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| − | Mit dem Beginn der allgemeinen Motorisierung am Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts kam der Brauch des Fensterlns mehr und mehr ab. Vielfach hatten auch schon die Burschen eigene Motorräder, dann Autos, damit hatte sich das Kennenlernen weg vom Fensterln in gemeinsame Fahrten zu Besuchen von Kinos oder Discos | + | Mit dem Beginn der allgemeinen Motorisierung am Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts kam der Brauch des Fensterlns mehr und mehr ab. Vielfach hatten auch schon die Burschen eigene Motorräder, dann Autos, damit hatte sich das Kennenlernen weg vom Fensterln in gemeinsame Fahrten zu Besuchen von Kinos oder Discos und sonstigen Veranstaltungen verlagert. Das echte Kennenlernen spielte sich dann auch in den Autos ab. Aus heutiger Sicht ist aber zu bemerken, dass mit dem Ende des Fensterlns eine sehr positive Art des gegenseitigen Kennenlernens verloren ging. |
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Version vom 2. August 2009, 12:02 Uhr
Fensterln
Unter Fensterln verstand man am Land früher nächtliche Freierbesuche beim Schlafzimmerfenster der Mädchen im jugendlichen Alter. Für gewöhnlich befand auf den Bauernhöfen sich das Schlafgemach der Töchter oder auch der Mägde im ersten Stock und vielfach waren gerade die in Frage kommenden Fenster vergittert. Manchmal erkannte man das richtige Fenster daran, weil die Fensterkreuze verbogen waren.
Das Auskundschaften des richtigen Fensters erforderte einige Erfahrung, denn wenn man das falsche Fenster oder gar das der Bauersleute erwischte, konnte es passieren, dass man eine heftige Schimpfkanonade abfing.
Es gab aber auch Bauersleute, die sich insgeheim sehr erhofften, dass sich für die To(ö)chter oder Mägde bei deren Fenster Bewerber einfanden (vor allem, wenn es jemand war, der auch den Bauersleuten recht war).
Oft war zum Erklimmen des Fensters eine Leiter notwendig und es galt, eine solche am Hof nächtens zu finden. Das Fensterln begann mit einem leisen Klopfen an das Kammerfenster und einem möglichst zärtlichen aber leisen Ruf des betreffenden Mädchennamens. Hatten Mädchen am Kontakt kein Interesse oder es kam nicht der Richtige, so stellten sie sich nicht selten schlafend. Aber in den meisten Fällen gab es eher eine erfreute Reaktion. Nicht selten wurden auch solche Treffen schon bei früheren kürzeren Kontakten vereinbart, z. B. bei Hochzeitstänzen, Wallfahrten, wo man auch erfahren konnte, wo sich das richtige Fenster befand.
Ab und zu ergab es sich, dass während des Fensterlns ein weiterer "Bewerber" eintraf. Vor allem bei besonders hübschen oder auch reichen Bauerntöchtern herrschte meistens vermehrter Andrang. Im Flachgau war es üblich, dass nach dreimaligem Ausspruch des Wortes "Platz" die Leiter von Ersterem frei zu geben war. Oder es kam zu einer Rauferei, bei der der Stärkere erreichen konnte, weiterhin am Fenster bleiben zu können.
Die Gespräche am Kammerfenster sollten den Mädchen möglichst gute Unterhaltung bieten und Sympathie erzielen. Es war hierzu bei den Burschen durchaus einiger Mut vonnöten, um für diese Anforderungen erfolgreich bestehen zu können.
Bösartige oder enttäuschte Freier ließen manchmal eine Leiter beim Kammerfenster stehen, denn es galt früher am Land als Schande, wenn am Morgen dort noch eine Leiter lehnte. Immerhin ließ dies auch die Vermutung zu, dass sich ein Bursch noch in der "Mentscherkammer" befand.
Später dann, wenn eine Beziehung schon festeren Rahmen hatte, war es üblich, das Haus durch die Haustüre zu betreten. Damit war in der Beziehung auch zugleich die Phase des "Fensterlns" beendet.
Mit dem Beginn der allgemeinen Motorisierung am Ende der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts kam der Brauch des Fensterlns mehr und mehr ab. Vielfach hatten auch schon die Burschen eigene Motorräder, dann Autos, damit hatte sich das Kennenlernen weg vom Fensterln in gemeinsame Fahrten zu Besuchen von Kinos oder Discos und sonstigen Veranstaltungen verlagert. Das echte Kennenlernen spielte sich dann auch in den Autos ab. Aus heutiger Sicht ist aber zu bemerken, dass mit dem Ende des Fensterlns eine sehr positive Art des gegenseitigen Kennenlernens verloren ging.