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[[File:BE-MK-5416a.jpg|thumb|Sack: Salzburg, Flachgau, Thalgau, Fuschlsee, 2005.04.15]]
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'''Dahlica lichenella''' (''Tinea lichenella'' Linné, 1761: 370) ist eine Art aus der Ordnung [[Lepidoptera]], Familie [[Psychidae]].
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'''Dahlica lichenella''' (''Tinea lichenella'' Linné, 1761: 370) ist eine [[Glossar Biologie#A|Art]] aus der [[Glossar Biologie#O|Ordnung]] [[Lepidoptera]] (Schmetterlinge), [[Glossar Biologie#F|Familie]] [[Psychidae]] (Sackträger).
    
==Diagnose==
 
==Diagnose==
''D. lichenella'' ist eine der beiden parthenogenetischen Arten in Salzburg. Frisch geschlüpfte Weibchen lassen sich von ähnlichen Arten (vor allem ''[[Siederia pineti|Dahlica listerella]]'') daher am leichtesten durch das Eiablageverhalten unterscheiden, da die Weibchen von ''D. listerella'' am Sack angeklammert auf die Begattung durch die Männchen warten und nicht sofort mit der Eiablage beginnen. Von der ebenfalls parthenogenetischen ''[[Dahlica triquetrella]]'' undterscheidet sich ''D. lichenella'' einfach durch den Bau des Sackes, der bei ''[[Dahlica triquetrella]]'' größer und breiter und vorne mit Chitinteilchen bekleidet ist.
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''D. lichenella'' ist eine der beiden [[Glossar_Biologie#P|parthenogene]]tischen Arten in Salzburg. Frisch geschlüpfte Weibchen lassen sich von ähnlichen Arten (vor allem ''[[Siederia pineti|Dahlica listerella]]'') daher am leichtesten durch das Eiablageverhalten unterscheiden, da die Weibchen von ''D. listerella'' am Sack angeklammert auf die Begattung durch die Männchen warten und nicht sofort mit der Eiablage beginnen. Von der ebenfalls parthenogenetischen ''[[Dahlica triquetrella]]'' unterscheidet sich ''D. lichenella'' einfach durch den Bau des Sackes, der bei ''Dahlica triquetrella'' größer und breiter und vorne mit [[Glossar Biologie#C|Chitin]]teilchen bekleidet ist.
    
==Verbreitung, Lebensraum und Phänologie<ref>siehe [[Glossar Biologie#P|Phänologie]]</ref>==
 
