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Über seine Tochter Johanna Spängler (* [[1882]]; † [[1973]]), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* [[1868]]; † [[1940]]), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* [[1917]]; † [[2001]]), verheiratet Saska in Krems, an [[Otto Holzapfel]] (* [[1941]]) in [[Freiburg im Breisgau]] in [[Deutschland]].  
 
Über seine Tochter Johanna Spängler (* [[1882]]; † [[1973]]), verheiratet mit dem Schuldirektor in Krems, Rupert Holzapfel (* [[1868]]; † [[1940]]), kam die Sammlung aus dem Nachlass von dessen Tochter Gertraud Holzapfel (* [[1917]]; † [[2001]]), verheiratet Saska in Krems, an [[Otto Holzapfel]] (* [[1941]]) in [[Freiburg im Breisgau]] in [[Deutschland]].  
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Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen [[Franziska Kobler|Franziska "Fanny" Kobler]] (* [[1796]]; † [[1886]]) und Franz ''Francesco'' Castelli (* 1796; † [[1832]]). Deren Tochter [[Zäzilia Amalia Kobler]] wird [[1821]] geboren und heiratet [[1846]] [[Richard Franz Schlegel]], stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes [[1848]]. Diese Tochter, [[Franziska Schlegel|Franziska "Fanni" Schlegel]] (* [[1848]]; † [[1905]]), heiratet [[1872]] in der [[Stadt Salzburg]] den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz Xaver Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter "Fanny" und Enkelkind "Fanni".<ref>Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter "Fanny" [Kobler] und Enkelin "Fanni" [Schlegel-Spängler].</ref>
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Die Briefe sind zum Teil übertragen, zum Teil zusammenfassend registriert; eine genauere Auswertung steht noch aus. Die ältesten Briefe stammen aus der Beziehung zwischen [[Franziska Kobler|Franziska "Fanny" Kobler]] (* [[1796]]; † [[1886]]) und Franz ''Francesco'' Castelli (* 1796; † [[1832]]). Deren Tochter [[Zäzilia Amalia Kobler]] wird [[1821]] geboren und heiratet [[1846]] [[Richard Franz Schlegel]], stirbt aber bei der Geburt des ersten Kindes [[1848]]. Diese Tochter, [[Franziska Schlegel|Franziska "Fanni" Schlegel]] (* [[1848]]; † [[1905]]), heiratet [[1872]] in der [[Stadt Salzburg]] den späteren Oberlandesgerichtsrat in Krems, den oben genannten Dr. Franz II. Xaver Gregor Spängler. Ein großer Teil des Briefwechsels spiegelt die besonders enge Beziehung zwischen Großmutter "Fanny" und Enkelkind "Fanni".<ref>Trotz unterschiedlicher Schreibweise in den Briefen vereinheitliche ich [O. H.] zu Großmutter "Fanny" [Kobler] und Enkelin "Fanni" [Schlegel-Spängler].</ref>
    
== 1896 ==
 
== 1896 ==
==== Postkarten vom August 1896 von Franz Spängler an Fanni Spängler ====  
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==== Postkarten vom August 1896 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Spängler ====  
 
