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Der '''Zweite Weltkrieg''' hinterließ auch in Salzburg seine Spuren. In Stadt und Land Salzburg waren 7 000 Menschen durch den Krieg  umgekommen, rechnet man die Zahl der Vermissten hinzu, waren es fast  10 000. Insgesamt starben im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Soldaten und 25 Millionen Zivilpersonen, drei Millionen Menschen blieben für immer vermisst.  
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Der '''Zweite Weltkrieg''' hinterließ auch in Salzburg seine Spuren. In Stadt und Land Salzburg waren 7 000 Menschen durch den Krieg  umgekommen, rechnet man die Zahl der Vermissten hinzu, waren es fast  10 000. Insgesamt starben im Zweiten Weltkrieg 27 Millionen Soldaten und 25 Millionen Zivilpersonen, drei Millionen Menschen blieben für immer vermisst.  
    
==Viel Jubel beim Einmarsch Hitlers==
 
==Viel Jubel beim Einmarsch Hitlers==
 
====1938====
 
====1938====
Dass der Einmarsch deutscher Truppen in Salzburg am [[12. März]] [[1938]] mit besonderem Jubel begrüßt wurde, hatte mehrere Gründe. Einerseits war schon am Ende des [[19. Jahrhundert]]s der Liberalismus von einem entschiedenen [[Großdeutsche Volkspartei|Deutschnationalismus]] abgelöst worden, was im Ergebnis der [[Anschluss-Volksabstimmung]] von [[1921]] deutlich zum Ausdruck kam. Andererseits hatte die Arbeitsbeschaffungspolitik des [[Nationalsozialismus|NS-Regimes]] in dem Grenzland Salzburg, das zeitweise 32% Arbeitslose zählte, große Hoffnungen geweckt. [[Adolf Hitler|Hitler]] selbst hielt sich häufig in unmittelbarer Nachbarschaft, auf dem "Berghof" am [[Obersalzberg]] oberhalb von [[Berchtesgaden]], auf. Die Volksabstimmung am [[10. April]] brachte in Salzburg 157.595 Prostimmen, nur 463 Personen waren gegen den "Anschluss" an Deutschland. Im April fand dann die einzige [[Salzburger Bücherverbrennung|Bücherverbrennung]] auf österreichischem Boden statt.
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Dass der Einmarsch deutscher Truppen in Salzburg am [[12. März]] [[1938]] mit besonderem Jubel begrüßt wurde, hatte mehrere Gründe. Einerseits war schon am Ende des [[19. Jahrhundert]]s der Liberalismus von einem entschiedenen [[Großdeutsche Volkspartei|Deutschnationalismus]] abgelöst worden, was im Ergebnis der [[Anschluss-Volksabstimmung]] von [[1921]] deutlich zum Ausdruck kam. Andererseits hatte die Arbeitsbeschaffungspolitik des [[Nationalsozialismus|NS-Regimes]] in dem Grenzland Salzburg, das zeitweise 32% Arbeitslose zählte, große Hoffnungen geweckt. [[Adolf Hitler|Hitler]] selbst hielt sich häufig in unmittelbarer Nachbarschaft, auf dem "Berghof" am [[Obersalzberg]] oberhalb von [[Berchtesgaden]], auf. Die Volksabstimmung am [[10. April]] 1938 brachte in Salzburg 157 595 Prostimmen, nur 463 Personen waren gegen den "[[Anschluss]]" an Deutschland. Im April fand dann die [[Salzburger Bücherverbrennung]], im Dezember die [[Thalgauer Bücherverbrennung]].
    
