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| | Thomas Bernhards Mutter Herta Bernhard (später verheiratete Fabjan) war die unehelich geborene Tochter des [[Henndorf]]er Schriftstellers [[Johannes Freumbichler]] und der Anna Bernhard. Sein Vater [[Alois Zuckerstätter junior|Alois Zuckerstätter]] war ein Tischlermeistersohn aus derselben [[Flachgau]]er Gemeinde am [[Wallersee]]. | | Thomas Bernhards Mutter Herta Bernhard (später verheiratete Fabjan) war die unehelich geborene Tochter des [[Henndorf]]er Schriftstellers [[Johannes Freumbichler]] und der Anna Bernhard. Sein Vater [[Alois Zuckerstätter junior|Alois Zuckerstätter]] war ein Tischlermeistersohn aus derselben [[Flachgau]]er Gemeinde am [[Wallersee]]. |
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| − | Das uneheliche Kind Thomas verbringt seine Kindheit zuerst bei den Großeltern in Wien, ab [[1937]] mit Freumbichler in [[Seekirchen]]. Mit seinem Großvater ist Thomas auch Gast bei [[Carl Zuckmayer]] in der ''[[Wiesmühl]]'' in Henndorf. | + | Das uneheliche Kind Thomas verbringt seine Kindheit zuerst bei den Großeltern in [[Wien]], ab [[1937]] mit Freumbichler in [[Seekirchen]]. Mit seinem Großvater ist Thomas auch Gast bei [[Carl Zuckmayer]] in der ''[[Wiesmühl]]'' in Henndorf. |
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| − | Seine Schulausbildung während des [[Zweiter Weltkrieg|Krieges]] erfolgt in einem [[NSDAP|nationalsozialistischen]] Internat<ref>Das Knabeninstitut "Johanneum" in der [[Schrannengasse (Stadt Salzburg)|Schrannengasse]] 4 in der [[Stadt Salzburg]] wurde als Jugend- und Erziehungsheim 1887 gegründet. In den Schlafsälen hatten bis zu 90 Schüler Platz. Nach dem "[[Anschluss]]" 1938 wurde das Gebäude enteignet und ab 1939 als NS-Schülerheim genutzt. 1945 übernahm die Erzdiözese Salzburg die Führung des "Johanneum"-Instituts.</ref> in der [[Stadt Salzburg]]. Nach Kriegsende verbleibt er im inzwischen wieder katholische geführten ''Johanneum'', [[Schrannengasse (Stadt Salzburg)|Schrannengasse]] 4. Die Erlebnisse dieser Zeit verarbeitet er später in seiner Jugendautobiografie ''Die Ursache. Eine Andeutung'' ([[1975]]). | + | Seine Schulausbildung während des [[Zweiter Weltkrieg|Krieges]] erfolgt in einem [[NSDAP|nationalsozialistischen]] Internat<ref>Das Knabeninstitut "Johanneum" in der [[Schrannengasse (Stadt Salzburg)|Schrannengasse]] 4 in der [[Stadt Salzburg]] wurde als Jugend- und Erziehungsheim 1887 gegründet. In den Schlafsälen hatten bis zu 90 Schüler Platz. Nach dem "[[Anschluss]]" 1938 wurde das Gebäude enteignet und ab 1939 als NS-Schülerheim genutzt. 1945 übernahm die Erzdiözese Salzburg die Führung des "Johanneum"-Instituts.</ref> in der [[Stadt Salzburg]]. Nach Kriegsende verbleibt er im inzwischen wieder katholische geführten Johanneum, [[Schrannengasse (Stadt Salzburg)|Schrannengasse]] 4. Die Erlebnisse dieser Zeit verarbeitet er später in seiner Jugendautobiografie ''Die Ursache. Eine Andeutung'' ([[1975]]). |
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| | [[1947]] verlässt er die Schule, um in [[Lehen (Stadt Salzburg)|Lehen]] im Lebensmittelgeschäft Podlaha in die Kaufmannslehre zu gehen. Wie es dazu gekommen ist, beschreibt er in der [[1976]] erschienenen autobiografischen Schrift ''Der Keller. Eine Entziehung''. Im [[2004]] von der Salzburger Germanistin [[Johanna Pühringer]] wieder entdeckten Keller holt sich Bernhard [[1949]] eine schwere Lungenentzündung. Sein Großvater stirbt zu jener Zeit. In seiner dritten Autobiografie ''Der Atem. Eine Entscheidung'' ([[1977]]) schreibt er über diese Grenzerfahrungen. | | [[1947]] verlässt er die Schule, um in [[Lehen (Stadt Salzburg)|Lehen]] im Lebensmittelgeschäft Podlaha in die Kaufmannslehre zu gehen. Wie es dazu gekommen ist, beschreibt er in der [[1976]] erschienenen autobiografischen Schrift ''Der Keller. Eine Entziehung''. Im [[2004]] von der Salzburger Germanistin [[Johanna Pühringer]] wieder entdeckten Keller holt sich Bernhard [[1949]] eine schwere Lungenentzündung. Sein Großvater stirbt zu jener Zeit. In seiner dritten Autobiografie ''Der Atem. Eine Entscheidung'' ([[1977]]) schreibt er über diese Grenzerfahrungen. |