[Nr. 18<ref>"Nr. 18" usw. bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel' ([https://de.geneanet.org/profil/oholzapfel de.geneanet.org]).</ref>] Franz Spängler an [Nr. 19] Fanni Spängler: 2. 8., farbig illustrierte Karte "5. Deutsches Sängerfest, Stuttgart 1.-3. August 1896, an Franziska Spängler, Krems "vom 1. Festconcerte...", Franz mit Gesangverein und u. a. Holzapfel [Rupert H.; späterer Schwiegersohn] - 2. 8., farbig ill. Karte "Gruß aus Stuttgart": hoffe auf Nachricht, Weiterfahrpläne nach Heidelberg, Darmstadt, Frankfurt, Franz und u. a. Holzapfel - 3. 8., farbig ill. Karte "Gruß aus Stuttgart": Franz und u. a. Holzapfel - 3. 8., farbig ill. Karte "Gruß aus Stuttgart": Franz und u. a. Holzapfel, "das Fest ist mit dem heutigen Concerte zu Ende... ich schreibe diese Zeilen, während die anderen ‚Huheissa mein Dirndl’ singen. Wir gedenken bei Champagner unseren Lieben... kolossale Überfüllung in einem Nebenraum einer Weinwirtschaft", Franz und u.  a. Holzapfel - 4.8., Ansichtskarte Heidelberg: im überfüllten Wagen, aber in bester Stimmung, zufällig Studentenfest, Franz und u. a. Holzapfel - 4. 8., farbig ill. Karte "Gruß aus Heidelberg": Dank für Karte, "Heidelberg wunderschön, die Lage erinnert an Salzburg", Franz und u. a. Holzapfel - 5. 8., ill. Karte "Gruß aus Frankfurt a/M", Franz und u. a. Holzapfel - 6. 8., farbig ill. Karte "Gruß vom National-Denkmal" (Rüdesheim): "in gehobener Stimmung", Franz und u. a. Holzapfel / [nachträglich: 5. 8. Rechnung des "Hotel Landsberg" in Frankfurt/M für "6 Logement und 6 Café compl" mit Bleistiftnotizen von Fr. Spängler zu den Einzelsummen für die Teilnehmer: Holzapfel usw.] - 6. 8., farbig ill. Karte "Gruß aus Coblenz": Dank für Kartenbrief, "wir sind Gottlob sehr wohl", Franz. und u. a. Holzapfel] - 7. 8., ill. Karte "Gruß aus Köln": "die großartigste Schöpfung deutscher Baukunst bewundert", Franz und u. a. Holzapfel - 8. 8., ill. Karte "Gruß aus Mainz": Franz und u. a. Holzapfel - 9. 8., ill. Karte "Gruß aus Worms": auf dem Weg nach Speyer und Straßburg, Franz und u. a. Holzapfel - 18. 8., farbig ill. Karte "Gruss aus Baden-Baden", Franz und u.a. Holzapfel - 10. 8. 1896, ill. Karte "Gruß aus Straßburg" an Franziska Spängler, [Wels]: Franz u. a.
 
[Nr. 18<ref>"Nr. 18" usw. bezieht sich auf die Kekulé-Sosa-Nummerierung in der Aufstellung des Stammbaums bei 'Geneanet oholzapfel' ([https://de.geneanet.org/profil/oholzapfel de.geneanet.org]).</ref>] Franz Spängler an [Nr. 19] Fanni Spängler: 2. 8., farbig illustrierte Karte "5. Deutsches Sängerfest, Stuttgart 1.-3. August 1896, an Franziska Spängler, Krems "vom 1. Festconcerte...", Franz mit Gesangverein und u. a. Holzapfel [Rupert H.; späterer Schwiegersohn] - 2. 8., farbig ill. Karte "Gruß aus Stuttgart": hoffe auf Nachricht, Weiterfahrpläne nach Heidelberg, Darmstadt, Frankfurt, Franz und u. a. Holzapfel - 3. 8., farbig ill. Karte "Gruß aus Stuttgart": Franz und u. a. Holzapfel - 3. 8., farbig ill. Karte "Gruß aus Stuttgart": Franz und u. a. Holzapfel, "das Fest ist mit dem heutigen Concerte zu Ende... ich schreibe diese Zeilen, während die anderen ‚Huheissa mein Dirndl’ singen. Wir gedenken bei Champagner unseren Lieben... kolossale Überfüllung in einem Nebenraum einer Weinwirtschaft", Franz und u.  a. Holzapfel - 4.8., Ansichtskarte Heidelberg: im überfüllten Wagen, aber in bester Stimmung, zufällig Studentenfest, Franz und u. a. Holzapfel - 4. 8., farbig ill. Karte "Gruß aus Heidelberg": Dank für Karte, "Heidelberg wunderschön, die Lage erinnert an Salzburg", Franz und u. a. Holzapfel - 5. 8., ill. Karte "Gruß aus Frankfurt a/M", Franz und u. a. Holzapfel - 6. 8., farbig ill. Karte "Gruß vom National-Denkmal" (Rüdesheim): "in gehobener Stimmung", Franz und u. a. Holzapfel / [nachträglich: 5. 8. Rechnung des "Hotel Landsberg" in Frankfurt/M für "6 Logement und 6 Café compl" mit Bleistiftnotizen von Fr. Spängler zu den Einzelsummen für die Teilnehmer: Holzapfel usw.] - 6. 8., farbig ill. Karte "Gruß aus Coblenz": Dank für Kartenbrief, "wir sind Gottlob sehr wohl", Franz. und u. a. Holzapfel] - 7. 8., ill. Karte "Gruß aus Köln": "die großartigste Schöpfung deutscher Baukunst bewundert", Franz und u. a. Holzapfel - 8. 8., ill. Karte "Gruß aus Mainz": Franz und u. a. Holzapfel - 9. 8., ill. Karte "Gruß aus Worms": auf dem Weg nach Speyer und Straßburg, Franz und u. a. Holzapfel - 18. 8., farbig ill. Karte "Gruss aus Baden-Baden", Franz und u.a. Holzapfel - 10. 8. 1896, ill. Karte "Gruß aus Straßburg" an Franziska Spängler, [Wels]: Franz u. a.
 
