5.750 Bytes hinzugefügt
, 13:57, 13. Sep. 2008
'''Professor Friedrich Kurrent''' (* [[1. September]] [[1931]] in [[Hintersee]], [[Flachgau]]) ist Architekt und Urbanist, Forscher und Publizist, Denkmalschützer, Lehrer und Kritiker. Er lebt seit dem Studium in Wien.
==Leben==
Kurrent studierte nach der [[Gewerbeschule Salzburg]] ab [[1949]] Architektur in der Meisterklasse von Clemens Holzmeister an der Akademie der bildenden Künste in Wien, seinem neuen Lebensmittelpunkt. [[1950]] gründete er mit [[Johannes Spalt]], [[Wilhelm Holzbauer]] und [[Otto Leitner]] (bis 1953) die ''arbeitsgruppe 4'', nach Holzbauers Ausscheiden [[1964]] arbeitet Kurrent bis [[1973]] teilweise mit Spalt zusammen. [[1956]] und [[1957]] assistierte Kurrent dem Amerikaner Konrad Wachsmann an der [[Internationale Sommerakademie|Internationalen Sommerakademie]] in Salzburg.
[[1958]] lernte Friedrich Kurrent seinen Lebensmenschen kennen, die [[1912]] in [[Radstadt]] geborene Künstlerin [[Maria Biljan-Bilger]]. An ihr schätzte er Lebenserfahrung, die Haltung während der Nazizeit und die künstlerische Schöpfungskraft. Das Paar heiratete [[1985]].
[[1965]] war er Gründungsmitglied der ''Österreichischen Gesellschaft für Architektur''. Von [[1973]] bis [[1996]] hatte der einflussreiche Lehrer den Lehrstuhl für Entwerfen, Raumgestaltung und Sakralbau an der Technischen Universität München inne. In den [[1990er]] Jahren gestaltete er das alte AKH zur Campus Universität in Wien um und schuf bemerkenswerte Kirchenbauten in Aschheim bei München und Kirchham in [[Oberösterreich]]. Der Holzblockbau der [[Bergkapelle Ramingstein]] ([[1991]]) war das einzige gemeinsame Werk mit Maria Biljan-Bilger, die die Decke mit dem Thema der "Schöpfung" ausmalte.
=====Ungebaut=====
Eines der zahlreichen Beispiele unausgeführter Projekte ist das außergewöhnliche und innovative Bebauungskonzept für den neuen Stadtteil Salzburg-[[Taxham]] [[1954]]. Der von den damaligen Lokalmatadoren belächelte Wettbewerbsbeitrag der "arbeitsgruppe 4" zeigt, was im Salzburg der [[1950er]] Jahre städtebaulich und architektonisch möglich gewesen wäre. Die drei Architekten schlugen eine großflächige Verkehrsberuhigung innerhalb der Siedlung vor, eine Gliederung in mehrere Nachbarschaften mit zugeordneten Grünräumen, einen verkehrsfreien Platz und eine Hauptstraße mit öffentlichen Bauten und Einrichtungen - darunter attraktive Wohnraumschulen - sowie vierzehn Wohnformen vom Hochhaus bis zum Atriumhaus. Realisiert wurde indes eine monotone Schlafstadt ohne ein klar akzentuiertes Zentrum.
[[1971]] gewann Kurrent den Wettbewerb [[Salzburg Süd]], ein zurückhaltendes Wohnbauprojekt zwischen [[Alpenstraße]] und [[Hellbrunner Allee]], das allerdings von einer Bürgerinitiative zu Fall gebracht wurde.
=====Forscher =====
Der Architekturforscher Friedrich Kurrent beschäftigte sich intensiv mit den bedeutendsten Protagonisten der Wiener Moderne, mit Otto Wagner, Josef Hoffmann, Adolf Loos und Josef Frank. Seine Neugier erwachte in Salzburg. [[1948]] hatte ein Lehrer an der Staatsgewerbeschule (heute HTBLA), die Kurrent mit anderen wichtigen Architekten seiner Generation wie Johannes Spalt, Wilhelm Holzbauer und [[Friedrich Achleitner]] besuchte, von Adolf Loos erzählt, wie sich Kurrent in seinem bemerkenswerten Buch "Einige Häuser, Kirchen und dergleichen" erinnert. "Loos hatte in Wien gegenüber der Hofburg ein Haus gebaut, das zu äußerstem Missfallen und vernichtender Ablehnung Anlass gab. Das machte neugierig!" Kurrent suchte und fand das heute berühmte "Loos-Haus" am Michaelerplatz. Er behielt seine Neugier bis heute. Wichtige Initialzündungen für die Aufarbeitung der jüngeren Architekturgeschichte waren Ausstellungen gemeinsam mit Johannes Spalt Mitte der [[1960er]] Jahre zu Kirchenbau, Schulbau, Theaterbau sowie über "Wien um 1900" und Adolf Loos.
==Bauwerke==
Kurrents Werk ist von konstruktiver Klarheit und sorgfältig abgestimmter räumlicher Wirkung gezeichnet. Am Beginn stehen intensive Auseinandersetzungen mit Bauaufgabe und Ort. Frei vom Drang nach spektakulären Wirkungen überraschen seine unaufdringlichen aber schlüssigen Raum- und Baukonzepte immer wieder. Hinzu kommt eine präzise Materialwahl.
* Maria Biljan-Bilger Museum im Sommerein am Leithagebirge (2004)
* Kirche St. Laurentius in Kirchham (Oberösterreich 1998)
* Kirche Aschheim bei München (1997)
* Campus der Universität Wien (altes AKH)
* Bergkapelle in [[Ramingstein]] (1991)
* Kolleg St. Josef in Salzburg [[Aigen]] (1961-64)
* Kirche [[Parsch]] (1953-56)
==Literatur==
*''Texte zur Architektur'' mit Gabriele Kaiser, [[Verlag Anton Pustet]] 2006
*'' Einige Häuser, Kirchen und dergleichen'' mit Scarlet Munding, Verlag Anton Pustet 2001
*''Raummodelle. Wohnhäuser des 20. Jahrhunderts.'' Verlag Anton Pustet
*''Adolf Loos 1870-1933, 40 Wohnhäuser.'' Verlag Anton Pustet
==Auszeichnungen==
* Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien (2001)
* Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1997)
* Preis der Stadt Wien für Architektur (1979)
* Seit 1986 Mitglied der ''Bayerischen Akademie der Schönen Künste München''
==O-Ton==
*''Friedrich Kurrent ist ein Moralist von der unbestechlichen, aber auch anstrengenden und unbequemen Art, dem man nicht leicht verzeihen kann, dass er meist recht hat.'' (Friedrich Achleitner in einer Laudatio 1997)
*''Loos hatte in Wien gegenüber der Hofburg ein Haus gebaut, das zu äußerstem Missfallen und vernichtender Ablehnung Anlass gab. Das machte neugierig!'' (Kurrent über Adolf Loos)
*''Ich habe viel für Wien gemacht, aber wenig für Wien machen können.''
==Quellen==
*Salzburger Nachrichten
{{Quelle Kulturlexikon}}
[[Kategorie:Person|Kurrent, Friedrich]]
[[Kategorie:Architekt|Kurrent, Friedrich]]