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== Die Anfänge ==
 
== Die Anfänge ==
 
[[Datei:Ebenbergalm 2.jpg|thumb|Ausblick von der Ebenbergalm auf Zell am See, Zeller See, Thumersbach, Thumersbachtal, Hundsteingruppe und Steinernes Meer]]
 
[[Datei:Ebenbergalm 2.jpg|thumb|Ausblick von der Ebenbergalm auf Zell am See, Zeller See, Thumersbach, Thumersbachtal, Hundsteingruppe und Steinernes Meer]]
Die noch im  [[8. Jahrhundert]] verwendete Ortsbezeichnung  "in Bisontio“ im Zusammenhang mit dem [[Kelten|keltischen]] Volksstamm der [[Ambisonten]], [[Bronzezeit|bronzezeitliche]] Keramikfragmente im Schmittengraben und Kupferschmelzplätze (nahe der [[Ebenbergalm]], der Mittelstation und in [[Thumersbach]]) weisen auf eine Begehung und vermutlich auch erste Besiedlung des Raumes um den [[Zeller See]] schon vor über 3 000 Jahren hin. Auch in der Zeit der [[Römer]] und der [[Völkerwanderung]] dürfte der verkehrsgeografisch günstig gelegene Ort am Kreuzungspunkt mehrerer Verkehrswege ([[Saalachtal]], [[Salzachtal]], Nord-Süd-Verbindung über den [[Alpenhauptkamm]] mit einem keltisch-römischen [[Passheiligtum Hochtor]] sicher von Interesse gewesen sein. Manches spricht dafür, dass der [[Saumpfad|Saumhandel]] und die damit im Zusammenhang stehende Siedlung bis zur [[Bajuwaren|bajuwarischen]] Landnahme im [[Mittelalter|Frühmittelalter]] nie gänzlich aufgegeben wurden, auch die Gründung eines "Klosters“ als Wirtschaftszelle (vergleichbar einem Hospiz) in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts dürfte damit im Zusammenhang stehen.
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Die noch im  [[8. Jahrhundert]] verwendete Ortsbezeichnung  "in Bisontio" im Zusammenhang mit dem [[Kelten|keltischen]] Volksstamm der [[Ambisonten]], [[Bronzezeit|bronzezeitliche]] Keramikfragmente im Schmittengraben und Kupferschmelzplätze (nahe der [[Ebenbergalm]], der Mittelstation und in [[Thumersbach]]) weisen auf eine Begehung und vermutlich auch erste Besiedlung des Raumes um den [[Zeller See]] schon vor über 3 000 Jahren hin. Auch in der Zeit der [[Römer]] und der [[Völkerwanderung]] dürfte der verkehrsgeografisch günstig gelegene Ort am Kreuzungspunkt mehrerer Verkehrswege ([[Saalachtal]], [[Salzachtal]], Nord-Süd-Verbindung über den [[Alpenhauptkamm]] mit einem keltisch-römischen [[Passheiligtum Hochtor]] sicher von Interesse gewesen sein. Manches spricht dafür, dass der [[Saumpfad|Saumhandel]] und die damit im Zusammenhang stehende Siedlung bis zur [[Bajuwaren|bajuwarischen]] Landnahme im [[Mittelalter|Frühmittelalter]] nie gänzlich aufgegeben wurden, auch die Gründung eines "Klosters" als Wirtschaftszelle (vergleichbar einem Hospiz) in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts dürfte damit im Zusammenhang stehen.
    
== Die bayerische Cella in Bisontio ==
 
== Die bayerische Cella in Bisontio ==
Die "Cella in Bisontio“ wird zwar in dem [[Salzburger Güterverzeichnis]] ''Notitia Arnonis'' (Aufzeichnungen des [[Arno]]) im Jahr [[788]]/[[790]] (frühere Jahresangaben wie [[740]], [[743]], [[748]] oder Zeitangaben wie "unter  Bischof Johannes“ sind nicht belegbare Erfindungen) erstmals urkundlich erwähnt, der gesamte [[Pinzgau]] gehörte zur damaligen Zeit aber zum Herzogtum [[Bayern]], die territoriale Macht war auf mehrere einflussreiche bayerische Grafschaften verteilt. Die Stifter der Celle müssen daher im adeligen Umkreis des [[Baiernherzöge in Salzburg|Baiernherzogs]] [[Tassilo III.]] gesucht werden, auch der Herzog selbst kann als Gründer nicht ganz ausgeschlossen werden. Der Name ''Cella'' (Czel, Cell, Zell, …) setzte sich jedenfalls bald als Bezeichnung  auch für die weltliche Ansiedlung durch, von der (früh-)mittelalterlichen Anlage des  Marktplatzes (heute [[Stadtplatz (Zell am See)|Stadtplatz]]) blieb die Anordnung der Gebäude und hierbei insbesondere der  [[Vogt- oder Kastnerturm|Vogtturm]] im Wesentlichen unverändert erhalten. Die Bauherren dieses stattlichen Turmes sind unbekannt, müssen aber jedenfalls auch in einflussreichen Adelsgeschlechtern (Herren von Pinzgowe?) gesucht werden.
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Die "Cella in Bisontio" wird zwar in dem [[Salzburger Güterverzeichnis]] ''Notitia Arnonis'' (Aufzeichnungen des [[Arno]]) im Jahr [[788]]/[[790]] (frühere Jahresangaben wie [[740]], [[743]], [[748]] oder Zeitangaben wie "unter  Bischof Johannes" sind nicht belegbare Erfindungen) erstmals urkundlich erwähnt, der gesamte [[Pinzgau]] gehörte zur damaligen Zeit aber zum Herzogtum [[Bayern]], die territoriale Macht war auf mehrere einflussreiche bayerische Grafschaften verteilt. Die Stifter der Celle müssen daher im adeligen Umkreis des [[Baiernherzöge in Salzburg|Baiernherzogs]] [[Tassilo III.]] gesucht werden, auch der Herzog selbst kann als Gründer nicht ganz ausgeschlossen werden. Der Name ''Cella'' (Czel, Cell, Zell, …) setzte sich jedenfalls bald als Bezeichnung  auch für die weltliche Ansiedlung durch, von der (früh-)mittelalterlichen Anlage des  Marktplatzes (heute [[Stadtplatz (Zell am See)|Stadtplatz]]) blieb die Anordnung der Gebäude und hierbei insbesondere der  [[Vogt- oder Kastnerturm|Vogtturm]] im Wesentlichen unverändert erhalten. Die Bauherren dieses stattlichen Turmes sind unbekannt, müssen aber jedenfalls auch in einflussreichen Adelsgeschlechtern (Herren von Pinzgowe?) gesucht werden.
    
== Die Kirche zum hl. Hippolyt ==
 
== Die Kirche zum hl. Hippolyt ==
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Im [[12. Jahrhundert|12.]] und [[13. Jahrhundert]] nahm der Einfluss des Salzburg<!--?-->er Erzbischof<!--/?-->s <!--?-->im<!--/?--> [[Innergebirg]] kontinuierlich zu, umfangreiche Erbrechte sicherten [[1228]] den Besitz des Fürsterzbistums im [[Pinzgau]] ab, endgültig fielen die einzelnen Grafschaften [[1480]] unter den Krummstab. Schon lange musste jedenfalls auch das [[1217]] gegründete und von Salzburg abhängige [[Salzburger Kirchenprovinz|Suffraganbistum]] [[Chiemsee]] (mit einer Residenz auf [[Schloss Fischhorn]]) von der Zeller Pfarre in Form von Mensalabgaben mitversorgt werden.
 
