Änderungen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1: −
[[Datei:Stiegl-Produktionsbereich vormals Lazareth St. Rochus 01.jpg|thumb|das einstige Spital St. Rochus]]
+
[[File:Rochus-Kapelle.jpg|thumb|Im Hof des Seuchenspitals mit der Rochus-Kapelle.]]{{Googlemapsort|Rochusgasse_12+5020+Salzburg}}
{{Googlemapsort|Rochusgasse_12+5020+Salzburg}}
+
Das '''Seuchenspital St. Rochus''' in der [[Stadt Salzburg]]-[[Maxglan]] gehört zu den [[Denkmalgeschützte Objekte in der Stadt Salzburg|denkmalgeschützten Objekten]] in der Stadt Salzburg. Es wurde als [[Pest]]- und Seuchen-Spital (Lazarett) errichtet, nach [[1735]] als Arbeitshaus (Zuchthaus) und von [[1816]] bis 1898 als Kaserne (Rochuskaserne) genutzt.  
[[Datei:Stiegl-Produktionsbereich vormals Lazareth St. Rochus 02.jpg|thumb|Rochuskapelle]]
  −
[[Datei:Stiegl-Produktionsbereich vormals Lazareth St. Rochus 03.jpg|thumb|Rochuskapelle, Altar ]]
  −
Das '''Seuchenspital St. Rochus''' wurde als ein Pest- bzw. Seuchen-Spital (Lazareth) errichtet, 1735 dann als Arbeitshaus (Zuchthaus) und 1816 eine Kaserne (Rochuskaserne) genutzt. Es liegt - auch aus hygienischen Gründen direkt am [[Glan|Glanbach]] und unweit des zugehörigen Rochusmeierhofes (fälschlich heute [[Rochushof]] genannt) in [[Salzburg]]-[[Maxglan]].  
     −
== Pestlazarett ==
+
== Lage ==
Eine verheerende [[Die Pest in Salzburg|Seuche (Pest)]] war im Jahr [[1626]] der zwingende Anlass zu Errichtung eines Spitals außerhalb der Stadt. [[1636]] lies [[Fürsterzbischof]] [[Paris Graf Lodron|Paris Lodron]] hier ein neues Pesthaus errichten. [[1637]] wurde das Pestlazarett aus dem Bereich vor dem [[Linzertor]] an die [[Glan]] übersiedelt. Das neue Lazarett sollte etwa eine Stunde Fußmarsch vom Siedlungsraum der Stadt entfernt liegen und dadurch die Ansteckungsgefahr für die Bevölkerung vermindert werden. Das Pestlazarett besaß ein Lazarettbad an der Glan, seit [[1640]] einen Pestfriedhof und seit [[1649]] eine den Pestheiligen Rochus und Sebastian geweihte Kapelle.
+
Das Gebäude liegt am Ende der [[Rochusgasse]] und dem Beginn der [[Kendlerstraße]] unmittelbar am [[Glanbach]], was zur Zeit der Errichtung auch für die Wäschereinigung und für die Hygiene bedeutsam war. Zum Seuchenspital gehörte aus wirtschaftlichen Gründen damals auch der [[Rochusmeierhof]] (fälschlich heute [[Rochushof]] genannt).
  −
== Rochuskapelle ==
  −
Im Innenhof des einstigen Seuchenspitals befindet sich eine achtseitige, nach Osten ausgerichtete Kapelle (Oktogon), die den beiden Pestheiligen Rochus und Sebastian gewidmet ist. Auffallend sind die großen, hochrechteckigen Fensteröffnungen mit steinernen Sohlbänken. Das schlichte Eingangsportal ist aus [[Konglomerat]] gefertigt. Die geschmiedeten Eisengitter öffnen nach außen. Das Pyramidendach übernimmt den achteckigen Grundriss des Gebäudes, während der gemauerte Glockenturm zur Quaderform (mit Schallfenstern) vereinfacht ist und mit einem geschwungenen Zeltdach, gekrönt von Kugel und Kreuz (vergoldet), schließt.<ref>[http://www.marterl.at/index.php?id=54&no_cache=1&oid=2734#.WVoHKmewd3o www.marterl.at]</ref>
  −
  −
Der klassizistische Altar der Kapelle im Innenhof des Spitales wurde [[1781]] von Steinmetzmeister [[Lorenz Valentin Stumpfegger]] nach Entwürfen von [[Wolfgang Hagenauer]] gefertigt. Das hoch[[barock]]e Altarblatt wurde bereits [[1670]] von [[Franz de Neve]] angefertigt. Es stellt die beiden Pestheiligen dar. Mit dem langsamen Erlöschen der Pestseuchen im [[18. Jahrhundert]] wurde nach einer neuen Bestimmung für das Gebäude gesucht.  
