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| | == Geschichte == | | == Geschichte == |
| − | Der Gründer von ''Little Flower'' war Bruder Christdas (†), ein indisches katholischer Priester, der im von Mutter Theresa [[1963]] gegründeten Orden „Missionare der Nächstenliebe“ (''Missionaries of Charity'') in Kalkutta, Indien, tätig war. Bis [[1981]] gab es mehr oder weniger nur eine einzige große Lepra-Station für Kranke in Indien, Titagarh, die von Mutter Theresa in Kalkutta eingerichtet worden war. Bruder Christdas wusste, dass es im nördlichen indischen Bundesstaat Bihar (104 Millionen Einwohnern, Stand 2011) nahe der Grenze zu [[Nepal]], besonders viele Lepra-Kranke gibt. Gleichzeitig zählt dieser Bundesstaat zu den ärmsten und auch korruptesten Bundesstaaten Indiens. | + | Der Gründer von ''Little Flower'' war Bruder Christdas (†), ein indisches katholischer Priester, der im von Mutter Theresa [[1963]] gegründeten Orden "Missionare der Nächstenliebe“ (''Missionaries of Charity'') in Kalkutta, Indien, tätig war. Bis [[1981]] gab es mehr oder weniger nur eine einzige große Lepra-Station für Kranke in Indien, Titagarh, die von Mutter Theresa in Kalkutta eingerichtet worden war. Bruder Christdas wusste, dass es im nördlichen indischen Bundesstaat Bihar (104 Millionen Einwohnern, Stand 2011) nahe der Grenze zu [[Nepal]], besonders viele Lepra-Kranke gibt. Gleichzeitig zählt dieser Bundesstaat zu den ärmsten und auch korruptesten Bundesstaaten Indiens. |
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| | === Namensgebung des Projekts === | | === Namensgebung des Projekts === |
| − | Bruder Christdas beschloss 1981, sich nach Bihar zu begeben, um in dem kleinen Ort Sunderpur ein Projekt zu gründen, das den Lepra-Erkrankten helfen sollte. ''Little Flower'' sollte das Projekt heißen. Wie eine „kleine Blume“ (''Little Flower'') sollte es in Sunderpur zunächst Wurzeln schlagen, dann aber durch ihren Samen sich vermehren. Will heißen: Aus einer Anlaufstelle für Lepra-Kranke sollten sich viele Hilfsaktionen und -orte später entwickeln (was bis 2011 auch schon zum Teil passiert war). | + | Bruder Christdas beschloss 1981, sich nach Bihar zu begeben, um in dem kleinen Ort Sunderpur ein Projekt zu gründen, das den Lepra-Erkrankten helfen sollte. ''Little Flower'' sollte das Projekt heißen. Wie eine "kleine Blume“ (''Little Flower'') sollte es in Sunderpur zunächst Wurzeln schlagen, dann aber durch ihren Samen sich vermehren. Will heißen: Aus einer Anlaufstelle für Lepra-Kranke sollten sich viele Hilfsaktionen und -orte später entwickeln (was bis 2011 auch schon zum Teil passiert war). |
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| | [[1983]] war die damals gerade 18-Jährige gebürtige Tirolerin, die mittlerweile in der [[Stadt Salzburg]] lebt, Mag.<sup>a</sup> Claudia Vilanek, gerade in Indien und half in den Einrichtungen von Mutter Theresa mit. Bei ihrem einzigen Besuch in Titagarh lernte sie Bruder Christdas kennen. In frühmorgendlichen philosophischen Diskussionen mit ihm, die aufgrund der Hitze bereits um fünf Uhr Früh am Anfang des Arbeitstages stattfanden, erlebte sie ihre ersten Visionen und Träume sowie die Aufbruchstimmung in all dem ärmlichen Leben in Lehmhütten. Das Projekt fasziniert sie in seinem Ansatz der ganzheitlichen Heilung, die nicht nur durch medizinische Maßnahmen erreichbar wird, sondern einen umfassenden Integrations- und Bildungsprozess der Menschen verlangt. | | [[1983]] war die damals gerade 18-Jährige gebürtige Tirolerin, die mittlerweile in der [[Stadt Salzburg]] lebt, Mag.