Im [[12. Jahrhundert|12.]] und [[13. Jahrhundert]] nahm der Einfluss des Salzburg<!--?-->er Erzbischof<!--/?-->s <!--?-->im<!--/?--> [[Innergebirg]] kontinuierlich zu, umfangreiche Erbrechte sicherten [[1228]] den Besitz des Fürsterzbistums im [[Pinzgau]] ab, endgültig fielen die einzelnen Grafschaften [[1480]] unter den Krummstab. Schon lange musste jedenfalls auch das [[1217]] gegründete und von Salzburg abhängige [[Salzburger Kirchenprovinz|Suffraganbistum]] [[Chiemsee]] (mit einer Residenz auf [[Schloss Fischhorn]]) von der Zeller Pfarre in Form von Mensalabgaben mitversorgt werden.
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Die Ursprünge des Zeller Marktrechts reichen in die erste Hälfte des [[14. Jahrhundert]]s zurück, nach einer Reihung auf einer [[Salzburger Landtafel]] (anno [[1620]]) dürfte Zell sogar – aufgrund der zentralen Lage wenig verwunderlich – der zeitlich erste Markt im Pinzgau gewesen sein. Unter [[Erzbischof]] [[Ortolf von Weißeneck]] bekamen die Zeller Bürger [[1357]] weitere Marktprivilegien, die in den folgenden Jahrhunderten immer wieder erneuert und ausgedehnt wurden, unter anderem deshalb, weil sich der Nord-Süd-Handel immer mehr auf die inzwischen zu einem Karrenweg ausgebaute "[[Untere Straße]]über den [[Radstädter Tauern]] verlagerte.
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Die Ursprünge des Zeller Marktrechts reichen in die erste Hälfte des [[14. Jahrhundert]]s zurück, nach einer Reihung auf einer [[Salzburger Landtafel]] (anno [[1620]]) dürfte Zell sogar – aufgrund der zentralen Lage wenig verwunderlich – der zeitlich erste Markt im Pinzgau gewesen sein. Unter [[Erzbischof]] [[Ortolf von Weißeneck]] bekamen die Zeller Bürger [[1357]] weitere Marktprivilegien, die in den folgenden Jahrhunderten immer wieder erneuert und ausgedehnt wurden, unter anderem deshalb, weil sich der Nord-Süd-Handel immer mehr auf die inzwischen zu einem Karrenweg ausgebaute "[[Untere Straße]]" über den [[Radstädter Tauern]] verlagerte.
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Dennoch nahmen die Zeller als Beherberger, Säumer und Zwischenhändler immer noch eine bedeutende Rolle ein, man belieferte den Süden vorwiegend mit [[Salz]] aus den erzbischöflichen Salinen und kehrte mit Produkten des Mittelmeerraumes (Süßwein, Öl, Südfrüchte, "[[Venedig]]er<u></u>waren“, …) zurück. Zahlreiche schon im [[15. Jahrhundert]] verbriefte Zeller Gast- und Beherbergungsbetriebe standen vornehmlich in Verbindung zu an den Handel gebundenen "Weinlehen“, für die Saumpferde standen z.T. große Stallungen zur Verfügung. Das ursprüngliche für alle Märkte geltende Panmarktrecht (wobei der Handel in die Marktorte "gezwungen“ wurde) beanspruchte man hierorts sehr lange, allerdings wurden diese Bestimmungen später fälschlich als Gewerbefreiheitsrechte interpretiert und deshalb von der Landesobrigkeit eingezogen.
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Dennoch nahmen die Zeller als Beherberger, Säumer und Zwischenhändler immer noch eine bedeutende Rolle ein, man belieferte den Süden vorwiegend mit [[Salz]] aus den erzbischöflichen Salinen und kehrte mit Produkten des Mittelmeerraumes (Süßwein, Öl, Südfrüchte, "[[Venedig]]er<u></u>waren", …) zurück. Zahlreiche schon im [[15. Jahrhundert]] verbriefte Zeller Gast- und Beherbergungsbetriebe standen vornehmlich in Verbindung zu an den Handel gebundenen "Weinlehen", für die Saumpferde standen z.T. große Stallungen zur Verfügung. Das ursprüngliche für alle Märkte geltende Panmarktrecht (wobei der Handel in die Marktorte "gezwungen" wurde) beanspruchte man hierorts sehr lange, allerdings wurden diese Bestimmungen später fälschlich als Gewerbefreiheitsrechte interpretiert und deshalb von der Landesobrigkeit eingezogen.
    
Im Spätmittelalter kann Zell auch als Gerichtsort belegt werden, kurz vor [[1600]] vereinte man das hiesige Landgericht mit der [[Pfleggericht|Pflege]] von [[Kaprun]] und dem [[Urbar]]<nowiki>amt</nowiki> in [[Fusch]], der Markt Zell im Pinzgau wurde somit auch zentraler Ort der Verwaltung und des Gerichtes.
 
Im Spätmittelalter kann Zell auch als Gerichtsort belegt werden, kurz vor [[1600]] vereinte man das hiesige Landgericht mit der [[Pfleggericht|Pflege]] von [[Kaprun]] und dem [[Urbar]]<nowiki>amt</nowiki> in [[Fusch]], der Markt Zell im Pinzgau wurde somit auch zentraler Ort der Verwaltung und des Gerichtes.
    
== Bergbau und Gewerken ==
 
== Bergbau und Gewerken ==
Eine wichtige Rolle spielte über Jahrhunderte hinweg auch der [[Bergbau]], in zahlreichen Stollen in den damals noch selbstständigen Kommunen [[Bruckberg (Gemeinde)|Bruckberg]] und [[Thumersbach (Gemeinde)|Thumersbach]] wurden Kupfer- und Schwefelkieserze sowie silberhaltiger  Bleiglanz und Zinkblende abgebaut. Das "Empfachs- und Freypuech“ des "Perckhgerichts“ Zell am See weist [[1542]] zahlreiche Stollen im Besitz mehrerer Gewerken am Lienberg und Limberg auf. Obwohl der [[Bergbau]] in der Folge, auch bedingt durch eine allgemeine schwere Wirtschaftskrise, rapide abnahm, konnten [[1611]] immer noch bis zu 400 Tonnen Erze pro Jahr gefördert und daraus in den Pochwerken in der Schütt und in Thumersbach etwa 20&nbsp;000 Kilogramm Fein[[kupfer]] gewonnen werden. Als Gewerken (Bergwerksunternehmer) traten hierorts besonders die Rosenberger in Erscheinung, auf sie geht auch das (ab) [[1577]] erbaute und seit [[1973]] als Rathaus genutzte [[Schloss Rosenberg]] zurück.
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Eine wichtige Rolle spielte über Jahrhunderte hinweg auch der [[Bergbau]], in zahlreichen Stollen in den damals noch selbstständigen Kommunen [[Bruckberg (Gemeinde)|Bruckberg]] und [[Thumersbach (Gemeinde)|Thumersbach]] wurden Kupfer- und Schwefelkieserze sowie silberhaltiger  Bleiglanz und Zinkblende abgebaut. Das "Empfachs- und Freypuech" des "Perckhgerichts" Zell am See weist [[1542]] zahlreiche Stollen im Besitz mehrerer Gewerken am Lienberg und Limberg auf. Obwohl der [[Bergbau]] in der Folge, auch bedingt durch eine allgemeine schwere Wirtschaftskrise, rapide abnahm, konnten [[1611]] immer noch bis zu 400 Tonnen Erze pro Jahr gefördert und daraus in den Pochwerken in der Schütt und in Thumersbach etwa 20&nbsp;000 Kilogramm Fein[[kupfer]] gewonnen werden. Als Gewerken (Bergwerksunternehmer) traten hierorts besonders die Rosenberger in Erscheinung, auf sie geht auch das (ab) [[1577]] erbaute und seit [[1973]] als Rathaus genutzte [[Schloss Rosenberg]] zurück.
    
== Krisen, Kriege, Epidemien und Naturkatastrophen im  Markt Zell im Pinzgau ==
 
== Krisen, Kriege, Epidemien und Naturkatastrophen im  Markt Zell im Pinzgau ==
 
Dennoch blieb der Marktort Zell im Pinzgau seit der Blütezeit des Handels im Hochmittelalter immer von bescheidener Größe, über Jahrhunderte blieb die Anzahl der Häuser im Burgfrieden (vom Schiedbach [Schüttbach] bis zum Badhaus) mit rund sechzig bis neunzig konstant, die Einwohnerzahl dürfte bis zur Mitte des [[19. Jahrhundert]]s wohl  500 bis 600 nie überschritten haben, auch hatte der Marktflecken zu keiner Zeit eine Stadtmauer.
 