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==== Korrespondenz vom Juli und August 1896 von Franz Spängler an Fanni Spängler ====
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==== Korrespondenz vom Juli und August 1896 von Franz II. Xaver Gregor Spängler an Fanni Spängler ====
 
Correspondenz-Karte 31. Juli 1896 in St.Pölten, Bahnhof, abgestempelt, von Franz Spängler (Nr. 18) an seine Frau: Liebe Fanni! [jetzt schreibt er "Fanni", früher eher "Fanny"] Nach einem prächtigen Bade in der hiesigen Schwimmschule sitzen wir beim Mittagessen in der Ernst’schen Wirtstube. Herzliche Grüße an dich und die Kinder u. alle Bekannten dein Franz. [und:] Holzapfel, Kaufmann, I. Prey, Karl Rappl, Heindl, Jünger, Winterperger [Kremser Gesangverein]
 
Correspondenz-Karte 31. Juli 1896 in St.Pölten, Bahnhof, abgestempelt, von Franz Spängler (Nr. 18) an seine Frau: Liebe Fanni! [jetzt schreibt er "Fanni", früher eher "Fanny"] Nach einem prächtigen Bade in der hiesigen Schwimmschule sitzen wir beim Mittagessen in der Ernst’schen Wirtstube. Herzliche Grüße an dich und die Kinder u. alle Bekannten dein Franz. [und:] Holzapfel, Kaufmann, I. Prey, Karl Rappl, Heindl, Jünger, Winterperger [Kremser Gesangverein]
 
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==== Kartenbrief vom 7. August 1896 von Fanni Spängler an Franz Spängler ====  
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==== Kartenbrief vom 7. August 1896 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler ====  
 
Karten-Brief 7. August [1896] aus Krems, [Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler, Straßburg postlagernd:<br />
 
Karten-Brief 7. August [1896] aus Krems, [Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler, Straßburg postlagernd:<br />
 
''Liebster Mann! Ich bin sehr glücklich, daß du mir täglich Nachricht sendest und xxxbei auch noch so hübsche Ansichtskarten. Ebenso bin ich erfreut, daß deine getreuen Begleiter stets an uns sich erinnern und ich bitte dich, ihnen unsere besten Grüße zu sagen. Hoffentlich habt Ihr heute besseres Wetter als wir, hier ist ein Schnürlregen, der sich getrost in Salzburg könnte sehen lassen. Heute brachte mir die Post nebst deiner 2. Karte aus Heidelberg eine Karte von Emma Wessely, die auf meine Anfrage, ob wir sie 12. 8. in Wels treffen würden, freudiges Ja brachte. Wir gedenken also, falls du mir keine andere Weisung sendest, Dienstag den 11.8. mit dem Frühzuge abzufahren, und in Wels bis zum letzten Zuge, der nach Salzburg geht, zu bleiben. An Frau Schrems schreibe ich recht zeitig, soll ich auch für deine Herren Wohnung in der Hölle bestellen? Und werden wir uns in Wels oder erst in Salzburg treffen? Das Packet habe ich durch Herrn Zorn empfangen. Die Kinder grüßen dich, es geht alles in der gewohnten Ordnung /: Auch das Streiten:/ Auf baldiges Wiedersehen freut sich deine Alte. Heute bekam ich auch einen Brief v. Prof. Walter, er hat deine Karte erhalten. Franzl schickt tausend Busserln.''
 
