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| | == Besonderer Salzburgbezug des Buches == | | == Besonderer Salzburgbezug des Buches == |
| − | Im März [[1953]] kam es zu einem "Zeitungskrieg“ in Wien. Es ging dabei um die beiden rivalisierenden Zeitungen "Kurier“ und "Bild-Telegraf“. Der "Bild-Telegraf“ war eine Gründung des Salzburger Zeitungsherausgebers [[Gustav Canaval]], der Miteigentümer der [[Salzburger Nachrichten]] und des Mitbegründers der "Oberösterreichischen Nachrichten“, Hans Behrmann. Beide wollten mit dem "Bild-Telegraf“ die damals führende Zeitung, den "Kurier“, übertrumpfen und boten dafür als Chefredakteur [[Gerd Bacher]] auf, der damals schon Lokalchef der "Salzburger Nachrichten“ war. Wie dieser Zeitungskrieg verlief erfährt der Leser in diesem Buch. | + | Im März [[1953]] kam es zu einem "Zeitungskrieg" in Wien. Es ging dabei um die beiden rivalisierenden Zeitungen "Kurier" und "Bild-Telegraf". Der "Bild-Telegraf" war eine Gründung des Salzburger Zeitungsherausgebers [[Gustav Canaval]], der Miteigentümer der [[Salzburger Nachrichten]] und des Mitbegründers der "Oberösterreichischen Nachrichten", Hans Behrmann. Beide wollten mit dem "Bild-Telegraf" die damals führende Zeitung, den "Kurier", übertrumpfen und boten dafür als Chefredakteur [[Gerd Bacher]] auf, der damals schon Lokalchef der "Salzburger Nachrichten" war. Wie dieser Zeitungskrieg verlief erfährt der Leser in diesem Buch. |
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| | Und nochmals begegnet der Leser in diesem Buch Gerd Bacher. In seiner Funktion als ORF-Intendant kam Bacher die Idee, die Geschichte der österreichischen Zweiten Republik zu verfilmen und beauftragte Hugo Portisch damit. Welche Hindernisse es zu überwinden gab und welcher Erfolg diese Dokumentationsreihe wurde, schildert Portisch in seinem Buch. | | Und nochmals begegnet der Leser in diesem Buch Gerd Bacher. In seiner Funktion als ORF-Intendant kam Bacher die Idee, die Geschichte der österreichischen Zweiten Republik zu verfilmen und beauftragte Hugo Portisch damit. Welche Hindernisse es zu überwinden gab und welcher Erfolg diese Dokumentationsreihe wurde, schildert Portisch in seinem Buch. |
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| | Portisch wechselte zum ORF. In diesem Zusammenhang gelingt ihm mit seinem Aufnahmeteam als erstes Fernsehteam (der Welt?) im Strategischen Oberkommando der amerikanischen Bomberflotten und Atomraketen sowie in einem Atomraketenbunker filmen zu dürfen. Es war, ganz im Sinne des Buchtitels, sehr aufregend und auch mit dieser Dokumentation schrieb Portisch Weltgeschichte. Warum, das erklärt er im Buch. | | Portisch wechselte zum ORF. In diesem Zusammenhang gelingt ihm mit seinem Aufnahmeteam als erstes Fernsehteam (der Welt?) im Strategischen Oberkommando der amerikanischen Bomberflotten und Atomraketen sowie in einem Atomraketenbunker filmen zu dürfen. Es war, ganz im Sinne des Buchtitels, sehr aufregend und auch mit dieser Dokumentation schrieb Portisch Weltgeschichte. Warum, das erklärt er im Buch. |