Dennoch blieb der Marktort Zell im Pinzgau seit der Blütezeit des Handels im Hochmittelalter immer von bescheidener Größe, über Jahrhunderte blieb die Anzahl der Häuser im Burgfrieden (vom Schiedbach [Schüttbach] bis zum Badhaus) mit rund sechzig bis neunzig konstant, die Einwohnerzahl dürfte bis zur Mitte des [[19. Jahrhundert]]s wohl  500 bis 600 nie überschritten haben, auch hatte der Marktflecken zu keiner Zeit eine Stadtmauer.
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Krisen und Kriege wie die [[Salzburger Bauernaufstände im 16. Jahrhundert|Bauernerhebungen]] [[1525]]/[[1526]] (die Verleihung des Ehrentitels "die getreuen Knechte des hl. Rupertus“ ist historisch nicht bewiesen), der Vollzug der Todesstrafe an dem Zeller [[Pfleger]] [[Caspar Vogl]] im Jahr [[1606]], die Prozesse und Massenhinrichtungen rund um den mysteriösen [[Zauberer Jackl]] im 17. Jahrhundert, die unmenschliche Vertreibung der [[Protestanten]] aus Salzburg unter [[Fürsterzbischof]] [[Leopold Anton Freiherr von Firmian]] [[1731]] und die [[Salzburg unter Napoleon|Franzosenkriege]] (Anfang des 19. Jahrhunderts) betrafen den Marktort natürlich wirtschaftlich, hatten für die innere Entwicklung aber genauso eher geringe Auswirkungen wie das Ende der fürsterzbischöflichen Ära und die Eingliederung Salzburgs in den [[Habsburger]]-Staat.
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Krisen und Kriege wie die [[Salzburger Bauernaufstände im 16. Jahrhundert|Bauernerhebungen]] [[1525]]/[[1526]] (die Verleihung des Ehrentitels "die getreuen Knechte des hl. Rupertus" ist historisch nicht bewiesen), der Vollzug der Todesstrafe an dem Zeller [[Pfleger]] [[Caspar Vogl]] im Jahr [[1606]], die Prozesse und Massenhinrichtungen rund um den mysteriösen [[Zauberer Jackl]] im 17. Jahrhundert, die unmenschliche Vertreibung der [[Protestanten]] aus Salzburg unter [[Fürsterzbischof]] [[Leopold Anton Freiherr von Firmian]] [[1731]] und die [[Salzburg unter Napoleon|Franzosenkriege]] (Anfang des 19. Jahrhunderts) betrafen den Marktort natürlich wirtschaftlich, hatten für die innere Entwicklung aber genauso eher geringe Auswirkungen wie das Ende der fürsterzbischöflichen Ära und die Eingliederung Salzburgs in den [[Habsburger]]-Staat.
    
Über Auftreten und Folgen der zahlreichen [[Pest]]epidemien in Zell wissen wir wenig, der bis [[1975]] im linken Seitenschiff der [[Stadtpfarrkirche St. Hippolyt]] gelegene Sebastiani-Altar (der hl. Sebastian wurde als Schutzpatron gegen die [[Pest]] angerufen, heute befindet sich hier das Taufbecken) lässt aber darauf schließen, dass auch (bzw. gerade) in dem Handelsort Zell im Pinzgau die Pest ein ständiger Angst- und Bedrohungsfaktor für die Menschen gewesen sein muss. Dies gilt natürlich auch für andere Seuchen und Epidemien, so starben allein im Jahr [[1800]] 57 Kinder (!!) an den Blattern.
 
Über Auftreten und Folgen der zahlreichen [[Pest]]epidemien in Zell wissen wir wenig, der bis [[1975]] im linken Seitenschiff der [[Stadtpfarrkirche St. Hippolyt]] gelegene Sebastiani-Altar (der hl. Sebastian wurde als Schutzpatron gegen die [[Pest]] angerufen, heute befindet sich hier das Taufbecken) lässt aber darauf schließen, dass auch (bzw. gerade) in dem Handelsort Zell im Pinzgau die Pest ein ständiger Angst- und Bedrohungsfaktor für die Menschen gewesen sein muss. Dies gilt natürlich auch für andere Seuchen und Epidemien, so starben allein im Jahr [[1800]] 57 Kinder (!!) an den Blattern.
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Im Zusammenhang mit der Klimaverschlechterung der sog. "Kleinen Eiszeit“ traten ab dem 16. Jahrhundert vermehrt heftige Unwetter und als Folge weitverbreiteter Holzschlägerungen im gesamten [[Pinzgau]] riesige Murgänge und zunehmend verheerende Überschwemmungen auf. Eine dramatische Folge war die Auflandung und Vergrusung des Talbodens, begleitet von Krankheiten wie dem "Pinzgauer Sumpffieber“ und allerlei Hautkrankheiten, auch waren unglaubliche Mückenplagen eine Folge.
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Im Zusammenhang mit der Klimaverschlechterung der sog. "Kleinen Eiszeit" traten ab dem 16. Jahrhundert vermehrt heftige Unwetter und als Folge weitverbreiteter Holzschlägerungen im gesamten [[Pinzgau]] riesige Murgänge und zunehmend verheerende Überschwemmungen auf. Eine dramatische Folge war die Auflandung und Vergrusung des Talbodens, begleitet von Krankheiten wie dem "Pinzgauer Sumpffieber" und allerlei Hautkrankheiten, auch waren unglaubliche Mückenplagen eine Folge.
    
== Eisenbahn, Pioniere und die Perle des Salzburger Landes ==
 
== Eisenbahn, Pioniere und die Perle des Salzburger Landes ==
Die ersten urkundlichen Spuren über wasserbauliche Maßnahmen im [[Pinzgau]] reichen in die erste Hälfte des [[16. Jahrhundert]]s zurück, aber erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts stellten sich nachhaltigere Erfolge bei der [[Salzachregulierung|Regulierung]] des Flussbettes der [[Salzach]] ein. Wurde noch [[1842]] im renommierten deutschen Reiseführer Baedeker vor einem Aufenthalt in Zell am See (die Bezeichnung "am See“ kam ausgehend von der bayerischen Zeit nach den Franzosenkriegen immer mehr in Gebrauch) wegen der ungesunden Sümpfe gewarnt, so bezeichnete 30 Jahre später der Münchner Bergsteiger und Alpinschriftsteller [[Karl Hofmann (Alpinist)|Karl Hofmann]] den [[Zeller See]] schon als "die Perle des Salzburger Landes“.
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Die ersten urkundlichen Spuren über wasserbauliche Maßnahmen im [[Pinzgau]] reichen in die erste Hälfte des [[16. Jahrhundert]]s zurück, aber erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts stellten sich nachhaltigere Erfolge bei der [[Salzachregulierung|Regulierung]] des Flussbettes der [[Salzach]] ein. Wurde noch [[1842]] im renommierten deutschen Reiseführer Baedeker vor einem Aufenthalt in Zell am See (die Bezeichnung "am See" kam ausgehend von der bayerischen Zeit nach den Franzosenkriegen immer mehr in Gebrauch) wegen der ungesunden Sümpfe gewarnt, so bezeichnete 30 Jahre später der Münchner Bergsteiger und Alpinschriftsteller [[Karl Hofmann (Alpinist)|Karl Hofmann]] den [[Zeller See]] schon als "die Perle des Salzburger Landes".
    
Und bald begann mit dem Aufkommen des ersten Massentransportmittels der Menschheitsgeschichte, der Eisenbahn, auch ein neues Kapitel für Stadt und Land Salzburg. Als am [[30. Juli]] [[1875]] erstmals eine Zugsgarnitur der [[Salzburg-Tiroler-Bahn]] am Bahnhof in Zell am See einfuhr, schlug für den Markt gleichsam auch die Geburtsstunde des [[Fremdenverkehr]]s, damals wurde eine Entwicklung zu einem zentralen Fremdenverkehrsort eingeleitet, die im Wesentlichen bis heute andauert.
 
