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| | + | === Salzburger Nachrichten, KULTUR, Montag 1. Juni 2015 Bernhard Flieher === |
| | + | Das Leben von Holz nach dem Wegschmeißen |
| | + | In Riedau zeigt der Salzburger Hans Schmidt, dass Holz nie ein Wegwerfprodukt sein muss. |
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| | + | Schicht um Schicht leimt Hans Schmidt Hölzchen. Der Seekirchner baut sie um Drahtgerüste, fräst sie danach, bebohrt sie, flämmt sie. Das gibt den glatten Parkettstückerln neue Struktur. Tausende Holzstückerln sind es, denen Schmidt ein neues Leben schenkt. Täte er das nicht, würden sie weggeschmissen werden. Scheinbar Belangloses, dem Abfall entrissen, wächst zur Skulptur. |
| | + | "In diesen Arbeiten steckt viel von dem, was unser Museum ausmacht", sagt Kunsthistorikerin Lisa Wipplinger über Schmidts Ausstellung "Schichtungen". Wipplinger leitet das Lignorama, ein Holz- und Werkzeugmuseum in Riedau im Innviertel. Seit 2001 leben hier Kunst und Handwerk unter einem Dach. "Es geht darum, alle Aspekte von Holz zeigen zu können", sagt Wipplinger. Dazu gehört zeitgenössische Kunst wie die von Schmidt. |
| | + | Holz funktioniert als Kulturträger. Das gilt für die Verwendung als Baumaterial wie als Ausgangspunkt für Kunstwerke. Diesen Bogen spannt das Museum. "Alle Arten des Umgangs mit Holz werden abgedeckt", sagt Wipplinger. |
| | + | In den Ortskern des Dorfes gebettet, vereinen sich in und um das Museum Tradition und Zeitgenossenschaft. Neben dem modernen, offenen Museumsgebäude steht eine Venezianer Gattersäge in einem renovierten Sägewerk, im Museum eine alte Tischlerwerkstatt aus einem Nachbardorf. Altes Werkzeug - vom Groben der Holzknechte bis zu Filigranem aus einer Drechslerei - wird ausgestellt. Längst sind diese Geräte aus der täglichen Arbeitswelt verschwunden. Da das Museum dem Unternehmen Leitz gehört, einem weltweit führenden Produzenten von Werkzeug und Werkzeugsystemen für Holz, bleibt der Blick nicht im Gestern stecken. Ein Holzlabor ermöglicht es, den Eigenschaften des Materials nachzuspüren. Holz wird von allen Seiten dargestellt. |
| | + | Der Schatz des Hauses lässt sich im Keller begreifen. Knapp 1400 Holzarten aus aller Welt lagern hier, gewöhnliche Birke und Esche ebenso wie Außergewöhnliches, etwa Jacaranda oder Khaya. Nirgends in Europa gibt es mehr zu sehen - und auch anzugreifen. Mit Holz ließen sich alle Sinne ansprechen, sagt Wipplinger. Diese Sinneserfahrung beeindruckt auch an Schmidts Arbeit. Was auf den ersten Blick bloß als abstrakte Formensprache empfunden werden kann und trotz der Mächtigkeit luftig hingeworfen wirkt, strahlt Wärme aus, erfüllt die Umgebung mit Leben. Die Emotion des Künstlers im Umgang mit dem Material wird spürbar. Schmidt selbst sieht in seiner Arbeitsweise etwas Meditatives. Der Schaffensprozess raucht Ruhe und Konzentration. Und seine Arbeit hat auch eine ökologische Komponente. Der Seekirchner betreibt seine Kunst als Wiederverwertung. |
| | + | Seine Objekte sind Recyclingprodukte - ähnlich wie das Riedauer Museum selbst. Einst standen die von den Vorarlberger Architekten Johannes und Oskar Leo Kaufmann geplanten Holzkuben als Österreich-Haus bei den Olympischen Spielen in Nagano. |
| | + | Wie die Arbeiten von Hans Schmidt unterstreicht die Geschichte des Hauses einen Wert, der Holz von vielen anderen Baustoffen - egal ob im klassischen Sinn bei Gebäuden oder als Ausgangsmaterial für Kunst - unterscheidet: absolute Nachhaltigkeit. |
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| | === Salzburger Nachrichten, SALZBURGkultur, Mittwoch 3. August 2011 Eva Pittertschatscher === | | === Salzburger Nachrichten, SALZBURGkultur, Mittwoch 3. August 2011 Eva Pittertschatscher === |
| | Werkschau. Zum 60. Geburtstag hat sich der Salzburger Künstler Hans Schmidt selbst beschenkt: In Seekirchen zeigt er Selbstporträts und Skulpturen. | | Werkschau. Zum 60. Geburtstag hat sich der Salzburger Künstler Hans Schmidt selbst beschenkt: In Seekirchen zeigt er Selbstporträts und Skulpturen. |