==Jüdische Geschäfte verwüstet==
 
==Jüdische Geschäfte verwüstet==
Anfangs schienen sich die großen Hoffnungen der Salzburger Bevölkerung auch zu erfüllen. Autobahnbau ([[Westautobahn]], [[Tauernautobahn]] bis [[Anif]]/[[Grödig]]), Rüstungsindustrie ([[Grill-Werke]] in [[Hallein]]) und Kraftwerksbau ([[Tauernkraftwerke Kaprun]]) sorgten für Vollbeschäftigung. Aber bald zeigten sich auch die negativen Auswirkungen: in der so genannten [[Reichskristallnacht]] vom [[10. November|10.]] zum [[11. November]]  1938 wurden jüdische Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der [[Synagoge]] zerstört. Kriegsgefangene, die zum Bau von Straßen und Brücken eingesetzt wurden, starben zu Tausenden.  
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Anfangs schienen sich die großen Hoffnungen der Salzburger Bevölkerung auch zu erfüllen. Autobahnbau ([[Westautobahn]], [[Tauernautobahn]] bis [[Anif]]/[[Grödig]]), Rüstungsindustrie ([[Grill-Werke]] in [[Hallein]]) und Kraftwerksbau ([[Tauernkraftwerke Kaprun]]) sorgten für Vollbeschäftigung. Aber bald zeigten sich auch die negativen Auswirkungen: in der so genannten [[Reichskristallnacht]] vom [[10. November|10.]] zum [[11. November]]  1938 wurden [[Juden in Salzburg|jüdische]] Geschäfte verwüstet und die Einrichtung der [[Synagoge]] zerstört. Kriegsgefangene, die zum Bau von Straßen und Brücken eingesetzt wurden, starben zu Tausenden.  
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Besonders hart traf es die Russen im [[Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau"]], wie [[St. Johann im Pongau]] in der Zeit des NS-Regimes hieß. Für die Zigeuner gab es in Salzburg  - [[Riedenburg]] (Rosittengründe) ein Lager ([[Zigeunerlager Maxglan]]), in dem viele ihr Leben ließen. Insgesamt 13.000 oppositionell gesinnte Personen wurden zwischen [[1938]] und [[1945]] verhaftet, darunter prominente Politiker wie der langjährige Landeshauptmann [[Franz Rehrl|Dr. Franz Rehrl]]. [[1942]] wurden acht Eisenbahner, die der Widerstandsbewegung angehörten, hingerichtet.
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Besonders hart traf es die Russen im [[Kriegsgefangenenlager "Markt Pongau"]], wie [[Sankt Johann im Pongau]] in der Zeit des NS-Regimes hieß. Für die Zigeuner gab es in Salzburg  - [[Riedenburg]] (Rosittengründe) ein Lager ([[Zigeunerlager Maxglan]]), in dem viele ihr Leben ließen. Insgesamt 13 000 oppositionell gesinnte Personen wurden zwischen [[1938]] und [[1945]] verhaftet, darunter prominente Politiker wie der langjährige [[Landeshauptmann]] Dr. [[Franz Rehrl]]. [[1942]] wurden acht Eisenbahner, die der Widerstandsbewegung angehörten, hingerichtet.
    
==Blutzeugen des Glaubens==
 
==Blutzeugen des Glaubens==
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: ''siehe auch [[Stolpersteine]]''
 
Unterlagen des Konsistorialarchivs der [[Erzdiözese Salzburg]] kann man entnehmen, dass allein im Anschlussjahr 1938 in Salzburg 35 Personen verhaftet wurden. Während der Zeit des Nationalsozialismus insgesamt waren es 116. Viele von ihnen überlebten und konnten Zeitzeugnisse über jene sechs Salzburger Priester geben, die in Konzentrationslager umkamen.
 
Unterlagen des Konsistorialarchivs der [[Erzdiözese Salzburg]] kann man entnehmen, dass allein im Anschlussjahr 1938 in Salzburg 35 Personen verhaftet wurden. Während der Zeit des Nationalsozialismus insgesamt waren es 116. Viele von ihnen überlebten und konnten Zeitzeugnisse über jene sechs Salzburger Priester geben, die in Konzentrationslager umkamen.
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[[Anton Brugger]], ein gebürtiger [[Kaprun]]er, war Reformadventist und wurde wie [[Franz Jägerstätter]] wegen Kriegsdienstverweigerung aus religiösen Gründen hingerichtet.
 