Und bald begann mit dem Aufkommen des ersten Massentransportmittels der Menschheitsgeschichte, der Eisenbahn, auch ein neues Kapitel für Stadt und Land Salzburg. Als am [[30. Juli]] [[1875]] erstmals eine Zugsgarnitur der [[Salzburg-Tiroler-Bahn]] am Bahnhof in Zell am See einfuhr, schlug für den Markt gleichsam auch die Geburtsstunde des [[Fremdenverkehr]]s, damals wurde eine Entwicklung zu einem zentralen Fremdenverkehrsort eingeleitet, die im Wesentlichen bis heute andauert.
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Auswärtige Pioniere, allen voran der aus dem damals preußischen Posen stammende und später in Breslau beheimatete [[Rudolf Riemann]], rüttelten die einheimische Bevölkerung wach und fanden beim "[[Bürgermeister]] mit Weitblick“ [[Josef Salzmann]], der auch verhindert hatte, dass die Bahn über Thumersbach geführt und die [[Bezirkshauptmannschaft Zell am See|Bezirkshauptmannschaft]] nach [[Saalfelden]] verlegt wurde, offene Ohren. So waren schon [[1871]] in Zell am See eine [[Alpenverein]]s<u></u>sektion gegründet und Wanderwege angelegt worden, auf der [[Schmittenhöhe]] stand seit [[1874]] den Gästen ein Unterkunftshaus, das ständig Erweiterungen erfuhr und in den 1880-er Jahren v.a. von Carl und Emilie Haschke zu einem [[Berghotel Schmittenhöhe|Berghotel]] mit über 40 Zimmern und 90 Betten ausgebaut wurde, zur Verfügung. Dass man nun zunehmend auch mit Touristen "rechnete“, zeigt die Gründung eines Verschönerungsvereins in Zell am See im Jahr [[1877]], aus dieser Zeit stammen auch die ersten Faltprospekte mit Wandervorschlägen und -karten. Verdiente [[Bürgermeister der Stadt Zell am See|Bürgermeister]] nach [[Josef Salzmann]] in der Zeller "Gründerzeit“ waren [[Josef Fill]], [[Leopold Sterzinger]] und Dr. [[Josef Müller (Bürgermeister)|Josef Müller]].
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Auswärtige Pioniere, allen voran der aus dem damals preußischen Posen stammende und später in Breslau beheimatete [[Rudolf Riemann]], rüttelten die einheimische Bevölkerung wach und fanden beim "[[Bürgermeister]] mit Weitblick" [[Josef Salzmann]], der auch verhindert hatte, dass die Bahn über Thumersbach geführt und die [[Bezirkshauptmannschaft Zell am See|Bezirkshauptmannschaft]] nach [[Saalfelden]] verlegt wurde, offene Ohren. So waren schon [[1871]] in Zell am See eine [[Alpenverein]]s<u></u>sektion gegründet und Wanderwege angelegt worden, auf der [[Schmittenhöhe]] stand seit [[1874]] den Gästen ein Unterkunftshaus, das ständig Erweiterungen erfuhr und in den 1880-er Jahren v.a. von Carl und Emilie Haschke zu einem [[Berghotel Schmittenhöhe|Berghotel]] mit über 40 Zimmern und 90 Betten ausgebaut wurde, zur Verfügung. Dass man nun zunehmend auch mit Touristen "rechnete", zeigt die Gründung eines Verschönerungsvereins in Zell am See im Jahr [[1877]], aus dieser Zeit stammen auch die ersten Faltprospekte mit Wandervorschlägen und -karten. Verdiente [[Bürgermeister der Stadt Zell am See|Bürgermeister]] nach [[Josef Salzmann]] in der Zeller "Gründerzeit" waren [[Josef Fill]], [[Leopold Sterzinger]] und Dr. [[Josef Müller (Bürgermeister)|Josef Müller]].
    
== Die Zeller Gründerzeit von 1875 bis 1914 ==
 
== Die Zeller Gründerzeit von 1875 bis 1914 ==
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Parallel zum Ausbau der Verkehrswege entstand auch in [[Zell am See]] eine Reihe von neuen Häusern, darunter das Hotel Krone, das [[Hotel Kaiserin Elisabeth]], das Hotel am See ([[Grand Hotel Zell am See|Grand Hotel]]), die Neue Post, der Pinzgauer Hof (heute Finanzamt), Geisters Seehotel, das Hotel Central, das Hotel Austria, das Hotel Elektra oder das Hotel Bellevue in Thumersbach, mehrfach wurden Zell am See und die Schmittenhöhe auch von den höchsten Repräsentanten des Kaiserhauses besucht.
 
Parallel zum Ausbau der Verkehrswege entstand auch in [[Zell am See]] eine Reihe von neuen Häusern, darunter das Hotel Krone, das [[Hotel Kaiserin Elisabeth]], das Hotel am See ([[Grand Hotel Zell am See|Grand Hotel]]), die Neue Post, der Pinzgauer Hof (heute Finanzamt), Geisters Seehotel, das Hotel Central, das Hotel Austria, das Hotel Elektra oder das Hotel Bellevue in Thumersbach, mehrfach wurden Zell am See und die Schmittenhöhe auch von den höchsten Repräsentanten des Kaiserhauses besucht.
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In der zweiten Hälfte des [[19. Jahrhundert]]s war auch in die Kunstszene verstärkt Bewegung gekommen, bekannte österreichische Künstler wie [[Thomas Ender]], [[Friedrich Gauermann]], [[Hubert Sattler (Maler)|Hubert Sattler]] und [[Edmund Höd]] genauso wie der Engländer [[Edward Theodore Compton]] und der in Zell beheimatete [[Karl Flieher]] faszinierten der Marktort und die "schaurig-schöne“ Hochgebirgslandschaft. Ihre Gemälde, Illustrationen, Stiche und Prospekte erreichten ein internationales Publikum.
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In der zweiten Hälfte des [[19. Jahrhundert]]s war auch in die Kunstszene verstärkt Bewegung gekommen, bekannte österreichische Künstler wie [[Thomas Ender]], [[Friedrich Gauermann]], [[Hubert Sattler (Maler)|Hubert Sattler]] und [[Edmund Höd]] genauso wie der Engländer [[Edward Theodore Compton]] und der in Zell beheimatete [[Karl Flieher]] faszinierten der Marktort und die "schaurig-schöne" Hochgebirgslandschaft. Ihre Gemälde, Illustrationen, Stiche und Prospekte erreichten ein internationales Publikum.
    
Zell am See war zur damaligen Zeit ein sehr kleiner, bescheidener Markt mit 95 Häusern und geprägt durch Handel, Gewerbe, Fischerei und Landwirtschaft. Thumersbach-[[Erlberg (Zell am See)|Erlberg]] (bis 1935) und [[Bruckberg (Gemeinde)|Bruckberg]]-[[Schmitten]] (bis 1939) waren selbstständige Gemeinden. Der Zeller Bürger und Handelsmann [[Josef Dießbacher]] war bis 1850 [[Bürgermeister der Stadt Zell am See|Bürgermeister]] und trieb die Umgestaltung und Neuorganisation der Gemeindeverwaltung voran.
 