     −
== Zucht- und Arbeitshaus ==
+
== Geschichte ==
Fürsterzbischof [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach|Schrattenbach]] baute das nicht mehr benötigte Pestspital zu einem Zucht- und Arbeitshaus um. Das Zucht- und Arbeitshaus wurde [[1755]] eingerichtet und hatte bis etwa [[1815]] Bestand. Hier wurden 'arbeitsscheue Leute', das waren [[Betteln|Bettler]], Unterstandslose und Kleinkriminelle, sowie auch 'liederlicher Leute' (Dirnen) eingesperrt und mussten sich ihre Verpflegung selbst erarbeiten. Eine [[marmor]]ne Tafel mit der Inschrift „''Abstine aut autine''“ (Meide oder leide, genauer: "''Meide [die Straftat] oder leide [die Folgen]''") erinnert das damalige Zucht- und Arbeitshaus.  
+
=== Pestlazarett ===
 +
Fürsterzbischof [[Wolf Dietrich von Raitenau]] erwarb in der [[Riedenburg]] - die damals weit von der Stadt entfernt lag - ein Haus und verlegte das Pesthaus dorthin. Eine verheerende [[Die Pest in Salzburg|Seuche (Pest)]] war im Jahr [[1626]] der zwingende Anlass zu Errichtung eines Spitals außerhalb der Stadt. [[1636]] kaufte [[Fürsterzbischof]] [[Paris Graf Lodron|Paris Lodron]] in Maxglan an der Glan eine Bauernkeusche und ließ an diesem Ort ein neues Pesthaus erbauten. [[1637]] wurde das alte Pestlazarett aus dem Bereich vor dem [[Linzertor]] dorthin an den Glanbach übersiedelt. Das neue Lazarett sollte weit vom Siedlungsraum der Stadt entfernt liegen (etwa eine Stunde zu Fuß) und dadurch die Ansteckungsgefahr für die Bevölkerung entscheidend vermindert werden. Das alte Pestlazarett war zu nahe an der Stadt gelegen. Das Pestlazarett besaß ein Lazarettbad an der Glan und seit [[1640]] einen eigenen Pestfriedhof. In der Mitte dieses Friedhofes stand auf einem großen Steinsockel ein Holzkreuz, Pestkreuz genannt. Der heilgie Sebastian und das Oberbild des Altares wurden um 1700 gestaltet, die weiteren Figuren (die Heiligen Joachim und Anna) stammen aus den Jahrzehnten nach 1700.  
   −
Auf der [[Salzburg Landkarte#Historische Landkarten|Schmitt'sche Karte von Südwestdeutschland aus 1797]] ist das Arbeitshaus verzeichnet.<ref>siehe [http://mapire.eu/de/map/schmittsche-karte/?bbox=1451638.6942099174%2C6087550.033545335%2C1503615.8734438372%2C6108417.342267188 schmittsche-karte]</ref>
+
Im [[Franziszeischer Kataster|Franciszäischen Kataster]] von [[1829]] ist das Gebäude als ehemaliges ''Lazareth St. Rochus'' verzeichnet.<ref>siehe [https://www.salzburg.gv.at/sagisonline/init.aspx?hotspot=landsbg|default|1:2412|426471.3|295313.1|mp2.png|Lazareth%20zu%20St.%20Rochus&redliningid=ly5p0pswefj3u5biswx4sdkn SAGIS/Hintergrund: "Franziszeischer Kataster" markieren]</ref>
   −
Im [[Franciszäischer Kataster|Franciszäischen Kataster]], etwa [[1815]], ist das ''Lazareth St. Rochus'' verzeichnet<ref>siehe [https://www.salzburg.gv.at/sagisonline/init.aspx?hotspot=landsbg|default|1:2412|426471.3|295313.1|mp2.png|Lazareth%20zu%20St.%20Rochus&redliningid=ly5p0pswefj3u5biswx4sdkn SAGIS/Hintergrund: "Franciszäischer Kataster" markieren]</ref>.
+
=== Rochuskapelle ===
 +
:''Hauptartikel [[Rochuskapelle (Seuchenspital St. Rochus)]]
 +
Im Innenhof des einstigen Seuchenspitals wurde vermutlich im Jahr [[1649]] eine oktogone Kapelle erbaut, die den beiden Pestheiligen Rochus und Sebastian gewidmet ist. Der Altar wurde von [[Wolfgang Hagenauer]] [[1781]] neu gestaltet. das Altarblatt stammt aber schon von [[Frans de Neve]] und wurde nach 1660 gestaltet.  
   −
== Rochuskaserne ==
+
=== Zucht- und Arbeitshaus ===
