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'''{{PAGENAME}}''' (* [[1738]], Salzburg, †  26.3. [[1823]] ebenda), war ein Salzburger Freimann (Scharfrichter) und [[Abdecker]], der von [[1757]] bis [[1817]] beruflich tätig war. Er bewohnte-  wie alle Freimänner vor ihm auch - das alte bis heute erhaltene und historisch bedeutsame '''Freimannhaus''' an der Neukommgasse. Er besaß aber auch eine Wohnung in der Herrengasse neben dem Frauenhaus (Freudenhaus).   
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'''Franz Joseph Wohlmuth''' (* [[1738]] in Salzburg, †  [[26. März]] [[1823]] ebenda), war ein Salzburger Freimann (Scharfrichter) und [[Abdecker]], der von [[1757]] bis [[1817]] beruflich tätig war. Er bewohnte-  wie alle Freimänner vor ihm auch - das alte bis heute erhaltene und historisch bedeutsame [[Freimannhaus]] an der [[Neukommgasse]]. Er besaß aber auch eine Wohnung in der [[Herrengasse]] neben dem ''Frauenhaus'' (Freudenhaus).   
    
==Familie==
 
==Familie==
{{PAGENAME}} war als Sohn des Freimannes Franz Wohlmuth und seiner Frau Anna Maria ein Mitglied einer alten Wasenmeister- bzw. Freimanndynastie.<ref> Seit alter Zeit galt der Wasenmeister- und der Henkersberuf als „unehrlich“.</ref> Franz Joseph Wohlmuth wurde auf dem Morzger Friedhof bestattet.
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Franz Joseph Wohlmuth war als Sohn des Freimannes Franz Wohlmuth und seiner Frau Anna Maria ein Mitglied einer alten Wasenmeister- bzw. Freimanndynastie.<ref> Seit alter Zeit galt der Wasenmeister- und der Henkersberuf als „unehrlich“.</ref> Franz Joseph Wohlmuth wurde auf dem [[Friedhof Morzg|Morzger Friedhof]] bestattet.
    
==Aus seinem Leben==
 
==Aus seinem Leben==
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Die zum Tode verurteilten wurden in einem Schinderkarren vom [[Fronfeste Stockhaus|Stockhaus]] (an der Stelle des heutigen [[Justizgebäude]]s) zum [[Waagplatz]] und weiter über die [[Kaigasse]] zur Hinrichtungsstätte gefahren, wo unter großem Anteil der Bevölkerung die Hinrichtung stattfand. Die Lage des einstigen Galgens (in Verwendung von 1599 bis 1817) als Teil der Richtstätte der Stadt Salzburg an der Neukommgasse ist bekannt und bis heute im Gelände erkennbar. Fast alle abgeschlagenen Köpfe wurden an der Hinrichtungsstätte auf einem Stock ("Pfrill") gespießt ausgestellt. Gehängte Personen blieben in der Regel so lange hängen, bis sie von alleine herunterfielen. Oftmals wurden von den Gerichten noch verschärfende Zusatzstrafen ausgesprochen.  
Die zum Tode verurteilten wurden in einem Schinderkarren vom Stockhaus (an der Stelle des heutigen Justizgebäudes) zum Waagplatz und weiter über die Kaigasse zur Hinrichtungsstätte gefahren, wo unter großem Anteil der Bevölkerung die Hinrichtung stattfand. Die Lage des einstigen Galgens ( in Verwendung von 1599 bis 1817) als Teil der Richtstätte der Stadt Salzburg an der Neukommgasse ist bekannt und bis heute im Gelände erkennbar. Fast alle abgeschlagenen Köpfe wurden an der Hinrichtungsstätte auf einem Stock ("Pfrill") gespießt ausgestellt. Gehängte Personen blieben in der Regel so lange hängen, bis sie von alleine herunterfielen. Oftmals wurden von den Gerichten noch verschärfende Zusatzstrafen ausgesprochen.  
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Wohlmuth führte die Hinrichtungen mit dem Schwert (77 Personen), seltener auch den durch Erhängen (15 Personen) durch. Die Tagebucheintrag Nr. 200 berichtet der Scharfrichter über einen französischen Soldat, der durch den Strang hingerichtet werden sollte. Zuvor wurde ihm die Hand abgeschlagen, Wohlmuth musste den blutenden Stumpf verbinden, damit der Verurteilte nicht vor der Hinrichtung verblutet. Die Beschuldigten wurden auch der Tortur, oder der scharfen Tortur (Folter) um sie zu einem Geständnis zu zwingen, weil ohne Geständnis eine Verurteilung damals nicht möglich war.  Körperstrafen wurden ebenfalls von Wohlmuth durchgeführt und aufgeschrieben. So wurden Verurteilte an den Pranger gestellt, mit Ruten geschlagen und oft danach auch des Landes verwiesen. Das Tagebuch endet mit dem 226. Eintrag, einer Hinrichtung im September 1817. Damals verbot die Österreichische Rechjtssprechugn genau genommen bereits öffentliche Hinrichtungen.  Franz Joseph Wohlmuth war damals 79 Jahre alt.  Es war dies die letzte belegte öffentliche Hinrichtung mit einem Schwert im Land Salzburg. Und von dieser schreibt er ''...mit dem Schwerd glücklich und geschwind Hingerichtet worden [...] ist''. dies ist ein Hinweis arauf, dass ihn wohl ein Leben lang die Angst begleitet hatte, dass der erste Streich des Richtschwerts nicht gelingen könnte.  
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Wohlmuth führte die Hinrichtungen mit dem Schwert (77 Personen), seltener auch den durch Erhängen (15 Personen) durch. Die Tagebucheintrag Nr. 200 berichtet der Scharfrichter über einen französischen Soldat, der durch den Strang hingerichtet werden sollte. Zuvor wurde ihm die Hand abgeschlagen, Wohlmuth musste den blutenden Stumpf verbinden, damit der Verurteilte nicht vor der Hinrichtung verblutet. Die Beschuldigten wurden auch der Tortur, oder der scharfen Tortur (Folter) um sie zu einem Geständnis zu zwingen, weil ohne Geständnis eine Verurteilung damals nicht möglich war.  Körperstrafen wurden ebenfalls von Wohlmuth durchgeführt und aufgeschrieben. So wurden Verurteilte an den Pranger gestellt, mit Ruten geschlagen und oft danach auch des Landes verwiesen. Das Tagebuch endet mit dem 226. Eintrag, einer Hinrichtung im September 1817. Damals verbot die Österreichische Rechtsprechung genau genommen bereits öffentliche Hinrichtungen.  Franz Joseph Wohlmuth war damals 79 Jahre alt.  Es war dies die letzte belegte öffentliche Hinrichtung mit einem Schwert im Land Salzburg. Und von dieser schreibt er ''...mit dem Schwerd glücklich und geschwind Hingerichtet worden [...] ist''. dies ist ein Hinweis arauf, dass ihn wohl ein Leben lang die Angst begleitet hatte, dass der erste Streich des Richtschwerts nicht gelingen könnte.  
    