Zell am See war zur damaligen Zeit ein sehr kleiner, bescheidener Markt mit 95 Häusern und geprägt durch Handel, Gewerbe, Fischerei und Landwirtschaft. Thumersbach-[[Erlberg (Zell am See)|Erlberg]] (bis 1935) und [[Bruckberg (Gemeinde)|Bruckberg]]-[[Schmitten]] (bis 1939) waren selbstständige Gemeinden. Der Zeller Bürger und Handelsmann [[Josef Dießbacher]] war bis 1850 [[Bürgermeister der Stadt Zell am See|Bürgermeister]] und trieb die Umgestaltung und Neuorganisation der Gemeindeverwaltung voran.
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Nur bestimmte Bürger hatten das Wahlrecht. Glasermeister Johann Unterganschnigg wurde in die Zeller "Burgerschaft“ aufgenommen. Seine Nachkommen zählen heute zu den ältesten Zeller Familien, von denen es nur mehr wenige gibt. Riemermeister [[Josef Salzmann (Politiker)|Josef Salzmann]] wurde in den Gemeinderat gewählt und kaufte als späterer Bürgermeister im Jahre 1860 den [[Zeller See]]. Weniger erfreulich war die Einführung des neuen "stabilen Grundsteuer- und Gebäudekatasters“. Sämtliche Grundstücke wurden vermessen, was dringend erforderlich war, weil ja zu diesem Zeitpunkt die Steuern im Wesentlichen aus dem Grundertrag berechnet wurden. Zehente sowie grund-, berg- und vogtherrliche Rechte wurden abgelöst und die Steuereinhebung allmählich modernisiert.
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Nur bestimmte Bürger hatten das Wahlrecht. Glasermeister Johann Unterganschnigg wurde in die Zeller "Burgerschaft" aufgenommen. Seine Nachkommen zählen heute zu den ältesten Zeller Familien, von denen es nur mehr wenige gibt. Riemermeister [[Josef Salzmann (Politiker)|Josef Salzmann]] wurde in den Gemeinderat gewählt und kaufte als späterer Bürgermeister im Jahre 1860 den [[Zeller See]]. Weniger erfreulich war die Einführung des neuen "stabilen Grundsteuer- und Gebäudekatasters". Sämtliche Grundstücke wurden vermessen, was dringend erforderlich war, weil ja zu diesem Zeitpunkt die Steuern im Wesentlichen aus dem Grundertrag berechnet wurden. Zehente sowie grund-, berg- und vogtherrliche Rechte wurden abgelöst und die Steuereinhebung allmählich modernisiert.
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Der Zeller [[Pfarrer von Zell am See-St. Hippolyt|Pfarrer]] [[Mathias Englmayr]] (1842–1850) verfasste [[1848]] die erste "[[Chronik der Pfarre Zell am See in Pinzgau]], den Freunden der vaterländischen, besonders der heimatlichen Geschichte gewidmet. Pfarrer Englmayr schrieb sein Werk "''Historia est optima magistra hominum''(Geschichte ist die beste Lehrmeisterin der Menschen). Er hat damals als einer der wenigen Pinzgauer bestimmt auch die "[[Salzburger Zeitung]]gelesen.
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Der Zeller [[Pfarrer von Zell am See-St. Hippolyt|Pfarrer]] [[Mathias Englmayr]] (1842–1850) verfasste [[1848]] die erste "[[Chronik der Pfarre Zell am See in Pinzgau]]", den Freunden der vaterländischen, besonders der heimatlichen Geschichte gewidmet. Pfarrer Englmayr schrieb sein Werk "''Historia est optima magistra hominum''" (Geschichte ist die beste Lehrmeisterin der Menschen). Er hat damals als einer der wenigen Pinzgauer bestimmt auch die "[[Salzburger Zeitung]]" gelesen.
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1848 übernahm Erzherzog Franz Joseph als Kaiser [[Franz Joseph I.]], die Regierungsgeschäfte und heiratete 1854 [[Elisabeth von Österreich|Elisabeth]], Prinzessin in Bayern. Sie besuchte [[1885]] Zell am See, wohnte im [[Hotel Kaiserin Elisabeth am See|Hotel "Kaiserin Elisabeth am See“]] und bestieg zu Fuß zur Nachtzeit mit Begleitern in 2,5 Stunden die [[Schmittenhöhe]]. Auch Kaiser Franz Joseph I. besuchte unseren Hausberg und benützte für die Auffahrt ein vom Pferd gezogenes Schmittenhöhe-Wagerl. Der Kaiser übernachtete von [[11. Juli|11.]] auf [[12. Juli]] [[1893]] im Berghotel und war von der herrlichen Aussicht begeistert. Über die kaiserlichen Besuche berichtete man in Zeitungen im In- und Ausland und das war für die damalige "Zeller Sommerfrische“ eine "unbezahlbare“ Werbung<ref>{{Quelle PiN|5. März 2015}}</ref>.
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1848 übernahm Erzherzog Franz Joseph als Kaiser [[Franz Joseph I.]], die Regierungsgeschäfte und heiratete 1854 [[Elisabeth von Österreich|Elisabeth]], Prinzessin in Bayern. Sie besuchte [[1885]] Zell am See, wohnte im [[Hotel Kaiserin Elisabeth am See|Hotel "Kaiserin Elisabeth am See"]] und bestieg zu Fuß zur Nachtzeit mit Begleitern in 2,5 Stunden die [[Schmittenhöhe]]. Auch Kaiser Franz Joseph I. besuchte unseren Hausberg und benützte für die Auffahrt ein vom Pferd gezogenes Schmittenhöhe-Wagerl. Der Kaiser übernachtete von [[11. Juli|11.]] auf [[12. Juli]] [[1893]] im Berghotel und war von der herrlichen Aussicht begeistert. Über die kaiserlichen Besuche berichtete man in Zeitungen im In- und Ausland und das war für die damalige "Zeller Sommerfrische" eine "unbezahlbare" Werbung<ref>{{Quelle PiN|5. März 2015}}</ref>.
    
== Der Erste Weltkrieg ==
 
== Der Erste Weltkrieg ==
Ein jähes Ende des allgemeinen Aufschwungs brachte der [[Erste Weltkrieg]]. In Zell am See mussten 270 Männer einrücken, 62 kehrten nicht mehr von den zahlreichen Fronten zurück. Im Hinterland machten sich die Kriegsjahre außer durch die Todesnachrichten von den Schauplätzen des Krieges hauptsächlich durch die drastische Verknappung und die dadurch notwendige Rationierung der Lebensmittel bemerkbar. Erschwerend für die Ernährungssituation war auch, dass schon bald nach Kriegsbeginn die [[Reich#k._k.|k.&nbsp;k.]]&nbsp;Militärbehörde die Unterbringung Verwundeter in Zell am See angeordnet hatte. Auch die Schaffung eines TBC-Heimes − bei gleichzeitiger Beibehaltung des Rufes als Kurort − erforderten vom damaligen Bürgermeister Mag. pharm. [[Josef Wisgrill]] einen hohen persönlichen Einsatz. So war es nicht verwunderlich, dass Wisgrill unmittelbar nach Kriegsende das Bürgermeisteramt an den bei Bürgermusik und Feuerwehr verdienten "ersten Gemeinderat“, [[Anton Gaßner]] ([[DNSAP|Deutsche Arbeiterpartei > DAP]]), abgab.
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Ein jähes Ende des allgemeinen Aufschwungs brachte der [[Erste Weltkrieg]]. In Zell am See mussten 270 Männer einrücken, 62 kehrten nicht mehr von den zahlreichen Fronten zurück. Im Hinterland machten sich die Kriegsjahre außer durch die Todesnachrichten von den Schauplätzen des Krieges hauptsächlich durch die drastische Verknappung und die dadurch notwendige Rationierung der Lebensmittel bemerkbar. Erschwerend für die Ernährungssituation war auch, dass schon bald nach Kriegsbeginn die [[Reich#k._k.|k.&nbsp;k.]]&nbsp;Militärbehörde die Unterbringung Verwundeter in Zell am See angeordnet hatte. Auch die Schaffung eines TBC-Heimes − bei gleichzeitiger Beibehaltung des Rufes als Kurort − erforderten vom damaligen Bürgermeister Mag. pharm. [[Josef Wisgrill]] einen hohen persönlichen Einsatz. So war es nicht verwunderlich, dass Wisgrill unmittelbar nach Kriegsende das Bürgermeisteramt an den bei Bürgermusik und Feuerwehr verdienten "ersten Gemeinderat", [[Anton Gaßner]] ([[DNSAP|Deutsche Arbeiterpartei > DAP]]), abgab.
    
