Giuseppe Groppo: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Giuseppe Groppo''' (* 24. Oktober 1926 in Mason, Italien, † 1944 Fusch an der Großglocknerstraße) war ein zur Zwangsarbeit deportierter junger Mann aus [[Italien]], der während seiner Flucht auf [[Pinzgau]]er Boden sein Leben verlor. Sein Schicksal wurde vom Historiker [[Rudolf Leo]] recherchiert und nach 70 Jahren in berührender Weise zu einem versöhnlichen Abschluss gebracht.
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'''Giuseppe Groppo''' (* [[24. Oktober]] [[1926]] in Mason, [[Italien]]; [[1944]] in [[Fusch an der Großglocknerstraße]]) war ein zur Zwangsarbeit deportierter junger Mann aus [[Italien]], der während seiner Flucht auf [[Pinzgau]]er Boden sein Leben verlor. Sein Schicksal wurde vom Historiker [[Rudolf Leo]] recherchiert und 70 Jahre nach seinem Tod in berührender Weise zu einem versöhnlichen Abschluss gebracht.
==Leben und Tod des Giuseppe Groppo==
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==Leben und Sterben des Giuseppe Groppo==
 
===Verhaftung===
 
===Verhaftung===
Guiseppe Groppo wurde am [[24. Oktober]] [[1926]] in Mason in der Provinz Vicenza in Italien geboren. Als deutsche Truppen Norditalien besetzten und am [[5. Juni]] [[1944]] das Haus der Familie Groppo von Uniformierten umstellt wurde, gelang ihm die Flucht durch ein Fenster in den nahen Wald. Als seine Mutter jedoch die Soldaten vor dem Haus italienisch reden hörte, ließ sie sich von deren Absichten täuschen und holte ihren Sohn zurück ins Haus. Das entpuppte sich als fataler Fehler: Giuseppe wurde von italienischen Faschisten verhaftet und an die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] ausgeliefert. Von der Ladefläche des LKWs, auf dem der junge Mann abtransportiert wurde, rief Giuseppe seiner Mutter zu, sie solle sich keine Sorgen machen, er komme wieder nach Hause..
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Giuseppe Groppo wurde am [[24. Oktober]] [[1926]] in Mason in der Provinz Vicenza in Italien geboren. Als im [[Zweiten Weltkrieg]] [[Deutsche Wehrmacht|deutsche Truppen]] Norditalien besetzten und am [[5. Juni]] [[1944]] das Haus der Familie Groppo von Uniformierten umstellt wurde, gelang ihm die Flucht durch ein Fenster in den nahen Wald. Als seine Mutter jedoch die Soldaten vor dem Haus italienisch reden hörte, ließ sie sich über deren Absichten täuschen und holte ihren Sohn zurück ins Haus. Das entpuppte sich als fataler Fehler: Giuseppe wurde von italienischen Faschisten verhaftet und an die [[Nationalsozialismus|Nationalsozialisten]] ausgeliefert. Von der Ladefläche des LKWs, auf dem der junge Mann abtransportiert wurde, rief Giuseppe seiner Mutter zu, sie solle sich keine Sorgen machen, er komme wieder nach Hause ...
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===Deportation, Flucht und Tod===  
 
===Deportation, Flucht und Tod===  
Unmittelbar nach seiner Festnahme wurde er jedoch deportiert und zur [[NS-Zwangsarbeit am Beispiel Tauernkraftwerke Kaprun|Zwangsarbeit]] auf die Kraftwerksbaustelle in [[Kaprun]] verschleppt.
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Unmittelbar nach seiner Festnahme wurde er jedoch deportiert und zur [[NS-Zwangsarbeit am Beispiel Tauernkraftwerke Kaprun|Zwangsarbeit]] auf die [[Kraftwerksgruppe Glockner-Kaprun|Kraftwerks]]baustelle in [[Kaprun]] verschleppt.
 
