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| | Die Zeit der Aufklärung liebte möglichst natürliche Formen, der kleine an verschiedenen Orten überkommene Klausenbaum entsprach damals nicht mehr dem Geschmack der Zeit, in der z.B. der barocke Garten mit seinen gerade gestutzten Baumreihen und den geometrischen Wegen als verstaubt, als veraltet und als widernatürlich-aristokratisch abgelehnt wurde. Der Garten der Aufklärung und des Biedermeier bezieht natürliche Formen und natürliche Gestaltungselemente bewusst mit ein. Der Christbaum als kleines Stück immergrüner Garten im Wohnzimmer der Weihnachtszeit blieb ebenfalls natürlich, aber gleichzeitig sollte er durch Schmuck kunstvoll aufgewertet werden. | | Die Zeit der Aufklärung liebte möglichst natürliche Formen, der kleine an verschiedenen Orten überkommene Klausenbaum entsprach damals nicht mehr dem Geschmack der Zeit, in der z.B. der barocke Garten mit seinen gerade gestutzten Baumreihen und den geometrischen Wegen als verstaubt, als veraltet und als widernatürlich-aristokratisch abgelehnt wurde. Der Garten der Aufklärung und des Biedermeier bezieht natürliche Formen und natürliche Gestaltungselemente bewusst mit ein. Der Christbaum als kleines Stück immergrüner Garten im Wohnzimmer der Weihnachtszeit blieb ebenfalls natürlich, aber gleichzeitig sollte er durch Schmuck kunstvoll aufgewertet werden. |
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| − | ==Erste Christbäume im Raum Wien== | + | ===Erste Christbäume im Raum Wien=== |
| − | [[1815]] schon verbot die Landesregierung von Österreich unter der Enns (heute [[Niederösterreich]]) ausdrücklich das "Abstämmeln" und Ausgraben von Tannenbäumen für "Weihnachtsbäume" und dergleichen. Damals war selbst in Niederösterreich also der aus dem städtischen Bürgertum kommende Baum weiteren Kreisen bekannt, was zu Missbräuchen in den Staatsforsten führte. Sicher schon deutlich früher war der Christbaum daher in der weltoffenen Stadt [[Wien]] bekannt geworden. Ein Spitzel des Staatskanzlers [[Metternich]] meldete [[1814]] gemäß Polizeiakten, dass am ''Hohen Markt'' (in [[Wien]]) im Palais des Bankiers Baron Nathan Arnstein ein ''[[Deutschland#Preußen|preußisch]]-protestanischer'' Christbaum aufgestellt wurde um dort mit vielen Freunden ihr (christliches) Weihnachtsfest zu feiern. Der Baron war mit der sehr liberalen Berliner Jüdin Fanny von Arnstein verheiratet, die ihre heimatlichen Gewohnheiten - Christbaum aufstellen - nicht missen wollte und einen solchen Baum daher festlich geschmückt aufbaute. Einen Christbaum besaß auch die protestantische Prinzessin Henriette, die Gattin Erzherzog Erzherzog Karl im Jahr [[1816]]. Kaiser [[Franz I.]] nahm selbst an dieser weihnachtlichen Feierstunde teil und gab danach den Auftrag, künftig auch in der Hofburg einen geschmückten Christbaum aufzustellen. | + | [[1815]] schon verbot die Landesregierung von Österreich unter der Enns (heute [[Niederösterreich]]) ausdrücklich das "Abstämmeln" und Ausgraben von Tannenbäumen für "Weihnachtsbäume" und dergleichen. Damals war selbst in Niederösterreich also der aus dem städtischen Bürgertum kommende Baum weiteren Kreisen bekannt, was zu Missbräuchen in den Staatsforsten führte. Sicher schon deutlich früher war der Christbaum daher in der weltoffenen Stadt [[Wien]] bekannt geworden. Ein Spitzel des Staatskanzlers [[Metternich]] meldete [[1814]] gemäß Polizeiakten, dass am ''Hohen Markt'' (in [[Wien]]) im Palais des Bankiers Baron Nathan Arnstein ein ''[[Deutschland#Preußen|preußisch]]-protestanischer'' Christbaum aufgestellt wurde um dort mit vielen Freunden ihr (christliches) Weihnachtsfest zu feiern. Der Baron war mit der sehr liberalen Berliner Jüdin Fanny von Arnstein verheiratet, die ihre heimatlichen Gewohnheiten - Christbaum aufstellen - nicht missen wollte und einen solchen Baum daher festlich geschmückt aufbaute.