== Die Zwischenkriegszeit ==
 
== Die Zwischenkriegszeit ==
Ihm folgte von [[1919]] bis [[1922]] [[Anton Werber]] von den Sozialdemokraten, er wurde krankheitsbedingt von August [[1920]] bis September [[1921]] von dem bürgerlichen [[Vizebürgermeister]] [[Leo Gastgeber]] vertreten. Nach dem Wahlgang des Jahres [[1922]], der wiederum den Sozialdemokraten die Stimmenmehrheit gebracht hatte,  einigte man sich im bürgerlichen und nationalen Lager auf einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten, den Nationalen [[Josef Ernst]]. Sicher auch beeinflusst durch die deutschen und deutschösterreichischen Pioniere des Fremdenverkehrs war in politischer Hinsicht in Zell am See eine "deutsch“-nationale Einstellung weit verbreitet. So hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg eine starke Gruppe der sog. [[NSDAP|Hitlerbewegung]] (DAP, später in Österreich [[DNSAP]]) etabliert, der auch der Zeller Bürgermeister [[Josef Ernst]] angehörte. 1925 kandidierte in Zell eine "Einheitsliste der wirtschaftlich vereinigten [[CS|christlichsozialen]], [[GDVP|großdeutschen]] und nationalsozialistischen Parteien in Zell am See“.<ref>Wahlliste; Bezirksarchiv Pinzgau, Zell am See</ref> Listenführer war Dr. [[Ludwig Margreiter]], ihm folgte an zweiter Stelle und als Bürgermeisterkandidat [[Josef Ernst]].
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Ihm folgte von [[1919]] bis [[1922]] [[Anton Werber]] von den Sozialdemokraten, er wurde krankheitsbedingt von August [[1920]] bis September [[1921]] von dem bürgerlichen [[Vizebürgermeister]] [[Leo Gastgeber]] vertreten. Nach dem Wahlgang des Jahres [[1922]], der wiederum den Sozialdemokraten die Stimmenmehrheit gebracht hatte,  einigte man sich im bürgerlichen und nationalen Lager auf einen gemeinsamen Bürgermeisterkandidaten, den Nationalen [[Josef Ernst]]. Sicher auch beeinflusst durch die deutschen und deutschösterreichischen Pioniere des Fremdenverkehrs war in politischer Hinsicht in Zell am See eine "deutsch"-nationale Einstellung weit verbreitet. So hatte sich nach dem Ersten Weltkrieg eine starke Gruppe der sog. [[NSDAP|Hitlerbewegung]] (DAP, später in Österreich [[DNSAP]]) etabliert, der auch der Zeller Bürgermeister [[Josef Ernst]] angehörte. 1925 kandidierte in Zell eine "Einheitsliste der wirtschaftlich vereinigten [[CS|christlichsozialen]], [[GDVP|großdeutschen]] und nationalsozialistischen Parteien in Zell am See".<ref>Wahlliste; Bezirksarchiv Pinzgau, Zell am See</ref> Listenführer war Dr. [[Ludwig Margreiter]], ihm folgte an zweiter Stelle und als Bürgermeisterkandidat [[Josef Ernst]].
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In der schließlich neunjährigen Amtszeit von [[Josef Ernst]] wurde Zell am [[24. Jänner]] 1928 vom [[Salzburger Landtag]] zur Stadt erhoben, begründet wurde dies "in Würdigung der hervorragenden Entwicklung des Marktes, die er auf dem Gebiete des Fremdenverkehrs bereits zu Ende des vergangenen Jahrhunderts, insbesondere aber in jüngster Zeit genommen hat“.<ref>Stadterhebungsurkunde; Original im [[Stadt-Museum im Vogt- oder Kastnerturm]]</ref> Wesentlich hatte dazu beigetragen, dass als fünfte Seilbahn Österreichs die [[Schmittenhöhebahn]] erbaut und am 30. Dezember [[1927]] offiziell in Betrieb genommen werden konnte.
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In der schließlich neunjährigen Amtszeit von [[Josef Ernst]] wurde Zell am [[24. Jänner]] 1928 vom [[Salzburger Landtag]] zur Stadt erhoben, begründet wurde dies "in Würdigung der hervorragenden Entwicklung des Marktes, die er auf dem Gebiete des Fremdenverkehrs bereits zu Ende des vergangenen Jahrhunderts, insbesondere aber in jüngster Zeit genommen hat".<ref>Stadterhebungsurkunde; Original im [[Stadt-Museum im Vogt- oder Kastnerturm]]</ref> Wesentlich hatte dazu beigetragen, dass als fünfte Seilbahn Österreichs die [[Schmittenhöhebahn]] erbaut und am 30. Dezember [[1927]] offiziell in Betrieb genommen werden konnte.
    
Erst die Wahlen von [[1931]] brachten einen Umschwung, die Koalition von christlichsozialen, großdeutschen und nationalsozialistischen Parteien zerbrach. Streitigkeiten und offensichtliche Meinungsverschiedenheiten innerhalb der nationalen Gruppen führten zu einer Spaltung in ein Großdeutsches Lager und den nationalen Flügel der Hitlerbewegung. Nach drei dramatischen Wahlgängen bekam nach internen Absprachen überraschend der Sozialdemokrat Anton Werber (nach 1919 erneut) eine Mehrheit, Josef Ernst zog sich bald darauf aus der Politik zurück.
 
Erst die Wahlen von [[1931]] brachten einen Umschwung, die Koalition von christlichsozialen, großdeutschen und nationalsozialistischen Parteien zerbrach. Streitigkeiten und offensichtliche Meinungsverschiedenheiten innerhalb der nationalen Gruppen führten zu einer Spaltung in ein Großdeutsches Lager und den nationalen Flügel der Hitlerbewegung. Nach drei dramatischen Wahlgängen bekam nach internen Absprachen überraschend der Sozialdemokrat Anton Werber (nach 1919 erneut) eine Mehrheit, Josef Ernst zog sich bald darauf aus der Politik zurück.
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In der nun zweiten Amtsperiode von Anton Werber (April [[1931]] bis Mai [[1933]]) eskalierte indes die seit Jahren angespannte Situation. Die Zeller Gemeindevertretung schaltete sich – vergleichbar mit den Vorgängen im Parlament in Wien – ebenso gleichsam selbst aus. Nach einem Misstrauensvotum gegen Werber entstand ein Zustand "ex lege“, mit [[Bezirkshauptmann]] Dr. [[Rudolf Hanifle]] musste von der [[Landesregierung]] ein Regierungskommissär anstelle eines gewählten Bürgermeisters mit der Führung der Amtsgeschäfte beauftragt werden. Hanifle übergab im Dezember 1933 diese Aufgabe an Regierungsrat [[Leo Weißengruber]], der diese Funktion bis Juni [[1934]] ausübte. Noch zwei weitere Jahre blieb Zell unter Aufsicht des Landes, Kommissär war Dr. [[Adalbert Mueller]]. Zell war in den beginnenden [[1930er]]-Jahren zur notleidendsten Gemeinde des ganzen Landes geworden, zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung mussten 1933 sogar Militäreinheiten angefordert und stationiert werden. Erst im Mai [[1936]] konstituierte sich wieder eine Gemeindevertretung, der über den einzelnen Lagern stehende Gastwirt [[Sebastian Hörl]] nahm 1936 nach langem Zögern das Amt an. Mit ihm stand nun – für zwei Jahre - wieder ein (von der [[Gemeindevertretung]]) gewählter Bürgermeister an der Spitze der Stadt.
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In der nun zweiten Amtsperiode von Anton Werber (April [[1931]] bis Mai [[1933]]) eskalierte indes die seit Jahren angespannte Situation. Die Zeller Gemeindevertretung schaltete sich – vergleichbar mit den Vorgängen im Parlament in Wien – ebenso gleichsam selbst aus. Nach einem Misstrauensvotum gegen Werber entstand ein Zustand "ex lege", mit [[Bezirkshauptmann]] Dr. [[Rudolf Hanifle]] musste von der [[Landesregierung]] ein Regierungskommissär anstelle eines gewählten Bürgermeisters mit der Führung der Amtsgeschäfte beauftragt werden. Hanifle übergab im Dezember 1933 diese Aufgabe an Regierungsrat [[Leo Weißengruber]], der diese Funktion bis Juni [[1934]] ausübte. Noch zwei weitere Jahre blieb Zell unter Aufsicht des Landes, Kommissär war Dr. [[Adalbert Mueller]]. Zell war in den beginnenden [[1930er]]-Jahren zur notleidendsten Gemeinde des ganzen Landes geworden, zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung mussten 1933 sogar Militäreinheiten angefordert und stationiert werden. Erst im Mai [[1936]] konstituierte sich wieder eine Gemeindevertretung, der über den einzelnen Lagern stehende Gastwirt [[Sebastian Hörl]] nahm 1936 nach langem Zögern das Amt an. Mit ihm stand nun – für zwei Jahre - wieder ein (von der [[Gemeindevertretung]]) gewählter Bürgermeister an der Spitze der Stadt.
    