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| | 1965 vergaben die Festspiele an Bernhard, der schon damals Büchner-Preisträger war, einen Stückauftrag. Sie lehnten aber seinen Theatertext für ''Ein Fest für Boris'' ab. Sie hatten Angst, ihr Publikum könnte der Anblick einer Tischgesellschaft von Beinamputierten schockieren. | | 1965 vergaben die Festspiele an Bernhard, der schon damals Büchner-Preisträger war, einen Stückauftrag. Sie lehnten aber seinen Theatertext für ''Ein Fest für Boris'' ab. Sie hatten Angst, ihr Publikum könnte der Anblick einer Tischgesellschaft von Beinamputierten schockieren. |
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| − | 1972 wurde die Uraufführung von Thomas Bernhards ''Der Ignorant und der Wahnsinnige'' nach der Premiere am [[29. Juli]] abgesetzt, weil die Feuerpolizei nicht erlaubte, das Publikum zwei Minuten ohne Notlicht zu lassen. Weil Notlicht brannte, kam es hinter der Bühne zu Handgreiflichkeiten: Angeblich wurde Bühnenbildner Karl-Ernst Herrmann von einem Bühnenarbeiter am Zopf gezogen und fiel zu Boden. Und weil Regisseur, Autor und Künstler nicht auf komplette Finsternis verzichten wollten, mussten die weiteren Aufführungen abgesagt werden. Thomas Bernhard telegrafierte am [[2. August]] an den damaligen Festspielpräsidenten Josef Kaut: "''EINE GESELLSCHAFT DIE ZWEI MINUTEN FINSTERNIS NICHT VERTRAEGT, KOMMT OHNE MEIN SCHAUSPIEL AUS STOP.''" | + | 1972 wurde die Uraufführung von Thomas Bernhards ''Der Ignorant und der Wahnsinnige'' nach der Premiere am [[29. Juli]] abgesetzt, weil die Feuerpolizei nicht erlaubte, das Publikum zwei Minuten ohne Notlicht zu lassen. Weil Notlicht brannte, kam es hinter der Bühne zu Handgreiflichkeiten: Angeblich wurde Bühnenbildner Karl-Ernst Herrmann von einem Bühnenarbeiter am Zopf gezogen und fiel zu Boden. Und weil Regisseur, Autor und Künstler nicht auf komplette Finsternis verzichten wollten, mussten die weiteren Aufführungen abgesagt werden. Thomas Bernhard telegrafierte am [[2. August]] an den damaligen Festspielpräsidenten Josef Kaut: ''EINE GESELLSCHAFT DIE ZWEI MINUTEN FINSTERNIS NICHT VERTRAEGT, KOMMT OHNE MEIN SCHAUSPIEL AUS STOP.'' |
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| | 1974 hatten sich Bernhard und Kaut versöhnt, doch abermals äußerte sich Thomas Bernhard in einem Zeitungsinterview abfällig über die Festspiele und es dauerte bis 1981, dass ein neues Stück von ihm aufgeführt wurde. ''Der Theatermacher'' verarbeitete 1985 dann im Stück unter anderem die Geschehnisse von 1972. | | 1974 hatten sich Bernhard und Kaut versöhnt, doch abermals äußerte sich Thomas Bernhard in einem Zeitungsinterview abfällig über die Festspiele und es dauerte bis 1981, dass ein neues Stück von ihm aufgeführt wurde. ''Der Theatermacher'' verarbeitete 1985 dann im Stück unter anderem die Geschehnisse von 1972. |
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| | == Ehrungen == | | == Ehrungen == |
| − | Nach Bernhard ist die [[Thomas-Bernhard-Straße]] in der ehemaligen [[Scherzhauserfeldsiedlung]] in [[Lehen (Stadt Salzburg)|Lehen]] benannt, wo er zwischen 1947 und 1949 in die Lehre ging. Eine Gedenktafel am [[Salzburger Landestheater]] erinnert an seine fünf Uraufführungen. | + | Nach Bernhard ist die [[Thomas-Bernhard-Straße]] in der [[Scherzhauserfeldsiedlung]] in [[Lehen (Stadt Salzburg)|Lehen]] benannt, wo er zwischen 1947 und 1949 in die Lehre ging. Eine Gedenktafel am [[Salzburger Landestheater]] erinnert an seine fünf Uraufführungen. |
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| | Er war Büchner-Preisträger. | | Er war Büchner-Preisträger. |
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| | [[Kategorie:Regisseur]] | | [[Kategorie:Regisseur]] |
| | [[Kategorie:Flachgau]] | | [[Kategorie:Flachgau]] |
| | + | [[Kategorie:Henndorf am Wallersee]] |
| | [[Kategorie:Seekirchen am Wallersee]] | | [[Kategorie:Seekirchen am Wallersee]] |
| | [[Kategorie:Salzburger Festspiele]] | | [[Kategorie:Salzburger Festspiele]] |
| | [[Kategorie:Geboren 1931]] | | [[Kategorie:Geboren 1931]] |
| | [[Kategorie:Gestorben 1989]] | | [[Kategorie:Gestorben 1989]] |