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| | Den eigentlichen Mittelpunkt für die Züge der vertriebenen Salzburger bildete Ulm, Deutschland. Von dort aus ging der Zug durch württembergisches Gebiet hindurch und verteilte sich nach verschiedenen Richtungen. Man erwog den Gedanken einer Ansiedlung im Schwarzwald, Deutschland. Da kam Hilfe von Preußen. Nachdem Friedrich Wilhelm I. einen Kommissar nach Salzburg entsandt und dieser ihm eingehenden Bericht von der Not und Bedrängnis der Evangelischen in Salzburg erstattet hatte, unterzeichnete er am [[2. Februar]] [[1732]] das Immigrationspatent, das die Heimatlosen nach Preußen einlud und die Vertriebenen unter den Schutz des preußischen Staates stellte. Am [[29. April]] [[1732]] kamen die ersten vertriebenen Salzburger in Potsdam, Deutschland, an. Von dort ging es der neuen Heimat zu, dem preußischen Kreis Gumbinnen (der damals noch in der Provinz Preußen lag; erst 1878 kam es zur Teilung in West- und Ostpreußen und der Kreis Gumbinnen wurde Ostpreußens zugeschlagen). Vom [[28. Mai]] 1732 bis zum [[30. Juli]] [[1733]] treffen insgesamt 33 Schiffe mit 10 625 vertriebenen protestantischen Salzburgern im Kreis Gumbinnen ein; auf dem Landweg hatten von 5 533 Personen 5 243 Salzburger ihr Ziel erreicht, unterwegs waren 290 Personen gestorben. Die [[Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen]] geht auf diese Zeit zurück. | | Den eigentlichen Mittelpunkt für die Züge der vertriebenen Salzburger bildete Ulm, Deutschland. Von dort aus ging der Zug durch württembergisches Gebiet hindurch und verteilte sich nach verschiedenen Richtungen. Man erwog den Gedanken einer Ansiedlung im Schwarzwald, Deutschland. Da kam Hilfe von Preußen. Nachdem Friedrich Wilhelm I. einen Kommissar nach Salzburg entsandt und dieser ihm eingehenden Bericht von der Not und Bedrängnis der Evangelischen in Salzburg erstattet hatte, unterzeichnete er am [[2. Februar]] [[1732]] das Immigrationspatent, das die Heimatlosen nach Preußen einlud und die Vertriebenen unter den Schutz des preußischen Staates stellte. Am [[29. April]] [[1732]] kamen die ersten vertriebenen Salzburger in Potsdam, Deutschland, an. Von dort ging es der neuen Heimat zu, dem preußischen Kreis Gumbinnen (der damals noch in der Provinz Preußen lag; erst 1878 kam es zur Teilung in West- und Ostpreußen und der Kreis Gumbinnen wurde Ostpreußens zugeschlagen). Vom [[28. Mai]] 1732 bis zum [[30. Juli]] [[1733]] treffen insgesamt 33 Schiffe mit 10 625 vertriebenen protestantischen Salzburgern im Kreis Gumbinnen ein; auf dem Landweg hatten von 5 533 Personen 5 243 Salzburger ihr Ziel erreicht, unterwegs waren 290 Personen gestorben. Die [[Stiftung Salzburger Anstalt Gumbinnen]] geht auf diese Zeit zurück. |
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| | + | Am Vormittag des [[30. November]] [[1732]] nahmen erneut 788 Dürrnberger und [[Berchtesgaden]]er Protestanten jeden Alters und Geschlechtes von ihrer Heimat Abschied und bestiegen in [[Hallein]] die dort schon bereitstehenden Schiffe zur Fahrt ins Exil nach Deutschland und die Niederlande. Andere Gruppen von Emigranten gelangten sogar bis nach Ebenezer im Staate Georgia (USA) |
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| | Ein Jahr später, am [[20. Juni]], erfolgte eine feierliche Begrüßung der aus dem Erzbistum Salzburg vertriebenen im Kurfürstentum Hannover aufzunehmenden Evangelischen in Göttingen, Deutschland. Am dritten Tag marschierte dann der Hauptzug weiter, 19 Familien mit 69 Personen blieben in Göttingen, vornehmlich Holzschnitzer. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten jedoch zogen dreizehn Familien im Februar [[1735]], weitere im Herbst und [[1738]] nochmals einige nach Nürnberg, Bayern. In Göttingen blieben nur fünf Personen zurück. | | Ein Jahr später, am [[20. Juni]], erfolgte eine feierliche Begrüßung der aus dem Erzbistum Salzburg vertriebenen im Kurfürstentum Hannover aufzunehmenden Evangelischen in Göttingen, Deutschland. Am dritten Tag marschierte dann der Hauptzug weiter, 19 Familien mit 69 Personen blieben in Göttingen, vornehmlich Holzschnitzer. Wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten jedoch zogen dreizehn Familien im Februar [[1735]], weitere im Herbst und [[1738]] nochmals einige nach Nürnberg, Bayern. In Göttingen blieben nur fünf Personen zurück. |