Die im Juli 1931 verhängte [[100-Mark-Steuer]] hatte dem [[Fremdenverkehr]] in Zell am See und im übrigen Pinzgau schweren Schaden zugefügt. Ein volles Drittel der üblichen Frequenz aus dem Deutschen Reich blieb aus. Hatte die Stadt Zell am See im Jahr [[1928]] noch 168&nbsp;000 Fremden-Nächtigungen erzielt, so sank diese Ziffer im Jahre 1931 auf 93&nbsp;000. Die Zimmerlosung eines bestimmten Zeller Hotels hatte 1928 64.000 [[Schilling]] betragen, 1931 ergab sie bloß 27.000. Der stärkere Zustrom österreichischen Publikums, beson­ders aus [[Wien]], vermochte den schweren Ausfall teilweise wettzumachen.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19320510&query=%22B%c3%bcro+f%c3%bcr+Fremdenverkehr%22&ref=anno-search&seite=4 ANNO], [[Salzburger Chronik]], Ausgabe vom 10. Mai 1932, Seite 4</ref>
 
Die im Juli 1931 verhängte [[100-Mark-Steuer]] hatte dem [[Fremdenverkehr]] in Zell am See und im übrigen Pinzgau schweren Schaden zugefügt. Ein volles Drittel der üblichen Frequenz aus dem Deutschen Reich blieb aus. Hatte die Stadt Zell am See im Jahr [[1928]] noch 168&nbsp;000 Fremden-Nächtigungen erzielt, so sank diese Ziffer im Jahre 1931 auf 93&nbsp;000. Die Zimmerlosung eines bestimmten Zeller Hotels hatte 1928 64.000 [[Schilling]] betragen, 1931 ergab sie bloß 27.000. Der stärkere Zustrom österreichischen Publikums, beson­ders aus [[Wien]], vermochte den schweren Ausfall teilweise wettzumachen.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=sch&datum=19320510&query=%22B%c3%bcro+f%c3%bcr+Fremdenverkehr%22&ref=anno-search&seite=4 ANNO], [[Salzburger Chronik]], Ausgabe vom 10. Mai 1932, Seite 4</ref>
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Sebastian Hörl wurde beim [[Anschluss]] Österreichs an das Deutsche Reich im März [[1938]] abgesetzt, interimistisch übernahm Dr. [[Georg Lippert]] ([[NSDAP]]) die Amtsgeschäfte. Von [[1939]] bis [[1945]] führte der zum Amtsbürgermeister bestellte Nationalsozialist Ing. [[Erich Janik]] die Geschäfte der Bergstadt, seine Amtsführung und seine Persönlichkeit werden von Zeitzeugen bis heute sehr unterschiedlich bewertet. Nach Aussagen von Zeitzeugen soll er korrekt gewesen sein und auch Zellern bei Vorwürfen oder Verfolgungen geholfen haben, dennoch war er Mitwisser hinsichtlich aller Verbrechen (unter vielen anderen das Todesurteil gegen [[Andreas Kronewitter]]<ref>Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) E 18.574</ref> wegen Wehrkraftzersetzung) und somit auch Mittäter wie alle anderen überzeugten Nationalsozialisten in Parteiämtern auch.
 
Sebastian Hörl wurde beim [[Anschluss]] Österreichs an das Deutsche Reich im März [[1938]] abgesetzt, interimistisch übernahm Dr. [[Georg Lippert]] ([[NSDAP]]) die Amtsgeschäfte. Von [[1939]] bis [[1945]] führte der zum Amtsbürgermeister bestellte Nationalsozialist Ing. [[Erich Janik]] die Geschäfte der Bergstadt, seine Amtsführung und seine Persönlichkeit werden von Zeitzeugen bis heute sehr unterschiedlich bewertet. Nach Aussagen von Zeitzeugen soll er korrekt gewesen sein und auch Zellern bei Vorwürfen oder Verfolgungen geholfen haben, dennoch war er Mitwisser hinsichtlich aller Verbrechen (unter vielen anderen das Todesurteil gegen [[Andreas Kronewitter]]<ref>Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW) E 18.574</ref> wegen Wehrkraftzersetzung) und somit auch Mittäter wie alle anderen überzeugten Nationalsozialisten in Parteiämtern auch.
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Die Euphorie bei den zahlreichen Parteigängern und Sympathisanten des [[Anschluss]]es verflachte nach Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] sehr rasch, auch hier musste schließlich alles den "kriegswirtschaftlichen Erfordernissen“ untergeordnet werden. Rund 1&nbsp;050 Zeller waren zum Kriegsdienst eingezogen worden, die Gemeinde hatte schlussendlich 183 Tote und Vermisste zu beklagen.
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Die Euphorie bei den zahlreichen Parteigängern und Sympathisanten des [[Anschluss]]es verflachte nach Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkriegs]] sehr rasch, auch hier musste schließlich alles den "kriegswirtschaftlichen Erfordernissen" untergeordnet werden. Rund 1&nbsp;050 Zeller waren zum Kriegsdienst eingezogen worden, die Gemeinde hatte schlussendlich 183 Tote und Vermisste zu beklagen.
    
Anlässlich von Bauarbeiten für eine [[Flugplatz Zell am See|Segelflugschule]] des Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK) wurden auf Gemeindegrund ab 1939 von Zwangsarbeitern aus den besetzten Kriegsgebieten Baracken errichtet, auch wurde seitens der Gauleitung die Erbauung von Behelfsheimen für Bombengeschädigte in Zell am See angeordnet. Aber der Luftkrieg erreichte zunehmend auch das Gebirge, am [[25. Februar]] [[1944]] attackierten alliierte Verbände im Rahmen eines Großangriffes auf Süddeutschland Eisenbahnziele bei Zell am See, am [[29. Dezember]] 1944 wurde ein zwischen Zell und [[Bruck an der Großglocknerstraße|Bruck]] stehender und mit Munition beladener Güterzug in Tiefflügen angegriffen und durch Bordwaffenbeschuss zur Explosion gebracht. Bis Kriegsende hatte es schließlich 459 Mal Luftalarm gegeben<ref>Feuerwehrchronik; [[Horst Scholz]]; [[Bezirksarchiv Pinzgau]] Zell am See</ref>, die Stadt selbst blieb von Bombentreffern verschont.
 
Anlässlich von Bauarbeiten für eine [[Flugplatz Zell am See|Segelflugschule]] des Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK) wurden auf Gemeindegrund ab 1939 von Zwangsarbeitern aus den besetzten Kriegsgebieten Baracken errichtet, auch wurde seitens der Gauleitung die Erbauung von Behelfsheimen für Bombengeschädigte in Zell am See angeordnet. Aber der Luftkrieg erreichte zunehmend auch das Gebirge, am [[25. Februar]] [[1944]] attackierten alliierte Verbände im Rahmen eines Großangriffes auf Süddeutschland Eisenbahnziele bei Zell am See, am [[29. Dezember]] 1944 wurde ein zwischen Zell und [[Bruck an der Großglocknerstraße|Bruck]] stehender und mit Munition beladener Güterzug in Tiefflügen angegriffen und durch Bordwaffenbeschuss zur Explosion gebracht. Bis Kriegsende hatte es schließlich 459 Mal Luftalarm gegeben<ref>Feuerwehrchronik; [[Horst Scholz]]; [[Bezirksarchiv Pinzgau]] Zell am See</ref>, die Stadt selbst blieb von Bombentreffern verschont.
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Die von führenden Nationalsozialisten propagierte Alpenfestung war zwar ein Trugbild, dennoch befanden sich gegen Ende des Krieges Führungsstäbe der Wehrmacht und das Oberkommando der Luftwaffe (OKL) in Zell am See und Thumersbach. Ganz allgemein erlebte die Stadt in der Kriegszeit und in den ersten Monaten danach die größte Invasion ihrer Geschichte. Waren schon seit [[1942]] [[Südtiroler]] (Optanten) und Reichsdeutsche in der "Neuen Heimat“ angesiedelt worden, so kamen in  den letzten Kriegsmonaten tausende Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten in  [[Deutschland]] und Ostösterreich hinzu. In den Hotels und Gasthöfen mussten vielfach Lazarette eingerichtet werden, die Zahl der zivilen Bewohner stieg auf über 11&nbsp;000 an.
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Die von führenden Nationalsozialisten propagierte Alpenfestung war zwar ein Trugbild, dennoch befanden sich gegen Ende des Krieges Führungsstäbe der Wehrmacht und das Oberkommando der Luftwaffe (OKL) in Zell am See und Thumersbach. Ganz allgemein erlebte die Stadt in der Kriegszeit und in den ersten Monaten danach die größte Invasion ihrer Geschichte. Waren schon seit [[1942]] [[Südtiroler]] (Optanten) und Reichsdeutsche in der "Neuen Heimat" angesiedelt worden, so kamen in  den letzten Kriegsmonaten tausende Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten in  [[Deutschland]] und Ostösterreich hinzu. In den Hotels und Gasthöfen mussten vielfach Lazarette eingerichtet werden, die Zahl der zivilen Bewohner stieg auf über 11&nbsp;000 an.
    