[[Anton Brugger]], ein gebürtiger [[Kaprun]]er, war Reformadventist und wurde wie [[Franz Jägerstätter]] wegen Kriegsdienstverweigerung aus religiösen Gründen hingerichtet.
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== Desserteure und andere Opfer ==
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Es kam zur [[NS-Zwangsarbeit in der Landwirtschaft im Pinzgau]]. Ein [[SS-Todesschwadron jagte Deserteure am Böndlsee]], ein trauriges Kapitel [[Goldegg]]er Geschichte, das sich am [[2. Juli]] [[1944]] ereignete.
    
==Abstürze amerikanischer Bomber im Pinzgau 1944==
 
==Abstürze amerikanischer Bomber im Pinzgau 1944==
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Gauleiter [[Gustav Adolf Scheel]] hatte sich an diesem Tag bereits hinten den [[Pass Lueg]] in die Gemeinde [[Goldegg]] zurückgezogen, ebenso wie die SS vom [[Obersalzberg]]. Diese Truppen wollten unbedingt noch weiterkämpfen, obwohl die amerikanische Panzerspitze bereits über [[Piding]] hinaus in Richtung Salzburg vorgestoßen war. 200 Bomber standen bereit, um Salzburg aus der Luft anzugreifen und in Schutt und Asche zu legen.
 
Gauleiter [[Gustav Adolf Scheel]] hatte sich an diesem Tag bereits hinten den [[Pass Lueg]] in die Gemeinde [[Goldegg]] zurückgezogen, ebenso wie die SS vom [[Obersalzberg]]. Diese Truppen wollten unbedingt noch weiterkämpfen, obwohl die amerikanische Panzerspitze bereits über [[Piding]] hinaus in Richtung Salzburg vorgestoßen war. 200 Bomber standen bereit, um Salzburg aus der Luft anzugreifen und in Schutt und Asche zu legen.
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[[4. Mai]]: [[Hans Lepperdinger|Oberst Hans Lepperdinger]] überreicht an der [[Saalach]] bei [[Freilassing]] den Amerikanern das Friedensangebot einer kampflosen Übernahme der Stadt - Einmarsch der US-Truppen in Salzburg.
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[[4. Mai]]: Oberst [[Hans Lepperdinger]] überreicht an der [[Saalach]] bei [[Freilassing]] den Amerikanern das Friedensangebot einer kampflosen Übernahme der Stadt - Einmarsch der US-Truppen in Salzburg.
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Kampfkommandant Oberst Hans Lepperdinger verweigert in den frühen Morgenstunden die Annahme des Befehls von General Max von Bork zur Verteidigung der Stadt. Er gibt um 6 Uhr über Rundfunk seine Entscheidung bekannt, die Stadt den US-Truppen kampflos übergeben zu wollen. Schon um 6:30 Uhr gelingt es Parlamentären, mit den US-Truppen an der [[Saalach]]brücke nach [[Freilassing]] Kontakt aufzunehmen und die kampflose Übergabe der Stadt anzubieten.  
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Kampfkommandant Oberst Hans Lepperdinger verweigert in den frühen Morgenstunden die Annahme des Befehls von General Max von Bork zur Verteidigung der Stadt. Er gibt um 6 Uhr über Rundfunk seine Entscheidung bekannt, die Stadt den US-Truppen kampflos übergeben zu wollen. Schon um 6:30 Uhr gelingt es Parlamentären, mit den US-Truppen an der [[Saalachbrücke Rott]] nach [[Freilassing]] Kontakt aufzunehmen und die kampflose Übergabe der Stadt anzubieten.  
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Ein amerikanischer Offizier kommt in die Stadt, um die Richtigkeit des Übergabeangebots zu prüfen. Kurz danach fährt Oberst Lepperdinger mit einigen Offizieren Richtung Saalach-Eisenbahnbrücke, wo um 9:30 Uhr die konkreten Übergabeverhandlungen stattfinden. Um 11:30 Uhr überquert der erste amerikanische Panzer die [[Staatsbrücke]] und amerikanische Truppen der 3. Infanterie-Division und der 106. Kavallerie-Gruppe mit Panzern und Kraftwagen aller Art ziehen in die Stadt.  
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Ein amerikanischer Offizier kommt in die Stadt, um die Richtigkeit des Übergabeangebots zu prüfen. Kurz danach fährt Oberst Lepperdinger mit einigen Offizieren Richtung Saalach-Eisenbahnbrücke, wo um 09:30 Uhr die konkreten Übergabeverhandlungen stattfinden. Um 11:30 Uhr überquert der erste amerikanische Panzer die [[Staatsbrücke]] und amerikanische Truppen der 3. Infanterie-Division und der 106. Kavallerie-Gruppe mit Panzern und Kraftwagen aller Art ziehen in die Stadt.  
    
