau des sogenannte [[Kiosk Tomaselli|Sommersalons]], eines nur im Sommer gegenüber dem Café geöffneten Kiosks.  
  
====Wie es zum Café Tomaselli kam====
+
Das Café, in dem in- und ausländische Zeitungen auflagen, Billard sowie Kartenspiel angeboten wurde, entwickelte sich rasch zu einem Aushängeschild der aufstrebenden Saisonstadt Salzburg. [[1865]] übersiedelte Tomaselli sein "Zuckerbäckerei-Verkaufs-Gewölbe" in ein Haus auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes und erweiterte das Café um die frei gewordenen Räumlichkeiten. [[1868]] übergab er das Konditorgewerbe an seinen Schwiegersohn [[Rudolf Baumann]].  
Der Sohn, Franz Anton Staiger<ref>Franz Seraph Anton Staiger (* 1750, † 1820) verheiratet mit Franziska Konstanze [[Johann Josef Kaspar Bauernfeind|Bauernfeind]] (* 1761, † 1818). Siehe Eva Gesine Baur, ''Mozarts Salzburg: auf den Spuren des Genies. '' Beck-Verlag, München 2005. ISBN: 3-406-53529-1. [http://books.google.at/books?id=sOO90tkeLb8C&q=(%22Paurnfeind%22%20OR%20%22Pauernfeind%22%20OR%20%22Baurnfeind%22%20OR%20%22Bauernfeind%22) S.&nbsp;95&nbsp;f, 168, 171.]</ref>, vergrößerte das Café. Sein Sohn Josef übergab es dann Pächtern.
 
  
Nun gab es aber auch noch andere Caféhäuser in der Stadt Salzburg. Da war das [[Café Mozart|Gerlich'sche Kaffeehaus]], das durch Heirat der Tochter von [[Johann Franz Gerlich]] mit dem Beamten des [[Domkapitel]]s, [[Leopold Erich]] zum ''Erich'schen Kaffeehaus'' wurde. Die Stieftochter dieses Ehepaares, [[Antonia Honikel]] (auch ''Honigl''), erbte das ''Erich'sche Kaffeehaus'' und heiratete den "hochfürstlichen Hofvirtuosen" und späteren Hoftenoristen am kaiserlichen Hof in Wien [[Giuseppe Tomaselli]].
+
Nach dem Tod der Eltern übernahm [[Carl Tomaselli junior]] (* [[1839]]; † [[1914]]) [[1887]] das Café und führte es mit seiner Frau [[Elisabeth Tomaselli|Elise]], geborenen Leiler (* [[1854]]; † [[1928]]). Er ließ [[1888]] das Café mit elektrischem Licht ausstatten und eröffnete [[1891]] dort einen "Damen-Salon". [[1894]] wurde eine [[Marmor]]<nowiki>fassade</nowiki> und eine elektrische beleuchtete Terrasse errichtet.
  
Einer ihrer Söhne, [[Carl Tomaselli]], gelernter Zuckerbäcker, kaufte am [[12. März]] [[1852]] das "Staiger'sche Kaffeehaus" um 36.000 [[Gulden]] Reichswährung von Josefa Staiger. Seither ist es im Besitz der Familie [[Tomaselli]].
+
Elise war als Frau Tomaselli ein echtes "Stück Salzburg"<ref>Zitat aus der [[Schriftenreihe "Salzburg Archiv"]] des [[Verein Freunde der Salzburger Geschichte|Vereins Freunde der Salzburger Geschicht]], Band 20, 1995, Beitrag Walburg Schobersberger: "Vom Cafégewölb zum Literatencafé", Seite 328</ref> und Förderin des [[Salzburg Museum|Museums Carolino Augusteum]]. Nach dem Tod von Carl leitete Elise Tomaselli das Café, ließ [[1921]] die Kaffeeküche vergrößern und den Hofraum überdachen. Ab [[1927]] strahlte der Name des Cafés Tomaselli in einer Leuchtreklame mit blauem Neonlicht.
  