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| − | Kreisky, die Neutralität, seine "Bauchlandung“ mit der Abstimmung um das Atomkraftwerk Zwentendorf und warum der Plan der ÖVP damals nicht aufging. Herrlich auch Portisch‘ Schilderungen von seinen Besuch in England anlässlich Englands Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft. Dann folgt die Entstehungsgeschichte der Dokumentarfilme "Österreich I“ und "Österreich II“, basierend auf einer Idee von Gerd Bacher. Wie es ihm dazu gelang an historisches Filmmaterial zu bekommen und weshalb die ersten 14 Tage nach der Besetzung von Wien durch russische Truppen wohl die bedeutendsten zwei Wochen in Österreichs jüngerer Geschichte waren – aufregende Zeitgeschichte, sprachlich einfach hervorragend ausgedrückt. | + | Kreisky, die Neutralität, seine "Bauchlandung" mit der Abstimmung um das Atomkraftwerk Zwentendorf und warum der Plan der ÖVP damals nicht aufging. Herrlich auch Portisch‘ Schilderungen von seinen Besuch in England anlässlich Englands Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft. Dann folgt die Entstehungsgeschichte der Dokumentarfilme "Österreich I" und "Österreich II", basierend auf einer Idee von Gerd Bacher. Wie es ihm dazu gelang an historisches Filmmaterial zu bekommen und weshalb die ersten 14 Tage nach der Besetzung von Wien durch russische Truppen wohl die bedeutendsten zwei Wochen in Österreichs jüngerer Geschichte waren – aufregende Zeitgeschichte, sprachlich einfach hervorragend ausgedrückt. |
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| − | Auch mit Henry Kissinger filmte er sich durch die Zeit- und Weltschichte und lernt dabei modernste Fernsehtechnik kennen, Europa Jahrzehnte voraus. Im vorletzten Kapiteln berichtet er von der Zeit des Zerfalls der Sowjetunion, von Michail Gorbatschow, von den Zaren bis zu Putin. "Hört auf die Signale“ nennt er seine Dokumentation darüber. Und im letzten Kapitel macht er sich Gedanken, wie man Europa aus der derzeitigen (Flüchtlings)Krise bringen könnte. Das hängt auch mit dem Marshallplan und Afrika zusammen. Spannend. | + | Auch mit Henry Kissinger filmte er sich durch die Zeit- und Weltschichte und lernt dabei modernste Fernsehtechnik kennen, Europa Jahrzehnte voraus. Im vorletzten Kapiteln berichtet er von der Zeit des Zerfalls der Sowjetunion, von Michail Gorbatschow, von den Zaren bis zu Putin. "Hört auf die Signale" nennt er seine Dokumentation darüber. Und im letzten Kapitel macht er sich Gedanken, wie man Europa aus der derzeitigen (Flüchtlings)Krise bringen könnte. Das hängt auch mit dem Marshallplan und Afrika zusammen. Spannend. |
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| | Dieses Buch erklärt mir vieles in der österreichischen Geschichte und Weltpolitik. Portisch schreibt wertungsfrei, er verurteilt nicht, schließt aber immer wieder seine persönlichen Schlüsse aus dem Verhalten der Weltpolitiker. Und behielt damit oft Recht. In dieser Autobiografie im weiteren Sinne schildert er in seiner professionellen journalistischen Art von seinem Leben, seinen Reisen und der Welt. Er streift auch sein Familienleben, das vom tragischen Tod seines Sohnes überschattet ist. In der Buchmitte sieht man rund 30 Bilder aus seinem Privat- und journalistischen Leben, teilweise doppelseitig, meist in Schwarzweiß, wie es eben bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts Standard war. | | Dieses Buch erklärt mir vieles in der österreichischen Geschichte und Weltpolitik. Portisch schreibt wertungsfrei, er verurteilt nicht, schließt aber immer wieder seine persönlichen Schlüsse aus dem Verhalten der Weltpolitiker. Und behielt damit oft Recht. In dieser Autobiografie im weiteren Sinne schildert er in seiner professionellen journalistischen Art von seinem Leben, seinen Reisen und der Welt. Er streift auch sein Familienleben, das vom tragischen Tod seines Sohnes überschattet ist. In der Buchmitte sieht man rund 30 Bilder aus seinem Privat- und journalistischen Leben, teilweise doppelseitig, meist in Schwarzweiß, wie es eben bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts Standard war. |