Um 13:30 Uhr spricht Brigadegeneral Robert N. Young mit Oberst Hans Lepperdinger im [[Hotel Österreichischer Hof]]. Ab 13:45 Uhr wird durch Lautsprecher ein Ausgehverbot ab 18 Uhr und für den nächsten Tag eine Ausgeherlaubnis von 11 bis 13 Uhr angeordnet. Alle Geschäfte und Gaststätten bleiben geschlossen. Die Amerikaner beschlagnahmen für ihre Zwecke sofort Häuser und Wohnungen, die von den Bewohnern innerhalb weniger Stunden geräumt werden müssen. Es gibt Klagen der Bevölkerung über die gewaltsame Abnahme von Uhren und Wertgegenständen durch amerikanische Soldaten und andere Übergriffe.  
 
Um 13:30 Uhr spricht Brigadegeneral Robert N. Young mit Oberst Hans Lepperdinger im [[Hotel Österreichischer Hof]]. Ab 13:45 Uhr wird durch Lautsprecher ein Ausgehverbot ab 18 Uhr und für den nächsten Tag eine Ausgeherlaubnis von 11 bis 13 Uhr angeordnet. Alle Geschäfte und Gaststätten bleiben geschlossen. Die Amerikaner beschlagnahmen für ihre Zwecke sofort Häuser und Wohnungen, die von den Bewohnern innerhalb weniger Stunden geräumt werden müssen. Es gibt Klagen der Bevölkerung über die gewaltsame Abnahme von Uhren und Wertgegenständen durch amerikanische Soldaten und andere Übergriffe.  
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==Nach dem Zweiten Weltkrieg==
 
==Nach dem Zweiten Weltkrieg==
[[5. Mai]]: wird [[Richard Hildmann]] von den US-amerikanischen Besatzern wieder als [[Bürgermeister der Stadt Salzburg]] eingesetzt
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[[5. Mai]]: [[Richard Hildmann]] wird von den US-amerikanischen Besatzern wieder als [[Bürgermeister der Stadt Salzburg]] eingesetzt
    
[[10. Mai]]: das ''Gut Taxham'' in der Stadt Salzburg wird von freigelassenen Russen, Polen und Serben geplündert; auch andere landwirtschaftliche Betriebe klagen über Plünderungen, vor allem im Norden der Stadt und der Umgebung, durch frühere, jetzt schwer bewaffnete Insassen des [[Lager Plain|Lagers Plain]], die Polizei ist ohne eigene Bewaffnung machtlos;
 
[[10. Mai]]: das ''Gut Taxham'' in der Stadt Salzburg wird von freigelassenen Russen, Polen und Serben geplündert; auch andere landwirtschaftliche Betriebe klagen über Plünderungen, vor allem im Norden der Stadt und der Umgebung, durch frühere, jetzt schwer bewaffnete Insassen des [[Lager Plain|Lagers Plain]], die Polizei ist ohne eigene Bewaffnung machtlos;
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* Geschichtlicher Teil im Salzburg Wiki
 
* Geschichtlicher Teil im Salzburg Wiki
 
* Stadchronik 1945 bis 1955
 
* Stadchronik 1945 bis 1955
   
* Buch [[Dem Salzburger Wilfried Haslauer zu Ehren]]
 
* Buch [[Dem Salzburger Wilfried Haslauer zu Ehren]]
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* Salzburgwiki-Artikel und dortige Quellen
    
==Fußnoten==
 
==Fußnoten==

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