=====Der Tomaselli-Kiosk=====
+
Ihr zweitältester Sohn [[Richard Tomaselli (Cafetier)|Richard Tomaselli]] übernahm das [[Café Bazar]], der jüngste, [[Otto Tomaselli|Otto]], [[1906]] das Café Tomaselli. Nach seinem Tod [[1925]] führte es seine Frau [[Olga Tomaselli|Olga]], geborene [[Daghofer]] (* [[1890]]; † [[1973]]), eine Enkelin des [[Landtagsabgeordnete]]n [[Bartholomäus Angelberger]], bis nach dem [[Zweiten Weltkrieg]] weiter und überließ es [[1950]] ihren Kindern.
[[1859]] wurde schräg gegenüber dem Stammlokal der Tomaselli-Kiosk eröffnet. Ursprünglich war er mit einem ausladenden Zeltdach versehen, das sein Erscheinungsbild prägte. Später wurde dieses  durch den noch heute bestehenden polygonalen Bau ersetzt.
 
  
Nach dem Tod der Eltern übernahm [[Carl Tomaselli d. J.]] das Café und führte es mit seiner Frau Elise, geborenen Leiler. Sie war als Frau Tomaselli ein echtes "Stück Salzburg"<ref>Zitat aus der Schriftenreihe des Vereins ''Freunde der Salzburger Geschichte'', Band 20, 1995, Beitrag Walburg Schobersberger: ''Vom Cafégewölb zum Literatencafé'', Seite 328</ref> und Förderin des [[Salzburger Museum Carolino Augusteum|Museums Carolino Augusteum]]. Ihr zweitältester Sohn [[Richard Tomaselli (Cafetier)|Richard Tomaselli]] übernahm das [[Café Bazar]], der jüngste, [[Otto Tomaselli|Otto]], [[1906]] das ''Café Tomaselli''. Nach seinem Tod [[1925]] führte es seine Frau Olga bis nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] weiter.
+
[[1937]]/[[1938]] wurde nach Plänen des Salzburger Architekten [[Otto Prossinger]] die Tomaselli-Terrasse im ersten Stock errichtet.
  
[[1937]]/[[1938|1938]] wurde nach Plänen des Salzburger Architekten [[Otto Prossinger]] die Tomaselli-Terrasse errichtet.
+
=== Kurioses Schild ===
 +
[[Bild:Constanze Mozart.jpg|thumb|Eine dreifach falsche Gedenktafel für [[Constanze Mozart]] an der Seite des Cafés Tomaselli an der Churfürstraße]]
 +
Am Seiteneingang zum Café Tomaselli in der [[Churfürststraße]] erinnert eine Tafel an die ehemalige Wohnung im selben Gebäude von [[Constanze Nissen|Constanze]] und [[Georg Nikolaus Nissen]] mit vier unrichtigen Angaben: 1. war [[Georg Nikolaus Nissen|Nissen]] nicht adelig - das war eine Erfindung von Constanze, um den Nachlass von [[Wolfgang Amadé Mozart]] besser vermarkten zu können, 2. kam die Familie erst [[1824]] nach Salzburg, 3. lebten die Söhne [[Mozart]]s zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bei ihrer Mutter in Salzburg und 4. wohnten Constanze und ihr Mann im Haus [[Alter Markt 5]] und nicht im Haus des Cafés Tomaselli.
  
==Fußnote==
+
== Das Unternehmen ==
 +
Das Unternehmen wird als [[Cafe Tomaselli GmbH]] geführt.
 +
 
 +
== Bilder ==
 +
{{Bildkat}}
 +
{{Commonscat|Café Tomaselli}}
 +
== Quellen ==
 +
* [[Walburg Schobersberger]]: "Vom Cafégewölb zum Literatencafé", in: Schriftenreihe des [[Verein Freunde der Salzburger Geschichte|Vereins Freunde der Salzburger Geschicht]], Bd. 20, 1995.
 +
* [[Gerhard Ammerer]]: [http://www.salzburg.com/sn/salzburg/artikel/2074221.html ''Das Tomaselli und die Salzburger Kaffeehaustradition seit 1700'',] Wien, Brandstätter Verlag, 2006, ISBN 3-902510-22-6 / 978-3-902510-22-8
 +
* [http://www.biographien.ac.at/oebl/oebl_T/Tomaselli_Carl_1809_1887.xml www.biographien.ac.at]
 +
: → ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 389f.
 +
* [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19251224&query=%22Jean+Fontaine%22&ref=anno-search&seite=8 ANNO], "[[Salzburger Volksblatt]]", Ausgabe vom 24. Dezember 1925: Dr. [[Franz Martin]]: "Das erste Kaffeehaus in Salzburg"
 +
 
 +
== Einzelnachweis ==
 
<references/>
 
<references/>
 +
<div style="clear:both;"></div>
 +
{{Zeitfolge
 +
|AMT= Die Entstehung des Cafés Tomaselli
 +
|ZEIT= seit [[1852]]
 +
|VORGÄNGER= [[Café Staiger]]
 +
|NACHFOLGER= -
 +
}}
  