Nach [[1816]] wurde das Gebäude als Kaserne genutzt, kurzzeitig war es auch Notlazarett. Von [[1887]] bis 1898 diente es als Kaserne für die k.k. Landwehr. Damals waren etwa 100 bis 150 Soldaten stationiert. In der Zeit des [[Nationalsozialismus]] war in der Rochuskaserne die Hunde-Ersatz- und Ausbildungsstaffel 18 untergebracht.
+
Nachdem mehr als hundert Jahre keine Seuche mehr aufgetreten und das Pestspital auch baufällig geworden war, baute es Fürsterzbischof [[Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach|Schrattenbach]] [[1735]] zu einem Zucht- und Arbeitshaus um. Das Zucht- und Arbeitshaus wurde [[1755]] eingerichtet und hatte bis etwa [[1815]] Bestand. Hier wurden 'arbeitsscheue Leute', das waren [[Betteln|Bettler]], Unterstandslose und Kleinkriminelle, sowie auch 'liederlicher Leute' (Dirnen) eingesperrt und mussten sich ihre Verpflegung selbst erarbeiten. Oberhalb des Tors ließ der Fürsterzbischof eine ovale Steintafel mit der Inschrift ''abstine aut sustine'' ('Entbehre oder ertrage', genauer "Meide [die Straftat] oder leide [die Folgen]") anbringen. Im Giebel befindet sich das [[Wappen der Fürsterzbischöfe|Wappen]] von Sigismund Graf Schrattenbach und die Jahreszahl [[1758]]. Auch auf der [[Salzburg Landkarte#Historische Landkarten|Schmitt'sche Karte von Südwestdeutschland aus 1797]] ist das Arbeitshaus verzeichnet.<ref>siehe [http://mapire.eu/de/map/schmittsche-karte/?bbox=1451638.6942099174%2C6087550.033545335%2C1503615.8734438372%2C6108417.342267188 schmittsche-karte]</ref>
   −
Im [[Salzburg Landkarte#Historische Landkarten|Franziszäischen Kataster]], etwa [[1850]] ist das ''Lazareth St. Rochus'' verzeichnet<ref>[https://www.salzburg.gv.at/sagisonline/(S(5kf3io3ngblqkmezgugs5lgh))/init.aspx?hotspot=landsbg|default|1:3427|426470.5|295319.4|mp2.png|Lazareth%20zu%20St.%20Rochus&redliningid=xmoylvgelmfnikdmncl124t5 SAGIS/Hintergrund: "Franciszäischer Kataster" anklicken]</ref>.
+
=== Rochuskaserne ===
 +
Nach der [[Säkularisation]] und den Jahren der [[Salzburg unter Napoleon|Napoleonischen Kriege]] kamen [[1816]] alle öffentlichen Gebäude des [[Fürsterzbistum]]s ins Eigentum des damaligen [[Republik Österreich#Kaisertum Österreich|Kaisertums Österreich]]. Das Gebäude wurde nun als Kaserne genutzt, kurzzeitig war es auch Notlazarett und das Gebäude, nun Rochuskaserne umgebaut. 1859, 1864 und 1866 waren Invalide darin untergebracht. 1870 wurde die österreichische Landwehr errichtet. Von [[1887]] bis 1898 diente es als Kaserne für die k.k. Landwehr. Damals waren hier etwa 100 bis 150 Soldaten stationiert. In der Zeit des [[Nationalsozialismus]] waren nach 1940 hier Hunde für die Ersatz- und Ausbildungsstaffel 18 und in den Ställen 20 Pferde untergebracht.
   −
== Stieglbrauerei ==
+
=== Stieglbrauerei ===
[[1901]] wurde das Gebäude an die [[Stieglbrauerei]] verkauft. Im heutigen "Ökonomiegebäude" waren und sind vornehmlich Stallungen für die Ochsen und Rösser, sowie die Remisen für die Kutschen untergebracht, mit denen die Stieglbrauerei bis heute Bier in Holzfässern ausliefert. Seit Ende des [[20. Jahrhundert]]s ist dort auch ein Mitarbeiter- und Seminarbereich eingerichtet.
+
[[1901]] wurde das Gebäude an die [[Stieglbrauerei]] verkauft. Im heute sogenannten "Ökonomiegebäude" waren und sind die Stallungen für Ochsen und Rösser, sowie die Remisen für die Kutschen untergebracht, mit denen die Stieglbrauerei bis heute Bier in Holzfässern ausliefert. Seit Ende des [[20. Jahrhundert]]s ist dort auch ein Mitarbeiter- und Seminarbereich eingerichtet.
    
