| Zeile 4: |
Zeile 4: |
| | ==Leben== | | ==Leben== |
| | ===Tratz als Zoologe=== | | ===Tratz als Zoologe=== |
| − | Tratz gründete [[1914]] das Österreichische Ornithologische Institut in [[Hellbrunn]]. Dieses Institut entwickelte sich zu einem österreichischen Zentrum ornithologischer Forschung mit – für die damalige Zeit revolutionärer – ökologischer Ausrichtung. Für diese Leistungen wurde er im Jahr 1923 von der Innsbrucker Universität durch Verleihung der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. 1924 rief Tratz das Museum [[Haus der Natur]] ins Leben, dessen Direktor er fortan - mit einer kurzen Unterbrechung - bis kurz vor seinem Tod war. [[1935]] wurde ihm zum zehnjährigen Bestehen des Hauses der Natur der Professorentitel verliehen. Ab 1935 wirkte er auch als Universitätsprofessor in Innsbruck<ref>Vermutlich wird bei diesen Angaben die Verleihung des Berufstitels „Universitätsprofessor“ durch den Bundespräsidenten mit einer Professur (oder der bloßen Abhaltung von Lehrveranstaltungen an einer Universität (hier: Innsbruck) vermengt.</ref>. 1961 gehörte er zu den Gründervätern des [[Zoo Salzburg|Hellbrunner Tiergarten]]s. Er ist ein wesentlicher Mitbegründer des Vogelschutzes und Naturschutzes in Salzburg und in Österreich und hat zahlreiche wissenschaftliche Werke verfasst. | + | Tratz gründete [[1914]] das Österreichische Ornithologische Institut in [[Hellbrunn]]. Dieses Institut entwickelte sich zu einem österreichischen Zentrum ornithologischer Forschung mit – für die damalige Zeit revolutionärer – ökologischer Ausrichtung. Für diese Leistungen wurde er im Jahr 1923 von der Innsbrucker Universität durch Verleihung der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet. 1924 rief Tratz das Museum [[Haus der Natur]] ins Leben, dessen Direktor er fortan - mit einer kurzen Unterbrechung - bis kurz vor seinem Tod war. [[1935]] wurde ihm zum zehnjährigen Bestehen des Hauses der Natur der Professorentitel verliehen. Ab 1935 wirkte er auch als Universitätsprofessor in Innsbruck<ref>Vermutlich wird bei diesen Angaben die Verleihung des Berufstitels „Universitätsprofessor“ durch den Bundespräsidenten mit einer Professur (oder der bloßen Abhaltung von Lehrveranstaltungen an einer Universität (hier: Innsbruck) vermengt.</ref>. 1961 gehörte er zu den Gründervätern des [[Zoo Salzburg|Hellbrunner Tiergarten]]s. Er ist ein wesentlicher Mitbegründer des Vogelschutzes und Naturschutzes in Salzburg und in Österreich und hat zahlreiche wissenschaftliche Werke verfasst: |
| | | | |
| − | ===Tratz und die NS-Zeit=== | + | ===Veröffentlichungen=== |
| | + | * ''Versuch einer Bearbeitung des Herbstzuges der Waldschnepfe auf Helgoland nach historischem und modernem Material'', Neudamm 1913 |
| | + | * ''Alpenländisches Vogelmerkbüchlein'', Salzburg 1919 |
| | + | * ''Vom Leben der Beschwingten'', Leipzig 1923 |
| | + | * ''Alpenvögel - Ein Handbuch zur Auffindung und Beobachtung der Vögel in den österreichischen Alpenländern'', Salzburg 1930 |
| | + | * ''Vom Auto aus - Beobachtungen und Betrachtungen'', 1931 |
| | + | * ''Alpenwild in Vergangenheit und Gegenwart'', Salzburg 1934 |
| | + | * ''Natur ist alles. Ein Buch zum Lesen, Anschauen und Nachdenken'', Berlin 1943 |
| | + | * ''Tiere der Berge'', Seebruck am [[Chiemsee]] 1953 |
| | + | * ''KWA HERI! Ostafrikanische Safari'', Salzburg 1966 |