<sup>a</sup> Claudia Vilanek, gerade in Indien und half in den Einrichtungen von Mutter Theresa mit. Bei ihrem einzigen Besuch in Titagarh lernte sie Bruder Christdas kennen. In frühmorgendlichen philosophischen Diskussionen mit ihm, die aufgrund der Hitze bereits um fünf Uhr Früh am Anfang des Arbeitstages stattfanden, erlebte sie ihre ersten Visionen und Träume sowie die Aufbruchstimmung in all dem ärmlichen Leben in Lehmhütten. Das Projekt fasziniert sie in seinem Ansatz der ganzheitlichen Heilung, die nicht nur durch medizinische Maßnahmen erreichbar wird, sondern einen umfassenden Integrations- und Bildungsprozess der Menschen verlangt. |
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| | Bruder Christdas begann den Aufbau der ersten Lehmhütten und erster medizinischer Versorgung mit Hilfe der kanadischen Lepra-Hilfsorganisation ''Jules and Paul-Émile Léger Foundation'', die ebenfalls 1981 von Paul-Émile Kardinal Léger (* [[1904]]; † [[1991]]), einem römisch-katholischer Kardinal und von [[1950]] bis [[1967]] Erzbischof von Montreal, gegründet worden war. Die ''Léger Foundation'' unterstützt bis heute das Projekt neben Claudia Vilanek als Hauptspender. | | Bruder Christdas begann den Aufbau der ersten Lehmhütten und erster medizinischer Versorgung mit Hilfe der kanadischen Lepra-Hilfsorganisation ''Jules and Paul-Émile Léger Foundation'', die ebenfalls 1981 von Paul-Émile Kardinal Léger (* [[1904]]; † [[1991]]), einem römisch-katholischer Kardinal und von [[1950]] bis [[1967]] Erzbischof von Montreal, gegründet worden war. Die ''Léger Foundation'' unterstützt bis heute das Projekt neben Claudia Vilanek als Hauptspender. |
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| − | === „Lepra gilt als schmutzige Krankheit, umso sauberer müssen wir uns zeigen“, Bruder Christdas === | + | === "Lepra gilt als schmutzige Krankheit, umso sauberer müssen wir uns zeigen“, Bruder Christdas === |
| | Durch die Spenden konnte Bruder Christdas zusammen mit Angehörigen der Kranken die ersten Lehmhütten durch Hütten aus Ziegeln ersetzen. Der Boden blieb im Eigentum des Vereins ''Little Flower'', doch das (kleine) Haus aus Ziegeln darauf gehörte der jeweiligen Familien. Ebenso ist es mit den kleinen Feldern und der einen oder zwei Kühe, die sich die Familien mittlerweile halten, um sich besser versorgen oder sich etwas nebenbei verdienen zu können. | | Durch die Spenden konnte Bruder Christdas zusammen mit Angehörigen der Kranken die ersten Lehmhütten durch Hütten aus Ziegeln ersetzen. Der Boden blieb im Eigentum des Vereins ''Little Flower'', doch das (kleine) Haus aus Ziegeln darauf gehörte der jeweiligen Familien. Ebenso ist es mit den kleinen Feldern und der einen oder zwei Kühe, die sich die Familien mittlerweile halten, um sich besser versorgen oder sich etwas nebenbei verdienen zu können. |
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| | === Leben im Dorf === | | === Leben im Dorf === |