''Liebster Mann! Ich bin sehr glücklich, daß du mir täglich Nachricht sendest und xxxbei auch noch so hübsche Ansichtskarten. Ebenso bin ich erfreut, daß deine getreuen Begleiter stets an uns sich erinnern und ich bitte dich, ihnen unsere besten Grüße zu sagen. Hoffentlich habt Ihr heute besseres Wetter als wir, hier ist ein Schnürlregen, der sich getrost in Salzburg könnte sehen lassen. Heute brachte mir die Post nebst deiner 2. Karte aus Heidelberg eine Karte von Emma Wessely, die auf meine Anfrage, ob wir sie 12. 8. in Wels treffen würden, freudiges Ja brachte. Wir gedenken also, falls du mir keine andere Weisung sendest, Dienstag den 11.8. mit dem Frühzuge abzufahren, und in Wels bis zum letzten Zuge, der nach Salzburg geht, zu bleiben. An Frau Schrems schreibe ich recht zeitig, soll ich auch für deine Herren Wohnung in der Hölle bestellen? Und werden wir uns in Wels oder erst in Salzburg treffen? Das Packet habe ich durch Herrn Zorn empfangen. Die Kinder grüßen dich, es geht alles in der gewohnten Ordnung /: Auch das Streiten:/ Auf baldiges Wiedersehen freut sich deine Alte. Heute bekam ich auch einen Brief v. Prof. Walter, er hat deine Karte erhalten. Franzl schickt tausend Busserln.''
 
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==== Brief vom 16. August 1896 aus Krems an Franz Spängler ====
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==== Brief vom 16. August 1896 aus Krems an Franz II. Xaver Gregor Spängler ====
 
dito 16. August [1896] aus Krems [bzw. 15. August, Freischling am Manhartsberge] an [Nr. 18] Franz Spängler, Salzburg, Höllbräu:<br />
 
dito 16. August [1896] aus Krems [bzw. 15. August, Freischling am Manhartsberge] an [Nr. 18] Franz Spängler, Salzburg, Höllbräu:<br />
 
''Verehrter Herr Vorstand! Wir sind schon wieder auf einer Sängerfahrt, einer Fahnenweihe. Soeben von dem obligaten Festzuge, diesmal um die verschiedenen Düngerhaufen des Festortes herum, zurückgekehrt, sitzen wir bei "guter Musik" u. ebensolchem Gesange in einem für das Fest adaptierten Holzschupfen, u. die Stuttgarter gedenken, still vergleichend, der schönen Stuttgarter Tage, u. die nicht mit dort waren, ärgern sich heute darüber. Mit treuem deutschen Sängergruß und besten Dank für die Erinnerungszeichen Dein Freund XXX, Riedl, Koller, Vögl, Woraczek, Holzapfel, Winterperger, Kaufmann''
 
''Verehrter Herr Vorstand! Wir sind schon wieder auf einer Sängerfahrt, einer Fahnenweihe. Soeben von dem obligaten Festzuge, diesmal um die verschiedenen Düngerhaufen des Festortes herum, zurückgekehrt, sitzen wir bei "guter Musik" u. ebensolchem Gesange in einem für das Fest adaptierten Holzschupfen, u. die Stuttgarter gedenken, still vergleichend, der schönen Stuttgarter Tage, u. die nicht mit dort waren, ärgern sich heute darüber. Mit treuem deutschen Sängergruß und besten Dank für die Erinnerungszeichen Dein Freund XXX, Riedl, Koller, Vögl, Woraczek, Holzapfel, Winterperger, Kaufmann''
 
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==== Brief vom 19. August 1896 von Fanni Spängler an Franz Spängler ====  
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==== Brief vom 19. August 1896 von Fanni Spängler an Franz II. Xaver Gregor Spängler ====  
 
Brief aus Salzburg, 19. August [1896], [Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler nach Krems [Umschlag ohne Marke, Stempel Krems 20. 8.]:<br />
 
Brief aus Salzburg, 19. August [1896], [Nr. 19] Fanni Spängler an [Nr. 18] Franz Spängler nach Krems [Umschlag ohne Marke, Stempel Krems 20. 8.]:<br />
 