| | + | * ''Das große Ostalpenbuch'', Wien/München 1969 |
| | + | * ''45 Jahre Haus der Natur'', 1969 |
| | + | * ''Die Zukunftsaufgaben der naturhistorischen Museen'', 1970 |
| | + | |
| | + | Tratz hat einige hundert naturwissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Zoologie veröffentlicht. |
| | + | |
| | + | Er gab von 1924 an die „[[Mitteilungen aus dem Haus der Natur Salzburg]]“ heraus, in denen er selbst unzählige Beiträge verfasste. |
| | + | |
| | + | ==Würdigung== |
| | + | Eduard Paul Tratz war eine wichtige Persönlichkeit des Naturschutzes in Österreich. Seine besonderen Anliegen galten neben dem Naturschutz der Erforschung der Natur sowie der Verbreitung naturkundlicher Kenntnisse. |
| | + | |
| | + | ===Eduard-Paul-Tratz-Preis=== |
| | + | Nach Eduard Paul Tratz wurde der ''Eduard Paul Tratz-Preis'' für Verdienste um die naturwissenschaftliche Erforschung des Landes Salzburg benannt; er wurde nach der Aufarbeitung von Tratz’ nationalsozialistischer Vergangenheit in ''Haus der Natur-Preis'' umbenannt<ref>Wikipedia-Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_St%C3%BCber#Auszeichnungen „Eberhard Stüber]</ref> |
| | + | |
| | + | ===Eduard-Paul-Tratz-Medaille=== |
| | + | 1969 stiftete der Naturschutzbund Österreich aus Anlass des 80. Geburtstages seines Präsidenten Eduard Paul Tratz, die Eduard-Paul-Tratz-Medaille. Mit dieser Medaille, die in Gold, Silber und Bronze bisher (1969 bis 1997) an 19 Persönlichkeiten vergeben wurde, sollen hervorragende Leistungen im Naturschutz von gesamtösterreichischer, regionaler und lokaler Bedeutung auf dem Gebiet der Grundlagenforschung zur Erhaltung der Natur, der praktischen Naturschutzarbeit oder der Verbreitung und Vertiefung des Naturschutzgedankens ausgezeichnet werden. |
| | + | |
| | + | ==Tratz und die NS-Zeit== |
| | Während der [[NSDAP|NS]]-Zeit nutzte Tratz seine Regimetreue zur Weiterentwicklung des Museums. Er war SS-Hauptsturmführer, Träger des Totenkopfrings und in prominenter Position mit der SS-Wissenschaftsorganisation "Ahnenerbe" verbunden. Der Historiker [[Robert Hoffmann (Historiker)|Robert Hoffmann]] hat aufgezeigt, dass Tratz an Kunstraubaktionen in Polen beteiligt war, dass er das "[[NS-Euthanasie]]-Programm" rechtfertigte und dass die Tibetschau im Haus der Natur das Ergebnis einer engen Kooperation zwischen Tratz und und Dr. Schäfer, dem Leiter der von der SS geförderten Tibet-Expedition [[1938]]/[[1939|39]] gewesen sei. | | Während der [[NSDAP|NS]]-Zeit nutzte Tratz seine Regimetreue zur Weiterentwicklung des Museums. Er war SS-Hauptsturmführer, Träger des Totenkopfrings und in prominenter Position mit der SS-Wissenschaftsorganisation "Ahnenerbe" verbunden. Der Historiker [[Robert Hoffmann (Historiker)|Robert Hoffmann]] hat aufgezeigt, dass Tratz an Kunstraubaktionen in Polen beteiligt war, dass er das "[[NS-Euthanasie]]-Programm" rechtfertigte und dass die Tibetschau im Haus der Natur das Ergebnis einer engen Kooperation zwischen Tratz und und Dr. Schäfer, dem Leiter der von der SS geförderten Tibet-Expedition [[1938]]/[[1939|39]] gewesen sei. |
| | | | |
| Zeile 45: |
Zeile 72: |
