Scheller, Schleicher, Maibaumkraxler
Buchtipp Scheller, Schleicher, Maibaumkraxler, Bräuche in Österreich: Fasching, Ostern, Frühling
- Autor: Reinhard Kriechbaum
- Verlag: Verlag Anton Pustet
- Erscheinungsjahr: 2012
- ISBN 978-3-7025-0664-3
Rezension 1
Unterhaltsam, informativ und fundiert recherchiert mit vielen interessanten Details
Giggeler und Bajatzl – Blochziehen in Tirol, vom Metzgersprung und Faschingseingraben, vom Trauerzug mit den leeren Geldbörsen, über den Valentinstag, der mit dem hl. Valentin nichts zu tun hat, von erstaunlich vielen Dorfgemeinschaften, die Passionsspiele abhalten, vom Franzosen-Verscheuchen im Lungau, dem Milchkannen-Donnern im Südburgenland und in Kärnten, von Prangstangen, Jungfrauenaufweckenund dem immateriellen UNESCO-Kulturerbe des Böllerschießens (!), von Sauhaxenopfer und Viehumtragen, von einem Krawattentag (?) und vom Verbrennen des Sunnawendhansls in Oberndorf bei Salzburg – eigentlich müsste ich alle Titel hier anführen und kurz erklären, denn das Buch ist eine wahre Schatzgrube an ganz alten, alten, weniger alten und neuen Bräuchen aus ganz Österreich. Alleine von der Passionszeit und den einzelnen Tagen zwischen Palmsonntag und Ostermontag werden 37 Bräuche geschildert.
Aber das Buch wäre nur halb so unterhaltsam und interessant, hätte es nicht Reinhard Kriechbaum mit seinem eingestreuten Humor geschrieben. Humor ist vielleicht gar nicht die richtige Bezeichnung für seine fundierte und doch locker-lustige, durchaus kritische Schreibweise. Keine Sorge, meint er, der Sauschädel taucht schon auf (aus dem Zusammenhang gerissen, bitte keine falschen Schlüsse ziehen!). Sehr modern sein gewählter Titel für den Fürsprecher in Sachen Halskrankheiten, den heiligen Blasius: Segens-Homöopathie gegen Halsweh! Obwohl der Vatertag hierzulande kaum begangen wird, ist es umso erstaunlicher, dass die Wirtschaftskammer zu berichten weiß, dass der Vatertag 2009 mit 108 Mill. Euro Umsatz zwei Drittel der Summe erwirtschaftet, die der Muttertag bringt. Ob das nur Zweckoptimismus sei, hinterfragt Kriechbaum.
Es ist wirklich sehr bunt, das Buch, bunt die Bilder, bunt die Mischung aus religiösen und volkskulturellen Bräuchen, aus Bekanntem und weniger Bekanntem, aus dem Burgenland bis nach Vorarlberg. Und sehr praktisch: am Ende jedes Beitrags hat Kriechbaum einen Infoblock zusammengestellt: wo findet dieser Brauch statt, wann und wo erhält man Auskunft. Es ist kein Buch für religiöse Fanatiker oder heimatverbundene Traditionalisten, sondern ein Buch für alle, die es einfach einmal genau wissen möchten, warum in der Nacht vom 30. April auf 1. Mai ihre Gartenbank abhanden gekommen ist, ob der Brauch, jemanden in den April schicken, tatsächlich ein alter Brauch ist oder wo man Homer Simpson in Blütenform bewundern kann. Ein Buch mit vielen interessanten Details!
Weitere Themen aus Salzburg in diesem Buch (Auszug): die Vereinigten zu Tamsweg, Heiliggeisttaube, Samson, Ranggeln.
Rezension 2
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