   
 
   
Noch im Juni 1944 versuchte er - erschöpft, hungrig und schlecht ausgerüstet - über die [[Alpen]] in Richtung Heimat zu fliehen. Es gelang ihm auch unbehelligt aus dem Lagerbereich zu entkommen. Er irrte aber in der Folge in unzureichender Kleidung und nur mit einem Leinenbeutel ausgestattet in hochalpinem Gebiet zwischen [[Imbachhorn]] und Roßkar herum und es kam wie es kommen musste. Giuseppe erlag den Folgen von Hunger und Kälte und starb – erst 17 Jahre alt - einen einsamen Tod.
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Noch im Juni 1944 versuchte er - erschöpft, hungrig und schlecht ausgerüstet - über die [[Alpen]] in Richtung Heimat zu fliehen. Es gelang ihm auch, unbehelligt aus dem Lagerbereich zu entkommen. Er irrte aber in der Folge in unzureichender Kleidung und nur mit einem Leinenbeutel ausgestattet in hochalpinem Gebiet zwischen [[Imbachhorn]] und Roßkar herum und es kam, wie es kommen musste. Giuseppe erlag den Folgen von Hunger und Kälte und starb – erst 17 Jahre alt - einen einsamen Tod.
===Ein Zufall führt eine Zeitzeugin zur Entdeckung der Leiche===  
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Im Juli 1944 waren die 14jährige Susanne Pinn und deren Freundin Anni Ulmer im [[Alm]]gelände unterwegs, um [[Schneerose]]n zu pflücken. Dabei entdeckten sie nahe der Wachtbergalm die Leiche des jungen Mannes und verständigten, wieder im Tal angelangt, die [[Gendarmerie]] in [[Fusch an der Großglocknerstraße]]. ''„Nach Freigabe durch die Behörde“'', so heißt es im Bericht des Gendarmeriepostens, wurde Giuseppes Leiche formlos direkt am Fundort beerdigt. Die Gendarmen gaben dem [[Dienstboten|Schosser]] vom Bauern Bäckenanderl 5,- Mark für das Eingraben. Die Verständigung der Angehörigen unterblieb selbstredend. Es war ja Krieg und der tote Italiener war ein Jahr nach dem Waffenstillstand seines Landes mit den Alliierten (Juli 1943) ein ''Feind'', der sich noch dazu unerlaubt von seinem Arbeitsplatz entfernt hatte, um in die Heimat zu flüchten. Das Ereignis geriet mit der Zeit in Vergessenheit, lediglich Susanne Pinn plagte noch Jahre danach das Gewissen, weil sie sich denken konnte, dass „seine Leute“ nichts von seinem Tod erfahren haben.
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===Ein Zufall führt zur Entdeckung der Leiche===  
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Im Juli 1944 waren die 14jährige Susanne Pinn und deren Freundin Anni Ulmer im [[Alm]]gelände unterwegs, um [[Schneerose]]n zu pflücken. Dabei entdeckten sie nahe der Wachtbergalm die Leiche des jungen Mannes und verständigten, wieder im Tal angelangt, die [[Gendarmerie]] in [[Fusch an der Großglocknerstraße]]. ''"Nach Freigabe durch die Behörde"'', so heißt es im Bericht des Gendarmeriepostens, wurde Giuseppes Leiche formlos direkt am Fundort beerdigt. Die Gendarmen gaben dem [[Dienstboten|Schosser]] vom Bauern Bäckenanderl 5 Mark für das Eingraben. Die Verständigung der Angehörigen unterblieb selbstredend. Es war ja Krieg und der tote Italiener war ein Jahr nach dem Waffenstillstand seines Landes mit den Alliierten (Juli 1943) ein ''Feind'', der sich noch dazu unerlaubt von seinem Arbeitsplatz entfernt hatte, um in die Heimat zu flüchten. Das Ereignis geriet mit der Zeit in Vergessenheit, lediglich Susanne Pinn plagte noch Jahre danach das Gewissen, weil sie sich denken konnte, dass "seine Leute" nichts von seinem Tod erfahren haben.
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===70 Jahre danach: Gedenkfeier in Fusch an der Großglocknerstraße===
 
