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| | Und so begann die [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]] 1960 mit dem zweijährigen Bau dieser zwölf Kilometer langen, zweispurigen Straße über 558 Höhenmeter mit acht Kehren und einer Höchststeigung von neun Prozent. Die feierliche Eröffnung der Gerlos Alpenstraße erfolgte am [[1. Dezember]] [[1962]]. Erst [[1964]] wurde sie auch auf [[Nordtirol|Tiroler]] Seite fertig gestellt, als das Land Tirol und die [[Tauernkraftwerke Kaprun|Tauernkraftwerke]] im Zuge der Erbauung des riesigen Speichersees die Straßenlücke zwischen der Pinzgauer Höhe und Ortschaft Gerlos schlossen. | | Und so begann die [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]] 1960 mit dem zweijährigen Bau dieser zwölf Kilometer langen, zweispurigen Straße über 558 Höhenmeter mit acht Kehren und einer Höchststeigung von neun Prozent. Die feierliche Eröffnung der Gerlos Alpenstraße erfolgte am [[1. Dezember]] [[1962]]. Erst [[1964]] wurde sie auch auf [[Nordtirol|Tiroler]] Seite fertig gestellt, als das Land Tirol und die [[Tauernkraftwerke Kaprun|Tauernkraftwerke]] im Zuge der Erbauung des riesigen Speichersees die Straßenlücke zwischen der Pinzgauer Höhe und Ortschaft Gerlos schlossen. |
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| − | Die Straße kann ganzjährig befahren werden.
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| | === Karrenweg zum Goldschatz=== | | === Karrenweg zum Goldschatz=== |
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| | Die alte, erster Straßenverbindung von Salzburg nach Tirol weist jedoch eine wesentlich ältere Geschichte auf. Auf dem Rohrberg hoch über [[Zell am Ziller]], [[Nordtirol]], wurde [[1630]] ein reicher Goldfund gemacht, der den seit [[1506]] recht einträglichen [[Goldbergbau]] auf dem nahe gelegenen [[Hainzenberg]] weit zu übertreffen versprach. | | Die alte, erster Straßenverbindung von Salzburg nach Tirol weist jedoch eine wesentlich ältere Geschichte auf. Auf dem Rohrberg hoch über [[Zell am Ziller]], [[Nordtirol]], wurde [[1630]] ein reicher Goldfund gemacht, der den seit [[1506]] recht einträglichen [[Goldbergbau]] auf dem nahe gelegenen [[Hainzenberg]] weit zu übertreffen versprach. |
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| − | == 2012 == | + | === 331 Jahre vom fürsterzbischöflichen Goldtransportweg zur modernen Gerlos Alpenstraße === |
| | + | [[Datei:Gerlos 1961 Juli 04.jpg|thumb|Straßenbau Stand Juli 1961]] |
| | + | [[Datei:Gerlos_1962_Oktober_05.jpg|thumb|Straßenbau Stand Oktober 1962, ein Postauto fährt nach Gerlos]] |
| | + | 70 Arbeiter stellten einen 3,5 m breiten [[Alte Gerlosstraße|Karrenweg]] vom [[Nordtirol|Tiroler]] [[Zell am Ziller]] ins Salzburger [[Wald im Pinzgau]] so weit fertig, dass im Sommer [[1631]] eine vierspännige Kutsche die holprige Eröffnungsfahrt über die Gerlos schaffte. Es war der Beginn der alten Gerlosstraße. Der große Pionier des modernen alpinen Straßenbaus, Ingenieur [[Franz Wallack]] (* 1887, † 1966) eröffnete am [[1. Dezember]] [[1962]] die heutige Gerlos Alpenstraße. Dieser Artikel wirft einen Blick zurück in die Geschichte der Entstehung dieser bedeutenden Transitverbindung. |
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| | + | ===Goldtransport, Eisenbahn oder Seilbahn=== |