==Verbreitung, Lebensraum und Phänologie<ref>siehe [[Glossar Biologie#P|Phänologie]]</ref>==
''D. lichenella'' ist in Salzburg besonders im Flachland weit verbreitet und bereits aus allen Landesteilen mit Ausnahme des [[Lungau]] nachgewiesen worden (Embacher et al. 2024). Im Gebirge, vor allem in den Hohen Tauern, sind die Nachweise aber spärlich, obwohl die Höhenverbreitung im Land von 400 bis 1200 m dokumentiert ist ([[Michael Kurz (Wissenschafter)|Kurz]] & [[Marion Kurz|Kurz]] 2024). ''D. lichenella'' kommt in Salzburg nur in der parthenogenetischen Form vor, es gibt also nur Weibchen, die sich durch Jungfernzeugung fortpflanzen. Eine bisexuelle Form, wie sie an manchen Orten in Oberösterreich oder Bayern an unvergletschert gebliebenen Stellen reliktartig die Eiszeit überlebt hat, wurde in Salzburg noch nicht gefunden. Die Art bewohnt bei uns vor allem lichte Buchen-Fichten-Tannen-Mischwälder, wo die Säcke oft an Buchenstämmen zu finden sind. Sie wurde aber auch in verschiedensten anderen Lebensräumen bereits angetroffen. So leben die Raupen in höheren Lagen meist an teils schattigen Felsabbrüchen (Karbonat- und Silikatgestein), besonders wenn diese mit Moos und Flechten bewachsen sind, und auch im Siedlungsgebiet wurde die Art bereits festgestellt. Hierher dürfte sie mit gelagertem Brennholz verschleppt worden sein, kann sich an Mauern, an denen Algen- und Flechtenbeläge anzutreffen sind, aber jahrelang halten. ''D. lichenella'' entwickelt eine Generation im Jahr, lediglich in höheren Lagen könnte die Entwicklung auch zwei Jahre dauern. Die [[Glossar_Biologie#I|Imagines]] erscheinen von April bis Anfang Juni, nach 2-3wöchiger Eiruhe schlüpfen die Raupen. Diese überwintern und verpuppen sich im April oder Mai. Die Puppenruhe dauert ebenfalls nur 2-3 Wochen.
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''D. lichenella'' ist in [[Salzburg (Bundesland)|Salzburg]] besonders im Flachland weit verbreitet und bereits aus allen Landesteilen mit Ausnahme des [[Lungau]]s nachgewiesen worden (Embacher et al. 2024). Im Gebirge, vor allem in den [[Hohe Tauern|Hohen Tauern]], sind die Nachweise aber spärlich, obwohl die Höhenverbreitung im Land von 400 bis 1200 m dokumentiert ist ([[Michael Kurz (Wissenschafter)|Kurz]] & [[Marion Kurz|Kurz]] 2024).  
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''D. lichenella'' kommt in Salzburg nur in der parthenogenetischen Form vor, es gibt also nur Weibchen, die sich durch Jungfernzeugung fortpflanzen. Eine bisexuelle Form, wie sie an manchen Orten in [[Oberösterreich]] oder [[Bayern]] an unver[[gletscher]]t gebliebenen Stellen reliktartig die [[Eiszeit]] überlebt hat, wurde in Salzburg noch nicht gefunden.  
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Die Art bewohnt bei uns vor allem lichte [[Buche]]n-[[Fichte]]n-[[Tanne]]n-Misch[[Wald (Pflanzenformation)|wälder]], wo die Säcke oft an Buchenstämmen zu finden sind. Sie wurde aber auch in verschiedensten anderen Lebensräumen bereits angetroffen. So leben die Raupen in höheren Lagen meist an teils schattigen Felsabbrüchen (Karbonat- und Silikatgestein), besonders wenn diese mit [[Moose|Moos]] und [[Flechte]]n (''Lichen'') bewachsen sind, und auch im Siedlungsgebiet wurde die Art bereits festgestellt. Hierher dürfte sie mit gelagertem Brenn[[holz]] verschleppt worden sein, kann sich an Mauern, an denen Algen- und Flechtenbeläge anzutreffen sind, aber jahrelang halten.  
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''D. lichenella'' entwickelt eine Generation im Jahr, lediglich in höheren Lagen könnte die Entwicklung auch zwei Jahre dauern. Die [[Glossar_Biologie#I|Imagines]] erscheinen von April bis Anfang Juni, nach 2- bis 3-wöchiger Eiruhe schlüpfen die Raupen. Diese überwintern und verpuppen sich im April oder Mai. Die Puppenruhe dauert ebenfalls nur 2-3 Wochen.
    
==Nachbarfaunen==
 
==Nachbarfaunen==
Mit Ausnahme von Wien kommt ''D. lichenella'' in allen österreichischen Bundesländern vor (Huemer 2013). Auch in Oberösterreich ist die Art aus allen drei Landesteilen nachgewiesen (Kusdas & Reichl 1974) und in Bayern sind ebenfalls Funde aus allen vier Naturräumen dokumentiert (Haslberger & Segerer 2016).
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Mit Ausnahme von [[Wien]] kommt ''D. lichenella'' in allen österreichischen Bundesländern vor (Huemer 2013). Auch in Oberösterreich ist die Art aus allen drei Landesteilen nachgewiesen (Kusdas & Reichl 1974) und in [[Bayern]] sind ebenfalls Funde aus allen vier Naturräumen dokumentiert (Haslberger & Segerer 2016).
    