===70 Jahre danach: Gedenkfeier in Fusch an der Großglocknerstraße===
Rudolf Leo, der im Auftrag der Gemeinde Bruck den Geschehnissen in der  Zeitspanne 1938 – 1945 nachgegangen war, interviewte auch die Zeitzeugin Susanne Pinn und erfuhr so von Giuseppe Groppo. Er fand den Namen des Toten im Bergopferverzeichnis der Gemeinde [[Fusch an der Großglocknerstraße]]. Nach Recherchen des Historikers in Pfarrämtern, Archiven und Meldeämtern in Italien, konnten die heute lebenden Familienangehörigen des Toten gefunden und über das Schicksal von Giuseppe, der bis dahin als ''in Deutschland vermisst''  galt, informiert werden.  
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[[Rudolf Leo]], der im Auftrag der Gemeinde [[Bruck an der Großglocknerstraße|Bruck]] den Geschehnissen in der  Zeitspanne 1938−1945 nachgegangen war, interviewte auch die Zeitzeugin Susanne Pinn und erfuhr so von Giuseppe Groppo. Er fand den Namen des Toten im Bergopferverzeichnis der Gemeinde Fusch an der Großglocknerstraße. Nach Recherchen des Historikers in Pfarrämtern, Archiven und Meldeämtern in Italien konnten die heute lebenden Familienangehörigen des Toten gefunden und über das Schicksal von Giuseppe, der bis dahin als ''in Deutschland vermisst''  galt, informiert werden.  
Am 5. Oktober 2014, 70 Jahre nach dem tragischen Tod des jungen Mannes, fand in Fusch an der Großglocknerstraße eine große Gedenkfeier statt. Im Beisein seiner Verwandten und unter Anteilnahme vieler Einheimischer wurde eingelöst, was Giuseppe seiner Mutter versprochen hatte. Er ist doch noch „heimgekommen“.
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Am [[5. Oktober]] [[2014]], 70 Jahre nach dem tragischen Tod des jungen Mannes, fand in Fusch an der Großglocknerstraße eine große Gedenkfeier statt. Im Beisein seiner Verwandten und unter Anteilnahme vieler Einheimischer wurde eingelöst, was Giuseppe seiner Mutter versprochen hatte. Er war doch noch "heimgekommen".
  
 
==Quellen==
 
==Quellen==
*[[Rudolf Leo|Leo, Rudolf]], ''Bruck unterm Hakenkreuz, Bruck an der Großglocknerstraße 1930 bis 1945'', [[Otto Müller Verlag]] Salzburg-Wien 2015
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* [[Rudolf Leo|Leo, Rudolf]], ''Bruck unterm Hakenkreuz, Bruck an der Großglocknerstraße 1930 bis 1945'', [[Otto Müller Verlag]] Salzburg-Wien 2015
*http://www.zeit-geschichte.com/zg/index.php/easyblog/entry/das-schicksal-von-giuseppe-groppe-c-rudolf-leo
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* [https://zeit-geschichte.com/rlwp Zeit.Geschichte > Rudolf Leo, Historiker: "[https://www.zeit-geschichte.com/rlwp/2016/03/07/das-schicksal-von-giuseppe-groppo/ Giuseppe Groppo – Tod am Berg]"
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Aktuelle Version vom 30. November 2024, 08:44 Uhr

Giuseppe Groppo mit etwa 12 oder 13 Jahren
Gedenktafel für Giuseppe und dessen Bruder Battista, auch er ein Opfer des Nationalsozialismus

Giuseppe Groppo (* 24. Oktober 1926 in Mason, Italien; † 1944 in Fusch an der Großglocknerstraße) war ein zur Zwangsarbeit deportierter junger Mann aus Italien, der während seiner Flucht auf Pinzgauer Boden sein Leben verlor. Sein Schicksal wurde vom Historiker Rudolf Leo recherchiert und 70 Jahre nach seinem Tod in berührender Weise zu einem versöhnlichen Abschluss gebracht.