== Quellen ==
 
== Quellen ==
* [[Reinhard Medicus]]
+
* [[Harald Waitzbauer|Waitzbauer, Harald]]; Weiß, Alfred: ''Die Geschichte der "Rochuskaserne"'', Teil 2 in: Zeitschrift "[[Die Bastei]]" des [[Salzburger Stadtverein|Stadtvereines]] 2007
* Führung, 525 Jahr-Jubiläum der Stieglbrauerei, 18. Juni 2017
+
* [[Gerhard Ammerer|Ammerer, Gerhard]]; Hannesschläger, Ingonda: ''Die Geschichte der "Rochuskaserne"''. Teil 1 in: Zeitschrift "Die Bastei" des [[Salzburger Stadtverein|Stadtvereines]] 2006
 +
* [[Josef Eder (Baumeister)|Eder, Josef]]: ''Das Pestkreuz'' [https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=19251212&query=%22eder%22&seite=3 ANNO], "[[Salzburger Volksblatt]]", 12. Dezember 1925, Seite 3
   −
== Fußnoten ==
+
== Einzelnachweise ==
 
<references/>
 
<references/>
 +
 +
 +
{{Denkmalgeschützte Objekte in der Stadt Salzburg}}
    
[[Kategorie:Stadt Salzburg]]
 
[[Kategorie:Stadt Salzburg]]
Zeile 39: Zeile 39:  
[[Kategorie:Geschichte]]
 
[[Kategorie:Geschichte]]
 
[[Kategorie:Architektur]]
 
[[Kategorie:Architektur]]
 +
[[Kategorie:Denkmalschutz]]
 +
[[Kategorie:Denkmalschutz (Stadt Salzburg)]]
 
[[Kategorie:Gebäude]]
 
[[Kategorie:Gebäude]]
 
[[Kategorie:Gesundheitssystem (Geschichte)]]
 
[[Kategorie:Gesundheitssystem (Geschichte)]]

Navigationsmenü