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==Marterl als Erinnerungsmale== | ==Marterl als Erinnerungsmale== | ||
| − | Zu einem persönlichen Seelendienst halten die Marterln an. Es sind hölzerne Bildtafeln, die an Orten angebracht wurden, in deren Nähe Personen unversehens eines gewaltsamen oder natürlichen Todes gestorben waren. | + | Zu einem persönlichen Seelendienst halten die Marterln an. Es sind hölzerne Bildtafeln, die an Orten angebracht wurden, in deren Nähe Personen '''unversehens''' eines gewaltsamen oder natürlichen Todes gestorben waren. |
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==Quellen== | ==Quellen== | ||
* Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, de Gruyter, 22., völlig neu bearbeitete Auflage, Berlin – New York, 1989 | * Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, de Gruyter, 22., völlig neu bearbeitete Auflage, Berlin – New York, 1989 | ||
* Lenz Kriss-Rettenbeck, Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens, Verlag Georg D. W. Callwey, München, 1971 | * Lenz Kriss-Rettenbeck, Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens, Verlag Georg D. W. Callwey, München, 1971 | ||
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Aktuelle Version vom 23. August 2024, 21:15 Uhr
Marterl sind Gedenksäulen, Gedenkkreuze oder Gedenktafeln, die am Ort von Unfällen u. ä. aufgestellt oder angebracht werden.
Die freie Landschaft als Andachtsraum
Nicht nur in Feldkapellen und Kirchen befanden und befinden sich Bilder und Zeichen, die an unvollendet Verstorbene erinnern, wie es plötzlich Verstorbene aus Sicht des Volksglaubens sind, sondern auch in der freien Natur wurden Erinnerungsmale errichtet. Bilder des Fegefeuers fanden sich auf den meisten Feld- und Wegkreuzen und an Bildbäumen, die meist mit der Bitte um ein Vater unser und ein Gegrüßt seist Du Maria zum Seelendienst aufforderten. Totenleuchten an Friedhöfen oder an aufgelassenen Friedhöfen waren besonders eindrucksvoll. Sie hatten die Form einer Steinsäule, die am oberen Ende als Laterne ausgebildet war. Darin wurden Öllichter oder Kerzen als Dienst an den Armen Seelen angezündet und abgebrannt. Eine Konkretisierung der Heilsbitte: Das Ewige Licht leuchte ihnen. Auch Leichläden oder Leichenbretter zählen zu den Erinnerungsmalen in freier Natur.
Marterl als Erinnerungsmale
Zu einem persönlichen Seelendienst halten die Marterln an. Es sind hölzerne Bildtafeln, die an Orten angebracht wurden, in deren Nähe Personen unversehens eines gewaltsamen oder natürlichen Todes gestorben waren.
Geschichte der Marterl
Marterln gehören wie der Bildstock zu den Kleindenkmälern und sind größeren Teils seit dem frühen 19. Jahrhundert bezeugt.
Ein erstes Erscheinen ist aber aus dem 13. Jahrhundert bekannt. Der Hintergrund für ihre Errichtung ist ausschließlicher geistlicher Natur. Nichts wird im Volksglauben als gefährlicher angesehen als ein unvorhergesehener Tod, der die Hoffnung auf ein ewiges Leben zu gefährden erscheinen mag. Es ist oft aber schlicht ein Ort der Erinnerung und des Gedenkens.
Um dem plötzlich Verstorbenen einen dauernden persönlichen Seelendienst über den Familienkreis hinaus zu sichern, wurden und werden in der Nähe des Sterbeortes an begangenen Stellen Marterl errichtet.
Etymologisches
Der Begriff Marterl leitet sich von Marter ab und bezeichnet ursprünglich die Darstellung des Leidens Christi – beispielsweise an einem Kreuzweg. Später wurde der Begriff auf Gedenkstätten an Unfalls-, bzw. Unglücksorten übertragen.
Bilder
Marterl – Sammlung von weiteren Bildern, Videos und Audiodateien im SALZBURGWIKI
Quellen
- Friedrich Kluge, Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, de Gruyter, 22., völlig neu bearbeitete Auflage, Berlin – New York, 1989
- Lenz Kriss-Rettenbeck, Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens, Verlag Georg D. W. Callwey, München, 1971