== Kriegsende und  Nachkriegszeit ==
 
== Kriegsende und  Nachkriegszeit ==
Die ersten [[USA|amerikanischen]] Soldaten in Zell am See waren die Fallschirmjäger der 101. US-Luftlandedivision ([[101st Airborne Division]]), die der 7. Armee unterstellt waren, sie rückten am [[8. Mai]] [[1945]] in Zell am See ein. Wenig später übernahm die "[[Rainbow Division]](42nd Infantry) die Verwaltung, Entnazifizierung und Demokratisierung der befreiten Gebiete im Pinzgau. Bald gelang es den amerikanischen Befehlshabern in Zusammenarbeit mit den Vertretern der Stadtgemeinde (Dr. [[Erich Schandlbauer]], Dr. [[Roland Weinlich]], [[Erwin Prodinger I.|Erwin Prodinger]], [[Josef Grani senior]]), den weit verbreiteten Mangel an Nahrungsmitteln und anderen Gütern des alltäglichen Bedarfs zu lindern. Bemerkenswert ist auch, dass es damals im Grand Hotel (mit Außenstellen auch beim Metzgerwirt) in Zell am See eine amerikanische Universität (die [[Rainbow University]]) gab.
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Die ersten [[USA|amerikanischen]] Soldaten in Zell am See waren die Fallschirmjäger der 101. US-Luftlandedivision ([[101st Airborne Division]]), die der 7. Armee unterstellt waren, sie rückten am [[8. Mai]] [[1945]] in Zell am See ein. Wenig später übernahm die "[[Rainbow Division]]" (42nd Infantry) die Verwaltung, Entnazifizierung und Demokratisierung der befreiten Gebiete im Pinzgau. Bald gelang es den amerikanischen Befehlshabern in Zusammenarbeit mit den Vertretern der Stadtgemeinde (Dr. [[Erich Schandlbauer]], Dr. [[Roland Weinlich]], [[Erwin Prodinger I.|Erwin Prodinger]], [[Josef Grani senior]]), den weit verbreiteten Mangel an Nahrungsmitteln und anderen Gütern des alltäglichen Bedarfs zu lindern. Bemerkenswert ist auch, dass es damals im Grand Hotel (mit Außenstellen auch beim Metzgerwirt) in Zell am See eine amerikanische Universität (die [[Rainbow University]]) gab.
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Die Amtszeit von Bürgermeister [[Erwin Prodinger I.|Erwin Prodinger]] und Vizebürgermeister [[Josef Grani senior]] erwies sich Anfang [[1946]] mehr als schwierig, denn umfangreiche Aufräum- und Restaurierungsarbeiten standen an. Bald wurde aber alles wiederhergestellt, die Infrastruktur auf der Schmittenhöhe durch neue Lifte und großzügigere Skiabfahrten kontinuierlich verbessert, auch die Schifffahrt konnte durch den Ankauf des Bootes "Libelle“ gefördert werden. Daran schlossen sich kommunale Werke, der Aufbau der Volksschule, die Adaptierung und Einrichtung des [[Krankenhaus Zell am See|Krankenhauses]] und anderes mehr an. Durch die steigende Konjunktur und den stetig wachsenden Fremdenverkehr rückte Zell am See in kurzer Zeit wieder in die erste Reihe der Salzburger Fremdenorte auf. Auffallend ist, dass dem [[Winterfremdenverkehr]] in den "[[1950er|Fünfziger]]n“ und "[[1960er|Sechziger]]n“ des [[20. Jahrhundert]]s nun immer mehr Bedeutung zukam, der [[Ski alpin|Skilauf]] fand zunehmend Anhänger.
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Die Amtszeit von Bürgermeister [[Erwin Prodinger I.|Erwin Prodinger]] und Vizebürgermeister [[Josef Grani senior]] erwies sich Anfang [[1946]] mehr als schwierig, denn umfangreiche Aufräum- und Restaurierungsarbeiten standen an. Bald wurde aber alles wiederhergestellt, die Infrastruktur auf der Schmittenhöhe durch neue Lifte und großzügigere Skiabfahrten kontinuierlich verbessert, auch die Schifffahrt konnte durch den Ankauf des Bootes "Libelle" gefördert werden. Daran schlossen sich kommunale Werke, der Aufbau der Volksschule, die Adaptierung und Einrichtung des [[Krankenhaus Zell am See|Krankenhauses]] und anderes mehr an. Durch die steigende Konjunktur und den stetig wachsenden Fremdenverkehr rückte Zell am See in kurzer Zeit wieder in die erste Reihe der Salzburger Fremdenorte auf. Auffallend ist, dass dem [[Winterfremdenverkehr]] in den "[[1950er|Fünfziger]]n" und "[[1960er|Sechziger]]n" des [[20. Jahrhundert]]s nun immer mehr Bedeutung zukam, der [[Ski alpin|Skilauf]] fand zunehmend Anhänger.
    
== Aufschwung bis zur Gegenwart ==
 
== Aufschwung bis zur Gegenwart ==
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Nach zehnjähriger Arbeit für die Stadtgemeinde und einer kurzen Amtszeit von Mag. [[Bernd Kaiser]] leitete seit den Gemeindevertretungswahlen im Jahr [[2009]] Ing. [[Hermann Kaufmann]] die Geschicke der Bergstadt. Er wurde im Oktober [[2013]] völlig unerwartet aus dem Leben gerissen, die Amtsgeschäfte gingen auf [[Peter Padourek]] über, der bei den [[Bürgermeisterwahlen 2014]] im März 2014 gegen den Herausforderer Ing. Johann Wallner kandidierte und mit 65,7 Prozent das Vertrauen der Bevölkerung als Bürgermeister erhielt.
 
Nach zehnjähriger Arbeit für die Stadtgemeinde und einer kurzen Amtszeit von Mag. [[Bernd Kaiser]] leitete seit den Gemeindevertretungswahlen im Jahr [[2009]] Ing. [[Hermann Kaufmann]] die Geschicke der Bergstadt. Er wurde im Oktober [[2013]] völlig unerwartet aus dem Leben gerissen, die Amtsgeschäfte gingen auf [[Peter Padourek]] über, der bei den [[Bürgermeisterwahlen 2014]] im März 2014 gegen den Herausforderer Ing. Johann Wallner kandidierte und mit 65,7 Prozent das Vertrauen der Bevölkerung als Bürgermeister erhielt.
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Im [[21. Jahrhundert]] ist das "Vorwärts ohne Murren“, mit dem der Fremdenverkehrspionier [[Rudolf Riemann]] seine Zeitgenossen noch vor 150 Jahren wachrütteln musste, einem zuversichtlichen "Vorwärts in die Zukunft“ gewichen.
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Im [[21. Jahrhundert]] ist das "Vorwärts ohne Murren", mit dem der Fremdenverkehrspionier [[Rudolf Riemann]] seine Zeitgenossen noch vor 150 Jahren wachrütteln musste, einem zuversichtlichen "Vorwärts in die Zukunft" gewichen.
    
== Quelle ==
 
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