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==Die Ehe mit einem Österreicher==
 
==Die Ehe mit einem Österreicher==
''„Ehen im roten Sturm“'' schließt unmittelbar an den ersten Band an und schildert die ersten Ehejahre der Autorin mit ihrem aus [[Salzburg]] stammenden Mann [[Arnulf Hoyer]] (geboren als Anulf von Hoyer), die überschattet sind von Hunger, Kälte und der Angst vor der Liquidierung durch die bolschewistische Geheimpolizei, die ''Tscheka''. Ihre Ehe wird zu einer stillen Insel des Glücks inmitten des nachrevolutionären Chaos, der Wirren und Schrecken einer Zeit, die im blutigen Umbruch begriffen ist und in der alles verpönt ist, was einst Besitz, Lebensart und Kultur war. In der Sowjetküche schwimmen jetzt ganze Kuhaugen in der Suppe, die Schwangere liest Rezepte für Gebratenes Spanferkel mit Buchweizenkascha, um ihren Hunger zu „stillen“. Auf der Rückfahrt von Omsk treffen sie auf ganze Züge voller Verhungernder. In ihrer Heimatstadt angelangt, hat das ehemalige Dienstmädchen auf Anraten eines Kommissärs alle Zimmer ihres Hauses vermietet und will keines mehr zurückgeben. Galinas Mann erhält eine Stelle als Englischlektor, sie selbst hält Vorlesungen über Psychologie der Kindheit und Kinderliteratur. [[1922]] kommt Sohn Jurka in einem sowjetischen Gebärhaus zur Welt. Doch über dem jungen Glück liegt ein dunkler Schatten: Arnulf Hoyer ist Österreicher und somit aus ehemaligem Feindesland und entstammt darüber hinaus einer Aristokratenfamilie, ist also für die Bolschewiken ein Klassenfeind. [[1925]] wird die dreiköpfige Familie ohne Angabe von Gründen aus der Sowjetunion ausgewiesen und versucht, im von Arbeitslosigkeit und Not gebeutelten Wien Fuß zu fassen.
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''„Ehen im roten Sturm“'' schließt unmittelbar an den ersten Band an und schildert die ersten Ehejahre der Autorin mit ihrem aus Salzburg stammenden Mann [[Arnulf Hoyer]] (geboren als Anulf von Hoyer), die überschattet sind von Hunger, Kälte und der Angst vor der Liquidierung durch die bolschewistische Geheimpolizei, die ''Tscheka''. Ihre Ehe wird zu einer stillen Insel des Glücks inmitten des nachrevolutionären Chaos, der Wirren und Schrecken einer Zeit, die im blutigen Umbruch begriffen ist und in der alles verpönt ist, was einst Besitz, Lebensart und Kultur war. In der Sowjetküche schwimmen jetzt ganze Kuhaugen in der Suppe, die Schwangere liest Rezepte für Gebratenes Spanferkel mit Buchweizenkascha, um ihren Hunger zu „stillen“. Auf der Rückfahrt von Omsk treffen sie auf ganze Züge voller Verhungernder. In ihrer Heimatstadt angelangt, hat das ehemalige Dienstmädchen auf Anraten eines Kommissärs alle Zimmer ihres Hauses vermietet und will keines mehr zurückgeben. Galinas Mann erhält eine Stelle als Englischlektor, sie selbst hält Vorlesungen über Psychologie der Kindheit und Kinderliteratur. [[1922]] kommt Sohn Jurka in einem sowjetischen Gebärhaus zur Welt. Doch über dem jungen Glück liegt ein dunkler Schatten: Arnulf Hoyer ist Österreicher und somit aus ehemaligem Feindesland und entstammt darüber hinaus einer Aristokratenfamilie, ist also für die Bolschewiken ein Klassenfeind. [[1925]] wird die dreiköpfige Familie ohne Angabe von Gründen aus der Sowjetunion ausgewiesen und versucht, im von Arbeitslosigkeit und Not gebeutelten Wien Fuß zu fassen.
    
Galina bietet einer Redaktion eine Erzählung aus dem russischen Leben an, diese wird jedoch mit der Begründung, sie sei zu schwer, abgewiesen. Da kommt dem Paar die rettende Idee, es mit dem Betreiben eines Lebensmittelgeschäftes zu versuchen. Ein Freund ist bereit, ein Darlehen zum Erwerb eines Geschäftslokals zu gewähren, ein dem Geschäft angeschlossener kleiner Raum dient als Unterkunft. Während Arnulf auf der Universität die in Russland abgelegten Prüfungen, die in Österreich nicht anerkannt werden, nachholen muss, sorgt Galina eineinhalb Jahre lang als Milchfrau für den Unterhalt der Familie. Frühmorgens zieht die Akademikerin, die anfangs nur gebrochen Deutsch spricht, auf den Markt, um Brot, Butter, Käse und Wurst einzukaufen. Ihre Kundschaft besteht aus einem recht gemischten Völkchen, und Galina nützt jede freie Minute, um die Geschichten, die ihr die Leute erzählen, aufzuschreiben. Noch wichtiger aber ist es, keine einzige Kundschaft zu verlieren, und so muss sie so manche Anfeindung und Anschuldigung unerwidert über sich ergehen lassen. Ganz nebenbei will auch noch Sohn Jurka beaufsichtigt werden, dessen Leben auf der Gasse seine zweifelhafte Bereicherung erfährt.
 
Galina bietet einer Redaktion eine Erzählung aus dem russischen Leben an, diese wird jedoch mit der Begründung, sie sei zu schwer, abgewiesen. Da kommt dem Paar die rettende Idee, es mit dem Betreiben eines Lebensmittelgeschäftes zu versuchen. Ein Freund ist bereit, ein Darlehen zum Erwerb eines Geschäftslokals zu gewähren, ein dem Geschäft angeschlossener kleiner Raum dient als Unterkunft. Während Arnulf auf der Universität die in Russland abgelegten Prüfungen, die in Österreich nicht anerkannt werden, nachholen muss, sorgt Galina eineinhalb Jahre lang als Milchfrau für den Unterhalt der Familie. Frühmorgens zieht die Akademikerin, die anfangs nur gebrochen Deutsch spricht, auf den Markt, um Brot, Butter, Käse und Wurst einzukaufen. Ihre Kundschaft besteht aus einem recht gemischten Völkchen, und Galina nützt jede freie Minute, um die Geschichten, die ihr die Leute erzählen, aufzuschreiben. Noch wichtiger aber ist es, keine einzige Kundschaft zu verlieren, und so muss sie so manche Anfeindung und Anschuldigung unerwidert über sich ergehen lassen. Ganz nebenbei will auch noch Sohn Jurka beaufsichtigt werden, dessen Leben auf der Gasse seine zweifelhafte Bereicherung erfährt.