| | + | Schon seit dem [[15. Jahrhundert]] bezogen die Salzburger [[Fürsterzbischof|Fürsterzbischöfe]] [[Goldbergbau|Gold]] aus dem [[Zillertal]], das bis 1803 zum Erzbistum Salzburg gehörte. Als man [[1630]] auf dem [[Rohrberg]] hoch über Zell am Ziller im Zillertal ein reiches Goldlager entdeckte, war die „Modernisierung“ des vorhandenen Saumpfades zu eingangs erwähnten Karrenweg notwendig geworden. |
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| | + | Nach der Eröffnung der Inntal-Eisenbahn 1868 hatte eine Gruppe von visionären Männern die Idee, eine Eisenbahnverbindung von Jenbach im Inntal durch das Zillertal und über den [[Gerlospass]] in den Pinzgau zu bauen. Als jedoch sechs Jahre später tatsächlich die Planung einer Eisenbahnverbindung von Tirol nach Salzburg anstand, gewann die heutige Streckenführung über [[Hochfilzen]]. Nicht zuletzt deshalb, weil die [[Oberpinzgau]]er Bauern gegen die Bahnverbindung waren, befürchteten sie doch große Schäden in ihrer Landwirtschaft durch das „Dampfross“. Zwar verstummten die Pläne einer Straße über den Gerlospass nie, aber es geschah auch nichts. Neben endlosen Debatten über eine Straße tauchten 1920 Luftschloss-Architekten auf. Sie wollten die 31 Kilometer lange Lücke (Luftlinie) zwischen den beiden Schmalspurbahnen im Zillertal und Pinzgau mit einer Seilbahn schließen. |
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| | + | ===Erste Baukilometer auf Tiroler Seite === |
| | + | Die verheerende Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er Jahre brachte im Salzburger Land den Baubeginn des bereits seit Jahren in der Schublade befindlichen Projekts [[Großglockner Hochalpenstraße]] (1930) zur Realisierung, um wenigstens ein paar Tausend Arbeitslosen Arbeit zu bieten. Auf Tiroler Seite des Gerlospasses wurde 1934 und 1935 der 17 Kilometer lange Güterweg zwischen Zell am Ziller und Gerlos für den damaligen Autoverkehr ausgebaut. Der erste Schritt einer zeitgemäßen Straßenverbindung in Richtung Oberpinzgau war getan. Der Krieg stoppte dann aber vorerst alle Pläne. |
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| | + | Mit dem amerikanischen Wiederaufbauprogramm, dem „[[Marshall Plan]]“, und der deutschen Währungsreform begann 1948 eine wirtschaftliche Besserung im Land Salzburg. [[1949]] wurde der Erbauer der Großglockner Hochalpenstraße, Franz Wallack, mit der Planung einer Gerlos Alpenstraße beauftragt. |
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| | + | ===Elf Jahre bis zum Spatenstich=== |
| | + | Geldmangel verhinderte jedoch vorerst die Umsetzung der zwölf Kilometer langen und 7,5 Meter breiten Straße, die Wallack von Krimml über 558 Höhenmeter und acht Kehren bei einer maximalen Steigung von neun Prozent hinauf nach Gerlos geplant hatte. Am 20. Juli 1960 war es dann aber nach elf Jahren des Wartens endlich soweit. [[Landeshauptmann]] [[Josef Klaus]], der gleichzeitig auch Vorsitzender im Aufsichtsrat der [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]] war, nahm den Spatenstich vor. |
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| | + | 500 Arbeiter errichteten in 700 000 Schichten, in 26 Monaten, die Straße. Dabei musste eine umfassende Entwässerung des rutschgefährdeten Geländes ebenso gebaut werden wie eine aufwändige Wildbachverbauung. Die Scheitelstrecke, die durch ein Hochmoor führt, musste auf einer Länge von 1,5 Kilometern vier Meter tief ausgehoben werden, bis man auf festen Untergrund stieß. |