''Liebster Mann! Zugleich mit deiner Karte, welche ich mit großer Freude empfing und für welche ich dir herzlichst danke, kam beifolgende Karte an Marie in meine Hände, welche die Nachricht von dem Tode ihrer Mutter enthält. Ich bitte dich, sage der armen Marie mit einiger Schonung und Vorsicht die traurige Nachricht, sonst erschrikt sie so, daß sie krank wird. Zugleich bitte ich dich, sorge ein wenig, daß sie doch etwas ißt und daß sie sich beim Putzen ordentlich helfen läßt. Ich glaiube, es wäre gut, wenn Marie so bald als möglich hieher kommt. Mir erbarmt Maria wirklich, weil sie ihre Mutter so lieb hatte. - Von uns kann ich dir sagen, daß wir gestern schon das zweite große Zimmer bekommen und nun recht gut untergebracht sind. Wäre das Wetter besser, so ginge es uns ganz gut. Gestern wollte ich Otto u. Luise [Louise Spängler] aufsuchen, doch waren sie in Achthal, dann ging ich zu Tante Pepi. Es war mir eigen, wieder die Wohnung deiner guten unvergeßlichen Mutter zu betreten, um so mehr, als die Eintheilung fast ganz gleich ist, wie unsere gute Mutter sie hatte. Tante Pepi ist wohl traurig, aber doch gefaßt und war sehr lieb mit mir und den Kindern. Ich hatte Franzi, Rosa und Bubi mit mir. – Heute Nacht wurde 3 mal geschossen, doch war nur ein unbedeutendes Feuer bei einem Selcher in d. Dreifaltigkeitsgaße. Heute habe ich im Mülle großes Badewaschen mit den Kindern gehalten, denn es ist wenig Hoffnung, daß wir schwimmen können. Wenn du nur schon bald kommen könntest! Hoffentlich bringst du dann beßeres Wetter, denn es ist schon kalt hier und die Salzach ziemlich groß. – Die Kinder sind selig bei den Tanten. Marie und Rose habe ich noch nicht gesehen, da sie ja in Plain sind. Paula Biebl ist nun auch die Braut eines Leutnants den sie schon lange liebte. Im November wird geheirathet. Ich schließe für heute, und bitte dich nur, mir bald zu schreiben und behalte lieb deine Alte.''
 
''Liebster Mann! Zugleich mit deiner Karte, welche ich mit großer Freude empfing und für welche ich dir herzlichst danke, kam beifolgende Karte an Marie in meine Hände, welche die Nachricht von dem Tode ihrer Mutter enthält. Ich bitte dich, sage der armen Marie mit einiger Schonung und Vorsicht die traurige Nachricht, sonst erschrikt sie so, daß sie krank wird. Zugleich bitte ich dich, sorge ein wenig, daß sie doch etwas ißt und daß sie sich beim Putzen ordentlich helfen läßt. Ich glaiube, es wäre gut, wenn Marie so bald als möglich hieher kommt. Mir erbarmt Maria wirklich, weil sie ihre Mutter so lieb hatte. - Von uns kann ich dir sagen, daß wir gestern schon das zweite große Zimmer bekommen und nun recht gut untergebracht sind. Wäre das Wetter besser, so ginge es uns ganz gut. Gestern wollte ich Otto u. Luise [Louise Spängler] aufsuchen, doch waren sie in Achthal, dann ging ich zu Tante Pepi. Es war mir eigen, wieder die Wohnung deiner guten unvergeßlichen Mutter zu betreten, um so mehr, als die Eintheilung fast ganz gleich ist, wie unsere gute Mutter sie hatte. Tante Pepi ist wohl traurig, aber doch gefaßt und war sehr lieb mit mir und den Kindern. Ich hatte Franzi, Rosa und Bubi mit mir. – Heute Nacht wurde 3 mal geschossen, doch war nur ein unbedeutendes Feuer bei einem Selcher in d. Dreifaltigkeitsgaße. Heute habe ich im Mülle großes Badewaschen mit den Kindern gehalten, denn es ist wenig Hoffnung, daß wir schwimmen können. Wenn du nur schon bald kommen könntest! Hoffentlich bringst du dann beßeres Wetter, denn es ist schon kalt hier und die Salzach ziemlich groß. – Die Kinder sind selig bei den Tanten. Marie und Rose habe ich noch nicht gesehen, da sie ja in Plain sind. Paula Biebl ist nun auch die Braut eines Leutnants den sie schon lange liebte. Im November wird geheirathet. Ich schließe für heute, und bitte dich nur, mir bald zu schreiben und behalte lieb deine Alte.''
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==== Brief vom 5. Dezember 1896 von "Anna" an Franz Spängler ====
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==== Brief vom 5. Dezember 1896 von "Anna" an Franz II. Xaver Gregor Spängler ====
 