<ref>Daniele Spera: [[100 x Österreich Judentum]], Seite 39</ref> Einen Christbaum besaß auch die protestantische Prinzessin Henriette, die Gattin Erzherzog Erzherzog Karl im Jahr [[1816]]. Kaiser [[Franz I.]] nahm selbst an dieser weihnachtlichen Feierstunde teil und gab danach den Auftrag, künftig auch in der Hofburg einen geschmückten Christbaum aufzustellen. |
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| − | == Erste Christbäume in Salzburg bzw. im Salzachkreis== | + | === Erste Christbäume in Salzburg und im Salzachkreis === |
| − | Es dauerte wohl noch einige Zeit, bis der Christbaum, von [[Bayern]] (oder von Wien) kommend, auch in einzelnen katholischen Ländern angenommen wurde. Im [[Königreich Bayern]] war um [[Augsburg]] der Christbaum [[1823]] jedenfalls schon fest im Brauchtum verankert, wie ein Kinderbuch von J. M. Voltz (''Zwölf Blätter Kinder - Bilder zur Unterhaltung und mündlichen Belehrung für Mädchen'') zeigt. In Teilen Bayerns, wo ab [[1805]] die protestantische mit der katholischen Kirche gleichberechtigt war, verbreitete sich der Christbaum als neuer Brauch vergleichsweise rasch. Vielleicht gab es erste Christbäume in Salzburg schon in jenen Jahren, in denen Salzburg zu Bayern gehörte. Im [[Salzachkreis]] (heute [[Land Salzburg (Bundesland)|Land Salzburg]]) standen jedenfalls schon um [[1820]], vielleicht auch schon früher, erste Christbäume. Sie waren allerdings noch nicht weiter verbreitet. In der Stadt Salzburg ist ein erster direkter Nachweis erst vor [[1830]], und zwar im Hause des aus [[Württemberg]] stammenden Spitzenhändlers [[Koch (Kaufmannsfamilie)|Koch]] bekannt. [[1856]] scheint als Unterrichtsbehelf für die allgemeinen Salzburger Schulen ein Weihnachtsbaum auf. Auch wird [[1869]] von einem nun schon weite Kreise erfassenden Brauch in Salzburg berichtet. [[1892]] brachte das "[[Salzburger Volksblatt]]" um Weihnachten mehrere Beiträge über Christbaumfeiern.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18921224&seite=3&zoom=33 ANNO], Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 24. Dezember 1892, Seite 3</ref> | + | Es dauerte wohl noch einige Zeit, bis der Christbaum, von [[Bayern]] (oder von Wien) kommend, auch in einzelnen katholischen Ländern angenommen wurde. Im [[Königreich Bayern]] war um [[Augsburg]] der Christbaum [[1823]] jedenfalls schon fest im Brauchtum verankert, wie ein Kinderbuch von J. M. Voltz (''Zwölf Blätter Kinder - Bilder zur Unterhaltung und mündlichen Belehrung für Mädchen'') zeigt. In Teilen Bayerns, wo ab [[1805]] die protestantische mit der katholischen Kirche gleichberechtigt war, verbreitete sich der Christbaum als neuer Brauch vergleichsweise rasch. |
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| | + | Vielleicht gab es erste Christbäume in Salzburg schon in jenen Jahren, in denen Salzburg zu Bayern gehörte. Im [[Salzachkreis]] (heute [[Land Salzburg (Bundesland)|Land Salzburg]]) standen jedenfalls schon um [[1820]], vielleicht auch schon früher, erste Christbäume. Sie waren allerdings noch nicht weiter verbreitet. In der Stadt Salzburg gibt es einen ersten direkten Nachweis [[1826]],<ref>[[Erika Scherer]], [[Reinhard Kriechbaum]]: [[Salzburger Brauch]], Seite 49</ref> und zwar im Hause des aus [[Württemberg]] stammenden Spitzenhändlers Josef [[Koch (Kaufmannsfamilie)|Koch]] bekannt. Die Familie mit zwölf Kindern wohnte am [[Makartplatz]] Nr. 11 hatte ihren Christbaum von ihrem Milchbauern aus dem [[Leopoldskroner Moos]] erhalten. Er wurde mit Backwerk, Nüssen, Obst und Kerzen geschmückt.<ref>Salzburger Brauch, Seite 49 → [[Karl Zinnburg]]: ''Salzburger Volksbräuche'', 1972, Seite 63</ref> |
