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Der Verlust seines Vaters brachte nicht nur seelische Entbehrungen mit sich. Denn seine Mutter, selbst schwer an TBC erkrankt, musste mit einer kleinen Invalidenpension fünf Kinder ernähren. [[1927]] bestand der erst 14jährige Reinthaler die Aufnahmeprüfung für die Lehrwerkstätte der Hauptwerkstatt St. Pölten und absolvierte dort eine Lehre zum Maschinenschlosser. Das Ende seiner Lehrzeit im Jahr [[1931]] bedeutete für ihn aber nicht die Übernahme in den aktiven Dienst der Eisenbahn, sondern drei Jahre Arbeitslosigkeit, in denen er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten musste. In dieser Zeit knüpfte er erste Verbindungen zur [[SPÖ|Sozialistischen Partei Österreichs]], zunächst über die [[Kinderfreunde]] und anschließend über die sozialistische Gewerkschaftsbewegung. Zudem besuchte er die Werkmeisterschule für Maschinenbau und Elektrotechnik in Wien, um sich in seinem Beruf weiterzubilden.
 
Der Verlust seines Vaters brachte nicht nur seelische Entbehrungen mit sich. Denn seine Mutter, selbst schwer an TBC erkrankt, musste mit einer kleinen Invalidenpension fünf Kinder ernähren. [[1927]] bestand der erst 14jährige Reinthaler die Aufnahmeprüfung für die Lehrwerkstätte der Hauptwerkstatt St. Pölten und absolvierte dort eine Lehre zum Maschinenschlosser. Das Ende seiner Lehrzeit im Jahr [[1931]] bedeutete für ihn aber nicht die Übernahme in den aktiven Dienst der Eisenbahn, sondern drei Jahre Arbeitslosigkeit, in denen er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser halten musste. In dieser Zeit knüpfte er erste Verbindungen zur [[SPÖ|Sozialistischen Partei Österreichs]], zunächst über die [[Kinderfreunde]] und anschließend über die sozialistische Gewerkschaftsbewegung. Zudem besuchte er die Werkmeisterschule für Maschinenbau und Elektrotechnik in Wien, um sich in seinem Beruf weiterzubilden.
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Die politischen Veränderungen der Dreißiger Jahre fanden in der Ausschaltung des Nationalrates am [[4. März]] [[1933]] und mit dem Verbot der Sozialdemokratie im [[Februar]] [[1934]] zwei ihrer undemokratischen Höhepunkte. Der autoritäre Ständestaat brachte auch für die Bediensteten der Eisenbahnen gewaltige Veränderungen der Arbeitsbedingungen mit sich: Massive Entlassungen, Herabsetzung der Eisenbahnerpensionen, Auszahlung der Gehälter in drei Raten, Aufhebung der Versammlungs- und Pressefreiheit, Dienstrechtsänderungen ohne Rücksprache mit der Personalvertretung, um nur einige Beispiele zu nennen; mit dem faschistischen System verbundene Funktionäre durchdrangen dabei typische Arbeiterorganisationen wie die Eisenbahn. Bewerber mussten sich als Mitglieder von Wehrformationen (z. B. Heimwehr) ausweisen - Ausnahmen wurden nur selten geduldet.  
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Die politischen Veränderungen der Dreißiger Jahre fanden in der Ausschaltung des Nationalrates am [[4. März]] [[1933]] und mit dem Verbot der Sozialdemokratie im [[Februar]] [[1934]] zwei ihrer undemokratischen Höhepunkte. Der autoritäre Ständestaat brachte auch für die Bediensteten der Eisenbahnen gewaltige Veränderungen der Arbeitsbedingungen mit sich: Massive Entlassungen, Herabsetzung der Eisenbahnerpensionen, Auszahlung der Gehälter in drei Raten, Aufhebung der Versammlungs- und Pressefreiheit, Dienstrechtsänderungen ohne Rücksprache mit der Personalvertretung, um nur einige Beispiele zu nennen; mit dem faschistischen System verbundene Funktionäre durchdrangen dabei typische Arbeiterorganisationen wie die Eisenbahn. Bewerber mussten sich als Mitglieder von Wehrformationen (z. B. [[Heimwehr]]) ausweisen - Ausnahmen wurden nur selten geduldet.  
    
[[1934]] gelang es Karl Reinthaler dennoch wieder in den Eisenbahnerdienst aufgenommen zu werden. Zunächst arbeitete er in der Oberbauwerkstätte in Wörth, ein Jahr später erhielt er die Möglichkeit, wieder nach St. Pölten zurückzukehren. Da er als "Roter" bekannt war, reagierten seine Arbeitskollegen ablehnend auf ihn. Trotz seines guten Eignungstests, der Reinthaler erst den Wiedereintritt in den Eisenbahnerdienst ermöglichte, konfrontierten systemtreue Arbeitskollegen ihn immer öfters mit Sätzen wie "Unsere Heimwehrler stehen ohne Arbeit auf der Straße und ein Roter wird uns vor die Nase gesetzt". Für ihn stand damals fest, bereits abgestempelt zu sein. Lange hielt es ihn - aufgrund der Ablehnung seiner Person durch die Kollegen - nicht in St. Pölten, denn im Spätherbst [[1936]] wurde er nach einer Ausbildung zum Wagenmeister am [[Rangierbahnhof Gnigl]] und am [[Hauptbahnhof Salzburg]] für sechs Monate als "Mädchen für alles", wie er es selbst bezeichnete, nach [[Saalfelden]] (Bezirk [[Zell am See]]) versetzt. Er übernahm in dieser Zeit sowohl Aufgaben als Schlosser als auch als Wagenmeister. Das Versprechen des Bahnhofsvorstandes von Salzburg, er könne nach diesen sechs Monaten wieder nach Salzburg zurückkehren, sollte von ihm allerdings nicht eingelöst werden.
 
[[1934]] gelang es Karl Reinthaler dennoch wieder in den Eisenbahnerdienst aufgenommen zu werden. Zunächst arbeitete er in der Oberbauwerkstätte in Wörth, ein Jahr später erhielt er die Möglichkeit, wieder nach St. Pölten zurückzukehren. Da er als "Roter" bekannt war, reagierten seine Arbeitskollegen ablehnend auf ihn. Trotz seines guten Eignungstests, der Reinthaler erst den Wiedereintritt in den Eisenbahnerdienst ermöglichte, konfrontierten systemtreue Arbeitskollegen ihn immer öfters mit Sätzen wie "Unsere Heimwehrler stehen ohne Arbeit auf der Straße und ein Roter wird uns vor die Nase gesetzt". Für ihn stand damals fest, bereits abgestempelt zu sein. Lange hielt es ihn - aufgrund der Ablehnung seiner Person durch die Kollegen - nicht in St. Pölten, denn im Spätherbst [[1936]] wurde er nach einer Ausbildung zum Wagenmeister am [[Rangierbahnhof Gnigl]] und am [[Hauptbahnhof Salzburg]] für sechs Monate als "Mädchen für alles", wie er es selbst bezeichnete, nach [[Saalfelden]] (Bezirk [[Zell am See]]) versetzt. Er übernahm in dieser Zeit sowohl Aufgaben als Schlosser als auch als Wagenmeister. Das Versprechen des Bahnhofsvorstandes von Salzburg, er könne nach diesen sechs Monaten wieder nach Salzburg zurückkehren, sollte von ihm allerdings nicht eingelöst werden.