Leben und Sterben des Giuseppe Groppo

Verhaftung

Giuseppe Groppo wurde am 24. Oktober 1926 in Mason in der Provinz Vicenza in Italien geboren. Als im Zweiten Weltkrieg deutsche Truppen Norditalien besetzten und am 5. Juni 1944 das Haus der Familie Groppo von Uniformierten umstellt wurde, gelang ihm die Flucht durch ein Fenster in den nahen Wald. Als seine Mutter jedoch die Soldaten vor dem Haus italienisch reden hörte, ließ sie sich über deren Absichten täuschen und holte ihren Sohn zurück ins Haus. Das entpuppte sich als fataler Fehler: Giuseppe wurde von italienischen Faschisten verhaftet und an die Nationalsozialisten ausgeliefert. Von der Ladefläche des LKWs, auf dem der junge Mann abtransportiert wurde, rief Giuseppe seiner Mutter zu, sie solle sich keine Sorgen machen, er komme wieder nach Hause ...

Deportation, Flucht und Tod

Unmittelbar nach seiner Festnahme wurde er jedoch deportiert und zur Zwangsarbeit auf die Kraftwerksbaustelle in Kaprun verschleppt.

Noch im Juni 1944 versuchte er - erschöpft, hungrig und schlecht ausgerüstet - über die Alpen in Richtung Heimat zu fliehen. Es gelang ihm auch, unbehelligt aus dem Lagerbereich zu entkommen. Er irrte aber in der Folge in unzureichender Kleidung und nur mit einem Leinenbeutel ausgestattet in hochalpinem Gebiet zwischen Imbachhorn und Roßkar herum und es kam, wie es kommen musste. Giuseppe erlag den Folgen von Hunger und Kälte und starb – erst 17 Jahre alt - einen einsamen Tod.

Ein Zufall führt zur Entdeckung der Leiche

Im Juli 1944 waren die 14jährige Susanne Pinn und deren Freundin Anni Ulmer im Almgelände unterwegs, um Schneerosen zu pflücken. Dabei entdeckten sie nahe der Wachtbergalm die Leiche des jungen Mannes und verständigten, wieder im Tal angelangt, die Gendarmerie in Fusch an der Großglocknerstraße. "Nach Freigabe durch die Behörde", so heißt es im Bericht des Gendarmeriepostens, wurde Giuseppes Leiche formlos direkt am Fundort beerdigt. Die Gendarmen gaben dem Schosser vom Bauern Bäckenanderl 5 Mark für das Eingraben. Die Verständigung der Angehörigen unterblieb selbstredend. Es war ja Krieg und der tote Italiener war ein Jahr nach dem Waffenstillstand seines Landes mit den Alliierten (Juli 1943) ein Feind, der sich noch dazu unerlaubt von seinem Arbeitsplatz entfernt hatte, um in die Heimat zu flüchten. Das Ereignis geriet mit der Zeit in Vergessenheit, lediglich Susanne Pinn plagte noch Jahre danach das Gewissen, weil sie sich denken konnte, dass "seine Leute" nichts von seinem Tod erfahren haben.

70 Jahre danach: Gedenkfeier in Fusch an der Großglocknerstraße

Rudolf Leo, der im Auftrag der Gemeinde Bruck den Geschehnissen in der Zeitspanne 1938−1945 nachgegangen war, interviewte auch die Zeitzeugin Susanne Pinn und erfuhr so von Giuseppe Groppo. Er fand den Namen des Toten im Bergopferverzeichnis der Gemeinde Fusch an der Großglocknerstraße. Nach Recherchen des Historikers in Pfarrämtern, Archiven und Meldeämtern in Italien konnten die heute lebenden Familienangehörigen des Toten gefunden und über das Schicksal von Giuseppe, der bis dahin als in Deutschland vermisst galt, informiert werden. Am 5. Oktober 2014, 70 Jahre nach dem tragischen Tod des jungen Mannes, fand in Fusch an der Großglocknerstraße eine große Gedenkfeier statt. Im Beisein seiner Verwandten und unter Anteilnahme vieler Einheimischer wurde eingelöst, was Giuseppe seiner Mutter versprochen hatte. Er war doch noch "heimgekommen".

Quellen