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| | + | ===Wallack löste Probleme genial=== |
| | + | [[Datei:Gerlos_1962_Oktober_03.jpg|thumb|Straßenbau Stand Oktober 1962: die Schleife unter und um das Trattenköpfl]] |
| | + | [[Datei:Gerlos_Dezember_1962_03.jpg|thumb|Eröffnung am 1. Dezember 1962: links [[Landeshauptmann]] Dr. [[Hans Lechner]], Bundeskanzler Julius Raab, Ing. [[Franz Wallack]]]] |
| | + | Kurz nach Beginn der Strecke musste Wallack eine technische Lösung für das sogenannte Trattenköpfl finden, in dessen Bereich die Straße eine 180-Grad-Kehre benötigte. Wallack löste dieses Problem, in dem er zunächst die Trasse der Straße durch einen Tunnel unter dem Trattenköpfl führte, danach eine Kehre in Form eines Dreiviertelkreises um dieses Trattenköpfl im Freien baute und die fehlende Drehung der Straße in die Gegenrichtung in einer Schleife bergwärts führen konnte. |
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| | + | Die gesamte Trasse war auf einer 40 bis 60 Zentimeter starken Frostschutzschicht gebaut worden, um die Straße absolut wintersicher zu machen. Wie schon bei der Großglockner Hochalpenstraße ließ Wallack auch bei der Gerlos Alpenstraße ein Fernsprechkabel entlang der Straße verlegen und Notrufstellen errichten. |
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| | + | Am 1. Dezember 1962 wurde dann die Gerlos Alpenstraße eröffnet. Klaus, der mittlerweile zum Finanzminister berufen worden war, und der neue Salzburger Landeshauptmann Dr. [[Hans Lechner]] führten zusammen mit Franz Wallack die 300 Fahrzeuge umfassenden Autokolone der Eröffnungsfahrt an. Aber erst 1964 war dann auch das letzte Straßenstück zwischen der Salzburger Landesgrenze und der Gemeinde Gerlos auf Tiroler Seite geschlossen. Durch den Bau des Kraftwerkspeichers Durlaßboden konnte nun die 38 Kilometer lange Straße zwischen Krimml und Zell am Ziller durchgehend befahren werden. |
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| | + | Die Straße kann ganzjährig befahren werden. |
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| | + | == 2012. 50 Jahre Gerlos Alpenstraße == |
| | [[Datei:Gerlos Alpenstraße 50 Jahre Gerlos Alpenstraße.jpg|thumb|2012 - "50 Jahre Gerlos Alpenstraße", von links: Musikerin Maria Lerch, Bundespräsident Heinz Fischer , Musikerin Magdalena Lercher , Geschäftsführer Dr. [[Johannes Hörl]] und [[Bürgermeister der Gemeinde Krimml]] [[Erich Czerny]]]] | | [[Datei:Gerlos Alpenstraße 50 Jahre Gerlos Alpenstraße.jpg|thumb|2012 - "50 Jahre Gerlos Alpenstraße", von links: Musikerin Maria Lerch, Bundespräsident Heinz Fischer , Musikerin Magdalena Lercher , Geschäftsführer Dr. [[Johannes Hörl]] und [[Bürgermeister der Gemeinde Krimml]] [[Erich Czerny]]]] |
| | Am [[13. Juli]] [[2012]] fand die Jubiläumsfeier „50 Jahre Gerlos Alpenstraße“, u.a. mit einer Festansprache von Bundespräsident Heinz Fischer, in Krimml statt. | | Am [[13. Juli]] [[2012]] fand die Jubiläumsfeier „50 Jahre Gerlos Alpenstraße“, u.a. mit einer Festansprache von Bundespräsident Heinz Fischer, in Krimml statt. |
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| | * [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]] | | * [[Großglockner Hochalpenstraßen AG]] |
| | * Presseaussendung GROHAG im Juli 2012 | | * Presseaussendung GROHAG im Juli 2012 |
| | + | * Broschüre "50 Jahre Gerlos Alpenstraße" |
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| | == Weblinks == | | == Weblinks == |