Als sichtbares Zeichen für das Territorium, in dem die Strafe ausgesprochen wurde, wurden auszuweisende Verurteilten mit einem "Relegationsbuchstaben" "gebrandmarkt". In Salzburg war es der Buchstabe '''„S“''' .
 
Als sichtbares Zeichen für das Territorium, in dem die Strafe ausgesprochen wurde, wurden auszuweisende Verurteilten mit einem "Relegationsbuchstaben" "gebrandmarkt". In Salzburg war es der Buchstabe '''„S“''' .
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So soll es bei Hinrichtungen 1807 und 1808 bei Mehrfachexekutionen vorgekommen sein, dass einer der Delinquenten vom Galgen gestürzt war. Wohlmuth berichtet in seinem [[Exekutionsbuch des Salzburger Freimanns Joseph Wohlmuth|Exekutionsbuch]] aber auch über eine andere misslungene Hinrichtung mit dem Schwert am [[7. Juni]] [[1766]], bei der er dreimal das Schwert führen musste, bevor die Exekution ausgeführt war.  
 
So soll es bei Hinrichtungen 1807 und 1808 bei Mehrfachexekutionen vorgekommen sein, dass einer der Delinquenten vom Galgen gestürzt war. Wohlmuth berichtet in seinem [[Exekutionsbuch des Salzburger Freimanns Joseph Wohlmuth|Exekutionsbuch]] aber auch über eine andere misslungene Hinrichtung mit dem Schwert am [[7. Juni]] [[1766]], bei der er dreimal das Schwert führen musste, bevor die Exekution ausgeführt war.  
      
===Taufpate von Joseph Mohr===
 
===Taufpate von Joseph Mohr===
 
Wohlmuth war auch der Taufpate von [[Joseph Mohr]], dem Schöpfer des Textes von [[Stille Nacht, Heilige Nacht]]. Allerdings ließ er sich bei der Taufe selbst durch eine gewisse Franziska Zachin vertreten, da er offensichtlich als Abdecker zu tun hatte<ref>Quelle Kronenzeitung, Ausgabe 27. Dezember 2009, Beitrag ''Der Abdecker und sein Täufling'' von Roland Girtler, der diese Information bei einem Gespräch mit Rebecca Wurian, deren Großmutter eine geborene Wohlmuth war, erhalten hatte.</ref>.
 