| | Tratz wurden im Frühjahr 2016 posthum der [[Ring des Landes Salzburg|Ring des Landes]] (verliehen 1958) und das [[Goldenes Verdienstzeichen des Landes Salzburg|Goldene Verdienstzeichen des Landes Salzburg]] (verliehen 1968) aberkannt. Das ist auch posthum möglich - das Land hat vor einigen Monaten (Anfang 2016) das Gesetz geändert. Ein entsprechender Beschluss zur Aberkennung von Tratz' Auszeichnungen wurde [[12. Mai]] [[2016]] in der Regierungssitzung getroffen. | | Tratz wurden im Frühjahr 2016 posthum der [[Ring des Landes Salzburg|Ring des Landes]] (verliehen 1958) und das [[Goldenes Verdienstzeichen des Landes Salzburg|Goldene Verdienstzeichen des Landes Salzburg]] (verliehen 1968) aberkannt. Das ist auch posthum möglich - das Land hat vor einigen Monaten (Anfang 2016) das Gesetz geändert. Ein entsprechender Beschluss zur Aberkennung von Tratz' Auszeichnungen wurde [[12. Mai]] [[2016]] in der Regierungssitzung getroffen. |
| | | | |
| − | ==Veröffentlichungen==
| |
| − | * ''Versuch einer Bearbeitung des Herbstzuges der Waldschnepfe auf Helgoland nach historischem und modernem Material'', Neudamm 1913
| |
| − | * ''Alpenländisches Vogelmerkbüchlein'', Salzburg 1919
| |
| − | * ''Vom Leben der Beschwingten'', Leipzig 1923
| |
| − | * ''Alpenvögel - Ein Handbuch zur Auffindung und Beobachtung der Vögel in den österreichischen Alpenländern'', Salzburg 1930
| |
| − | * ''Vom Auto aus - Beobachtungen und Betrachtungen'', 1931
| |
| − | * ''Alpenwild in Vergangenheit und Gegenwart'', Salzburg 1934
| |
| − | * ''Natur ist alles. Ein Buch zum Lesen, Anschauen und Nachdenken'', Berlin 1943
| |
| − | * ''Tiere der Berge'', Seebruck am [[Chiemsee]] 1953
| |
| − | * ''KWA HERI! Ostafrikanische Safari'', Salzburg 1966
| |
| − | * ''Das große Ostalpenbuch'', Wien/München 1969
| |
| − | * ''45 Jahre Haus der Natur'', 1969
| |
| − | * ''Die Zukunftsaufgaben der naturhistorischen Museen'', 1970
| |
| | | | |
| − | Tratz hat einige hundert naturwissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Zoologie veröffentlicht.
| |
| − |
| |
| − | Er gab von 1924 an die „[[Mitteilungen aus dem Haus der Natur Salzburg]]“ heraus, in denen er selbst unzählige Beiträge verfasste.
| |
| − |
| |
| − | ==Würdigung==
| |
| − | Eduard Paul Tratz war eine wichtige Persönlichkeit des Naturschutzes in Österreich. Seine besonderen Anliegen galten neben dem Naturschutz der Erforschung der Natur sowie der Verbreitung naturkundlicher Kenntnisse.
| |
| − |
| |
| − | ===Eduard-Paul-Tratz-Preis===
| |
| − | Nach Eduard Paul Tratz wurde der ''Eduard Paul Tratz-Preis'' für Verdienste um die naturwissenschaftliche Erforschung des Landes Salzburg benannt; er wurde nach der Aufarbeitung von Tratz’ nationalsozialistischer Vergangenheit in ''Haus der Natur-Preis'' umbenannt<ref>Wikipedia-Artikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_St%C3%BCber#Auszeichnungen „Eberhard Stüber]</ref>
| |
| − |
| |
| − | ===Eduard-Paul-Tratz-Medaille===
| |
| − | 1969 stiftete der Naturschutzbund Österreich aus Anlass des 80. Geburtstages seines Präsidenten Eduard Paul Tratz, die Eduard-Paul-Tratz-Medaille. Mit dieser Medaille, die in Gold, Silber und Bronze bisher (1969 bis 1997) an 19 Persönlichkeiten vergeben wurde, sollen hervorragende Leistungen im Naturschutz von gesamtösterreichischer, regionaler und lokaler Bedeutung auf dem Gebiet der Grundlagenforschung zur Erhaltung der Natur, der praktischen Naturschutzarbeit oder der Verbreitung und Vertiefung des Naturschutzgedankens ausgezeichnet werden.
| |
| | | | |
| | ==Literatur== | | ==Literatur== |