| − | Eine Glocke ruft die arbeitsfähigen Bewohner täglich zu den jahreszeitlich angepassten Arbeitszeiten in die Spinnerei, Weberei oder den landwirtschaftlichen Betrieb. Rund 170 Personen, überwiegend Frauen, arbeiten in der Spinnerei im Hof und in Weberei im Gebäude an Webstühlen, deren „klack, klack“ der Webschiffchen weithin im Land zu hören sind. Mittlerweile besuchen mehr als 300 Kinder die Schule im Dorf. Einige Kinder aus der Umgebung leben sogar in einem Internat in ''Little Flower''. 2011 lebten rund eintausend Personen (Kranke und Angehörige) im Dorf. | + | Eine Glocke ruft die arbeitsfähigen Bewohner täglich zu den jahreszeitlich angepassten Arbeitszeiten in die Spinnerei, Weberei oder den landwirtschaftlichen Betrieb. Rund 170 Personen, überwiegend Frauen, arbeiten in der Spinnerei im Hof und in Weberei im Gebäude an Webstühlen, deren "klack, klack“ der Webschiffchen weithin im Land zu hören sind. Mittlerweile besuchen mehr als 300 Kinder die Schule im Dorf. Einige Kinder aus der Umgebung leben sogar in einem Internat in ''Little Flower''. 2011 lebten rund eintausend Personen (Kranke und Angehörige) im Dorf. |
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| | === Produkte der Bewohner von ''Little Flower'' === | | === Produkte der Bewohner von ''Little Flower'' === |
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| | Trotz dieser Sorgen von Bruder Christdas und ''Little Flower'' war er immer fröhlichen Herzens und strahlte einen nicht umzubringenden Humor eines Lebenskünstlers aus, der diesen Projektleiters auszeichnet. Und wenn Claudia Vilanek das Dorf besuchte, kam ihr Fröhlichkeit und Buntheit entgegen. Die Buntheit der Initiative, die Fröhlichkeit von Menschen, die ihr Leben wieder in die Hand genommen haben, auch wenn ihre Hände manchmal nur noch Stumpen sind. | | Trotz dieser Sorgen von Bruder Christdas und ''Little Flower'' war er immer fröhlichen Herzens und strahlte einen nicht umzubringenden Humor eines Lebenskünstlers aus, der diesen Projektleiters auszeichnet. Und wenn Claudia Vilanek das Dorf besuchte, kam ihr Fröhlichkeit und Buntheit entgegen. Die Buntheit der Initiative, die Fröhlichkeit von Menschen, die ihr Leben wieder in die Hand genommen haben, auch wenn ihre Hände manchmal nur noch Stumpen sind. |
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| − | Am Mittwoch, den [[27. August]] [[2011]], erreichte Claudia Vilanek die traurige Nachricht, dass Bruder Christdas fünf Monate vor dem 30. Geburtstag von „Little Flower“, verstorben war. Nahezu 30 Jahre, nachdem er sich entschieden hatte, in diesem gottverlassenen Landstrich mit den leprakranken Menschen zu leben und mit ihnen ein Modell der Zuversicht zu entwerfen, hatte er am [[27. Juli]] in den frühen Morgenstunden verabschiedet. Er war mit Herz- und Atembeschwerden ins ''Duncon Hospital'' eingeliefert worden, wenige Tage später kam ein Nierenversagen dazu, und am 27. Juli um 04:30 tat er mit 75 Jahren seinen letzten Atemzug. | + | Am Mittwoch, den [[27. August]] [[2011]], erreichte Claudia Vilanek die traurige Nachricht, dass Bruder Christdas fünf Monate vor dem 30. Geburtstag von "Little Flower“, verstorben war. Nahezu 30 Jahre, nachdem er sich entschieden hatte, in diesem gottverlassenen Landstrich mit den leprakranken Menschen zu leben und mit ihnen ein Modell der Zuversicht zu entwerfen, hatte er am [[27. Juli]] in den frühen Morgenstunden verabschiedet. Er war mit Herz- und Atembeschwerden ins ''Duncon Hospital'' eingeliefert worden, wenige Tage später kam ein Nierenversagen dazu, und am 27. Juli um 04:30 tat er mit 75 Jahren seinen letzten Atemzug. |