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| | In der schmerzensreichen Entscheidung zwischen Glauben und Heimat hatten sich weit über 20 000 Salzburger zum Verlassen der Heimat entschlossen. Unter den [[Familiennamen der Salzburger Emigranten]] finden sich viele, die seither aus dem Salzburger Land verschwunden sind. Das Land Salzburg verlor in den Jahren 1731 und 1732 mehr als ein Siebtel der Gesamtbevölkerung, die damals rund 140 000 betrug. Allein im Pongau, der am stärksten von der Emigration betroffen war, standen danach 1 544 Höfe leer<ref>{{Quelle SN|3. November 2012, Buchvorstellung von Erika Scherer aus [[Rauris]] und des Salzburger Historikers [[Franz Steinkogler]]: ''Halt's aus Bauer!'', [[Rupertus-Verlag]], [[Goldegg]], 2012}}</ref>. | | In der schmerzensreichen Entscheidung zwischen Glauben und Heimat hatten sich weit über 20 000 Salzburger zum Verlassen der Heimat entschlossen. Unter den [[Familiennamen der Salzburger Emigranten]] finden sich viele, die seither aus dem Salzburger Land verschwunden sind. Das Land Salzburg verlor in den Jahren 1731 und 1732 mehr als ein Siebtel der Gesamtbevölkerung, die damals rund 140 000 betrug. Allein im Pongau, der am stärksten von der Emigration betroffen war, standen danach 1 544 Höfe leer<ref>{{Quelle SN|3. November 2012, Buchvorstellung von Erika Scherer aus [[Rauris]] und des Salzburger Historikers [[Franz Steinkogler]]: ''Halt's aus Bauer!'', [[Rupertus-Verlag]], [[Goldegg]], 2012}}</ref>. |
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| − | ==Das Dürrnberger Schicksal unter Max Gandolf Kuenburg und Firmian== | + | ==Die Dürrnberger und die Defregger Exulanten unter Max Gandolf Kuenburg== |
| | die Fürsterzbischöfe hatten lange Zeit die Andersgläubigen am Dürrnberg geduldet, da sie meist als Bergknappen im [[Salzbergwerk Dürrnberg]] und [[Salzbergwerk Berchtesgaden]] tätig waren. Die Einnahmen aus dem [[Salzhandel]] waren neben dem Erlös aus Bergwerken in den [[Hohe Tauern|Hohen Tauern]] (z. B. [[Goldbergbau|Tauerngold]]) die wichtigsten Erträge zur Finanzierung des Lebenswandels des Fürsterzbischofs. | | die Fürsterzbischöfe hatten lange Zeit die Andersgläubigen am Dürrnberg geduldet, da sie meist als Bergknappen im [[Salzbergwerk Dürrnberg]] und [[Salzbergwerk Berchtesgaden]] tätig waren. Die Einnahmen aus dem [[Salzhandel]] waren neben dem Erlös aus Bergwerken in den [[Hohe Tauern|Hohen Tauern]] (z. B. [[Goldbergbau|Tauerngold]]) die wichtigsten Erträge zur Finanzierung des Lebenswandels des Fürsterzbischofs. |
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| | Schon um [[1680]] und früher hatten sich Protestanten vom [[Dürrnberg (Berg)|Dürrnberg]] im [[Abtswald]] zu geheimen lutherischen Gottesdiensten versammelt. Einer der Führer der Protestanten war der Dürrnberger [[Joseph Schaitberger]]. Darauf wurden unter Max Gandolf Kuenburg zwischen 1684 und 1686 über 70 Protestanten vom Dürrnberg vertrieben worden, unter ihnen Joseph Schaitberger. Die minderjährigen Kinder der Protestanten wurden den Protestanten zuvor abgenommen und kamen zu Pflegeeltern. | | Schon um [[1680]] und früher hatten sich Protestanten vom [[Dürrnberg (Berg)|Dürrnberg]] im [[Abtswald]] zu geheimen lutherischen Gottesdiensten versammelt. Einer der Führer der Protestanten war der Dürrnberger [[Joseph Schaitberger]]. Darauf wurden unter Max Gandolf Kuenburg zwischen 1684 und 1686 über 70 Protestanten vom Dürrnberg vertrieben worden, unter ihnen Joseph Schaitberger. Die minderjährigen Kinder der Protestanten wurden den Protestanten zuvor abgenommen und kamen zu Pflegeeltern. |
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| − | Am Vormittag des [[30. November]] [[1732]] nahmen erneut 788 Dürrnberger und [[Berchtesgaden]]er Protestanten jeden Alters und Geschlechtes von ihrer Heimat Abschied und bestiegen in [[Hallein]] die dort schon bereitstehenden Schiffe zur Fahrt ins Exil nach Deutschland und die Niederlande. Andere Gruppen von Emigranten gelangten sogar bis nach Ebenezer im Staate Georgia (USA).
| + | Anfang 1685 folgte mitten im Winter die Ausweisung von 620 Protestanten des Defreggentales unter Verweigerung der gesetzlichen Drei-Jahresfrist. 300 Kinder unter 15 Jahren wurden weggenommen. |
| | + | Wer damals versuchte Kinder heimlich nachzuholen und ertappt wurde, wurde strafweise auf venezianische Galeeren verbannt. |
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| | == Siehe auch == | | == Siehe auch == |