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| | + | [[1856]] scheint als Unterrichtsbehelf für die allgemeinen Salzburger Schulen ein Weihnachtsbaum auf. Auch wird [[1869]] von einem nun schon weite Kreise erfassenden Brauch in Salzburg berichtet. [[1892]] brachte das "[[Salzburger Volksblatt]]" um Weihnachten mehrere Beiträge über Christbaumfeiern.<ref>[https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=svb&datum=18921224&seite=3&zoom=33 ANNO], Salzburger Volksblatt, Ausgabe vom 24. Dezember 1892, Seite 3</ref> |
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| | Im heutigen [[Oberösterreich]] dauerte es vielleicht noch länger: Erst [[1841]] ist dort ein Christbaum in [[Ried im Innkreis]] im Hause des Kaufmanns Josef Anton Rapolter nachweislich bekannt. Im Februar 1846 besingt in Linz das "Österreichische Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune" in einem Gedicht den Weihnachtsbaum. | | Im heutigen [[Oberösterreich]] dauerte es vielleicht noch länger: Erst [[1841]] ist dort ein Christbaum in [[Ried im Innkreis]] im Hause des Kaufmanns Josef Anton Rapolter nachweislich bekannt. Im Februar 1846 besingt in Linz das "Österreichische Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune" in einem Gedicht den Weihnachtsbaum. |
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| | === Der bäuerliche Christbaum im Land Salzburg=== | | === Der bäuerliche Christbaum im Land Salzburg=== |
| − | Die [[Salzburger Volkskultur|Salzburger Volkskundlerin]] [[Ulrike Kammerhofer-Aggermann]] meint, dass der heute gerne erwähnte ''bäuerliche'' oder ''traditionelle'' Christbaum ein ''Kunstobjekt unserer Vergangenheitssehnsucht nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]'' wäre. Einen Bauernchristbaum hatte es vor der Mitte des [[20. Jahrhundert]]s im Land Salzburg nicht häufig gegeben. Der Christbaum entstammt vielmehr dem Bürgertum. Die Landbevölkerung übernahm den bürgerlichen Brauch erst in der [[Zwischenkriegszeit]] des [[20. Jahrhundert]]s, noch um [[1950]] war der Christbaum in vielen Bauernhäusern nicht allgemein üblich! | + | Die [[Salzburger Volkskultur|Salzburger Volkskundlerin]] [[Ulrike Kammerhofer-Aggermann]] meint, dass der Christbaum eigentlich erst in der [[Zwischenkriegszeit]] im ländlichen Raum verbreitet hatte. "Der heute viel propagierte 'bäuerliche' oder 'traditionelle' Christbaum ist Kunstobjekt unserer Vergangenheitssehnsucht nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]]" sagt Kammerhofer-Aggermann.<ref>Salzburger Brauch, Seite 49</ref> Hingegen weiß Dr. [[Reinhard Medicus]], dass es einen Bauernchristbaum vor der Mitte des [[20. Jahrhundert]]s im Land Salzburg nicht häufig gegeben hatte. Der Christbaum entstammt vielmehr dem Bürgertum. Die Landbevölkerung übernahm den bürgerlichen Brauch erst in der [[Zwischenkriegszeit]] des [[20. Jahrhundert]]s, noch um [[1950]] war der Christbaum in vielen Bauernhäusern nicht allgemein üblich. |
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| | == Zum Christbaumschmuck == | | == Zum Christbaumschmuck == |