==Quellen==
+
{{SORTIERUNG:Tomaselli, Café}}
* Walburg Schobersberger: Vom Cafégewölb zum Literatencafé, in: Schriftenreihe des Vereins ''Freunde der Salzburger Geschichte'', Bd. 20, 1995.
+
[[Kategorie:Wirtschaft]]
* Gerhard Ammerer: Das Tomaselli und die Salzburger Kaffeehaustradition seit 1700, Wien 2006.
+
[[Kategorie:Unternehmen]]
 
+
[[Kategorie:Unternehmen (Geschichte)]]
[[Kategorie:Cafe|Tomaselli, Café]]
+
[[Kategorie:Stadt Salzburg]]
[[Kategorie:Unternehmen|Tomaselli, Café]]
+
[[Kategorie:Altstadt]]
[[Kategorie:Unternehmen (Geschichte)|Tomaselli, Café]]
+
[[Kategorie:Tourismus]]
[[Kategorie:Stadt Salzburg|Tomaselli, Café]]
+
[[Kategorie:Gastronomie]]
[[Kategorie:Salzburg|Tomaselli, Café]]
+
[[Kategorie:Gaststätten und Restaurants]]
[[Kategorie:Altstadt|Tomaselli, Café]]
+
[[Kategorie:Historische Gaststätte]]
[[Kategorie:Tourismus|Tomaselli, Café]]
+
[[Kategorie:Cafe]]
 +
[[Kategorie:Salzburgs Schätze]]

Aktuelle Version vom 22. Mai 2025, 16:26 Uhr

Das Eckhaus Alter Markt 9 mit dem Café Tomaselli.
Café Tomaselli innen.
Café Tomaselli, Innenansicht.
Das Café Tomaselli am frühen Vormittag im Mai.
Zeitungen im Café Tomaselli Zeitungen.

Das Café Tomaselli ist eines der bekanntesten Kaffeehäuser der Stadt Salzburg.

Geschichte

Das heutige Café Tomaselli befindet sich seit 1764 im Haus Alter Markt 9 (Ecke Churfürststraße). Die Geburtsstunde des Cafés Tomaselli war bereits am 31. März 1700, als Jean Fontaine noch Haus Goldgasse Nr. 5 sein Cafegewölb Fontaine eröffnete. 1764 hieß es dann Café Staiger. Nach seinem Tod wechselte das Café mehrmals seinen Besitzer (u. a. ein Josef Johann Hruby, der das Cafegewölb Hruby an seine Tochter übergab, die mit dem Feldtrompeter Engelhart verheiratet war und es zum Engelhart'sche Cafegewölb wurde), bis am 3. August 1753 der aus Wien stammende fürstbischöflich Lavant'sche Hofmeister Anton Staiger von Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach die Genehmigung "(...) das Engelhart'sche Cafégewölb mit allen seinen Möbeln unverrückter an sich zu nehmen ..." erhielt.

Staiger betrieb das Café Staiger noch elf Jahre an der Goldgasse, ehe er 1764 in das Eckhaus gegenüber der Alten Residenz in die "Zillnersche Behausung" übersiedelte, wo er 1772 die Schokolademacherkonzession erhielt. Sein Sohn Franz Anton Staiger vergrößerte das Café. Dessen Sohn Josef übergab es dann Pächtern.

Nun gab es aber auch noch andere Kaffeehäuser in der Stadt Salzburg. Da war das Gerlich'sche Kaffeehaus, das durch Heirat der Tochter von Johann Franz Gerlich mit dem Beamten des Domkapitels, Leopold Erich zum "Erich'schen Kaffeehaus" wurde. Die Stieftochter dieses Ehepaares, Antonia Honikel (auch Honigl geschrieben), erbte das "Erich'sche Kaffeehaus" und heiratete den "hochfürstlichen Hofvirtuosen" und späteren Hoftenoristen am kaiserlichen Hof in Wien Giuseppe Tomaselli.

1833 erfolgte die Unterzeichnung des Schenkungsvertrags über das Eigentum am zweiten Stockwerk des Salzburger Kaffeesiederhauses (Kaffeestöckl), Getreidegasse Nr. 321 (heute Nr. 24), das Antonia in die Ehe mitgebracht hatte. Einer ihrer Söhne, Carl Tomaselli senior, gelernter Zuckerbäcker, übersiedelte daraufhin nach Salzburg. Er kaufte am 12. März 1852 das "Staiger'sche Kaffeehaus", das Kaffeehaus am Marktplatz (heute Alter Markt), um 36.000 Gulden Reichswährung von Josefa Staiger. Damit begründete er den Tomaselli'schen Familienbetrieb.