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| | Im Dezember 2010 hatte sich Claudia Vilanek das letzte Mal von ihm verabschiedet, durchaus im Bewusstsein, einen alten und müden Mann zurück zu lassen, trotzdem, immer noch voll Humor und Energie, wenn sie in intensiven Diskussionen über ''Little Flower'' Stunden und Tage verbrachten, sie sein Ende und sein Erbe diskutiert hatten. | | Im Dezember 2010 hatte sich Claudia Vilanek das letzte Mal von ihm verabschiedet, durchaus im Bewusstsein, einen alten und müden Mann zurück zu lassen, trotzdem, immer noch voll Humor und Energie, wenn sie in intensiven Diskussionen über ''Little Flower'' Stunden und Tage verbrachten, sie sein Ende und sein Erbe diskutiert hatten. |
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| | == Stipendien == | | == Stipendien == |
| − | Seit [[2017]] werden vom „Verein Little Flower“ Stipendien vergeben, wobei es mehr Bewerber dafür gibt als Geld vorhanden ist. | + | Seit [[2017]] werden vom "Verein Little Flower“ Stipendien vergeben, wobei es mehr Bewerber dafür gibt als Geld vorhanden ist. |
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| | 24 Schüler werden bei ihren letzten zwei Jahren hin zur Matura unterstützt, wobei der Verein auch alle anfallenden Schulkosten übernimmt. Vier Studenten, die 2017 Stipendien erhalten hatten, hatten 2018 erfolgreich abgeschlossen und begannen nun den Weg in eine berufliche Karriere. [[2018]] konnten 19 Stipendien für neun junge Frauen und zehn junge Männer vergeben werden sowie 24 Schüler im ''Ten plus Two''. Einige studieren Hotel Management, viele machen eine Krankenpflegeausbildung, einige besuchen eine College für Management oder ''Computer Science''. | | 24 Schüler werden bei ihren letzten zwei Jahren hin zur Matura unterstützt, wobei der Verein auch alle anfallenden Schulkosten übernimmt. Vier Studenten, die 2017 Stipendien erhalten hatten, hatten 2018 erfolgreich abgeschlossen und begannen nun den Weg in eine berufliche Karriere. [[2018]] konnten 19 Stipendien für neun junge Frauen und zehn junge Männer vergeben werden sowie 24 Schüler im ''Ten plus Two''. Einige studieren Hotel Management, viele machen eine Krankenpflegeausbildung, einige besuchen eine College für Management oder ''Computer Science''. |
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| | == Lepra == | | == Lepra == |
| − | Mehr zur Krankheit kann man im Wikipedia<ref>siehe [https://de.wikipedia.org/wiki/Lepra Wikipedia Lepra]</ref>] nachlesen. Darüber hinaus informiert der Salzburgwiki-Artikel [[Lepra]] nicht nur über die Krankheit im geschichtlichen Rückblick im [[Salzburg (Bundesland)|Land Salzburg]], sondern gibt einen kurzen Einblick in diese nicht leicht zu bekommende und durchaus heilbare Krankheit. Bruder Christdas meinte zur Krankheit selbst: „Wenn du Lepra unbedingt haben willst, ich muss dich enttäuschen, sie ist sehr schwer zu bekommen.“ | + | Mehr zur Krankheit kann man im Wikipedia<ref>siehe [https://de.wikipedia.org/wiki/Lepra Wikipedia Lepra]</ref>] nachlesen. Darüber hinaus informiert der Salzburgwiki-Artikel [[Lepra]] nicht nur über die Krankheit im geschichtlichen Rückblick im [[Salzburg (Bundesland)|Land Salzburg]], sondern gibt einen kurzen Einblick in diese nicht leicht zu bekommende und durchaus heilbare Krankheit. Bruder Christdas meinte zur Krankheit selbst: "Wenn du Lepra unbedingt haben willst, ich muss dich enttäuschen, sie ist sehr schwer zu bekommen.“ |
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