''Ried, 5./12. [18]96/ Liebster Franzl! Nachdem Dir mein Schwesterlein bereits nicht nur in Person, sondern auch sogar in Presir ihre Glückwünsche dargebracht hat, so ist es für mich schwer eine dritte Form zu finden in welcher ich meine Gratulation gebührend anbringen könnte. Ich muß Dich daher bitten, auch so von der Aufrichtigkeit und Herzlichkeit meiner Glückwünsche überzeugt zu sein, denen ich hiermit Ausdruck verleihe. Ich habe endlich die Freude mitempfunden, die dir das glückerreichte, mühsam errungene Ziel bereitet haben muß. Ach, liebster Franzl, wie kurze Zeit ist es doch erst, so scheint es mir wenigstens, als Du nach Deiner ersten Gesangsstunde glückstrahlend zu uns kamst und uns erzähltest, es sei Dir bereits ein Knopf aufgegangen, denn Du hättest nun einen Begriff von Kehlenstellung. Wie viele Knöpfe sind Dir wohl seit jenem Tag aufgegangen! Es war doch damals eine schöne, schöne Zeit! Für Dich ist sie jetzt wohl noch schöner aber in immer anderer Weise. Wir hier fühlen uns wohl auch äußerst behaglich, wie es bei einem so müsigen gleichmäßigem Leben wohl nicht anders möglich ist, doch wenn ich an jene Zeiten denke wo wir uns noch so für das Wesen, den frühesten Wunsch und Lebenszweck, Jemand ecl. interessierten, dann muß ich mir wohl gestehen, so wie damals ist es doch nicht mehr! - Was ist’s Franzl, werden wir auf’s Jahr nicht die Freude haben Euch allen unser Heim zeigen zu können. Ihr solltet Euch doch unsern Aufenthalt einmal anschauen dann hätten wir mehr Anknüpfungspunkte zu einem halbwegs inhaltsreichen Brief. Außerdem hättet Ihr ja das beneidenswerte Bewußtsein, dem reizenden Kind bald wieder den Rücken drehen zu können um nach unserm lieben Krems zurückzukehren! Überlegt Euch doch die Sache und bringt sie einmal an einem Sonntag auf’s Tapet, damit doch auch Prf. Walter und Basa [?] den Gedanken fassen.
 
''Ried, 5./12. [18]96/ Liebster Franzl! Nachdem Dir mein Schwesterlein bereits nicht nur in Person, sondern auch sogar in Presir ihre Glückwünsche dargebracht hat, so ist es für mich schwer eine dritte Form zu finden in welcher ich meine Gratulation gebührend anbringen könnte. Ich muß Dich daher bitten, auch so von der Aufrichtigkeit und Herzlichkeit meiner Glückwünsche überzeugt zu sein, denen ich hiermit Ausdruck verleihe. Ich habe endlich die Freude mitempfunden, die dir das glückerreichte, mühsam errungene Ziel bereitet haben muß. Ach, liebster Franzl, wie kurze Zeit ist es doch erst, so scheint es mir wenigstens, als Du nach Deiner ersten Gesangsstunde glückstrahlend zu uns kamst und uns erzähltest, es sei Dir bereits ein Knopf aufgegangen, denn Du hättest nun einen Begriff von Kehlenstellung. Wie viele Knöpfe sind Dir wohl seit jenem Tag aufgegangen! Es war doch damals eine schöne, schöne Zeit! Für Dich ist sie jetzt wohl noch schöner aber in immer anderer Weise. Wir hier fühlen uns wohl auch äußerst behaglich, wie es bei einem so müsigen gleichmäßigem Leben wohl nicht anders möglich ist, doch wenn ich an jene Zeiten denke wo wir uns noch so für das Wesen, den frühesten Wunsch und Lebenszweck, Jemand ecl. interessierten, dann muß ich mir wohl gestehen, so wie damals ist es doch nicht mehr! - Was ist’s Franzl, werden wir auf’s Jahr nicht die Freude haben Euch allen unser Heim zeigen zu können. Ihr solltet Euch doch unsern Aufenthalt einmal anschauen dann hätten wir mehr Anknüpfungspunkte zu einem halbwegs inhaltsreichen Brief. Außerdem hättet Ihr ja das beneidenswerte Bewußtsein, dem reizenden Kind bald wieder den Rücken drehen zu können um nach unserm lieben Krems zurückzukehren! Überlegt Euch doch die Sache und bringt sie einmal an einem Sonntag auf’s Tapet, damit doch auch Prf. Walter und Basa [?] den Gedanken fassen.