Carl Tomaselli senior richtete das Haus völlig neu ein, eröffnete in den Räumlichkeiten des Nebengebäudes, die er kaufte, seine Konditorei und etablierte damit den neuen Typus des Konditorei-Kaffeehauses in Salzburg. Backwaren wurden im Gassenverkauf, aber auch auf dem Tablett direkt an den Kaffeehaustischen angeboten. Der Betrieb florierte von Anbeginn, wobei das Publikum breit gestreut war. 1859 erweiterte Tomaselli das Café, zunächst durch eine Überdachung des Vorgartens, dann durch den Bau des sogenannte Sommersalons, eines nur im Sommer gegenüber dem Café geöffneten Kiosks.

Das Café, in dem in- und ausländische Zeitungen auflagen, Billard sowie Kartenspiel angeboten wurde, entwickelte sich rasch zu einem Aushängeschild der aufstrebenden Saisonstadt Salzburg. 1865 übersiedelte Tomaselli sein "Zuckerbäckerei-Verkaufs-Gewölbe" in ein Haus auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes und erweiterte das Café um die frei gewordenen Räumlichkeiten. 1868 übergab er das Konditorgewerbe an seinen Schwiegersohn Rudolf Baumann.

Nach dem Tod der Eltern übernahm Carl Tomaselli junior (* 1839; † 1914) 1887 das Café und führte es mit seiner Frau Elise, geborenen Leiler (* 1854; † 1928). Er ließ 1888 das Café mit elektrischem Licht ausstatten und eröffnete 1891 dort einen "Damen-Salon". 1894 wurde eine Marmorfassade und eine elektrische beleuchtete Terrasse errichtet.

Elise war als Frau Tomaselli ein echtes "Stück Salzburg"[1] und Förderin des Museums Carolino Augusteum. Nach dem Tod von Carl leitete Elise Tomaselli das Café, ließ 1921 die Kaffeeküche vergrößern und den Hofraum überdachen. Ab 1927 strahlte der Name des Cafés Tomaselli in einer Leuchtreklame mit blauem Neonlicht.

Ihr zweitältester Sohn Richard Tomaselli übernahm das Café Bazar, der jüngste, Otto, 1906 das Café Tomaselli. Nach seinem Tod 1925 führte es seine Frau Olga, geborene Daghofer (* 1890; † 1973), eine Enkelin des Landtagsabgeordneten Bartholomäus Angelberger, bis nach dem Zweiten Weltkrieg weiter und überließ es 1950 ihren Kindern.

1937/1938 wurde nach Plänen des Salzburger Architekten Otto Prossinger die Tomaselli-Terrasse im ersten Stock errichtet.

Kurioses Schild

Eine dreifach falsche Gedenktafel für Constanze Mozart an der Seite des Cafés Tomaselli an der Churfürstraße

Am Seiteneingang zum Café Tomaselli in der Churfürststraße erinnert eine Tafel an die ehemalige Wohnung im selben Gebäude von Constanze und Georg Nikolaus Nissen mit vier unrichtigen Angaben: 1. war Nissen nicht adelig - das war eine Erfindung von Constanze, um den Nachlass von Wolfgang Amadé Mozart besser vermarkten zu können, 2. kam die Familie erst 1824 nach Salzburg, 3. lebten die Söhne Mozarts zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bei ihrer Mutter in Salzburg und 4. wohnten Constanze und ihr Mann im Haus Alter Markt 5 und nicht im Haus des Cafés Tomaselli.

Das Unternehmen

Das Unternehmen wird als Cafe Tomaselli GmbH geführt.

Bilder

 Café Tomaselli – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
 Café Tomaselli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Quellen

→ ÖBL 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 389f.

Einzelnachweis

  1. Zitat aus der Schriftenreihe "Salzburg Archiv" des Vereins Freunde der Salzburger Geschicht, Band 20, 1995, Beitrag Walburg Schobersberger: "Vom Cafégewölb zum Literatencafé", Seite 328
Zeitfolge
Vorgänger

Café Staiger

Die Entstehung des Cafés Tomaselli
seit 1852
Nachfolger

-