Waldbaden

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Beim Waldbaden benutzen die Besucher die freie Natur.

Mit sommerlichem Schwimmvergnügen hat der Trend aus Japan nichts zu tun

Um "Naturdenkerin" Sabine Schulz hatten sich im Juni 2019 am Wasserfallweg in Bad Hofgastein zwölf Gäste geschart. Die gebürtige Deutsche begleitete die Gruppe zum ersten geführten Waldbaden in der Pongauer Gemeinde. Bikini und Badehose braucht es für dieses neue Angebot des Kur- und Tourismusverbands nicht, dafür Konzentration auf den Atem, einen wachen Geist und die Bereitschaft, sich auf die Natur einzulassen. Stressgeplagte Japaner frönen dem Waldbaden schon seit Jahren. Nun findet diese Art der Entspannung auch immer mehr Anhänger in Österreich.

"Beim Waldbaden geht es nicht um eine Dusche unter Bäumen", scherzt Schulz. Sie lädt die Besucher ein, mit allen Sinnen in Verbindung zum Wald zu treten. Ein ganz normaler Waldspaziergang also? "Viele Menschen wissen nicht mehr, wie man sich entspannt und Kraft aus der Natur tankt", meint Schulz. Sie war vor 14 Jahren selbst am Ende ihrer Kräfte. "Ich kenne das Hamsterrad, nach zehn Jahren als Industriedesignerin bei BMW stieg ich aus." Seither entwickelt Schulz für Fremdenverkehrsgemeinden Angebote in der Natur.

Für die Tour in Bad Hofgastein hat sie 14 einfache Übungen ersonnen - passend zu bestimmten Plätzen entlang des Wegs. Am Wasserfall genießen die Gäste den feinen Sprühregen auf ihrem Gesicht und schmecken den einen oder anderen Wassertropfen. Am Bachufer schöpfen sie mit den Händen Wasser und lassen es über den Kopf träufeln. Sie nehmen bewusst Gerüche wahr, lauschen dem Vogelgezwitscher und spüren den Wind auf der Haut. Nachdem sie sich am Wegesrand Wirbel für Wirbel aufgerichtet und geistig mit der Erde verbunden haben, lädt ein Wiesenabschnitt ein, die Weite zu genießen. Baumstümpfe dienen dazu, eine Stufe höher zu treten und eine Brücke scheint der geeignete Ort, um dem Wasser mit ausgebreiteten Armen im Geist Sorgen und Belastendes zu übergeben.

"Wenn sich der Brustkorb weitet, weitet sich auch das Denken", sagt Schulz und führt die Teilnehmer zu einer "Naturkathedrale" aus mächtigen Bäumen. "Ich bin überwältigt, hier fühle ich mich frei und beschützt", meint Landschaftsbauer Thomas Thiele aus Karlsruhe. Jetzt stehen alle mit geschlossenen Augen zwischen den Bäumen. Schulz fordert sie auf, die "Urkraft des Lebens" über die Füße einzuatmen. Gerdi Trautvetter aus Bayern empfindet das als "schönen Impuls". Ihren Zustand nach der Hälfte des Wegs beschreibt die ehrenamtliche Hospizbegleiterin so: "entspannt, freudig, gelöst und locker."

Quelle