==Biologie und Gefährdung==
 
==Biologie und Gefährdung==
Die parthenogenetischen Weibchen schlüpfen meistens frühmorgens, selten auch tagsüber oder am Abend und beginnen kurz nach dem Schlüpfen bereits mit der Eiablage. Nur gelegentlich warten sie ein bis zwei Stunden und nehmen die für die bisexuelle Form typische Lockstellung ein, in der sie an den Sack angeklammert das Abdomenende in die Höhe strecken. Die Eier werden in den Sack abgelegt und mit der sogenannten Afterwolle, einem Haarbüschel am Ende des Hinterleibs, bedeckt. Sind alle Eier abgelegt, fällt das Weibchen wenig später vom Sack herunter und stirbt bald darauf oder wird eine Beute von Ameisen. Die Raupen leben im unteren Bereich von Baumstämmen oder Felsabbrüchen, wo sie sich hauptsächlich von Algen- oder Flechtenüberzügen ernähren. Vor der Verpuppung im Frühjahr kriechen sie dann am Baumstamm oder Felsabbruch in die Höhe (bis zu 2 m) und spinnen den Sack mit dem Vorderende fest. Die Puppe schiebt sich vor dem Schlüpfen des Tieres etwa bis zur Hälfte ihrer Länge aus dem Sack hervor. Die Raupen werden trotz ihrer Tarnung im Sack oft von Schlupf- oder Brackwespen heimgesucht (Ichneumonidae und Braconidae). ''D lichenella'' ist in Salzburg ungefährdet, da sie weit verbreitet ist und keine strenge Bindung an einen bestimmten Lebensraum erkennen lässt (Einstufung LC nach Embacher et al. 2024).
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Die parthenogenetischen Weibchen schlüpfen meistens frühmorgens, selten auch tagsüber oder am Abend, und beginnen kurz nach dem Schlüpfen bereits mit der Eiablage. Nur gelegentlich warten sie ein bis zwei Stunden und nehmen die für die bisexuelle Form typische Lockstellung ein, in der sie an den Sack angeklammert das Abdomenende in die Höhe strecken. Die Eier werden in den Sack abgelegt und mit der sogenannten Afterwolle, einem Haarbüschel am Ende des Hinterleibs, bedeckt. Sind alle Eier abgelegt, fällt das Weibchen wenig später vom Sack herunter und stirbt bald darauf oder wird eine Beute von [[Ameisen]]. Die Raupen leben im unteren Bereich von Baumstämmen oder Felsabbrüchen, wo sie sich hauptsächlich von Algen- oder Flechtenüberzügen ernähren. Vor der Verpuppung im Frühjahr kriechen sie dann am Baumstamm oder Felsabbruch in die Höhe (bis zu 2 m) und spinnen den Sack mit dem Vorderende fest. Die Puppe schiebt sich vor dem Schlüpfen des Tieres etwa bis zur Hälfte ihrer Länge aus dem Sack hervor. Die Raupen werden trotz ihrer Tarnung im Sack oft von Schlupf- oder Brackwespen heimgesucht (Ichneumonidae und Braconidae).  
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''D lichenella'' ist in Salzburg ungefährdet, da sie weit verbreitet ist und keine strenge Bindung an einen bestimmten Lebensraum erkennen lässt (Einstufung LC nach Embacher et al. 2024).
    
==Weiterführende Informationen==
 
==Weiterführende Informationen==
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*Haslberger, A. &amp; A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
 
*Haslberger, A. &amp; A.H. Segerer 2016. Systematische, revidierte und kommentierte Checkliste der Schmetterlinge Bayerns (Insecta: Lepidoptera). Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft 106. Supplement: 336 pp.
 
*Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
 
*Huemer, P. 2013. Die Schmetterlinge Österreichs (Lepidoptera). Systematische und faunistische Checkliste. Studiohefte 12. Tiroler Landesmuseum Innsbruck: 304 pp.
*Kurz, M. A. & M. E. Kurz 2000–2024. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2024.12.12].
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*Kurz, M. A. &amp; [[Marion Kurz|M. E. Kurz]] 2000–2024. Naturkundliches Informationssystem. URL: http://www.nkis.info [online 2024.12.12].
*Kusdas, K. & E. R. Reichl 1974. Die Schmetterlinge Oberösterreichs. Teil 2. Schwärmer und Spinner. Entomologische Arbeitsgemeinschaft O.Ö. Landesmuseum Linz: 1-263.
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*Kusdas, K. & E. R. Reichl 1974. Die Schmetterlinge Oberösterreichs. Teil 2. Schwärmer und Spinner. Entomologische Arbeitsgemeinschaft am O.Ö. Landesmuseum Linz: 1-263.
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== Einzelnachweis ==
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<references />
    
[[Kategorie:Wissenschaft]]
 
[[Kategorie:Wissenschaft]]