Wohlmuth war auch der Taufpate von [[Joseph Mohr]], dem Schöpfer des Textes von [[Stille Nacht, Heilige Nacht]]. Allerdings ließ er sich bei der Taufe selbst durch eine gewisse Franziska Zachin vertreten, da er offensichtlich als Abdecker zu tun hatte<ref>Quelle Kronenzeitung, Ausgabe 27. Dezember 2009, Beitrag ''Der Abdecker und sein Täufling'' von Roland Girtler, der diese Information bei einem Gespräch mit Rebecca Wurian, deren Großmutter eine geborene Wohlmuth war, erhalten hatte.</ref>.
==Weblink==  
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==Weblinks==  
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_Wohlmuth#mediaviewer/File:Titelblatt.jpg  Die Umschlagsseite vom "Exekutions Einschreib Buch", angefangen 1761 von Franz Joseph Wohlmuth]
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_Wohlmuth#mediaviewer/File:Titelblatt.jpg  Die Umschlagsseite vom "Exekutions Einschreib Buch", angefangen 1761 von Franz Joseph Wohlmuth]
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_Wohlmuth#mediaviewer/File:R%C3%BCckseite_des_Titelblattes.jpg  Rückseite des Titelblattes vom "Exekutions Einschreib Buch" mit der Zeichnung eines zu Schau gestellten Kopfes eines enthaupteten Delinquenten].
 
* [http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Joseph_Wohlmuth#mediaviewer/File:R%C3%BCckseite_des_Titelblattes.jpg  Rückseite des Titelblattes vom "Exekutions Einschreib Buch" mit der Zeichnung eines zu Schau gestellten Kopfes eines enthaupteten Delinquenten].
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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* [[Peter Putzer|Putzer, Peter]]: ''Das Salzburger Scharfrichter Tagebuch'',  Österr. Kunst- und Kulturverlag, Wien, 1985
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* [[Hans Widmann|Widmann, Hans]]: ''Von Verbrechen und Strafen in der erzbischöflichen Zeit - Ein halbes Jahrhundert lang "Freimann" in Salzburg'', in: [[Salzburger Museum Carolino-Augusteum]], Jahresbericht 1907, S.&nbsp;108.
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[[Peter Putzer]]: Das Salzburger Scharfrichter Tagebuch,  Österr. Kunst- und Kulturverlag, Wien, 1985
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==Quellen==
 
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* ''Salzburg Archiv Band 23'' aus der Schriftenreihe des [[Verein Freunde der Salzburger Geschichte|Vereines Freunde der Salzburger Geschichte]] 1997, Beitrag ''... der zweyte Streich ist schnell auf den ersten glikhlich und geschikht erfolget... Ein Kunstfehler des Scharfrichters anno 1766'' von [[Peter Putzer]].
[[Hans Widmann]]: ''Von Verbrechen und Strafen in der erzbischöflichen Zeit - Ein halbes Jahrhundert lang "Freimann" in Salzburg'', in: [[Salzburger Museum Carolino-Augusteum]], Jahresbericht 1907, S.&nbsp;108.
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* [[Hanna Hintner]]: ''[[Josef Felner|Joseph Philipp Felner]] (1769-1850) als Staatsmann, Historiker und Mensch'', Phil. Diss., Wien 1967. S.&nbsp;64&nbsp;ff.
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* Robert Forstner-Billau: [http://www.forstner-billau.at/referat/s11.html ''Die Arbeit der Scharfrichter und ihre soziale Stellung in der Gesellschaft der frühen Neuzeit'']
    
==Fußnoten==
 
==Fußnoten==
 
<references/>
 
<references/>
==Quellen==
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* ''Salzburg Archiv Band 23'' aus der Schriftenreihe des [[Verein Freunde der Salzburger Geschichte|Vereines Freunde der Salzburger Geschichte]] 1997, Beitrag ''... der zweyte Streich ist schnell auf den ersten glikhlich und geschikht erfolget... Ein Kunstfehler des Scharfrichters anno 1766'' von [[Peter Putzer]].
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* [[Hanna Hintner]]: ''[[Josef Felner|Joseph Philipp Felner]] (1769-1850) als Staatsmann, Historiker und Mensch'', Phil. Diss., Wien 1967. S.&nbsp;64&nbsp;ff.
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* Robert Forstner-Billau: [http://www.forstner-billau.at/referat/s11.html ''Die Arbeit der Scharfrichter und ihre soziale Stellung in der Gesellschaft der frühen Neuzeit''.]
      
[[Kategorie:Person|Wohlmuth, Franz Joseph]]
 
[[Kategorie:Person|Wohlmuth, Franz Joseph]]